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Abdennour bis Zouma – Die Transfers des Winters

Wir haben uns ein paar Transfers dieses Winters angesehen. Unser Fazit:

 

Spanien

Aufgrund der angespannten Finanzlage vieler Vereine war in Spanien in der Winterpause nicht mit größeren Investitionen zu rechnen. Viele Vereine behalfen sich deswegen mit Leihgeschäften oder gingen in weniger bekannten Märkten in Osteuropa oder Lateinamerika auf die Suche nach hoffnungsvollen Verstärkungen.

Andere, wie UD Levante oder der FC Granada, sahen sich bei unterklassigen spanischen Vereinen um. So kehrt beispielsweise mit Víctor Casadesús ein alter Bekannter (36 Tore in 192 Ligaspielen für RCD Mallorca) im Trikot von Levante zurück auf die Bühne der Primera División.

Ein Verein sorgte dennoch nicht trotz, sondern vielmehr wegen seiner knappen Finanzlage für einigen Trubel auf dem Transfermarkt.

 

Transferhektik beim FC Valencia

Die Fledermäuse mussten in den vergangenen Jahren aufgrund ihrer schwierigen Finanzsituation bereits einige Leistungsträger ziehen lassen. Diesen Winter sollte sich dies ändern, denn man bestätigte, Anfragen verschiedener Investoren erhalten zu haben.

Einer jener Investoren, der singapurische Geschäftsmann Peter Lim, stellte gar Geld für Investitionen noch im Wintertransferfenster in Aussicht und so wurde der FC Valencia bereits mit einigen großen Namen in Verbindung gebracht.

Doch nachdem der Hauptgläubiger Bankia, das Vereinspräsidium, der Haupteigner Fundació sowie die für die Fundació bürgende Valencianische Landesregierung sich nicht einigen konnten und teilweise aneinander vorbei mit verschiedenen Investoren verhandelten, rückte der Transferschluss näher, ohne dass ein Investor in Sicht war.


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Und so kam es in den letzten Tagen des Transferfensters noch zu einigen hektischen Aktivitäten. Die beiden Stürmer Helder Postiga und Dorlan Pabon, die beide erst im Sommer verpflichtet worden waren und sich letztlich als große Missverständnisse erwiesen, wurden ebenso verliehen wie Ever Banega, Andres Guardado sowie der in Ungnade gefallene Adil Rami.

Dafür verpflichtete man mit Vinicius Araujo für kolportierte 3,5 Millionen Euro ein brasilianisches Sturmtalent.

Zudem wurde der chilenische Flügelstürmer Eduardo Vargas vom SSC Neapel ausgeliehen. Mit Seydou Keita nahm man einen erfahrenen Mittelfeldakteur unter Vertrag, der wohl den Abgang des zuletzt Formschwachen Banega auffangen

soll. Zu guter Letzt verpflichtete man kurz vor Torschluss den schweizer Innenverteidiger Philippe Senderos ablösefrei vom FC Fulham, nachdem man zuvor schon das portugiesischer Innenverteidiger-Talent Rúben Vezo von Vitória Setúbal losgeeist hatte. Für die größten Schlagzeilen sorge allerdings ein weiterer Abgang

 

Sergio Canales zu Real Sociedad San Sebastián

Auch wenn er zuletzt nicht immer zu überzeugen wusste, kam der Abgang von Sergio Canales vom FC Valencia überraschend. Der 22-jährige Offensivakteur galt lange als großes Talent des spanischen Fußballs und wurde bereits im Alter von 18 Jahren von Real Madrid verpflichtet.

Dort konnte er sich jedoch nie durchsetzen und wurde immer wieder durch schwere Verletzungen zurückgeworfen. Nun sichert sich Real Sociedad seine Dienste für etwa 3,5 Millionen Euro.

Auch wenn er es dort in der Rückrunde schwierig haben sollte, in der hervorragend besetzten offensiven Dreierreihe der Basken einen Stammplatz zu erhalten, war dies ein absolut nachvollziehbarer Transfer.

Die fehlende Breite im Offensivbereich wurde Real Sociedad schon in der Vorrunde zum Verhängnis, als man die Doppelbelastung nur schwer verkraftete und nicht nur in der Gruppenphase der Champions-League ausschied, sondern auch in der Liga einen schweren Saisonstart hatte.

