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Italien, Land der Trainerentlassungen

„F.C. Internazionale gibt bekannt, dass Walter Mazzarri von seinem Posten als Trainer der ersten Mannschaft freigestellt wurde. Der Verein bedankt sich bei Mazzarri für seinen Einsatz, seine Hingabe und seine Ernsthaftigkeit, mit der er in diesen 17 Monate die Mannschaft geleitet hat.” Mit diesem Comunicato wurde Walter Mazzarri nach langen Diskussionen als Trainer von Inter entlassen.

Mazzarri wurde im Sommer 2013 als neuer Coach bei Inter eingestellt, unumstritten war er in Mailand jedoch nie. Schon in seiner ersten Saison stand er zum Teil hart in der Kritik, am Ende landete er mit Inter immerhin auf Platz fünf und konnte sich damit knapp für die Europa League qualifizieren.

 

Walter Mazzarri: Ein weiterer Trainer muss in Italien dran glauben

Erick Thohir, der neue indonesische Präsident des Vereins, war zufrieden, wollte ein langfristiges Projekt mit dem Trainer planen und verlängerte daher den Vertrag bis 2017.

Trotz einer vielversprechenden Saisonvorbereitung lief es in der Serie A aber nicht gut für Inter und in den Medien wurde schnell über Mazzarris Zukunft spekuliert.

Als der langjährige Präsident Massimo Moratti seine Funktion als Ehrenpräsident zurücklegte, kamen schnell Gerüchte auf, dass er dies im Streit mit Thohir um Mazzarris Zukunft tat.


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Thohir wollte „WM“ behalten, Moratti wollte ihn loswerden. Während Walter Mazzarri ausreden suchte und dabei unter Anderem den Regen für das Unentschieden gegen Hellas verantwortlich machte, stärkte ihm Thohir weiter den Rücken und dementierte alle Gerüchte bezüglich einer Entlassung vehement.

Sogar die Ultras der Curva Nord stellten sich auf die Seite von Thohir und Mazzarri, sie wollten das Projekt des Vereins mit dem dafür ausgewählten Trainer unterstützen.

Die Medien brachten derzeit aber schon verschiedenste Nachfolgekandidaten ins Spiel, so war etwa von Frank de Boer, Roberto Martinez oder Roberto Mancini zu lesen. Angeblich wurde Mazzarri auch ein Ultimatum gestellt.

Neun Tage vor dem Derby wurde Thohir nun Schwach und entließ Walter Mazzarri. Roberto Mancini wird sein Nachfolger. Erst vor wenigen Tagen gab es noch ein Treffen zwischen Thohir und Moratti bei dem es angeblich erneut um die Zukunft des Trainers ging. Moratti behauptet jedoch dem neuen Präsidenten nicht zu einer Entlassung geraten zu haben.

Thohir ist allerdings neu in Italien, er ist Indoneser und hat demnach natürlich “keine Ahnung von Fußball“ wie es Francesco Coco ausdrückte.

Daher gab es sicherlich mehr als genug Personen im Verein die Thohirs Entscheidung beeinflussen wollten. Obwohl er anscheinend selber noch vertrauen in seinen Trainer hatte, kippte der indonesische Präsident um, der Druck war nun scheinbar zu groß geworden.

 

Rekord: 75 Trainer Entlassungen in der Serie A

Walter Mazzarris Entlassung ist nur eine von vielen in Italien und dabei bei weitem nicht die kurioseste. Sie zeigt allerdings schön, von welchen Faktoren solch eine Trainerentlassung in der Serie A abhängig ist.

Mazzarris Entlassung ist nach jener von Eugenio Corini bei Chievo Verona vorerst die zweite in der aktuellen Saison. Vorerst. Denn auch bei anderen Vereinen rumort es bereits und mehrere Trainer stehen in der Kritik.

Einige werden Mazzarris und Corinis Schicksal teilen müssen, denn in keiner anderen europäischen Topliga gibt es so viele Trainerentlassungen wie in der Serie A.

Die Statistik ist fast schon schockierend: In den letzten fünf Jahren gab es in der Serie A 75 Trainerwechsel während der Saison, 45 Trainerwechsel noch vor Saisonbeginn.

Im gleichen Zeitraum gab es in der Bundesliga 48 bzw. 20 Trainerwechsel, in Spanien nur 38 bzw. 29. Besonders gravierend ist der Unterschied zur englischen Premier League, wo es nur 28 bzw. 20 Trainerwechsel gab.

Langzeittrainer wie zum Beispiel Arsene Wenger, der seit mittlerweile 18 Jahren Trainer von Arsenal ist, sucht man in Italien daher vergebens.

