fbpx

WM 2018: Robert Lewandowski im Porträt

Mit fast 30 Jahren hat Robert Lewandowski schon einiges erlebt. Der polnische Spieler zählt zu den besten Stürmern der Welt. Im Vereinsfußball feiert er Titel nach Titel und Rekord nach Rekord. In seiner Heimat ist er ein Megastar. Er ist Kapitän seiner Nationalmannschaft, mehrfacher Torschützenkönig, Serienmeister und die sichere Wahl zum Fußballer des Jahres in Polen.

Doch das Spiel gegen Senegal war eine Premiere für Lewandowski: Nach 10 Jahren in der Nationalmannschaft und 95 Länderspielen war dies sein erstes Spiel bei einer FIFA Fußball-Weltmeisterschaft.

Die letzte Teilnahme der polnischen Nationalmannschaft an einer Weltmeisterschaft war im Jahr 2006, bei der WM in Deutschland. Robert Lewandowski war damals 17 und wechselte gerade in die dritthöchste polnische Liga zu Znicz Pruszków. Für kolportierte 15.000 Euro kam er von der zweiten Mannschaft Legia Warschaus. In seinen ersten beiden Saisons machte er dort bereits als Wiederholungstäter in Sachen Torschützenkönig auf sich aufmerksam. Zwei Aufstiege später folgte 2008 der nächste Schritt, weiter in die Ekstraklasa zu Lech Posen.

Schon in seiner ersten Saison für Posen startete er durch: Pokalsieger, Europapokal-Premiere, Supercup-Sieger, Newcomer des Jahres. Auch die Länderspiel-Premiere ließ nicht lange auf sich warten. Durch den Gewinn der Meisterschaft und des Torschützentitels im Folgejahr, war es für Posen nicht mehr möglich, Lewandowski zu halten.

Nach zahlreichen Gerüchten um seine Person und anhaltenden Verhandlungen zwischen den Vereinen, wechselte er im Sommer 2010 nach Dortmund. Die Qualifikation zur WM 2010 in Südafrika verpasste er jedoch mit der Nationalmannschaft deutlich, agierte dabei aber nur als Ersatzspieler. In Dortmund angekommen, blieb ihm, hinter Fan-Liebling Lucas Barrios, ebenfalls erstmal nur die Rolle des Einwechselspielers. Doch auch als Joker setzte er in der Bundesliga erste Duftmarken und traf regelmäßig.

Als Barrios sich in der Saison 2011/2012 verletzte, nutzte der Pole die Chance und traf als Stammspieler alleine in der Bundesliga satte 20-mal. Auch in der polnischen Nationalmannschaft wurde er zum Leistungsträger. Robert Lewandowski erwies sich als mannschaftsdienlicher Stürmer, der unter Jürgen Klopps aggressiver Pressing-Taktik viel Laufarbeit verrichtete und dennoch im richtigen Moment eiskalt im Strafraum abschloss. Mit dem BVB feierte er zwei Meisterschaften in Folge und gewann 2012 das Double mit dem DFB Pokal. Dies brachte ihm zur EM 2012 im eigenen Land (Polen und Ukraine) einen Stammplatz. Allerdings schied Polen bereits nach der Gruppenphase aus.


 

Lest auch weitere interessante WM-Texte von uns:

[ex_effects category=”WM18_1″ style=”style13″]

 


Seine persönliche Ausbeute steigerte sich Jahr für Jahr in allen Wettbewerben. Dies entging auch dem FC Bayern nicht, der nach 2 Saisons ohne Meisterschaft die „Abteilung Attacke“ ausrief. Das Interesse an Lewandowski wurde öffentlich immer wieder kolportiert. Als dann mit Mario Götze im Sommer 2013 einer der Erfolgsgaranten des BVB nach München wechselte, griff der damalige Bayern-Trainer Jupp Heynckes in einem Interview vor und deutete bereits einen anstehenden Wechsel Lewandowskis an.  Sein Vertrag in Dortmund lief Ende der Saison 2013/2014 aus und eine Verlängerung verzögerte sich immer weiter.

Im Winter 2013/2014 wurde der Wechsel, zur kommenden Saison, nach München dann offiziell verkündet. Besonders bitter stieß den BVB-Fans auf, dass dies ablösefrei passierte. Lewandowski verabschiedete sich zwar als Torschützenkönig, doch der Abgang spaltet viele Fans noch heute. Ebenso unruhig verlief auch die Qualifikation der Polen zur WM, denn die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien verpasste das polnische Team erneut. Und auch die Umstellung auf das Spiel der Bayern ging wider Erwarten nicht ohne Nebengeräusche von sich. Unbeachtet dessen, dass auf seine Einsätze kam, seine Tore erzielte und den Mitspielern weiterhin assistierte (wettbewerbsübergreifend 38 Scorerpunkte in 49 Spielen). Medial erntete er Kritik – vom Verein jedoch bekam er Rückendeckung.