Mit Canales dürfte sich dieses Problem zunächst erledigt haben. Zudem stehen die Offensivkräfte Carlos Vela und Antoine Griezmann in der Zwischenzeit auf dem Einkaufszettel diverser europäischer Topclubs und ihr Verbleib über den Sommer hinaus gilt als alles andere als sicher. Dann könnte die Zeit eines Canales gekommen sein.

 

Der FC Villarreal setzt auf geliehene Talente

Die spanische Variante des Ausdrucks „fehlende Breite im Offensivbereich”  dürfte in der Winterpause auch in Villarreal gefallen sein.

Den mit einem Kreuzbandriss wohl noch die ganze Saison ausfallenden Leistungsträger Cani vertrat das Hauseigene Top-Talent Moises Gomez zwar zuletzt hervorragend, doch nachdem auch noch Flügelflitzer Hernán Pérez an Olympiakos verkauft wurde, bestand dringender Handlungsbedarf.

Und so verpflichtete man auf Leihbasis den 20-jährigen Linksaußen Joan Román aus der zweiten Mannschaft des FC Barcelona, sowie Atleticós Kronjuwel Óliver Torres. Während es für Román wohl schwierig sein dürfte, sich gegen Moises Gomez durchzusetzen, ist dem 19-Jährigen Óliver durchaus einiges zuzutrauen.

Seine Rolle im Team wird er jedoch erst noch finden müssen, denn die von ihm präferierte Zehnerposition gibt es in Marcelinos bevorzugtem 4-4-2-System in dieser Form nicht.

 

Alte Bekannte bei Atletico

Auch der derzeitige Tabellenführer der Primera División hat sich nicht auf seiner bisherigen äußerst erfolgreichen Saison ausgeruht, sondern personell nachgelegt. Die bisherigen Ergänzungsspieler Joshua Guilavogui, Leo Baptistão, sowie Óliver Torres wurden verliehen.

Dafür kehrte der Brasilianer Diego zurück, der bereits in der Saison 2011/2012 bei Atleticó gespielt und mit den Colchoneros die Europa League gewonnen hatte. Noch am letzten Transfertag überwies man geschätzte 1,5 Millionen an den VfL Wolfsburg, um den 28-jährigen Spielmacher unter Vertrag zu nehmen.

Zudem wurde der Argentinier José Ernesto Sosa von Metalist Kharkiv ausgeliehen. Mit dem 28-Jährigen Flügelspieler, der sich bei Atleticó noch für die WM 2014 in Brasilien empfehlen will, hat Trainer Simeone bereits in seiner Zeit bei Estudiantes de la Plata erfolgreich zusammengearbeitet.

 

Besser als der Welttorhüter – Real Betis verstärkt sich für den Abstiegskampf

Nach einer verkorksten Hinrunde und dem daraus resultierenden abgeschlagenen letzten Tabellenplatz war klar, dass sich bei den Andalusiern etwas tun musste.

Das von Atleticó Madrid geliehene brasilianische Offensiv-Talent Leo Baptistão hat in seinen ersten Einsätzen bereits bewiesen, dass es der Mannschaft weiterhelfen kann. Gegen Ende der Transferphase wurden dann zwei weitere interessante Verpflichtungen getätigt.

Antonio Adán war lange Jahre die Nummer zwei im Tor bei Real Madrid, bevor der damalige Trainer José Mourinho ihn vergangene Saison aufgrund von Streitigkeiten mit Real-Kapitän Iker Casillas zur Nummer Eins erklärte.

Seine damalige Aussage, Adán sei derzeit besser als der gerade wieder zum Welttorhüter gekrönte Casillas sorgte für einiges Aufsehen. Nach nur wenigen Spielen war die große Zeit von Adán allerdings schon wieder abgelaufen.

Nach der Verpflichtung von Diego López fand er sich plötzlich immer häufiger auf der Tribüne wieder. Im Sommer verließ er den Verein, schloss sich vorübergehend dem italienischen Erstligisten Cagliari Calcio an, wo er sich allerdings auch nicht durchsetzen konnte und wechselt nun ablösefrei zu Betis, wo er endlich Konstanz auf die Torhüterposition bringen soll.

Dort hatte man schon im Sommer alle drei damals im Kader stehenden Keeper abgegeben und stattdessen den Argentinier Guillermo Sara und den Dänen Stephan Anderson verpflichtet. Nachdem jedoch beide in der Vorrunde nicht hundertprozentig zu überzeugen wussten, wurde Anderson jetzt schon in der Winterpause wieder abgegeben und nun soll es also Antonio Adán richten.

Zudem wurde Ersatz für den verletzten Xavi Torres im defensiven Mittelfeld benötigt. Fündig wurde man hierbei schließlich beim AFC Sunderland. Der Senegalese Alfred N’Diaye wurde für ein halbes Jahr ausgeliehen und soll die extrem angespannte Personalsituation auf dieser Position lockern.

Die beiden letztgenannte feierten ihr Debüt übrigens am vergangenen Sonntag gegen Espanyol Barcelona. Mit Adan im Tor und N’Diaye als zentralem Verteidiger einer erstmals in dieser Saison eingesetzten Fünferkette  konnte Betis zum ersten Mal seit 15 Spielen (oder über vier Monaten) wieder einen Sieg in der Liga einfahren.

Titelbild der Gazzetta dello Sport (1.2)
Titelbild der Gazzetta dello Sport (1.2)

 

Italien

Wie eigentlich immer tat sich auch heuer wieder sehr viel am italienischen Mercato. Highlight dabei ist natürlich der Deadlineday, bei dem sich alle Vereine im Mailänder Atahotel treffen, dass am 31.1 dann quasi einem Spielerbasar gleicht.

Kontinuität scheint dabei manchen Vereinen wohl ein Fremdwort zu sein und so finden auch beim Transferfenster im Jänner teilweise ganze Umbrüche statt. Unbestrittener Meister ist in diesem Fall eigentlich der Genoa CFC, der im Sommer schon die meisten Zugänge hatte und auch im Winter wieder sehr aktiv war.

Die meisten Transfers konnte aber der Aufsteiger US Sassuolo verzeichnen, ganze 12 Spieler wurden vom Verein in die Emilia Romagna geholt, 6 davon standen beim ersten Spiel nach der Transferzeit gleich in der Startelf des neuen Trainers Alberto Malesani.

Manfredini, Floccari, Sansone und Paolo Cannavaro, gleich neuer Kapitän der Mannschaft, sind dabei Neuzugänge, die sich für den abstiegsbedrohten Klub wirklich sehen lassen können. Interessant war auch zu sehen, wie aktiv Chievo Verona war (7 Neuzugänge, z.B Leihe von Agazzi und Paredes), wo es doch bei Chievo normalerweise immer sehr ruhig zugeht.

Aber nicht nur im Tabellenkeller wurde reichlich zugeschlagen, auch bei den Topklubs bzw. den Vereinen, die sich als solche betrachten, gab es einige interessante Transfers zu verzeichnen. So legte zum Beispiel die Roma einen sehr interessanten, eher zukunftsorientierten Mercato hin und holte einige Talente.

Für 4,5 Mio. € wurde zum Beispiel das 17-jährige Sturmtalent Sanabria vom FC Barcelona abgeworben und gleich darauf an Sassuolo verliehen. Paredes von Boca (verliehen an Chievo), Abner von Coritiba (ab Sommer), Golubovic von OFK Belgrad und Berisha von Halmstad gelten auch allesamt als sehr talentierte Nachwuchshoffnungen.

Zudem konnte die Roma das Rennen um Radja Nainggolan für sich gewinnen und Michel Bastos ausleihen. So einiges tat sich auch bei Milan, hier sollten allerdings Spieler geholt werden, die sofort weiterhelfen können, damit sich der Klub vielleicht doch noch für das internationale Geschäfte qualifiziert.

Der Mailänder Jugendtrend wurde dabei zur Nebensache. Schon länger feststanden dabei die Transfers von Keisuke Honda und Adil Rami. Zudem wurde Petagna von der Sampdoria zurückgeholt, Essien ablösefrei verpflichtet und Taarabt ausgeliehen.