Derzeit sind Colantuono von Atalanta, Donadoni von Parma, Ventura von Torino und Mandorlini von Hellas die einzigen Trainer, die bereits mehr als zwei ganze Saisonen im Amt sind. Diese hohe Anzahl an Trainerwechseln in Italien zeigt, dass man in der Serie A scheinbar deutlich mehr als in anderen Ligen an den Trainereffekt glaubt.

Ein Irrglaube, geht es nach verschiedensten wissenschaftlichen Studien. Zwar bringt ein Team nach einem Trainerwechsel oft wirklich leicht verbesserte Leistungen, allerdings nur, weil vor der Entlassung meistens ein paar unterdurchschnittlich schwache Spiele gezeigt wurden, die das Fass zum Überlaufen brachten.

Nach solchen Spielen wären auch mit dem alten Trainer etwas bessere Ergebnisse wahrscheinlich, mit etwas Zeit wendet sich das Blatt von selbst, das Glück kommt wieder zurück und über längeren Zeitraum gleicht sich auch alles wieder aus.

Auch mit dem alten Trainer. Über längeren Zeitraum zeigt sich allerdings, dass ein Trainerwechsel unter der Saison kaum merkbare Leistungssteigerungen bringt.

Dennoch ist ein Trainerwechsel oft der erste Lösungsansatz, sollte es bei einer Mannschaft mal schlecht laufen. In Italien noch öfter als anderswo. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

Eine der Hauptursachen ist sicher der hohe Einfluss von Vereinspräsidenten, die sich sehr häufig in sportliche Angelegenheiten einmischen. Diese Vereinspräsidenten sind normalerweise Leute aus der Wirtschaft, die dem Verein als Geldgeber dienen. In Italien sind diese Präsidenten zudem oft noch sehr kuriose Gestalten.

Männer vom Fach sind sie jedenfalls definitiv nicht. Trotzdem mischen sich viele von ihnen so oft ein wie nur möglich. Dass der Präsident entscheidet, ob der Coach im Amt bleibt oder nicht, ist in Italien völlig normal. In England jedoch nicht und so sorgten zwei italienische Vereinspräsidenten in England vor kurzem für Aufsehen.

 

“Er hat eine Verlierer-Mentalität”

Massimo Cellino, nach vielen Konflikten in Cagliari mittlerweile neuer Präsident von Leeds United in Englands zweiter Liga, überraschte zum Beispiel als er Darko Milanic nach nur 34 Tagen wieder entlassen hat.

Cellinos Begründung dazu: “Ich habe mit ihm einen Fehler gemacht. Er ist negativ und hat eine Verlierer-Mentalität. “Ich möchte mich bei den Fans entschuldigen, sie haben bessere Resultate verdient“, so Cellino.

Noch kurioser geht es aber bei Watford zu: Der von Udinese-Präsident Pozzo geführte Zweitligist verbrauchte heuer ganze vier Trainer in lediglich sechs Wochen, wobei einer davon aus gesundheitlichen Gründe den Verein verließ und ein weiterer selber zurücktrat.

Für englische Verhältnisse unfassbar, in Italien dagegen kann so etwas schon mal vorkommen. Den Präsidenten fehlt es viel zu oft an Geduld, sie wollen möglichst schnell handeln, wenn sich der Klub in einer schlechten Phase befindet sich.

Während der Kader bekanntlich nur in den Transferzeiten geändert werden kann, ist es deutlich einfacher den Trainer auszutauschen. Obwohl der „Mister“ – wie die Trainer in Italien zumeist genannt werden –  manchmal kaum Schuld an der Misere trägt, dient er als perfekter Sündenbock.

Um richtig zu beurteilen, warum es nicht läuft, fehlt es den Präsidenten wohl zumeist auch an sportlicher Kompetenz. Kompetenz, die ein Sportdirektor weitaus eher aufweisen kann.

Bei vielen Vereinen ist die Macht des Direttore Sportivo ziemlich beschränkt, teilweise hat man das Gefühl, dass es sich hier lediglich um Handlanger der Präsidenten handelt. Zu viel eigene Meinung ist nicht erwünscht. Ein Pietro Lo Monaco zum Beispiel kann ein Lied davon singen.

Nach sehr erfolgreicher Zeit bei Catania wurde er von Genoa als General Manager engagiert. Präsident Preziosi wollte sich zurückziehen und Lo Monaco das Zepter übergeben, jedoch konnte es Preziosi nicht lassen und mischte sich vermutlich trotzdem in sportliche Belange ein.

