Die Schonzeit ist vorbei und den Status „Talent“ sind sie bereits entwachsen: Akteure der Jahrgänge 1997-1995 gehören mittlerweile zu gestandenen Spielern. Mittlerweile gehen sie in ihre vierte Saison und gehören teilweise zu den Leistungsträgern ihrer Vereine.
Die Intention des Artikels ist recht banal. Ich habe mich neulich gefragt, ob Marco Asensio nach seinen herausragenden Leistungen in der ersten Real-Saison in der Folge bestätigen konnte.
Gefühlt gehörte er für mich nicht mehr zu den Top-5 seiner Generation. Also habe ich zunächst sämtliche Spieler herausgesucht, die man mit Asensio vergleichen kann (Offensivspieler, zwischen ‘97 und ’95 geboren und mindestens zwei Jahre in einer Top-5-Liga spielend).
Dank der Unterstützung von InStat hatte ich eine schier unendliche Menge an Daten, anhand ich die Spieler vergleichen konnte.
Dazu ein paar Vorgedanken: Natürlich sind Werte wie Tore, Assists und Einsatzminuten für einen jungen Spieler wichtig. Genauso wichtig sind aber auch Subattribute wie Key-Passes oder etwa gewonnene Dribblings.
Beispielsweise kann ein Spieler, der im Schnitt pro 90 Minuten vier Key-Passes spielt, aufgrund vom Unvermögen seiner Mitspieler weniger Assists sammeln, als einer, der regelmäßig mit eiskalten Torjägern zusammenspielt.
Ebenso fallen auch Defensivfähigkeiten, wie zum Beispiel Ballrückeroberungen nach eigenen Ballverlusten ins Gewicht.
Die gesammelten Daten findet ihr unter diesem Link.
Die Dauerbrenner
Bei der Auswertung wurde recht schnell klar, was ohnehin schon auf der Hand liegt: Dele Alli ist ein außergewöhnlicher Spieler. Fast jede Saison absolviert er 50 Spiele, von denen er mit Ausnahme seiner ersten Saison (74%) über 81% der Zeit auf dem Platz stand.
Die meisten Torbeteiligungen (35) hatte Dele in der Saison 2016/17, wobei er hier im Schnitt auch die meisten Schüsse (2,7) abgab und seinen persönlichen Höchstwert von 2,9 gewonnen Dribblings erlangte.
Interessanterweise ist er mittlerweile wie in seiner ersten Spurs Saison weniger auf seinen Output fokussiert und wurde in Sachen Rückeroberungen in der gegnerischen Hälfte besser (1,9).
Ein weiterer Spieler, der seit 2015/16 dauerhaft gute Leistungen zeigt ist Julian Brandt. Knapp 70% seiner Spielzeit stand er auf dem Platz und glänzte dabei nicht nur durch Scorerpunkte (18; 15; 19; 9), sondern entwickelte sich auch in seinem Passspiel stetig weiter.
2016/17 spielte er im Schnitt 2,3 Key-Passes und 3 Pässe erfolgreich in den gegnerischen Strafraum. In dieser Saison gewann er auch extrem viele Dribblings (4,6).
In der Folgesaison wurde er in dieser Hinsicht weniger fokussierter (2,7) und definierte sich noch mehr über sein Passspiel (3,7 erfolgreiche Pässe in den Strafraum). Dieser Trend scheint sich derzeit auch fortzusetzen. Vermutlich schlummert in Julian Brandt ein heimlicher Spielmacher.
Der nächste Dauerbrenner spielte zwar bisher noch nie in einer Top-5-Liga, dennoch sind die Werte Hirving Lozanos beeindruckend. In jedem Jahr steigerte er sich in dieser Hinsicht und empfiehlt sich auch in diesem Jahr für höhere Aufgaben.
Vom dribbelnden Angreifer, der im Schnitt fünf Duelle für sich entschied, entwickelte er sich bei PSV zu einem abschlussorientieren Akteur, der im Schnitt mehr als drei Abschlüsse generiert.
