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Copa America 2019 – Vorschau: Uruguay

La Celeste ist zurück! Nachdem die beiden letzten Copa América-Ausgaben enttäuschend verliefen (Viertelfinal-Aus 2015 und Vorrunden-Aus 2016) meldeten sich die Urus bei der WM 2018 eindrucksvoll zurück.

Die Gruppenphase überstand man ohne Gegentor und beim 2:1 Achtelfinalsieg gegen Europameister Portugal beeindruckten die Himmelblauen mit einer couragierten Teamleistung.

Grund für das erfolgreiche Abschneiden waren nicht zuletzt die aufstrebenden Youngster um Rodrigo Bentancur und Lucas Torreira.

Copa America 2019 – Uruguay im Porträt

– Das Team
– Der Trainer
– Der Schlüsselspieler
– Der Player to Watch

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Uruguay in der Analyse

Das Team verfügt über eine exzellente Mischung aus erfahrenen Weltklassespielern wie Edinson Cavani, Luis Suárez und Diego Godín einerseits und jungen Talenten andererseits. Dazu kommen Routiniers im besten Fußballer-Alter wie Innenverteidiger José María Giménez, Mittelfeld-Zerstörer Matías Vecino oder WM-Sensation Diego Laxalt.

Zu den Stärken der Mannschaft gehören insbesondere ganzheitliche Defensivarbeit, individuelle Klasse auf Schlüsselpositionen und der berühmte uruguayische Kampfgeist Garra Charrúa.

Die Startaufstellung stellt sich nahezu von selbst auf und dürfte sich nicht sonderlich von der der WM 2018 unterscheiden.

Das 4-4-2 System ist auf die beiden Superstars Cavani und Suárez ausgerichtet und wandelt sich im Ballbesitz zu einem 4-3-3. Da in der Startelf vermutlich keine klassischen offensiven Mittelfeldspieler bzw. Flügelspieler zum Einsatz kommen, werden die beiden Topstürmer den Ball schon im Mittelfeld aufnehmen und mit ihrer Klasse die Offensive aufziehen müssen.

Um die schwache Verbindung zwischen Mittelfeld und Sturm zu umgehen, wird immer wieder auf lange Bälle aus dem Rückraum und sogar von Torwart Muslera zurückgegriffen.

 

Kampfstärke sticht Spieleröffnung

Aufgrund der fehlenden Fähigkeiten bei der Spieleröffnung tut sich der Weltmeister von 1930 und 1950 gegen tiefstehende Underdogs oft sehr schwer. Umso besser kommen die eigenen Qualitäten gegen starke Gegner zu tragen, denen man meist bereitwillig den Ball überlässt.

Im WM-Achtelfinale gegen Portugal hatte man gerade einmal 34% Ballbesitz und gab nur drei Torschüsse ab, ließ im Gegenzug aber kaum gegnerische Chancen zu.

Gegen den Ball pressen die Urus mit Cavani, Suárez und dem umtriebigen Nahitan Nández sehr aggressiv um so die zentralen Mittelfeldspieler auszuschalten und lange Bälle auf die Offensivspieler zu provozieren.

Dann bilden die Uruguayer einen massiven Riegel, welcher zu einem 4-4-1-1, 4-5-1 oder 5-4-1 werden kann. Im Zentrum dieser massierten Abwehr operiert eines der besten Innenverteidiger-Duos der Welt, weshalb die Flanken oft preisgegeben werden können.

Die Außenverteidiger sind ebenfalls äußerst zweikampfstark und werden von den laufstarken äußeren Mittelfeldspielern unterstützt. Da auch die Stars bereitwillig zurückarbeiten und lange Wege gehen, verteidigt kaum ein Nationalteam besser und disziplinierter im Mannschaftsverbund.

Riskante Grätschen werden vermieden um so die Formation des Blocks aufrecht zu erhalten und Erschöpfung zu vermeiden.

Eine weitere Stärke des Copa América Rekordsiegers sind Standardsituationen, bei denen man gleich über mehrere torgefährliche Abnehmer verfügt. Mehr als die Hälfte ihrer Tore erzielen die Turniersieger von 2011 nach Standards. Ein Indiz für ein sehr gut eingestelltes Team.

Zu den wenigen Schwächen gehört neben dem uninspirierten Spielaufbau die Torhüterposition. Fernando Muslera ist zwar weiterhin ein für südamerikanische Verhältnisse ordentlicher Schlussmann, hat seine besten Tage aber hinter sich und ist immer wieder für Aussetzer wie bei der WM-Niederlage gegen Frankreich gut.

Nichtsdestotrotz kann man die abgebrühte Mannschaft vom Río de la Plata getrost als zweiten großen Turnierfavoriten einschätzen. Wären die alternden Stars ein paar Jahre jünger, hätte man 2022 durchaus Chancen auf einen WM-Titel.

So ist es eine der letzten großen Gelegenheiten für die goldene Generation um Godín, Cavani und Suárez noch einmal einen Titel mit dem Nationalteam zu holen. Und bekanntlich kennen sich die Fußballer des kleinen Landes ja mit Turniersiegen in Brasilien aus.