Nach einigen Konflikten musste Lo Monaco, der sich nur ungern dreinreden lässt, schließlich wieder gehen. Nur kurze Zeit später ging es Lo Monaco bei Palermo mit Präsident Zamparini sehr ähnlich.

 

Die Gründe für die vielen Trainer-Entlassungen in der Serie A

Zur Verteidigung muss man sagen, dass auch ein sehr großer Druck auf den Präsidenten liegt. Die drei täglich erscheinenden Sportzeitungen – Gazzetta dello Sport, Corriere dello Sport und Tuttosport – tragen sicher ihren Teil zu der hohen Anzahl an Trainerentlassungen in der Serie A bei.

Die ständige mediale Berichterstattung beschleunigt sicherlich den Prozess der Trainerentlassung. Um jeden Tag genug Seiten zu füllen stehen eben schnell mal die Trainer am Pranger, nach einer handvoll Spieltagen ist dann auch schon von den ersten Trainerdiskussionen zu lesen.

Dementsprechend schnell sind aber auch die Fans. Oft sind die Ultras die Ersten, die einen Trainerwechsel fordern. Neben in Stadien üblichen Parolen gegen den Coach stehen in der Serie A aber vereinzelt noch unangenehme Besuche beim Training der Mannschaft an, die normalerweise nicht wirklich zur Beruhigung der ganzen Situation beitragen.

Nur eine Entlassung innerhalb von 38 Spieltagen ist daher manchmal zu wenig. Wenn es bei einer Mannschaft mehr als nur einen Trainerwechsel gibt, ist es häufig der Fall, dass ein bereits zuvor beurlaubter Coach erneut das Traineramt übernimmt.

Außerhalb von Italien sorgt dieses Vorgehen oft für viel Verwunderung. Zurecht. Denn einen Coach, den man oft erst wenige Wochen zuvor das Vertrauen entzog und dem man scheinbar nicht mehr zutraute das vorgegebene Ziel – normalerweise der Klassenerhalt – zu erreichen, erneut einzustellen, entspricht schon einer etwas seltsamen Logik.

Mit einem weiteren Trainerwechsel soll der Mannschaft geholfen werden, allerdings fehlt oft das Geld um noch einen weiteren Trainer unter Vertrag zu nehmen. Da trifft es sich gut, dass die alten Trainer immer noch unter Vertrag stehen, da sie ja nicht wirklich entlassen, sondern nur freigestellt werden.

Ein zweiter Grund hierfür ist der Mangel an neuen Trainern. Unerfahrenen, jungen Trainern aus dem eigenen Verein gibt man in solchen Situation nur ungern eine Chance, doch viele Trainer stehen während der Saison nicht zur Verfügung.

Von anderen Teams bereits entlassene Trainer können nicht verpflichtet werden, in der Serie A darf man pro Saison nicht mehr als eine einzige Mannschaft trainieren. Um also dennoch einen erneuten Trainereffekt zu bekommen, greift man auf bereits beurlaubte Trainer zurück.

So begann Palermo die Saison 2012-2013 mit Giuseppe Sannino als Trainer, der nach drei Spielen jedoch schon wieder freigestellt wurde. Gian Piero Gasperini durfte übernehmen, hielt sich aber nur bis Anfang Februar.

Es folgte Alberto Malesani, der aber lediglich 20 Tage im Amt blieb und danach von seinem Vorgänger, Gasperini, abgelöst wurde. Am 11. März war dann auch Gasperinis Zeit wieder vorbei und auch er wurde von seinem Vorgänger abgelöst: von Giuseppe Sannino. Gebracht hat das ganze nur wenig, auch Sannino konnte Palermo im Endeffekt nicht vor dem Abstieg retten.

Im Endeffekt verschlimmerten die vielen Trainerentlassungen die Situation wahrscheinlich. Doch Palermos Präsident Maurizio Zamparini wird nicht umsonst „Mangiallenatore“ – also „Trainerfresser“ – genannt.

Stets mit der Angst gefeuert zu werden lebt es sich natürlich nicht einfach als Trainer in Italien. Schon vor der Saison, bei der Kadergestaltung, zeigt sich oft, wie wenig Vertrauen der Verein in seinen Trainer hat. Für gewünschte Neuverpflichtungen müssen Trainer sehr hart kämpfen, manchmal versuchen sie auch über Medien Druck auf den Klub auszuüben.

Wieviel Einfluss ein Coach letztendlich hat ist schwer zu sagen, wobei dies sicherlich von Verein zu Verein und von Trainer zu Trainer sehr unterschiedlich ist.