Mit den Verpflichtungen von Honda und Taarabt scheint die offensive Mittelfeldreihe im neuen 4-2-3-1 von Seedorf nun sehr gut besetzt. Dafür wurde Matri an die Fiorentina abgegeben, für die er im ersten Spiel gleich einen Doppelpack erzielen konnte.

Auch Lokalrivale Inter war am Transfermarkt tätig und holte Danilo D’Ambrosio, der bei Torino schon länger aufzeigen konnte und ab Sommer ablösefrei gewesen wäre, sowie Hernanes, mit 15 Mio. € der teuerste Wintertransfer in Italien.

Außerdem lieferte Inter bzw. deren Sportdirektor Branca mit dem beinahe Tausch Guarin gegen Vucinic die wohl interessanteste Transferstory. Ruhiger ging es dafür beim Tabellenführer Juventus zu, der nur Pablo Osvaldo mit Kaufoption auslieh und dafür Ergänzungsspieler wie De Ceglie und Motta abgab, beide an Genoa. Weitere erwähnenswerte Transfer wären noch Lodi zu Catania, Anderson zur Fiorentina, Helder Postiga zu Lazio und Jorginho zu Napoli.

 

AS Roma sichert sich Nainggolan

Der wohl begehrteste Spieler dieser Wintertransferzeit war aber Radja Nainggolan. Juventus hatte schon lange ein Auge auf den Belgier mit indonesischen Wurzeln geworfen, auch Inter und Napoli hätten den Mittelfeldspieler sehr gerne verpflichtet.

Kurz gab es sogar Gerüchte über einen Wechsel zum AC Milan. Cagliari konnte Nainggolan eigentlich sehr lange halten, aufgrund der finanziellen Situation des Vereins war ein Wechsel diesen Winter aber kein Geheimnis, was Präsident Cellino dann auch in der Gazzetta bestätigte.

Radja Nainggolan wurde für 3 Mio. € ausgeliehen, zudem besitzt die Roma eine Kaufoption auf 50 % der Transferrechte für 6,5 Mio. €. Daraus ergibt sich quasi ein Preis von 9,5 Mio. € für 50 %, weshalb er von einigen Fans als überteuert betrachtet wurde.

Nainggolan ist im Mittelfeld allerdings sehr variabel einsetzbar, hat sowohl defensiv als auch offensiv seine Qualitäten, und ist wohl die ideale Ergänzung zum derzeitigen Mittelfeldtrio Pjanic, De Rossi, Strootmann.

Zudem sollte in die Betrachtungen zur Ablösesumme mit einfließen, dass er beinahe zu Napoli gewechselt wäre und somit den größten Konkurrenten um den Champions League-Fixplatz verstärkt hätte.

 

Jorginho zu Napoli

Da die Roma das Rennen um Nainggolan machte, musste sich Napoli nach einem anderen defensiven Mittelfeldspieler umsehen.

Dabei war lange Zeit Maime Gonalons die wahrscheinlichste Option, die Verhandlungen mit Olympique Lyon erwiesen sich aber als zäh, zwischendurch dementierte Lyons Präsident auch noch, dass es überhaupt keine Verhandlungen gäbe, und am Ende konnte man sich nicht ganz auf eine Ablösesumme einigen.

So wurden danach auch noch Yann M’Vila von Rubin Kasan und Alex Song mit Napoli in Verbindung gebracht. Am Ende verpflichtete Napoli mit Jorginho einen Spieler, der bis vor einem halben Jahr international noch ziemlich unbekannt war, sich aber bei Aufsteiger Hellas Verona ins Rampenlicht spielen konnte und einige Interessenten anlockte.

Bis jetzt hatte Napoli mit den Schweizern Inler, Dzemaili und Behrami drei sehr ähnliche Spielertypen auf der 6. Die drei Schweizer kommen vor allem durch ihre Zweikampfstärke ins Spiel.

Der 22-jährige Jorginho dagegen ist ein sehr vielseitiger Spieler, der im Mittelfeld viele Positionen übernehmen kann, und dessen größte Stärke wohl das Passspiel ist.