Uruguay-Trainer Óscar Tabárez im Porträt

Auf keinen Trainer des Turniers passt der oft überstrapazierte Begriff der „Legende“ wohl so gut wie auf Óscar Washington Tabárez (72). Der ehemalige Verteidiger coachte Uruguay das erste Mal zwischen 1988 und 1990 und führte das Team zur WM in Italien.

Danach war er als Vereinstrainer in Argentinien (Vélez Sarsfield und Boca), Italien (AC Mailand und Cagliari) und Spanien (Real Oviedo) tätig. 2006 kehrte er zu seiner großen Liebe La Celeste zurück.

Als Nationaltrainer und Jugendkoordinator in Personalunion hatte er die schwierige Aufgabe, das Nachwuchssystem zu reformieren. Das dekorierte Nationalteam hatte zu diesem Zeitpunkt drei der letzten vier Weltmeisterschaften verpasst und war 2002 mit nur zwei Punkten in der Vorrunde ausgeschieden.

Der gelernte Geschichtslehrer etablierte deshalb ein weitverzweigtes Scouting-Netzwerk und motivierte junge Spieler schon früh ins Ausland zu gehen, um sich in Argentinien oder Europa durchzusetzen. Laut eigener Aussage kennt Tabárez jeden einzelnen Jugendspieler im fußballverrückten Land. Vom aktuellen Kader hat nur Kapitän Godín nicht unter ihm debütiert.

 


Tabárez hat den Spirit des Garra Charrúa wiederbelebt und ihn zeitgleich weiterentwickelt. Das Nationalteam der stolzen Fußballnation tritt inzwischen sehr diszipliniert auf und das Stereotyp des emotionalen, rüpelhaften und zutretenden Urus gehört seit dem Amtsantritt von El Maestro der Vergangenheit an.

2010 wurde seine hingebungsvolle Arbeit schließlich belohnt. Sensationell drangen die Himmelblauen bis ins Halbfinale der WM in Südafrika vor und Diego Forlán wurde zum besten Spieler des Turniers gekürt.

Im Jahr darauf folgte mit dem Gewinn der Copa América in Argentinien der größte Erfolg einer illustren Trainerkarriere.


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In den folgenden Jahren etablierte Tabárez die Urus als eine der besten Nationalmannschaften der Welt. So schlug man bei der WM 2014 England und Italien.

Die letzten beiden Südamerikameisterschaften, welche man ohne Luis Suárez bestreiten musste, verliefen dann jedoch eher enttäuschend. Dafür rehabilitierte sich Tabárez bei der letztjährigen WM in Russland, welche schon seine vierte als Trainer war, als er die verjüngte Mannschaft bis ins Viertelfinale führte.

Und das obwohl der bekennende Che-Guevara-Fan seit einiger Zeit am Guillain-Barré-Syndrom, einer Krankheit des Nervensystems, laboriert und daher auf Krücken angewiesen ist. Ans Aufhören denkt der tiefgründige Uruguayer aber noch lange nicht, sein Vertrag läuft noch bis zur WM 2022 in Katar.

Kaum jemand verkörpert die stolze aber immer demütige Kämpfer-Mentalität des 3,5 Millionen Einwohner Landes, das einst zu den wohlhabendsten der Welt gehörte, so gut wie der Gran Señor des uruguayischen Fußballs.



Edison Cavani Luis Suarez

Uruguays Schlüsselspieler: Edinson Cavani & Luis Suárez

Kein anderes Nationalteam kann gleich zwei der weltbesten Neuner aufbieten. Sowohl unser Namenspatron Edinson Cavani als auch sein kongenialer Partner Luis Suárez gehörten in den letzten Jahren stets zu den fünf besten Mittelstürmern des Planeten.

Die heutigen Superstars wurden im Abstand von nur drei Wochen in der verschlafenen Großstadt Salto an der Grenze zu Argentinien geboren. Obwohl sich die Väter der beiden vom Fußball kannten, sind sich Edi und Luisito in ihrer Kindheit nie begegnet.

Erst in den U-Nationalmannschaften trafen sie aufeinander und spielten ihr erstes großes Turnier bei der U20 WM 2007 in Kanada. Inzwischen sind El Matador und El Pistolero verdiente Nationalspieler mit jeweils mehr als 100 Länderspielen (Cavani: 110 Spiele, 46 Tore; Suárez: 107 Spiele, 56 Tore).

Die beiden standen in 80 Spielen gemeinsam auf dem Feld. Suárez assistierte bei 10 Toren Cavanis, während Cavani 5 Tore von Suárez auflegte.

Die zwei Ausnahmestürmer verbindet neben einer Freundschaft auch eine gewisse Konkurrenz. „Wir haben sicherlich unsere eigene kleine Rivalität, um uns gegenseitig anzuspornen und unserem Land zu helfen, seine besten Leistungen zu erbringen“ so Cavani einst.

