Dieser Text ist der dritte Teil der Serie “Mein Jahr mit … Exeter City”, in der wir einem von uns ausgewählten Verein, in meinem Fall Exeter City, ein Jahr lang verfolgen und euch in gewissen Abständen über den Verein berichten.
Hier geht es zum vorigen Teil.
Am 22. November traf Exeter City, am letzten Tabellenplatz liegend, auf Leyton Orient, die am 20. Platz lagen. Die Griechen führen mit 0:1 durch ein Tor von Watkins.
Es könnte endlich mal wieder ein Erfolgserlebnis für Exeter City werden, aber Orient machte Druck und stand kurz vor dem Ausgleich.
Beinahe hätte Leyton Orient auch den Ausgleich erzielt, doch Verteidiger Jordan Moore-Taylor konnte auf der Linie den Ball blocken und brachte so den ersten Erfolg seit Wochen und noch dazu den Aufstieg auf Platz 19 in der Tabelle.
Dieser Erfolg sollte der Start eines unglaublichen Laufs werden. Doch vor dem Spiel gegen Leyton Orient sah es alles andere als rosig aus, das folgende Video beschreibt es wohl am besten:
Zuvor war erstmals wieder Kritik laut geworden, dass Trainer Paul Tisdale nun schon zu lange im Verein sei. Nach Arsene Wenger ist der Engländer der am längsten im Amt gebliebene Trainer im englischen Profifußball.
Doch Tisdale bewies mal wieder sein Können und wusste die Spieler erneut zu motivieren. Nach dem Leyton Orient-Spiel sollten noch drei Siege und zwei Unentschieden folgen, womit man sechs Spiele in Folge ohne Niederlage war.
Nach ein paar Änderungen waren einige Spieler in Topform. Exeter spielte von nun an im 4-2-2-2 oder im 4-5-1.
Christy Pym hatte den Österreicher Bobby Olejnik aus dem Tor verdrängt, Brown und Moore-Taylor bildeten die Innenverteidigung, Jack Stacey – eigentlich offensiver Flügelspieler – brillierte als Rechter Verteidiger, Lloyd James machte den fantastischen Sechser in der Elf, neben ihn fand man den eigentlich Flügelspieler Jake Taylor, der von nun als flinker Achter agierte.
Auf dem linken Flügel spielte Ryan Harley, der mit Herbst wieder in Startelf rückte, während David Wheeler auf der rechten Seite spielte. Entweder als Spielmacher oder Stürmer zudem Ollie Watkins und als Sturmpartner oder Solospitze agierend spielte Ruben Reid.
Sie alle sind on fire, vor allem jedoch Ollie Watkins, David Wheeler und Christy Pym. Nicht grundlos waren viele Championship-Vereine an Eigenbauspieler Ollie Watkins dran, dessen Vertrag im Sommer endet.
Darunter waren angeblich unter anderem Aston Villa, Derby County, Brentford und auch ein Verein aus der League Two, Mansfield Town interessiert. Ein Angebot über etwas mehr als 400.000 Euro wurde vom Verein abgelehnt. Auch ein „verbessertes Angebot“ von Mansfield Town, Gerüchten zufolge rund 500.000 Euro, wurden ebenfalls abgelehnt.
Da sein Vertrag bisher noch nicht verlängert wurde ist seine Zukunft daher weiterhin ungewiss.
Es soll auch großes Interesse an Youngster Ethan Ampadu (mehr über den 16-Jährigen erfährt ihr im vorigen Teil) gegeben haben, an dem unter anderem Arsenal, wo sein Vater Trainer der U18 ist, und Manchester City sehr interessiert sein sollen, aber Paul Tisdale sagte, dass „Exeter nicht in einer Position sind, in der sie dringend Geld brauchen und damit Spieler verkaufen müssten.“
Rund zwei Monate nachdem man auf dem letzten Tabellenplatz lag sollte sich das Blatt für Exeter wenden.
Statt den Kampf gegen den Abstieg stand man am 31.1. auf Platz sieben und sollte gegen die Wycombe Wanderers, die auf Platz sechs lagen, um einen Playoff-Platz spielen.