Für Napoli machte es daher durchaus Sinn endlich auch einen Spielmacher auf der 6 zu haben, vor allem da der Fußball unter Rafa Benitez mehr auf Ballbesitz ausgelegt und insgesamt nicht so dynamisch ist wie unter Walter Mazzarri.

Die „Comproprietà“ (das deutsche Wort „Co-Eignerschaft“ klingt einfach nicht so schön) für 5 Mio. € ist daher vermutlich für Napoli als auch für Hellas ein guter Deal.

 

Osvaldo zurück in Italien

Sportlich verlief die Zeit von Pablo Osvaldo bei der Roma eigentlich sehr gut, allerdings fiel er immer wieder durch Undiszipliniertheiten auf, nahm Totti einen Elfmeter weg und verschoss ihn, beleidigte Trainer Andreazzoli auf Twitter oder ließ sich in London fotografieren, als in Rom gerade das Derby stattfand, für das er gesperrt war.

Im Sommer wurde die Stimmung für Osvaldo unerträglich und er flüchtete zu Southampton. Dort traf er zwar wieder auf Mauricio Pocchettino, den er schon von Espanyol gut kannte, allerdings kam er in England nie wirklich auf Touren und stand eher im Schatten von Spielern wie Adam Lallana oder Jay Rodriguez.

Aufgrund eines „Vorfalles am Trainingsplatz“ wurde Osvaldo dann suspendiert und schließlich von Juventus verpflichtet. Juventus zahlt für den Italo-Argentinier 400.000 € für die Leihe und besitzt eine Kaufoption in Höhe von 18 Mio. €.

Etwas teuer, bedenkt man, dass Southampton im Sommer nur 15 Mio. € gezahlt hat und Osvaldos Marktwert während seiner Zeit in England wohl kaum gestiegen ist. Juventus hat aber nun zumindest für ein halbes Jahr einen zusätzlichen sehr kompletten Mittelstürmer, der prinzipiell gut in das System von Antonio Conte passt.

Ob er aber wirklich 18 Mio. € Wert ist, ist fraglich und wird sich erst zeigen.

 

Frankreich

Seit 2 Jahren fungiert Paris Saint Germain quasi als Alleinunterhalter auf dem französischen Spielermarkt. Dieser Winter war keine Ausnahme, denn in der Presse war hauptsächlich von der Rückkehr von Yohan Cabaye (für läppische 24 Millionen Euro) die Rede.

Man hätte sicherlich meinen können, dass dieses vollbesetzte Starensemble keines Nachschubs bedarf. An jeder Stelle hat Trainer Laurent Blanc die Qual der Wahl, selbst vermeintliche Einwechselspieler haben ein internationales Niveau.

Aber dies genügt der katarischen Kriegsmaschine offenbar nicht: so war nach den Rekordeinkäufen von diesen Sommer (Cavani, Marquinhos u.a., mehr als 100 Millionen Euro Ablöse) immer noch ein wenig Budget vorhanden, um noch im Winter einen Coup zu landen. Nun kann man sich jedoch fragen, wozu das gut ist: gibt es für Cabaye noch einen Platz auf dem Spielfeld?

 

Gibt es für Cabaye noch einen Platz bei PSG?

Cabaye selbst ist ein ziemlich großes Risiko eingegangen: in Newcastle war er überragend, hatte keine Sorgen um den Platz in der Stammelf, er konnte sich zeigen und seinen Status als Stammspieler für die französische Nationalelf sichern.

Er hat ganz klar das Niveau um sich in Paris durchzusetzen, aber man weiß ja nie… die Zahl der Anwärter ist groß und es werden keine Fehler geduldet. Falls er es nicht schafft, die erste Wahl im defensiven Mittelfeld zu werden, könnte er viel verlieren.

Die anderen Anwärter auf den Posten sind auch nicht ganz ohne : Matuidi, Rabiot, Verratti und vor allem Thiago Motta, der letztes Jahr noch sagte, er wünsche sich Cabaye als Neuzugang nicht.

Andererseits kann man verstehen, dass sich Cabaye mit seinem Wechsel der Möglichkeit nähert, einen Titel zu gewinnen (in Newcastle eine Mangelware). Aus der Sicht des Klubs wiederum ist Cabaye nicht nur ein hervorragender Spieler.

