Traditionell lädt die CONMEBOL zwei Gastteams aus anderen Konförderationen zur Copa America ein, um das Teilnehmerfeld zu vergrößern. Neben den bereits vorgestellten Japanern ist das in diesem Jahr auch der kommende WM-Gastgeber Katar.
Für al-Annabi (die Weinroten) ist es, unter anderem wegen der fehlenden Qualifikationsspiele, einer der letzten Tests unter Wettkampfbedingungen.
Dass die Mannschaft des Spaniers Felix Sanchez auch in der schweren Gruppe mit Argentinien, Kolumbien und Paraguay nicht nur Kanonenfutter ist, bewies der überraschende Sieg der Asienmeisterschaft dieses Frühjahrs.
Copa America 2019 – Katar im Porträt
– Das Team
– Der Trainer
– Der Schlüsselspieler
– Der Player to Watch
Katar in der Analyse
Völlig überraschend gewann Katar bei diesem Turnier jedes seiner Spiele und besiegte dabei mit Japan, Südkorea und Saudi Arabien sogar drei WM-Teilnehmer.
Insgesamt erzielte die Offensive um die Shootingstars Almoez Ali und Akram Afif in sechs Spielen 19 Tore. Torhüter Saad al Sheeb musste nur im Finale gegen Japan einmal hinter sich greifen.
Katar spielt relativ variabel entweder im 4-2-3-1 oder im 3-5-2 System. Sollen die Angriffe eher durch die Mitte gespielt werden, setzt Sanchez auf die Variante mit zwei Stürmern. Zwei breite Wingbacks besetzen die Außen und das Spiel wird von den drei Innenverteidigern aufgebaut.
Bei der Copa ist zu erwarten, dass Katar eher im kompakteren 4-2-3-1 aufbaut, das eine bessere Absicherung bei Ballverlusten bietet.
Während der Asienmeisterschaft war auffällig, dass die Mannschaft trotz der meist sehr souveränen Siege, nicht konsequent mehr Ballbesitz hatte. Beim 2-0 gegen Saudi-Arabien waren es zum Beispiel nur 31%.
Katar ist ein reaktives Team, das sich seinem Gegner anpasst und versucht Schwächen zu erkennen und auszunutzen. Ein erfolgreiches Rezept, das schon Chile und Portugal 2016 und Frankreich bei der WM im letzten Sommer zu Titeln verhalf.
Die Basis bietet ein kompakter Defensivblock, der einen sicheren Aufbau anbietet und sich in der Offensive auf das Tempo und die Kreativität einiger Einzelkönner verlässt. In Katars Fall sind das der Kapitän Hasan al Haydos und die Shootingstars Afif und Ali.
Letztere sind wie viele andere ihrer Teamkollegen in der staatlichen Aspire Academy ausgebildet worden, die als der Grundstein der Erfolge der Katarer gilt.
Hier wurden seit 2004 bei den besten Bedingungen und unter der Aufsicht renommierter Jugendtrainer aus dem Ausland die besten Spieler des Emirats ausgebildet. Mit Erfolg: Im aktuellen Kader ist die Hälfte der Spieler 25 oder jünger.
Katar-Trainer Felix Sanchez im Porträt
Der 43-jährige Spanier Felix Sanchez ist einer dieser eingekauften Trainer.
Schon mit 21 übernahm er seine erste Trainerrolle in La Masia, 2006 – also zehn Jahre später – schloss er sich der katarischen Staatsakademie an und arbeitete mit den vielversprechendsten Talenten des Landes zusammen.
Das tat er auch wegen den einzigartigen Bedingungen unter der arabischen Wüstensonne: „Nirgends können wir so oft trainieren wie hier. Über mehrere Jahre trainieren die Jungs zwei Mal am Tag zusammen.“
Das ist möglich, weil alle in der Akademie untergebracht sind und weil der Schulunterricht direkt auf dem Gelände erfolgt.
Sanchez kennt viele seiner Spieler schon seit ihren ersten Schritten in der Akademie. Er selbst entwickelte sich in Katar parallel mit seinen Spielern vom unbekannten Nachwuchstrainer zum Asienmeister.
Our national Team squad ?? for #CopaAmérica2019 ?? pic.twitter.com/dx9v6dYS2h
— Qatar Football Association ?? (@QFA_EN) 30. Mai 2019
Nach sieben Jahren in der Akademie übernahm Sanchez 2013 die U-19 des Verbandes, mit der er im folgenden Jahr die Asienmeisterschaft gewann.
