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Acht Tore und viel Rot zum Boxing Day

Was wäre der Boxing Day ohne Fußball? In England unvorstellbar. Ebenso unvorstellbar wie die 90 Minuten Chelsea gegen Aston Villa am Boxing Day 2007.

Auf der einen Seite die reichen Gastgeber mit Spielern wie Cech, Carvalho, Ashley und auch Joe Cole, Lampard, Essien, Ballack und ein Sturmduo bestehend aus Shevchenko und Pizarro.

Auf der anderen Seite die damals sehr starken Gäste aus Birmingham mit Carson im Tor, Mellberg, Bouma, Knight, Reo-Coker, Barry, und dem gefürchteten Angriff aus Ashley Young, John Carew und Agbonlahor.

Ähnlich wie die Spielernamen war auch die Partie ein absoluter Kracher – und das wortwörtlich, denn die Partie ging mit viel Einsatz und viel Körpereinsatz. Man hörte aneinanderkrachende Beine, man hörte Gebrüll nach Grätschen.

Es ging gar nicht weihnachtlich an diesem Tag in London zu, doch es war ein wahres Feuerwerk für jeden Bolzplatz-Fußballfan, der talentierte Spieler, viele Tore und viel Einsatz sehen wollte.

Das erste Tor in der 14. Minute folgte nach einigen umkämpften Szenen, einer herrlichen Flanke in den Sechszehner, wo der große John Carew den freistehenden Maloney am anderen Pfosten sah, ihm den Ball perfekt zuköpfte und dieser mit einem eingesprungenen Volley ins Tor unterbrachte.

Es war ein nahezu perfektes Tor. Und während es die einen kaum glauben konnten, herrscht große Freude bei den anderen.

Und es wurde auch nicht besser für die Gastgeber. Frank Lampard hatte sich eine Oberschenkelverletzungen zugezogen und musste nach nur 26. Minuten ausgewechselt und durch Michael Ballack ersetzt werden.

Und mit dem Deutschen kamen die Londoner etwas besser in Fahrt. Ballack wusste seine Kollegen gut in Szene zu setzen und machten so Druck auf das Tor von Scott Carson.

Auf der anderen Seite war es dafür Maloney, der der Heimmannschaft das Leben schwer machte. Eine Minute vor der Pause zudem der nächste Rückschlag für Chelsea. Shaun Maloney dribbelte sich durch die Verteidigung, ließ Paulo Ferreira stehen und zog aus 20 Metern ab.

Den unangenehmen Aufsetzer wusste der Tscheche nicht (fest) zu halten und so sprang der Ball langsam aber doch von den Armen von Petr Cech erneut ins Tor – Doppelpack für Shaun Maloney, 0:2 für Aston Villa. Die Fans hinter Cech konnten es nicht fassen und ließen ihrem Frust freien Lauf.

Aber noch vor dem Seitenwechsel gleich die nächste hektische Situation: der Ball kam rund 25 Meter vor dem Tor zu Essien, er nahm ihn sich an, machte einen Haken, der an das legendäre Tor von Tony Yeboah für Leeds erinnerte, doch der darauffolgende Volley leider gar nicht.

Der Ball rollte durch die Mitte zu Ballack, wo er nach starkem Gedränge von Knight im Strafraum zu Fall gebracht wurde. Nachdem der Verteidiger wieder auf den Beinen stand zückte der Schiedsrichter die rote Karte.

Auch der Überzeugungsversuch von Tormann Scott Carson änderte nichts mehr an dieser Entscheidung. Andriy Shevchenko verwandelte den darauffolgenden Elfmeter eiskalt und erzielte den Anschlusstreffer.

… und was für ein sensationeller Shevchenko war! Das stellte der Ukrainer nach Wiederanpfiff gleich erneut unter Beweis. Er brauchte nicht viel Platz, doch nutzte seine Chance und zog es 20, vielleicht 25 Metern ab und schoss den Ball in Topspin-Manier, dass gar Rafael Nadal auf ihn stolz wäre, in das gegnerische Tor.

Der Ball knallte in Netz, die Fans konnte es nicht fassen – ebenso wenig Scott Carson, der bei diesem atemberaubenden Tor ohne Chance blieb. Es war ein absolutes Traumtor zum Ausgleich und sollte eine der actionreichsten Hälften der Premier League einläuten.