Beim Stand von 1:1 bewies vor allem Christy Pym, der Tormann der Rot-Weißen, immer wieder sein Talent und bewahrte Exeter vor einer Niederlage. Durch seine grandiosen Leistungen konnte Exeter wieder ins Spiel finden und schließlich mit 4:2 für sich entscheiden.
Mittlerweile liegt Exeter City auf dem vierten Platz, ist seit 12 Spielen ungeschlagen und hat davon die letzten sieben Spiele in Folge allesamt gewonnen.
Seit dem Erfolg gegen Leyton Orient hat Exeter City 29 Tore in 12 Spielen erzielt, dabei nur vier Gegentore hinnehmen müssen. Das Erfolgsgehemnis liegt vor allem in der stabilen Defensive der Mannschaft und ihrer beachtlichen Ausdauer.
Das Team hat in den letzten Monat extrem viel Ausdauer-Training gemacht und sich mit Paul Tisdale vor allem über Einteilung von Energie informiert. Die Griechen trafen seit ihrem Lauf ganze zehn Mal in den letzten 15 Minuten der Spiele.
Zusätzlich zum Ausdauer-Training meinte Paul Tisdale, dass es vor allem die Spieler sind, die sich gegenseitig zu motivieren wissen und durch die Erschöpfung der Gegner mehr Räume für sie da wären, die sie nutzen würden.
Aber auch die „solid back four“, soll unglaublich wichtig für Tisdale sein, denn „nur aus einer soliden Defensive heraus, kann man ein ordentliches Spiel aufbauen.“
David Wheeler ist der erste Spieler seit Roderick Williams in der Saison 1936/37, der in sechs aneinanderfolgenden Spielen für Exeter City traf. Mittlerweile hat er diesen Lauf auf sieben Spiele erweitert und zuletzt sogar doppelt getroffen.
Damit hält Wheeler nun bei 12 Toren und vier Vorlagen in 21 Ligaspielen. Auch Ollie Watkins ist mit seinen zehn Toren und acht Vorlagen in 28 Ligaspielen an dem unglaublichen Erfolg der Griechen beteiligt.
Nach diesen Leistungen folgte sogar eine Nominierung zum Spieler des Monats Jänner, ebenso für Trainer Paul Tisdale.
Während es für Exeter City nicht besser laufen könnte, steckt der Österreicher Bobby Olejnik in einem Tief. Der Tormann wurde vom erst 21-jährigen Christy Pym verdrängt. Doch der Österreicher mit polnischen Wurzeln weiß seine Lage zu nutzen.
Der 30-Jährige studiert Physik und arbeitet nebenbei als Videospiel-Tester für seinen Teamkollegen Robbie Simpson. Für sein Studium steht er jeden Tag um 5:30 Uhr in der Früh auf, um anderthalb Stunden zu lernen, ehe es zum Training geht.
„Man hat als Fußballspieler so viel Freizeit, diesen Vorteil muss man nutzen“, so einer von Spieler bei Exeter mit einem Bachelor-Titel.
Derzeit haben 11 Spieler bei Exeter City einen Bachelor, Master oder sind gerade auf den Weg dorthin – womit Exeter City, einer der “gebildetsten Vereine Englands ist”.
Für Olejnik soll es jedoch vor allem Last von den Schultern nehmen, da er für sich weiß, dass es nach dem Fußball noch eine Zukunft für ihn gibt.
„So denkt man, dass, falls etwas passieren sollte, wie ich bekomme zum Beispiel keinen Vertrag oder ich verletze mich, dann kann ich noch immer etwas tun, das auch normale Menschen tun.“
Dieser Gedanke und der Ansporn, dass Pym derzeit die aktuelle Nummer Eins ist, motivieren ihn aber weiterzumachen und weiterhin Vollgas zu geben, um es zurück in die Startelf zu schaffen.
Exeter City liegt nur vier Punkte hinter Carlisle United, die mit 52 Punkten auf Platz drei Ligen, einem Fixaufstiegsplatz.
Vor knapp fünf Jahren stieg Exeter City aus der League One, der dritten englischen Liga ab, nun könnte man erneut die Rückkehr schaffen.
Die Griechen scheinen derzeit unaufhaltsam, gut möglich, dass „Mein Jahr mit … Exeter City“ mit einem Aufstieg in die League One endet.