Er dankte es dem FCB mit Leistung. Denn in der Saison 2015/2016 gelang ihm der endgültige Aufstieg in die Elite der Weltklasse-Fußballer und sein Name wurde in aller Welt bekannt. Spätestens nach dem Abend des 22. September 2015 und dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg:
Als es zur Halbzeit 0:1 für die Gäste stand, saß Lewandowski noch auf der Bank. Guardiola wechselte ihn erst zum Wiederanpfiff ein. Was darauf folgte, war einzigartig.

Kurz nach seiner Einwechslung traf Lewandowski in der 51. Minute. Und er tat dies erneut. In der 51., 52., 55., 57. und 60. Spielminute erzielte er insgesamt 5 Tore! In 8 Minuten und 59 Sekunden. Weltrekord! Ein Treffer war schöner als der andere und nur knapp verpasste er das sechste Tor.

Videoleinwand der Allianz Arena
Videoleinwand der Allianz Arena am Rekord-Abend

Am Saisonende stand er bei 30 Bundesliga-Toren und wurde zum zweiten Mal Bundesliga-Torschützenkönig. Er feierte sein zweites Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal und schoss die Polen mit 13 Toren zur Europameisterschaft 2016 nach Frankreich, wo sie erst im Elfmeterschießen des Viertelfinales am späteren Sieger Portugal scheiterten. In der Folgesaison konnte er seine Torquote und sein Leistungsniveau bestätigen. 2016/2017 traf in der Bundesliga erneut 30-mal. Zwar wurde er damit nur Zweiter im Kampf um die Torjägerkanone, knapp hinter Aubameyang, doch war er der erste Spieler seit Gerd Müller, dem es gelang in zwei Saisons in der Bundesliga 30 oder mehr Tore zu erzielen.

Auch in der vergangenen Saison überzeugte Lewandowski. Nur knapp scheiterte er, erneut die 30-Tore-Marke zu knacken und beendete die Bundesliga Saison mit 29 als Torschützenkönig. Einzig in der Champions League stellte sich bislang kein Erfolg ein, was auch Nährboden für Wechselgerüchte bildet, obwohl auch seine dortige Statistik von 61 Scorer-Punkten in 72 Spielen überzeugt.

Robert Lewandowskis Karriere in Zahlen
Robert Lewandowskis Karriere in Zahlen

Neben seiner Torjäger-Qualität hat er sein Spiel im Laufe der Jahre verbessert und sich profilieren können. Er gilt als kompletter Stürmer, der auch als alleinige Spitze agieren kann, dort den Ball hält, vorbereitet und Platz für die Mitspieler schafft und auflegen kann. Er ist körerplich robust und hat eine gute Grundschnelligkeit. Dabei hat er sich vom laufintensiven Spiel in Dortmund an das dominante Ballbesitz-Spiel der Bayern angepasst. Eine weitere Stärke sind mittlerweile seine Freistöße, für die er beim FC Bayern trotz klangvoller Prominenz, primär zuständig ist.

Neben dem Platz gibt es wenig Schlagzeilen um ihn, wenn doch geht es um Wechselgerüchte. Mehr Aufmerksamkeit bekommt sein Privatleben durch seine Musterprofi-Ehe, die er in den Sozialen Medien mit vielen privaten Einblicken, wie eine Ernährungsumstellung oder sein Fitness-Programm, dokumentiert.

All dies brachte ihm seit 2011 jährlich den Titel des Fußballer des Jahres in Polen. So ist es keine Frage, dass er als Weltklasse-Stürmer, polnischer Rekord-Torschütze und Kapitän bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland der Star der Mannschaft ist. Und trotzdem betrat er am Dienstag in Moskau neues Terrain. Mit einer polnischen Mannschaft, die in der Gruppe mit Kolumbien, Japan und Senegal eine realistische Chance auf das Weiterkommen hat. Eine Mannschaft, die er mit 16 Toren durch die Qualifikation führte und die auf ihn zählt. Mit dieser Torausbeute wurde er, zusammen mit Saudi-Arabiens Mohammad al-Sahlawi, der erfolgreichste Torschütze der WM-Qualifikation.

