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Gol Olímpicos Finest 2022 – Die besten Talente aus Brasilien

In der dreiteiligen Serie zu den diesjährigen Toptalenten Südamerikas befassen wir uns mit insgesamt 15 extrem spannenden Spielern, die in diesem Jahr ihren Durchbruch in den Ligen Südamerikas feiern konnten – Fußballer, die einen schweren Weg hinter sich haben und eine vielversprechende Zukunft vor sich.

Wer ist der zukünftige beste brasilianische Dribbelkünstler? Welcher junge argentinische Zehner spielt besonders modernen Fußball? Und welcher uruguayische Mittelstürmer steht bereit, um schon bald in die Fußstapfen von Edinson Cavani zu treten? Hier erfahrt ihr es schon jetzt.

 

Die Top-Talente Südamerikas 2022: Brasilien

In Teil I der Serie begeben wir uns nach Brasilien, wo die Qualität des Vereinsfußballs aktuell deutlich über der südamerikanischen Konkurrenz steht. Der Output an hochtalentierten Spielern ist zurzeit höher den je.

Die Selecão kann aus einem unfassbar tiefen Pool an Profis mit den unterschiedlichsten Spielerprofilen schöpfen. Die folgenden fünf Talente sind perspektivisch alle Kandidaten für die Nationalmannschaft – der große Traum der meisten brasilianischen Kinder.

 

Ângelo (17/RA) – FC Santos

40 Spiele – 2 Tore – 5 Vorlagen – 2.092 Spielminuten

Ângelo vom FC Santos ist die wohl größte Versprechung an den brasilianischen Fußball in dieser Liste. Das Wunderkind hält nach wie vor mit 16 Jahren und drei Monaten den Rekord als jüngster Torschütze der Copa Libertadores. In diesem Jahr stand der Außenstürmer erstmals regelmäßig in der Startelf der „Peixes“ und weiß zu überzeugen.

In 1-gegen-1 Situationen gehört der 17-Jährige jetzt schon ligaweit zu den besten Spielern und das in einem Land, dessen fußballerische Ausbildung auf diese Qualität ausgelegt ist und regelmäßig die besten Dribbler der Welt hervorbringt. In der Liga gewinnt das Ausnahmetalent fast 70% seiner Dribblings – über 3 pro Partie.




 

Das ist nicht nur kaderintern, sondern sogar in der gesamten Série A Brasiliens der Bestwert. Apropos Bestwert: Neben seiner effektiven Dribbelkunst weist Ângelo außerdem den höchste xA-Wert, die meisten raumgewinnenden Läufe (ca. 7 pro Spiel) sowie die effektivsten Bälle hinter die gegnerische Abwehrreihe vor (ca. 2 pro Spiel).

Auch wenn Ângelo erst Mitte Oktober seinen 1. Ligatreffer und sein insgesamt 3. Profitor erzielte, soll das nicht über seine Qualität hinwegtäuschen. Denn das Supertalent ist ein Teamspieler. Selbst im 1-gegen-1 mit dem gegnerischen Torwart spielt der Offensivkünstler, ohne zu zögern seinen besser postierten Mitspieler an.

In der Liga liegt er auf Rang drei in der Statistik der meisten Schussvorlagen. Es gibt keine Zweifel. Ângelo macht den Unterschied.

Und doch sind die Zahlen und Statistiken nur unterstützende Empirie für das, was man sieht, ja sogar fühlt, wenn man den jungen Ângelo beim Fußballspielen zusieht. Die Leichtigkeit, der Instinkt, der Spaß – all das, was dem Fußball seinen Zauber, seine Magie gibt, vereint der Teenager.

Vergleiche mit den Santos-Ikonen und Weltfußballern Pelé und Neymar sind naheliegend, aber nicht zielführend. Denn das einzige, was die drei eint sind die Rahmenbedingungen: Ausgebildet beim FC Santos, Rekorde im Teenager-Alter und jede Menge Superlative. Das Spiel selbst – sei es von Pelé, Neymar oder Ângelo – ist nicht zu vergleichen, denn es ist einzigartig.

Prognose: Eines Tages Weltklasse!