Obwohl die Feinabstimmung der Routiniers nicht in jedem Spiel perfekt ist, haben Cavani und Suárez über die Jahre doch ein exzellentes Verständnis füreinander entwickelt. In der Regel agiert einer der beiden als Stoßstürmer, während der Andere als Halbstürmer agiert, der sich früh die Bälle abholt und seinen Counterpart sucht.

Cavani und Suárez haben in ihrer Karriere schon des Öfteren als Flügel gespielt und sind im Angriff daher variabel einsetzbar. Immer wieder tauschen sie während des Spiels ihre Rollen und sorgen somit für Verwirrung beim Gegner.

 

Uruguays Torgaranten

Suárez Stärken sind unter anderem herausragende Körperbeherrschung und seine patentierte Unnachgiebigkeit. Der Barça-Star ist zudem ein starker Passgeber mit dem Auge für seine Mitspieler.

Cavani hingegen ist ein ausdauernder Stürmer, der für seine intelligenten Laufwege gefürchtet wird. Mit diesen bindet er immer wieder Gegenspieler und schafft Räume oder schleicht sich zwischen den Verteidigungslinien davon, um im entscheidenden Moment zuzuschlagen.

Nebenbei ist der PSG-Profi einer von nur drei Spielern, die in den letzten 20 Jahren in zwei Top 5-Ligen jeweils mehr als 100 Tore erzielen konnten.

Auch wenn Uruguays Nummern 9 und 21 keine elitären Techniker sind, verstehen es beide gut den Ball zu halten und Eins gegen Eins Situationen mit Körpereinsatz und -täuschungen zu gewinnen. In Bestform sind die zwei Rechtsfüßer eiskalte Killer, die noch dazu mit direkten Freistößen für unmittelbare Torgefahr sorgen können.

Die Vergangenheit hat wiederholt gezeigt, dass ohne den jeweils Anderen nicht viel geht. Während Cavani bei den letzten zwei Copa Américas ohne den gesperrten Suárez an seiner Seite auf verlorenem Posten stand und kein Tor erzielte, war Suárez ohne den verletzten Cavani im WM-Viertelfinale gegen Frankreich heillos überfordert.

Sollten die unangefochtenen Stars des Teams aber halbwegs in Form sein und zusammen auflaufen, dann ist Spektakel garantiert.



Uruguays Player to Watch: Gastón Pereiro

Die bereits angesprochene schwache Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff könnte Gastón Pereiro zu beheben helfen. Der 23-Jährige spielte lange keine Rolle im Nationalteam.

Und das obwohl er seit immerhin schon vier Jahren für die PSV Eindhoven spielt und in 146 Spielen auf 47 Tore und 21 Assists für die Rood-witten kommt.

Pereiro galt einst als Wunderkind und wechselte als 20-Jähriger für sieben Millionen Euro von Nacional Montevideo in die Eredivise.

Weil die Ü30er Cristian Rodríguez und Carlos Sánchez seit der WM 2018 keine Rolle mehr spielen und Brasilien-Legionär Giorgian de Arrascaeta im Nationaldress bisher nicht zu überzeugen wusste, bestand auf den offensiven Mittelfeldpositionen Handlungsbedarf.

Die regelmäßige Nominierung des vielseitigen Legionärs war längst überfällig. In sechs Einsätzen seit der WM überzeugte der zentrale offensive Mittelfeldspieler prompt und kommt auf vier Tore in sechs Spielen.

Ob es für die eher defensiv eingestellte Startelf reicht muss bezweifelt werden aber mit Pereiro hätte Uruguay zum ersten Mal seit langer Zeit eine vielversprechende Option auf der Bank.

Eindhovens Nummer 7 ist ein passstarker und torgefährlicher Zehner, der auch auf den beiden Außenbahnen eingesetzt werden kann.

Der vergleichsweise große Spieler (1,88 m) ist zudem ein starker Distanz- und Freistoßschütze. Obwohl Pereiro nicht allzu schnell daherkommt, ist er Aufgrund seiner körperlichen Vorteile und der guten Technik im Dribbling nur schwer zu stoppen.

Gastón Pereiro verleiht der himmelblauen Offensive dringend benötigte Tiefe und könnte gerade in Verlängerungen zum entscheidenden Faktor werden.


Die Gruppengegner Uruguays

Ecuador | Japan | Chile

Amadeus Marzai
Fun Guy und leidenschaftlicher Streetballer. Seit er denken kann schlägt sein Herz für die Toronto Raptors. Im zweiten Leben Fußball-Fan, der eine Taktik nicht einmal dann erkennen könnte, wenn sein Leben davon abhinge. Für Cavanis Friseur reicht es trotzdem. Auch deshalb, weil Edinson Cavani neben Xabi Alonso sein All-Time Lieblingsspieler ist. Aufgrund seiner vielfältigen Interessen intern als „Random Amy“ verspottet. Einer von mehreren Weltmeister-Abiturienten im Team, der ausdruckstechnisch zu den brillantesten Friseuren gehört.

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