Cabaye ist mit Laurent Blanc seit der Zusammenarbeit in der Nationalmannschaft sehr vertraut; im Unterschied zu den anderen Stareinkäufen ist Cabaye wirklich ein Spieler den Laurent Blanc selbst wollte.

Wichtig ist andererseits auch das Image, das er mit sich bringt: es wurde dem Pariser Kader oft genug vorgeworfen, nur mit ausländischen Spielern aufzulaufen, es ist für die französische Fanbasis wichtig dass man den einen oder anderen Nationalspieler in der Mannschaft hat.

Voller Erwartung hat die Presse auch auf Monaco geschaut: 180 Millionen Euro hatten die Monegassen diesen Sommer verschleudert, und eine gute, aber längst nicht optimale Saisonhälfte abgelegt. Die AS Monaco verhielt sich diesen Winter jedoch vergleichsweise zurückhaltend.

Dies lag vielleicht an den Rechtsstreitigkeiten mit dem Verband um Monacos vorteilhaftes Steuersystem; jetzt noch ganz groß Geld auszugeben wäre ziemlich arrogant, denn man bemüht sich um eine Streitschlichtung.

Ganz unauffällig war Monaco trotzdem nicht: für 15 Millionen Euro kam der Verteidiger Abdennour aus Toulouse, ein ziemlich heftiger Preis für einen guten Ligue1 Spieler, der jetzt noch nicht das Niveau eines internationalen Spieler gezeigt hat (es kommt vielleicht noch, falls er nächstes Jahr in der Champions League aufläuft).

Zu beachten dabei wäre, dass Abdennour zuerst nur durch eine Ausleihe mit Kaufoption nach Monaco kommt: ein ziemlich vorsichtiges Manöver von Monaco also; manche meinen, dass Monaco einen anderen Innenverteidiger für den Sommermercato im Blick hat (vielleicht Marseilles N’Koulou), Abdennour wäre also nur eine erste Alternative.

Klug eingefädelt. Auch durch eine Ausleihe kam Premier League Veteran Dimitar Berbatov, doch es ist unklar wie fit er für eine solche Mannschaft ist.

Trainer Claudio Ranieri hat also wenig Bewegung im Kader, und man erwartet ja auch dass er zuerst schon mal das Beste aus dem jetzigen Ensemble holt, denn dies war bei weitem nicht der Fall, trotz guter Tabellenlage.

 

Was passiert im Rest der Ligue 1?

Nicht viel… hinter Monaco und Paris verbirgt der französische Fußball eine Krisensituation, in der kein Klub hervorragt. Wenn man unbedingt einen interessanten Wintertransfer zitieren möchte, dann muss man natürlich von Paul-Georges Ntep reden.

Ntep gehört zur französischen U20 Nationalelf, die im Sommer Weltmeister wurde. Spieler aus dieser Generation wurden im Sommermercato schon vergriffen (wie zB Thauvin). Der Flügelspieler hingegen blieb zunächst in Auxerre, wo er ausgebildet wurde.

Nach einer sehr guten Saisonhälfte in der zweiten Liga häuften sich aber die Anfragen auf einen Transfer: Ntep wurde in Verbindung mit Marseille, Arsenal, QPR usw. gebracht, die Gerüchteküche bebte… am Ende gewann Rennes die Partie (für 6 M€, inklusive Bonus), denn außer Anfragen gab es offenbar wenig konkrete Angebote.

Rennes ist schon dafür bekannt, gute Youngsters am Start zu bringen, und hat momentan im Sturm keinen echten Knaller; insofern eine gute Destination für Ntep, und wahrscheinlich ein sehr guter Einkauf für Rennes.

Der Klub von Gucci-Besitzer François Pinault konnte sogar eine andere Verstärkung im Sturm verbuchen, durch den Zugang vom erfahrenen PSV-Stürmer Ola Toivonen (und dazu noch ziemlich billig, mit 2,5 Millionen Euro Ablöse). Beste Voraussetzungen, um den Klub aus der Gefahrenzone der Tabelle zu lotsen.

 

England?

152.420.000,00 € – das sind die Transferausgaben der Vereine der Premier League in diesem Winter. Eine sehr hohe Zahl. Pro Verein sind das 7,7 Millionen.