 

Vitor Roque – Athletico Paranaense

44 Spiele – 13 Tore – 5 Vorlagen – 2.068 Spielminuten

Mit 17 Jahren Copa Libertadores-Sieger? Dieser Traum könnte für Vitor Roque wahr werden. Mit Athletico Paranaense steht der Stürmer am 29.10.2022 im Finale von Guayaquil gegen Flamengo. Und daran hat Vitor großen Anteil.

Im Viertelfinale schoss das Supertalent gegen den argentinischen Vertreter Estudiantes de La Plata nach seiner Einwechslung in der letzten Sekunde den entscheidenden Treffer zum 1:0- Sieg. Im Halbfinale gegen Doppel-Libertadores-Champ Palmeiras steuerte Roque eine Torvorlage bei.

Der Angreifer ist sogar von der CONMEBOL als bester Spieler der Copa Libertadores 2022 nominiert worden. Die Konkurrenz um den uruguayischen Nationalspieler Giorgian de Arrascaeta oder die beiden Selecão-Spieler Pedro und Everton Ribeiro ist prominent.

Somit wird deutlich: Der Aufstieg von Vitor Roque ist steil. Im April kam der Jungspund für rund vier Millionen Euro aus Belo Horizonte von Zweitligist Cruzeiro, für die er in der Copa do Brasil Anfang des Jahres insgesamt drei Treffer erzielte – zwei davon vier Tage noch vor seinem 17. Geburtstag.

Nach ersten Jokereinsätzen bei Athletico, schaffte es der neue Trainer Luis Felipe Scolari Roque behutsam aber bestimmt ans Team heranzuführen. In der Sturmzentrale untermauerte der Youngster schnell seine großen Qualitäten im Abschluss, die er schnell aus sämtlichen Distanzen unter Beweis stellte.

Vitors Besonderheit ist sein „Torriecher“. Genauer gesagt: Selbst in Spielsituation die vermeintlich keine Torgefahr ausstrahlen, erkennt der Stürmer seine Chance und macht sehr viele Dinge wie das situative Pressing, Tiefenläufen oder eben Torabschlüssen aus der Distanz instinktiv einfach richtig.

So tritt Vitor Roque besonders oft als Matchwinner ins Rampenlicht. Schon jetzt scort der Jungspund regelmäßig gegen die brasilianische Elite: Atletico Mineiro, Palmeiras, Fluminense – sie alle gehörten schon zu den Opfern von Roques Torgefahr.

Trotz seiner nur 1,72 Metern Körpergröße kann sich das Toptalent auch gegen die austrainiertesten Verteidiger Brasiliens durchsetzen.

Dabei setzt er vor allem seine Schnelligkeit und Wendigkeit ein, mit Hilfe derer er regelmäßig Lösungen für die komplexesten Spielsituationen in Unterzahl findet. Denn das Spielsystem von Athletico Paranaense ist nicht auf Ballbesitzfußball ausgelegt, sondern viel mehr auf blitzartige Kontersituationen mit schnellen Torabschlüssen.

Schon jetzt ist Vitor Roque in dieser Rolle einer der besten Angreifer des Kontinents. So könnte er auch im Copa Libertadores-Finale gegen Flamengo zum Matchwinner avancieren – die Großen liegen ihm schließlich.

Prognose: Champions-League-Niveau!

 

Matheus Martins – Fluminense

41 Spiele – 7 Tore – 3 Vorlagen – 2.393 Spielminuten

Für Matheus Martins von Fluminense begann die Saison Anfang des Jahres schon mit einigen tollen Auftritten bei der Copinha, dem größten und wichtigsten Jugendturnier Brasiliens. Hier konnte er mit zwei Toren, einer Vorlage und einigen sehenswerten Spielen auf sich aufmerksam machen.

Anders als sein Offensivkollege von „Flu“ John Kennedy schaffte es Martins sich im Laufe des Jahres in der Stammelf von Trainer Fernando Diniz zu etablieren.

Der Coach ist ein großer Förderer des 19-Jährigen und fand die passende Rolle in seinem ballbesitzorientierten Spielsystem. Das von Diniz gepredigte, kompromisslose Kurzpassspiel kann der junge Matheus mit seinem Skillset hervorragend ausfüllen.

