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WM 2018: ter Stegen/Neuer-Paradoxon

Bereits einige Monate vor der Weltmeisterschaft diskutiere ganz Fußballdeutschland darüber, wer denn wohl in Russland im Tor zu stehen habe. Die T-Frage war in aller Munde. Auf der einen Seite Marc-André ter Stegen, der sich bei Barça zu einem der besten Keeper Europas entwickelt hat. Auf der anderen Seite Manuel Neuer, seit Jahren das Maß aller Dinge unter den Torhütern und seit September ohne Pflichtspieleinsatz.

Wäre es also gerecht einen ter Stegen auf die Bank zu setzen, der maßgeblich an Barças langer Serie an ungeschlagenen Spielen beteiligt war? Löw verkündete drei Wochen vor Turnier-Beginn, dass, sollte Neuer mitfahren, er auch als Nummer eins mitfahren wird. Ein deutliches Signal an den Bayern-Keeper und auch an seine Konkurrenten.

Es erinnert alles ein wenig an die WM 2010, als man lange um den Einsatz René Adlers bangte und Manuel Neuers Stern in Südafrika endgültig aufging. Heute, acht Jahre später sind die Vorzeichen ähnlich. Dennoch ist der 32-Jährige trotz langer Verletzung die unumstrittene Nummer 1 im Deutschen Tor.

Welchen Einfluss hat dies auf die Leistung des DFB-Teams in Russland? In der Gruppenphase wird es noch kein allzu großen Einfluss haben. Ter Stegen steht dem Bayern-Keeper mittlerweile in kaum etwas nach.

Der ehemalige Gladbacher ist fußballerisch nicht erst seit diesem Jahr einer der Besten. Ich wage sogar zu behaupten, dass er rein von der Passtechnik und auf welchen Fuß er seine Mitspieler anspielt besser ist als Neuer. Hat schlichtweg ästhetische Gründe. Allerdings kann ter Stegen diese Stärken besser bei Teams einbringen, die in der frühen Ballbesitzphase stabil sind. Das DFB-Team ist hier nicht so sicher wie Barça.

Die obligatorischen Patzer im Nationalmannschafts-Trikot scheint der 26-Jährige mittlerweile auch abgestellt zu haben. Allgemein ist er seit zwei Jahren unheimlich konstant geworden was sein Spiel auf der Linie angeht und beim Herauslaufen. Auf den ersten Blick scheint also nichts gegen einen Einsatz ter Stegens zu sprechen, so dass Neuer quasi als Supervisor nach Russland fahren würde. Gäbe es da nicht den einen Knackpunkt.

 

Manuel Neuer nach dem WM-Titel 2014 in Brasilien (Foto: Marcello Casal Jr/Agência Brasil cc-by-sa3.0)

Nicht umsonst ist die Deutsche Nummer eins Kapitän der beiden mächtigsten Fußball-Mannschaften Deutschlands. Neuer besitzt ein unheimlich gutes Standing innerhalb seiner Teams und ist seit über fünf Jahren international anerkannt. Für Neuer gelten andere Maßstäbe und die WM stellt eine Ausnahmesituation dar.

Mit dem Algerien-Spiel 2014 im Hinterkopf, als er die DFB-Elf im Alleingang im Turnier hielt, hat man vom Bayern-Keeper einfach ein anderes Bild als von ter Stegen, der auf Nationalmannschaftsebene noch keine dieser One-Man-Shows veranstalten konnte.

Es ist eine verzwickte Situation für Jogi Löw. Unterläuft Neuer in den K.O.-Spielen ein entscheidender Fehler, wird man den Bundestrainer medial zerreißen, so viel ist sicher. Da Neuer allerdings ein Ultimatum gesetzt wurde, ist man beim DFB auf der sicheren Seite. Ob es bereits vor der öffentlichen Bekanntgabe persönliche Gespräche mit ter Stegen gab, kann man von Außen schwer beurteilen.


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Ter Stegen wird parat stehen und Neuer nahezu gleichwertig ersetzen, wenn nicht sogar in manchen Punkten (Sicherheit in der Strafraumbeherrschung und Passspiel) aufgrund des Mehrs an Spielpraxis übertrumpfen. Der Barça-Keeper ist dafür der ideale Mann. Eine bessere Nummer zwei gibt es wohlmöglich nicht bei der WM.

Bei der Niederlage im Eröffnungsspiel gegen Mexico stand Neuer weniger im Mittelpunkt. Laut whoscored.com parrierte er drei Schüsse. Was jedoch auffällig war: Der Bayern-Keeper war enorm fangsicher und hielt sämtliche Einschüsse sicher. Im Herauslaufen überzeugte er in Hälfte eins beim langen Abschlag Ochoas mit Entschlossenheit. Nicht selbstverständlich nach solch einer langen Verletzungsphase.

Beim Gegentor kann man Neuer wenig Vorwürfe machen. Beim Schuss selbst war seine Positionierung im Tor gut, einzig seine Grundposition hätte etwas tiefer sein können, damit er näher am Boden ist. Wenn man ganz böse sein will, kann man behaupten, dass er den Ball in Weltklasseform abgewehrt hätte. In den letzten beiden Gruppenspielen muss der 32-Jährige sein Team wieder zu Höchstleistungen puschen, wenn der Traum vom Titel erhalten werden soll.


 
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DAZN WM 2018

Sascha
Hat genauso eine Daseinsberechtigung wie Torrichter während der Champions League Spiele. Passionierter Schachtelsatzschreiber. Gilt intern nicht umsonst als L’Akquisiteur – wenn nicht da, dann zumindest bei sich selbst. Man soll sich immerhin treu bleiben wie Javier Pinola den Überresten seiner Haare. Glaubt noch immer, dass in Enes Ünal ein Weltklassestürmer schlummert, den aber nicht einmal Houdini hervorzaubern könnte. Einziges Vorbild von Max Dettmer.

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