Doch wenn man bedenkt, dass bereits der Wechsel Matas beinahe ein Drittel der Gesamten Transferausgaben beträgt, sind die durchschnittlichen Ausgaben der Vereine gleich um ein vielfaches weniger. Einfache Mathematik.

Im Winter zuvor gab man in der höchsten englischen Liga 145.000.000 € aus, dabei kein einziger Transfer über zwanzig Millionen, dafür viel mehr Transfers mit niedrigeren Summen, dennoch kam es auch heuer wieder zu guten Transfers.

Vor allem die Londoner Vereine waren am Transfermarkt aktiv. Chelsea hat mit Zouma, Matic und Salah gleich drei gute Spieler verpflichtet. Es wurden aber auch zwei gute Spieler abgegeben: Mata verließ den Verein in Richtung Manchester und Kevin de Bruyne wechselte zum VfL Wolfsburg.

In einem anderen Stadtteil Londons kämpft hingegen ein Verein gegen den Abstieg. Fulham gab mit Taarabt, Ruiz, Senderos und Berbatov zwar mehrere Spieler ab, doch konnte sich mit Johnny Heitinga, William Kvist, Konstantinos Mitroglou und Lewis Holtby sinnvoll verstärken. Ob es für den Klassenerhalt reicht?

Die gleiche Frage wird sich auch Hull City denken. Der Aufsteiger ist zwar auf Platz 13 zu finden, doch mit 24 Punkten ist man bloß zwei Punkte vom Abstiegsplatz entfernt, deshalb wurde man am Markt aktiv und verpflichtete mit Shane Long und Nikica Jelavic zwei sehr starke Stürmer, die den Tigers viele Tore bescheren sollen.

Man kann gespannt sein wie sich die beiden Angreifer, die immerhin zusammen mehr als 16 Millionen gekostet haben, einleben werden. Doch die Konkurrenz schläft nicht.

West Ham hat sich mit Borriello und Nocerino zwei ehemalige italienische Nationalspieler ausgeliehen, mit Pablo Armero zudem einen weiteren Spieler aus Italien. Der Kolumbianer soll der Mannschaft von Sam Allardyce etwas mehr Ruhe auf der linken Seite verschaffen.

Cardiff City hat sich Wilfried Zaha von Rekordmeister Manchester United ausgeliehen und sich ein paar Norweger ins Boot geholt. Mit Magnus Wolff Eikrem einen ehemaligen Manchester United-Youngster. Außerdem haben Stoke und Cardiff Stürmer getauscht.

Peter Odemwinigie wechselt zu den Potters, im Gegenzug wechselt Kenwyne Jones nach Wales. Der neue Trainer der Bluebirds, Ole Gunnar Solskjaer, setzt sein ganzes Vertrauen in Underdogs.

Cala aus Sevilla, Jo Inge Berget und Mats Möller Daehli aus Molde sollen den Waliser helfen den Klassenerhalt zu schaffen. Die Mannschaft ist eine reine Überraschungstüte. Seitdem Solskjaer Trainer der Bluebirds ist konnte man vor allem im FA-Cup Erfolge feiern, doch in der Liga kam man unter der Leitung des Norwegers erst zu einem einzigen Sieg.

Zu guter Letzt Crystal Palace: Die Londoner waren sehr aktiv. Jason Puncheon bleibt über seine Leihe hinaus beim Verein. Der Engländer war bisher von den Saints ausgeliehen und konnte seit seinem verschossenen Elfmeter gegen Tottenham zwei Mal einnetzen.

Mit Wayne Hennessey wurde ein Tormann verpflichtet der den Kampf um die Position des Torwarts anheizen soll. Doch vor allem die letzten Stunden des Deadline Days waren interessant. Mit Joe Ledley (Celtic) und Scott Dann (Blackburn) wurde zwei tolle Spieler verpflichtet.

Ledley ersetzt José Campaña der an Nürnberg verliehen wurde. Der 27-jährige Waliser konnte sich in dieser Saison bei zwanzig Ligaeinsätzen bisher an neun Toren beteiligen, vielleicht auch schon bald in der Premier League.