Nach weiteren Stationen in den höheren Jugendauswahlen übernahm er 2017 die A-Nationalmannschaft. Obwohl Sanchez gebürtiger Spanier ist, teilt er seinen persönlichen Werdegang mit seiner Mannschaft.
Der Trainer gilt als Taktiker und verlangt einen sauberen Spielaufbau mit flachen Pässen von hinten heraus. Innerhalb der Mannschaft besitzt er eine außerordentliche Autorität. Viele Spieler kennen ihn schon den größten Teil ihres fußballerischen Lebens, das sie überwiegend im Emirat verbrachten.
Katars Schlüsselspieler: Hassan Al-Haydos
Obwohl bei der Asienmeisterschaft besonders Ali (9 Tore) und Afif (11 Vorlagen) zu glänzen wussten, ist Al-Haydos für die Mannschaft unverzichtbar.
Der 28-Jährige spielt wie der gesamte Kader in der einheimischen „Stars League.“
Er hat noch einige Jahre auf hohem Niveau vor sich, deren Höhepunkt die WM im eigenen Land bilden soll. Trotzdem hat Al-Haydos jetzt schon 117 Länderspiele absolviert und so mit Abstand die größte internationale Erfahrung vorzuweisen.
Frei von Skandalen hat er noch nie für ein anderes Team als den Rekordmeister Al Sadd gespielt. Seit der Asienmeisterschaft ist er der feste Mannschaftskapitän.
Al-Haydos ist im offensiven Mittelfeld variabel einsetzbar, in der Nationalmannschaft spielt er allerdings vorwiegend auf dem rechten Flügel.
Er neigt Lücken beim Gegner mit steilen und scharfen Bällen in die Spitze anzuspielen, die allerdings zumindest in der heimischen Liga und bei der Asienmeisterschaft für viel Gefahr sorgten.
Der 1,74 Meter große Kapitän ist ein guter Dribbler und überzeugt im schnellen Kombinationsspiel. Deshalb versteht er es für seine Mitspieler Räume in benachbarten Positionen aufzureißen, die diese dann anlaufen und anspielen können.
Auf diese Art ermöglichte er viele der Situationen, die zu den Torbeteiligungen seiner jungen Offensivpartner führten. Die Copa wird das bisher größte Turnier für Al-Haydos, doch auch wenn er auf der großen Bühne überzeugen sollte, wird er seine Heimat Doha wohl kaum verlassen.
Katars Player to Watch: Akram Afif
Das größte Talent im Kader der Katarer ist der 22-jährige Offensivspieler Akram Afif.
Bei der Asienmeisterschaft war er an knapp zwei Dritteln der Tore seiner Mannschaft direkt beteiligt und für seinen Leihklub al Sadd erzielte er in der Liga in 22 Spielen satte 26 Tore und 13 Vorlagen.
Nach einigen kurzen Stationen in Europa, unter anderem in Eupen, in Gijon und bei seinem Stammclub Villarreal, steht er nach der Sommerpause vor der Rückkehr in La Liga.
Afif, der bei seinem ersten Aufenthalt in Spanien vor allem an der Sprachbarriere und einer mangelnden Durchsetzungsfähigkeit gescheitert war, hat im vergangenen Jahr einen großen Sprung nach vorne gemacht.
Er hat einen überragenden Abschluss, ein starkes Dribbling im Eins gegen Eins und schlägt hervorragende Flanken. Afifs gefährlichste Waffe ist jedoch der explosive Antritt, mit dem er sich mit und ohne Ball vom Gegenspieler lösen kann.
In der Nationalmannschaft glänzte er zuletzt vor allem als Passgeber. Wenngleich Afif eigentlich beidfüßig ist, spielt er den Ball etwas lieber mit seinem rechten Fuß.
Von der linken Seite pendelt der 1,77 Meter große Offensivspieler gerne in die Mitte. Bekommt er hier den Ball, bieten sich ihm verschiedene Möglichkeiten.
Ein schnelles Dribbling auf die Abwehr, ein Pass in die Spitze oder auf den Flügel oder eine Ablage mit der Hacke: Afif denkt schnell und hat meistens eine passende Lösung parat.
Die Copa ist auch eine Generalprobe für neue Aufgaben in Europa. Für sein Land wäre es im Hinblick auf die Heim-WM ein gutes Zeichen, wenn sich der beste Spieler im Ausland beweisen kann.
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