Ähnliches trifft auf Timo Werner zu, der mit seinem Wechsel nach Leipzig förmlich explodierte. Für 25 Torbeteiligungen pro Saison ist er in jedem Fall gut.
Dabei wurde auch er immer abschlussorientierter. Gab er 2016/17 noch 2,5 Schüsse ab, sind es in der aktuellen Saison 3,4. Ungewöhnlich für die Spielweise RB Leipzigs ist, dass er nur 0,4 Bälle im Gegenpressing erobert.
Unter Hasenhüttl wurde Werner vermehrt als Zielspieler im Konter eingesetzt, während er sich unter Rangnick wieder mehr auf die Defensive zu konzentrieren scheint (0,8).
Etwas unter dem Radar, aber dennoch beständig, entwickelte sich Marcus Rashford. Auch wenn ich nicht der größte Fan des United-Stars bin, muss ich eingestehen, dass er Jahr für Jahr seinen Output steigerte und im letzten Jahr auf 22 Torbeteiligungen kam.
Insgesamt betrachtet brachte er sich mit jeder Saison mehr ins Spiel Uniteds ein und kam somit auf 1,4 Key-Passes und spielte 2,3 Pässe in den gegnerischen Strafraum. Ebenfalls interessant ist, dass er seit 2015/16 im Schnitt ein Dribbling mehr gewonnen hat.
Unter Neu-Coach Solskjær scheint er in allen Belangen weniger zu machen, dafür aber effizienter zu sein.
Wo der Durchbruch noch auf sich warten lässt
Atlético Madrids Ángel Correa galt lange Zeit als das nächste große Talent im argentinischen Fußball. In seiner Debütsaison stand er in 36 Partien für Atlético auf dem Feld, 1375 Minuten (entspricht weniger als 50%) um genau zu sein.
Correa ist bis heute nie über die Rolle des Jokers hinausgekommen. Dabei ist auffällig, dass er mit den Jahren immer weniger dribbelte. Sechs erfolgreiche Dribblings waren es 2015/16, mittlerweile nur noch 3,2. Seine Fähigkeiten im Gegenpressing scheint er jedoch verbessert zu haben.
Evertons Richarlison spielt mittlerweile seine zweite Saison auf der Insel und scheint bei den Toffees durchzustarten.
11 Torbeteiligungen stehen mittlerweile zu Buche und er scheint unter Marco Silva zu einem effizienteren Stürmer geworden zu sein (2,5 Schüsse, 9 Tore), der sich weniger am Spiel beteiligt als zuvor. Rein vom Potenzial her ist Richarlison ein Champions League-Stürmer.
Bayerns Kingsley Coman ist ein Fall, der mehr Fragen als Antworten aufwirft. Seine erste gute Saison im Bayern-Dress mit 18 Scorerpunkten und tollen Leistungen wie gegen Juventus in der Champions League konnte er aufgrund von Verletzungen nie komplett bestätigen.
Schade drum, denn Coman ist mit sechs bis sieben Dribblings pro Partie eine echte Waffe für Bayerns Flügelspiel. Seine Key-Passes lesen sich mit 1,9 ebenso ordentlich wie seine hohe Anzahl an direkten Rückeroberungen (0,9 bis 1,2). Seit 2015/16 kam er jedoch nie über 2000 Einsatzminuten hinaus.
Gonçalo Guedes avancierte bei Benfica zum begehrten Talent, das sich vor allem über Spielwitz (1,8 Key-Passes) und Effizienz (65% der Dribblings gewonnen) definierte. Bei PSG konnte er sich nie durchsetzen und wagte in Valencia 2017/18 den Neuanfang.
Er wurde wieder abschlussorientierter (2,3 Schüsse) und behielt seine Effizienz im Dribbling bei. In der aktuellen Saison lässt der große Wurf noch auf sich warten, trotz vier erfolgreichen Dribblings (63%) und 3,2 Pässen in die Box. Übrigens: 1,5 Ballrückeroberungen sind für einen Flügelspieler herausragend!
Bitte was?!
Apropos herausragend: Anthony Martial war 2015/16 in bestechender Form. Dem Wechsel-Theater mit United zum Trotz waren seine Zahlen in dieser Saison beeindruckend.
Von seinen 1,8 Schüssen gingen 43% zumindest aufs Tor – dass er damit 18 Treffer erzielte, ist umso beeindruckender. Seitdem ist Martial aber wesentlich weniger „brachial“ geworden. Er dribbelt derzeit im Schnitt 1,8-mal weniger als damals und gibt dafür mehr Key-Passes (1,7) ab.
Sein Landsmann Thomas Lemar war in der Saison 16/17 nicht nur sehr spielmachend (4,2 Pässe in die Box), sondern war darüber hinaus griffig im Gegenpressing (eine Rückeroberung).
Dass Ousmane Dembélé nur ein Jahr in Dortmund blieb, lag vor allem daran, dass er 2016/17 mit seinen 31 Scorerpunkten Begehrlichkeiten weckte.
In diesem Jahr gewann er im Schnitt acht (!) Dribblings mit einer Erfolgsquote von 63(!!) Prozent. 3,2 Key-Passes waren ebenso herausragend. Es ist also möglich, dass Dortmund 2016/17 einen Außerirdischen im Kader hatte.
Einen solchen Außerirdischen hatte Man City 17/18 auch in Leroy Sané. Torbeteiligungen trugen maßgeblich zu Citys Meisterschaft bei.
Dass er für 19 Torvorlagen „nur“ 1,6 Key-Passes benötigte zeugt von einer klugen Positionierung, sicherlich getragen von Citys Positionsspiel. Sané schien in der vergangenen Saison einer der effizientesten Vorlagengeber der Premier League gewesen zu sein.
Man kann sich leider nur vorstellen, was möglich gewesen wäre, wenn Gabriel Jesus seine Form aus 16/17 konserviert hätte, bevor er sich am Knöchel verletzte.
Auch Mikel Oyarzabal erwies sich mit 14 Treffern in über 3000 Einsatzminuten im Jahr 2017/18 als überaus tororientierter Angreifer (2,1 Schüsse), der neben zwei gewonnen Dribblings auch zuverlässig Abschlüsse vorbereitete (1,3 KP und 2,6 Pässe in die Box).
Nicolas Pépé aus der Ligue 1 spielte sich in dieser Saison in die Notizbücher vieler großer Clubs. Das liegt nicht nur an seinen mittlerweile 20 Torbeteiligungen aus 1815 Minuten. Er gewinnt mehr als vier Dribblings pro Partie und gibt drei Schüsse pro Partie ab.
Und was ist jetzt mit Asensio?
Der ist schon gut. Nur konnte er nie seine Leistungen aus der ersten Real-Saison bestätigen. Hinzukommt, dass seine öffentliche Wahrnehmung aufgrund vieler Weitschusstore, Treffern in der K.O.-Phase der Champions League ein wenig verzerrt wurde.
Die Kurzeinsätze (1919 Minuten) während 16/17 spielten ihm insofern in die Karten, als dass er pro Partie 2,4 Schüsse abgab und müde werdende Gegner bespielte.
2017/18 kam er auf 1000 Minuten mehr Spielzeit und wurde gleichzeitig spielmachender als zuvor. 3,6 Pässe spielte er erfolgreich in den Strafraum, während er parallel die gleiche Anzahl an Key-Passes und Schüsse ablieferte.
Dass Asensio seit 2016/17 vermeintlich abbaute, ist statistisch gesehen falsch. Nach wie vor zeigt er ordentliche Leistungen, nur ist er in seiner Spielweise nicht mehr so spektakulär.
Zusätzlich sollte er nach nur einer Saison bei den Königlichen schon zum Leistungsträger avancieren. Für einen U23-Spieler ohnehin schwierig genug ist. Aufgrund der schwankenden Leistungen kam er in den letzten beiden Saisons auf nur knapp über 60% Einsatzzeit, wenn er auf dem Platz stand.
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