Natürlich muss sich ein Coach an das vorhandene Spielermaterial anpassen und darauf einstellen, die komplette Spielphilosophie wird sich jedoch kaum ändern. Trotzdem wirf oft gekauft, wer zu haben ist, und nicht wer dem Trainer wirklich weiterhilft. Zudem fehlt es auch noch oft am nötigen Geld um entsprechende Transfer zu tätigen.

Dass etwa Gian Piero Gasperini bei Inter nur eine Notlösung war, war eigentlich von Beginn an klar. Dass Gasperini ein 3-4-3 spielen lassen wird, ebenfalls. Doch nach nur fünf Runden war Gasperini gescheitert bei Inter. Wie eigentlich jeder nach Mourinho.

Später kritisierte er in einem interessanten Interview mit der Gazzetta dello Sport vor allem die Transferpolitik des Vereins:

„Moratti erklärte mir, dass aufgrund des Financial Fairplays ein Star gehen musste, Eto’o aber bleibt. Das war okay für mich. Ich benötigte nur Palacio, einen Mittelfeldspieler und einen Verteidiger, aufgrund unserer Verletzungsprobleme. Für das Mittelfeld dachten wir an Vidal, wobei ich auch Nainggolan mochte, den Inter allerdings nicht wollte. Das gleiche galt auch für Criscito, um nicht zu erwähnen, dass wir ja auch Palacio hätten holen können. Aber sie schauten lieber auf Alexis Sanchez, Lavezzi und Tevez, die alle viel schwerer zu bekommen waren. Hätte ich das Trio Palacio-Milito-Eto’o gehabt, dann hätte ich es mit der ganzen Welt aufgenommen. Es hätte wirklich nicht viel gebraucht. Nur zwei oder drei Spieler, nicht die neun, die Inter im Endeffekt holte. So viel zum Financial Fairplay. Das ist mein größtes Bedauern, dass es so einfach gewesen wäre es gut zu machen.”

“In Dublin sprach Moratti mit mir über die Möglichkeit Balotelli zu holen. Vielleicht hat er es zuvor mit Mancini besprochen. Jedenfalls erklärte er mir, dass die einzigen Personen, die Balotelli zurück wollten waren er und ich. Ich dachte der Präsident und der Trainer wären genug.”

“Durch die Schwierigkeiten am Mercato verließ Eto’o den Verein. Wir holten dafür Diego Forlan und Mauro Zarate, die ziemlich unterschiedlich zu Palacio sind, und das Alles passierte noch dazu in letzter Minute. Ein gutes Team muss bereits zum Start der Vorbereitung feststehen um gemeinsam zu arbeiten. Das erste Mal, dass ich mit der ganzen Mannschaft zusammen arbeiten konnte, war drei Tage vor Saisonbeginn, Alles ohne die nötige Arbeit. Die Nerazzurri glauben, dass sie ältere Spieler haben, die ein tolles Team bilden können, wenn sie spielen, wie sie immer spielten. Wenn das ihre Idee war, warum haben sie dann mich geholt? Sie wussten ich spiele mit einer 3er-Abwehr. Ich habe mich nicht selber für den Job vorgeschlagen, Inter hat mich ausgewählt.“”

Wie es anders gehen kann, zeigte zum Beispiel die Fiorentina, die zur Saison 2012-2013 Vincenzo Montella einstellte und ihm volles Vertrauen entgegenbrachte. Der Kader wurde umgebaut um den Vorstellungen des neuen Trainers zu entsprechen.

Spieler wie z.B Borja Valero und David Pizarro passen voll und ganz zu Montellas Philosophie und so folgten auf drei durchschnittliche Platzierungen (Platz 11, 9 und 13) im Mittelfeld der Liga in den Jahren zuvor zwei vierte Plätze (trotz der Dauerverletzten Giuseppe Rossi und Mario Gomez).

Als weiteres Positivbeispiel wäre auch Napoli mit Rafa Benitez zu nennen. Jedoch ist es aber gar nicht nötig den ganzen Kader zu verändern, wie Gasperini schon sagte, zwei, drei Neuverpflichtungen würden oft schon reichen, für junge Trainer ohne dem nötigen Standing ist aber auch das schon zu viel verlangt.

Das mangelnde Vertrauen geht sogar so weit, dass die Präsidenten ihnen nicht mal zutrauen, die Aufstellung alleine auszuwählen. Immer wieder mal hört man Geschichten von Ratschlägen für die Aufstellung und das Spielsystem, sei es von Silvio Berlusconi oder Maurizio Zamparini. Widersprochen wird da wohl nur ungerne, man möchte es sich schließlich gutstellen mit dem Vorgesetzten.