Robert Lewandowski im Dress der Biało-Czerwoni. (Foto: Roger Gorączniak/Wikimedia cc-by-sa3.0)

Nun war es so weit und das langersehnte WM-Debüt stand an. Polen agierte von Beginn an in einem 451, mit Lewandowski als alleinige Spitze. Der potenzielle Sturmpartner Milik lief nominell als zentraler Offensivspieler auf und rotierte eher auf die Flügel als in die Spitze. Doch war Senegal das engagiertere Team. Sie spielten mit viel Tempo, verteidigten sehr hoch und begannen bereits früh in der gegnerischen Hälfte zu pressen. Die polnische Mannschaft wurde dadurch über weite Strecken nach hinten gedrängt und konnte sich nicht oft spielerisch befreien. Meist war es der Versuch eines langen Balles in den Sturm, wo Lewandowski allerdings von Koulibaly und Sané in Manndeckung genommen wurde.

Nach dem Führungstreffer für Senegal durch ein Eigentor von Cionek (38. Minute), der einen Schuss von Gueye ins eigene Tor abfälschte, haben diese allerdings nicht mit ihrem Spiel gebrochen. Sie haben das Tempo und die Intensität beibehalten. Polen konnte dagegen nur selten Nadelstiche setzen, meist nach Standards.

Nachdem Jakub Blaszczykowski in der Halbzeit angeschlagen ausgewechselt werden musste, veränderte Adam Nawalka die taktische Ausrichtung, so dass Polen in der Abwehr auf eine Dreierkette stellte und nach vorne variabler spielte. Lewandowski agierte nun mehr und mehr als sich fallenlassende Anspielstation, eine Konsequenz des permanenten Doppelns, während Milik um ihn rotierte und die Flügelspieler aufrückten.

Die gefährlichste und beste Aktion von Lewandowski war kurz nach der Halbzeitpause. Der sonst eng zugestellte Stürmer konnte mit gutem Körpereinsatz an der Mittellinie einen Ballverlust von  Gueye erzwingen, als die Senegalesen aufgerückt waren. Er zog Koulibaly mit Tempo davon und war fast alleine auf dem Weg zum Tor. Doch Salif Sané rannte hinterher und stoppte ihn kurz vor dem Strafraum mit einem taktischen Foul. Dafür sah dieser konsequenterweise die gelbe Karte.
Den Freistoß aus gut 23 Metern schoss Lewandowski selbst und zirkelte ihn platziert aufs Tor – doch Torwart N’Diaye fischte den Ball mit einer Flugeinlage aus dem Eck.

In dieser Phase, als Polen mehr Spielanteile bekam und Zweikämpfe gewann, unterlief ihnen ein folgenschwerer Fehler: In der 60. Minute stand Niang nach einer Behandlung bereit, das Feld wieder zu betreten. Kurz nachdem dieser dafür vom Schiedsrichter das Signal bekam,  schlug Krychowiak einen Ball aus dem Halbfeld unplatziert, hoch und weit zurück in die eigene Abwehr. Niang, der das Spielfeld auf Höhe des letzten Abwehrspielers Bednarek, kurz hinter der Mittellinie, betrat, sah dies und startete durch um den Ball zu erlaufen.

Der polnische Abwehrspieler sah Niang aber erst als dieser schon Tempo aufgenommen hatte und probierte zu retten, was nicht mehr zu retten war. Torwart Szczesny war ebenfalls auf dem Weg nach draußen, um das Rückspiel aufzunehmen. Er schaltete etwas schneller als Bednarek und versuchte den Ball ca. 30 Meter vor seinem Tor zu erlaufen. Doch auch er war zu langsam. Niang schob sich vor Bednarek,  spitzelte den Ball am Keeper vorbei, strauchelte kurz im Zweikampf, konnte den Ball jedoch kontrollieren und in das leere Tor einschieben.

Mit dem 0:2 stellte Senegal um und agierte passiver und wartete auf Konter. Sie liesen sich tiefer fallen und so bekam Polen ein paar Chancen, in und um den Strafraum zu spielen. Richtig gefährlich wurden diese aber nicht ausgespielt. So blieben Standards die gefährlichste Waffe der Europäer. So war es in der Schlussphase eine Freistoßflanke aus dem Halbfeld, die Grosicki mit Effet auf den langen Pfosten zog und Krycowiak zum Anschlusstreffer einköpfte (86. Minute). Doch Senegal konnte das Ergebnis über die Zeit retten und gewann nicht unverdient mit 1:2.

 


Verfolgt die Leistungen von Robert Lewandowski und Polen in der Gruppe H in den Highlights des Spieltages mit ausführlichen Zusammenfassungen und Berichten rund um die Spiele – nur mit DAZN.

DAZN WM 2018

Julio DaElba
Seit drei Jahrzehnten dem Sport verschrieben. Calcio-Fetischist und Kind der Bundesliga. Fussballverrückt, aber auch in anderen Sportarten zu Hause.

Cavanis Friseur Newsletter

Keine Texte & Podcasts mehr verpassen!

1 comment

Leave a reply

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein