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Inters Umbruch

Nach 37 Spieltagen der Serie A liegt Inter auf Platz 9 und wird somit nächste Saison nicht international vertreten sein – zum ersten Mal seit 15 Jahren. Ein erneuter Triple-Gewinn, wie vor drei Jahren, liegt mittlerweile in scheinbar unerreichbarer Ferne.

Die Mannschaft von 2009-2010 wurde danach zu alt, zu schwach und auch zu teuer. Noch letzte Saison standen etwa acht Spieler aus der Startelf vom Finalsieg gegen Bayern regelmäßig in der Startformation.

Nachdem man sich mit dieser überteuerten und veralteten Mannschaft nur für die Europa League qualifizierte, war die Zeit für einen Umbruch gekommen.

Dieser Umbruch fand auch statt, nur machte Inter dabei einige Fehler. Immerhin konnte man Großverdiener wie Julio Cesar, Forlan, Lucio, Maicon oder Cordoba anbringen, allerdings blieben Spieler wie Cambiasso (Netto-Jahresgehalt von 4 Mio. €), Stankovic (2,7) und Chivu (2,1).

Hier hätte man konsequenter sein müssen um auch diese Spieler noch los zu werden, nur versuchte man dies scheinbar gar nicht.

 

Inters mangelden Inkonsequenz

Doch viel schlimmer als die Abgänge waren die Zugänge. Denn die alten Spieler ersetzte man durch alte, aber billigere. Dabei erscheint es eigentlich logisch, dass man bei so einem Umbruch versucht junge Spieler zu holen oder zumindest junge Spieler aus dem Nachwuchs in die erste Mannschaft einbaut.

Inter dagegen holte Palacio (31 Jahre) und Cassano (30 Jahre), außerdem wurden für das Mittelfeld Mudingayi (31 Jahre) und Gargano (28 Jahre) ausgeliehen.

Auch die Wintertransferzeit wurde nicht besser. Zwar machte man mit Kovacic einen Schritt in die richtige Richtung, allerdings musste man dafür Coutinho abgeben, da dieser damals nicht in das System passte.

Höhepunkt war aber ohne Zweifel die Verpflichtung des 35-jährigen Rocchi, den man aufgrund von Verletzungsproblemen im Sturm holen musste. Mit etwas mehr Mut, hätte man jetzt Marko Livaja sein Vertrauen geschenkt, doch der junge Kroate wurde im Zuge der Schelotto-Verpflichtung an Atalanta abgegeben.


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Dabei wollte Stramaccioni Livaja bei Inter halten, nur hatten da Branca und Moratti vermutlich eine andere Meinung. Ein weiteres Problem, denn nicht nur den jungen Spielern wird in Italien zu wenig vertraut sondern oft auch den Trainern.

Wobei man gerade heuer bei der Fiorentina sieht, wie schnell der Erfolg kommen kann, wenn man dem Trainer vertraut und gemeinsam mit ihm sinnvolle Transfers tätigt.

Aber trotzdem: bevor man einen Rocchi holt, muss man irgendeinen Jugendspieler hochziehen, auch wenn Longo und Livaja als Optionen wegfallen.

 

Eine gute Jugend, auf die nicht gesetzt wird

Inters Primavera hat in der letzten Saison immerhin die Primavera-Meisterschaft sowie die NextGenSeries, quasi die Nachwuchs-Champions League, gewinnen können, wonach Inter das beste Reserve-Team Europas hätte.

Zwar durften Spieler wie Garritano, Benassi und Forte schon mal in der Serie A oder in der Coppa Italia reinschnuppern, aber trotzdem konnte man keinen Jugendspieler wirklich in die erste Mannschaft einbauen.

Nicht mal im Winter, als man durch Verletzungen fast schon dazu gezwungen war.

Selbst jetzt, wo es um nichts mehr geht, fehlte ein wenig der Mut. Da beim heutigen Spiel gegen Genoa aufgrund von Verletzungsproblemen und Sperren mit Andrea Ranocchia nur ein einziger Innenverteidiger zur Verfügung stand, hätte man Simone Pasa und Lukas Spendlhofer aufstellen können.

Immerhin durfte Pasa von Beginn an ran, doch statt dem Österreicher Spendlhofer, letzte Saison einer der stärksten Spieler in der Primavera, zog man es vor Esteban Cambiasso als Innenverteidiger aufzustellen. Auch Marco Benassi hätte ruhig statt Zdravko Kuzmanovic spielen können.

Cambiasso 2002 beim Jubiläumsspiel des Grazer AK

Diesen Sommer stellt sich die Frage, ob Inter aus den vergangenen Fehlern gelernt hat. Die bisherigen Transfers geben darauf noch keine eindeutige Antwort, die Inkonsequenz beim Umbruch scheint sich jedenfalls fortzusetzen.

Mit den bereits feststehenden Verpflichtung von Hugo Campagnaro (ablösefrei von Napoli), Marco Andreolli (ablösefrei von Chievo), Diego Laxalt (für 2,3 Mio. € von Defensor) und Rubén Botta (ablösefrei von Tigre) setzte man eher auf billige Transfers.

Außerdem gilt der Transfer von Mauro Icardi als so gut wie fix, der Argentinier aus dem Barcelona-Nachwuchs kommt vermutlich für zwischen 10 und 15 Mio. € von der Sampdoria.

Campagnaro ist ein Transfer, denn man grundsätzlich machen kann – ist der Argentinier doch einer der besten Verteidiger der Liga – allerdings wird Campa im Sommer 33 Jahre alt.

Andreolli wurde vermutlich als Ersatz für Chivu geholt, der den Verein verlassen wird, nur muss man wirklich einen fast 27-jährigen als Back-Up holen? Noch dazu, wenn man mit Ibrahima Mbaye oder Luca Caldirola große Talente auf dieser Position hat.

Die Transfers von Icardi, Laxalt und Botta können sich dafür sehen lassen. Maurco Icardi ist einer der großen Aufsteiger der Saison, obwohl er eigentlich nur aufgrund einer Verletzungsserie im Sturm der Sampdoria seine Chance bekam.

Während “el chico de oro” im Herbst noch Probleme bei der Chancenverwertung hatte (sein einziges Tor erzielte er im Derby gegen Genoa), ging ihm in der Rückrunde der Knopf auf.

Laxalt und Botta dagegen sind in Europa noch ziemlich unbekannt. Laxalt ist ein schneller und dynamischer Linksaußen, der im Mittelfeld sehr variabel einsetzbar ist. “Nächstes Jahr werdet ihr sehen, was er in der Lage ist zu leisten”, kündigt sein Berater Vincenzo D’Ippolito, der auch schon Edinson Cavani nach Italien holte, an.

Laxalt hätte auch zu Lazio gehen können, doch der Transfer zerschlug sich am Ende und auch bei Milan wäre er fast gelandet, nur musste sich zu dieser Zeit Galliani eher um die Verpflichtung von Mario Balotelli kümmern.

Auch Rubén Botta, der in seiner Heimat als Riesentalent gilt, hätte woanders landen können, denn Gerüchten zu Folge war auch Tottenham am argentinischen Linksfuß interessiert. Bei Trigre überzeugte er vor allem mit sehenswerten Dribblings und einem starken linken Fuß.

Bei Inter gelten Rubén Botta und Diego Laxalt eher als Perspektivspieler mit großem Potential (wobei Botta aufgrund eines Kreuzbandrissen ohnehin länger nicht zur Verfügung stehen wird), aber aufgrund der finanziellen Situation kann in Italien einfach niemand mehr bereits fertige Stars verpflichten.

Deswegen muss man verstärkt junge Spieler wie zum Beispiel Laxalt aus Südamerika holen und dann auf eine gute Entwicklung hoffen, wozu man den Spielern natürlich auch in der ersten Mannschaft eine Chance geben muss. Wie dieses System funktionieren kann, zeigt bekanntlich Udinese seit einigen Jahren vor.

Doch wie sieht Inters Transferplan für den Sommer aus? Zunächst muss gesagt werden, dass Andrea Stramaccioni auf ein 4-3-3 umstellen will, wie er bei Sky Sport bestätigte. Deswegen wird neben Freddy Guarín und Mateo Kovacic noch ein dritter Mittelfeldspieler benötigt.

Da Stramaccioni den Kroaten Kovacic in einer etwas offensiveren Rolle als bisher sieht, soll jetzt ein deep-laying-Playmaker verpflichtet werden. Hier möchte man, wenn möglich, einen Mann von hoher Qualität.

In letzter Zeit wurden vor allem Portos Fernando und Reals Luka Modric genannt. Außerdem werden wahrscheinlich die Kaufoptionen auf Gargano und Mudingayi gezogen, obwohl beide heuer nicht zu überzeugen wussten.

Für den Angriff benötigt man einen weiteren Außenstürmer. Hier gilt der Argentinier Alejandro Gomez als wahrscheinlichster Ersatz für den 30-jährigen Cassano. Mit 25 Jahren ist auch Gomez kein richtig junges Talent mehr, allerdings soll genau so eines als rechter Außenverteidiger verpflichtet werden.

Da Zanetti leider doch nicht ewig spielen wird, wie sein Achillessehnenriss vor kurzem zeigte, soll nun entweder Barcelonas Montoya oder Gino Peruzzi von Velez Sarsfield verpflichtet werden.

Wie auch schon vergangenen Sommer werden ein paar vernünftige Transfers getätigt, aber teilweise sind wieder fragwürdige Neuzugänge dabei.

Man versucht weiterhin zu alte und zu teure Spieler abzugeben, allerdings sind die Neuzugänge nicht das Gelbe vom Ei und es scheint, als hätte man aus den Fehlern nicht viel gelernt.

Wie immer werden viele Spieler mit Inter in Verbindung gebracht, wer am Ende wirklich kommt, ist aber schwer zu sagen.

Ein wirklicher Trend zur Jugend ist jedenfalls bis jetzt noch nicht erkennbar, selbst zu Saisonende, wo es für Inter um nichts mehr geht, ist man noch zu zögerlich beim Einsetzen von Spielern, aus der erfolgreichen Primavera-Mannschaft.

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