Viele Präsidenten sind nämlich nicht zimperlich, hin und wieder gibt es schon im September die ersten Entlassungen. In der Serie A gab es bei 20 Vereinen immerhin 15 Trainerwechsel während der letzten Saison. Fünf Trainer wurden bereits in der Sommerpause zuvor gewechselt.

Auch die neuen Trainer müssen möglichst schnell Ergebnisse liefern, viel Zeit bleibt ihnen nicht. Erschwerend kommt noch hinzu, dass der Kader von vielen Vereinen erste Ende August steht, teilweise nach der ersten Runde der Liga.

Trainer sein ist in Italien daher fast wie ein ständiger Kampf ums Überleben. Weit vorausblicken können die Coaches in Italien nicht und daraus ergibt sich auch eines der Grundsatzprobleme des italienischen Fußballs: es werden zu wenig junge Spieler eingesetzt.

Zwar verbesserte sich hier die Situation in den letzten Jahren ein wenig, dennoch müssen die meisten Talente zuerst den Weg in die Serie B gehen. In der Serie A ist kein Platz für sie, hier muss man sofort Leistungen bringen, die Zeit um junge Spieler aufzubauen und weiterzuentwickeln fehlt oft. Es zählt, wer derzeit die besseren Leistungen bringt.

Dass ein junges Talent in einem Jahr dafür vielleicht schon viel stärker ist, bringt dem Trainer nur wenig, vermutlich ist er dann ohnehin nicht mehr beim Verein.

In solch einem negativen Klima bleiben die Trainer auch lieber bei altbewährten Methoden. Zeit für eine Philosophieänderung bleibt kaum. Während sich die deutsche Bundesliga in den letzten Jahren zu einer interessanten Pressingliga entwickelte, bleibt die Serie A ein wenig in seiner Entwicklung stehen.

Die Spielweise ist weiterhin sehr konservativ, ängstlich und rückständig. Mit „zuerst kein Tor bekommen und dann weiterschauen“ beschreibt sie Arrigo Sacchi, der diese Verhältnisse immer wieder anprangert. Es ergibt sich das altbekannte Spiel, die Mannschaften stehen meist in einer sehr tiefen Grundstellung, Kompaktheit hat oberste Priorität.

Zerstören ist eben einfacher als das Spiel selber aufzubauen und die Defensive ist schneller eingestellt als die Offensive. Außerhalb von Italien gibt es oft viele negative Äußerungen über diese Spielweise, die meisten davon sind zwar ziemlich übertrieben, aber so ganz abstreiten kann man nicht, dass es derzeit attraktivere Ligen als die Serie A gibt.

Denn nur relative wenige Trainer besitzen den Mut und versuchen aus diesen alten Mustern auszubrechen. Allen voran natürlich die Trainerlegende Zdenek Zeman, derzeit bei Cagliari, der stets für ein Offensivspektakel sorgt und junge Spieler hervorragend weiterentwickelt.

Auch Trainer aus dem Ausland wie Rudi Garcia und Rafa Benitez bringen interessante Ansätze nach Italien, ihnen erleichtert aber auch ein weitaus besseres Standing die Situation. Italienische Ausnahmen wie Vincenzo Montella oder Eusebio Di Francesco gibt es dagegen nur wenige.

Aufgrund ihrer schwierigen Situation ist es aber nur zu verständlich, dass die Trainer relativ wenig Mut zeigen und sich nur langsam etwas ändert. Doch der mangelnde Mut der Trainer ist auch nicht das eigentliche Problem.

Dies ist viel mehr die negative Stimmung, die die Arbeit der Trainer begleitet. Zumindest von den Klubs und deren Präsidenten müsste viel mehr Vertrauen in die Trainer gesetzt werden, damit diese halbwegs in Ruhe arbeiten und ihre Ideen umsetzen können. Leider mangelt es dazu aber viel zu oft an Kompetenz und Geduld im Verein.

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3 comments

  1. Wenn man das so mitbekommt, schüttelt man schon manchmal mit dem Kopf. Generell finde ich die Regelung “Ein Trainer – ein Verein” nicht schlecht; ich würde allerdings gerne einen Schritt weitergehen und die Verpflichtung von sportlich relevantem Personal (Spieler, Trainer, Sportdirektor) komplett an die Transferperioden knüpfen.

    So müsste langfristiger gedacht werden und der Umgang mit fußballerischem Know-How im Verein könnte sich dem anpassen, was einige Bundesligisten ja schon praktizieren: der Chefcoach wird aus den eigenen Reihen rekrutiert, da man dort Fußballehrer ausbildet, die sowohl den Verein als auch die Art zu spielen kennen.

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