Abgerundet wird das Ganze von der Verpflichtung von Thomas Ince von Blackpool. Der junge Flügelflitzer wurde bis Saisonende ausgeliehen und könnte richtig einschlagen. Die Londoner haben sich sehr gut verstärkt und könnten dank diesem Winter womöglich den Klassenerhalt schaffen.

 

Nemanja Matic

Der 25-jährige Serbe wechselte für 25 Millionen Euro von Benfica Lissabon zu Chelsea FC. Viel Geld, vor allem wenn man bedenkt, dass die Blues ihn im Sommer 2011 für fünf Millionen Euro an die Portugiesen abgaben. Matic wird wohl neben Ramires im defensiven Mittelfeld zu finden sein.

Dank seiner 1,94 m und seiner Kampfstärke gewinnt der Serbe viele seiner Zweikämpfe und Kopfballduelle. Defensiv überzeugt er Spiel für Spiel, gibt immer 100 %, doch auch offensiv kann der Riese Akzente setzen.

Seine Pässe waren in der portugiesischen Liga berüchtigt und leiteten viele Angriffe der Lissaboner ein. Hinzu kommt noch ein starker linker Fuß mit dem er schon so manche Traumtore erzielt hat. Ein Topgriff könnte man sagen. Chelsea hat in der Tat eine jüngere Version von Yaya Toure verpflichtet, die das bereits technisch starke Mittelfeld der Blues erweitern wird.

 

Konstantinos „Kostas“ Mitroglou

Am letzten Transfertag verpflichtet Fulham FC den 25-jährigen Stürmer Mitroglou von Olympiakos Piräus für 15,2 Millionen Euro. Viel Geld für den Deutsch-Griechen, doch er hat es drauf und wird Dimitar Berbatov schnell vergessen machen.

Der 1,89 m große Stürmer aus der Jugend des MSV Duisburg hat eine herausragende Technik, ist dribbelstark und zudem auch noch sehr schnell. Mit seinem Antritt lief er bereits vielen Verteidigern davon.

Der beidfüßige Grieche ist zwar eine Wundertüte, wird den Londonern aber mit großer Wahrscheinlichkeit viele Tore schießen und sich einen Namen in der Premier League machen. So mancher Österreicher könnte sich noch an sein Doppelpack gegen Österreich erinnern.

Vor allem sein zweiter Treffer, ein gezielter Schuss in Kreuzeck, war sehr ansehnlich. Hier ein Video von seinem Doppelpack

 

Juan Mata

Vorige Saison noch Chelseas Player of the Year, unter José Mourinho bloß Ersatz – wenn überhaupt. Zwischen dem Spanier und dem Portugiesen schien es nicht zu laufen. Anfangs aus taktischen Gründen wurde Mata nicht aufgestellt, später wurde er ignoriert und nicht mehr integriert.

Nach Gesprächen mit dem Startrainer wurde bekannt, dass Mourinho nicht viel von dem Mittelfeldspieler hält und daher lieber sein Vertrauen in Oscar, Hazard und Willian setzt.

Der 25-jährige Spanier verließ den Verein für 44,7 Millionen Euro und unterschrieb bei Manchester United. Beim kriselnden Rekordmeister soll Mata das Mittelfeld neu beleben und der Mannschaft dabei helfen wieder in die Spur zu finden.

Der Spanier wird voraussichtlich am Flügel zu finden sein, neben Wayne Rooney als hängende Spitze und als Pendant zu Adnan Januzaj.

Mit Van Persie haben die Red Devils zudem einen Stürmer der mit Mata Vorlagen umzugehen weiß. Einziger Haken könnten die physischen Nachteile Matas und Januzajs gegen „robustere“ Mannschaften sein, dennoch bleibt abzuwarten wie er sichins Team einfindet.

Sein Wechsel war der bisher zweitteuerste Wintertransfer nach Fernando Torres Wechsel zu Chelsea, zudem ist er der erste Spieler der von Chelsea zu Manchester United wechselt.

Die Transfers wurden von Thomas Moch, Alex Belinger, Boris Gärtner und Marco Stein unter die Lupe genommen.
Das Titelbild wurde von Tobias Brägelmann erstellt.

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