Nur 15 Minuten später war es erneut der Ukrainer, der für Gefahr sorgte. Nach einem tollen Haken sah er den sich freilaufenden Innenverteidiger Alex kurz vorm Sechszehner, der die gegnerischen Verteidiger gemütlich austanzte und ganz lässig mit einem Außenristschuss ins lange Eck die Führung für Chelsea erzielte. Innerhalb von 20 Minuten von 0:2 auf 3:2!

Doch nur sechs Minuten später bewiesen auch die Gastgeber, dass sie noch Tore schießen können. Freistoß von der linken Seite, eine lange Flanke von Ashley Young in den Strafraum und aus dem Nichts läuft sich Laursen frei, der mit einem akrobatischen Sprung den Ball mit dem Fuß zum erneuten Ausgleich im Tor versenkt. Aber ab da lief alles aus dem Ruder …

Bei einem Konterversuch von Aston Villa, zehn Minuten vor Schluss, sprang Ricardo Carvalho auf der Mittellinie mit beiden Beinen im vollen Tempo Agbonlahor entgegen. Der Portugiese sah umgehend Rot, der Engländer hatte Glück, dass Carvalho das Schienbein seines Gegenspielers leicht verfehlte.

Die Gäste aus Birmingham änderten daraufhin ihre Gangart und spielten etwas robuster – was sich schließlich als fataler Fehler erwies, denn dadurch kam Chelsea nahe des Strafraums zu einem Freistoß, den Ballack zwei Minuten vor Schluss flach im langen Eck unterbrachte.

Scott Carson war außer sich, die Aston Villa-Fans sprachlos. Verständlich, wenn man bedenkt wie verrückt der Verlauf der Partie war und dass es nun schließlich nach einer Niederlage aussah.

Doch in der letzten Minute des Spiels folgte noch eine letzte verrückte Szene: Aston Villa versuchte mit aller Gewalt noch ein Tor zu erzielen, Chelsea mit vielen Mann im Strafraum, es war pures Chaos.

Irgendwie wurde versuchte man den Ball zu verschieben, einen schnellen Abschluss zu finden, mit einer Flanke einen Teamkollegen anzuspielen, … ehe Aston Villa den Ball aufs Tor brachte, aber wie durch ein „Wunder“ nicht im Netz landete – es sah wie ein Handspiel von Ashley Cole auf der Linie aus.

Ein Pfiff, Tumult im Strafrauf. Doch ein Handspiel war nicht der Grund für die Unterbrechung.

Plötzlich zückte Schiedsrichter Dowd die Rote Karte und verwies Michael Ballack vom Platz. Erst die Wiederholung löste auf, dass der Deutsche John Carew mit dem gestreckten Bein während dem Kopfball in die Brust sprang – eine fantastische Leistung des Schiedsrichterteams, auch wenn man über den Platzverweis streiten kann.

Die Spieler waren in Rage, aber Schiedsrichter Dowd ließ sich nicht irritieren und zeigte auf den Punkt. Den darauffolgenden Elfmeter konnte Kapitän Gareth Barry verwandeln und den 4:4-Endstand herstellen.

Es war ein unglaubliches Spiel. Ein herausragender Andriy Shevchenko, der für traumhafte Tore sorgte, Patzer, die das Spiel interessanter machten, böse Fouls und Platzverweise, viele Tore, Aufholjagden, … mehr Spannung ging nicht! Womit dieses Spiel bis heute eines der legendärsten Boxing Day-Spiele aller Zeiten wurde.

Tür 12 öffnet sich morgen an dieser Stelle.

Der Fußball-Weihnachtskalender ist ein gemeinsames Projekt von@berlinscochise, Zebrastreifenblog, Cavanis Friseur, turus.netNachspielzeiten und 120minuten.

Informationen zur Fußballblog-Weihnachtskalender-Idee und eine Liste mit allen bisherigen Türchen, die natürlich fortlaufend aktualisiert wird, findet Ihr hier.

Marco Stein
Co-Gründer von Cavanis Friseur und für Alles und Nichts zuständig. Ist Leeds United-Fan und weiß das immer und überall zu erwähnen.

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