Mit seinen unberechenbaren Dribblings und seine großartige Technik ist der Offensivspieler einer der Erfolgsgaranten dieser sehr guten Spielzeit von Fluminense.

Zusätzlich interpretiert er seine Position als Außenstürmer teilweise realtiv zentral, sodass der talentierte Dribbler das gewünschte Kurzpassspiel mit dem erfahrenen Stürmer German Cano, der Schaltzentrale Ganso und dem aufstrebenden Kolumbianer Jhon Arias suchen und finden kann.

Diniz hat eine klare Spielidee, gewährt aber gleichzeitig seinen Kreativposten die nötigen Spielfreiheiten. Die Offensivakteure können ihr Potenzial somit in vollem Glanz entfalten. Insgesamt ist die Entwicklung für Vereine, Trainer und Spieler eine Win-Win-Win-Situation.

Denn der Abgang von Offensivkünstler Luiz Henrique, den die Brasilianer unter anderem aufgrund des Ausscheidens in der Copa Libertadores-Qualifikation Anfang des Jahres im Sommer an Betis Sevilla verkaufen mussten, ließ eine große Lücke im Offensivbereich der „Cariocas“ klaffen.

Für Matheus Martins die perfekte Chance diesen Platz auszufüllen, da der Verein kaum finanzielle Mittel für einen gleichwertigen Ersatz aufbringen konnte.

Diniz zeigt schon immer ein sehr gutes Gespür, um den Reifegrad der unzähligen Talente der brasilianischen Fußballakademien einzuschätzen. Martins befand er für bereit – und Martins war bereit! In der Liga traf er in 23 Einsätzen zwei Mal und gab darüber hinaus zwei Torvorlagen.

Keine herausragenden Quoten, die der Junge aus Campo Grande vorweist. Dennoch ist seine Debütsaison als Stammspieler eine Erfolgsstory, die Fluminense allen Anschein nach auf direktem Wege zurück in die Copa Libertadores führt.

In der diesjährigen Copa Sudamericana-Saison durfte sich Martins hingegen in sechs Gruppenspielen nur einmal präsentieren – und wie: Beim grandios 10:1 in Bolivien bei Oriente Petrolero schoss der Shootingstar in 60 Minuten gleich drei Tore. Ein besseres internationales Debüt hat es selten gegeben.

Der nächste Entwicklungsschritt in der Copa Libertadores im nächsten Jahr scheint der ideale Gradmesser, um Martins weiter zu fordern und zu fördern. Dazu scheint unter Trainer Diniz aktuell jeder Spieler von Fluminense von Tag zu Tag besser zu werden.

Prognose: Europa-League-Niveau!

 

Andrey Santos – Vasco da Gama

33 Spiele – 7 Tore – 0 Vorlagen – 2.634 Spielminuten

Der junge Brasilianer Andrey Santos ist ein echtes Phänomen. Mit 18 Jahren hat der Box-to-Box-Spieler bereits eine absolute Schlüsselrolle beim brasilianischen Traditionsvereine Vasco da Gama aus Rio de Janeiro – allerdings in der Série B. Nichtsdestotrotz zählt die Akademie von Vasco weiterhin zu den besten des Kontinentes.

Andrey Santos ist der jüngste und beste Beweis. Als zentraler Mittelfeldspieler ist er sowohl für die Defensive als auch die Offensive essenziell. Seine Qualitäten finden sich auch tatsächlich in allen Mannschaftsteilen.

Im Aufbauspiel ist er der klare Fixpunkt. Die alternde und erfahrene Abwehr von Vasco vertraut dem Youngster bedingungslos. Die Ballzirkulation findet oftmals nur kurz zwischen der Viererkette statt. Santos lässt sich hinter die Mittellinie fallen und erwartet die Pässe seiner Kollegen schon früh im Aufbauspiel.

Als Topmannschaft der zweite Liga Brasiliens hat Vasco entsprechend viel Ballbesitz, den sie sich mit schnellem Kurzpassspiel zu Nutze machen.

Andrey Santos empfängt und verteilt die Bälle, steuert das Tempo und hat ein großartiges Gespür für Steckpässe, mit denen er eine Vielzahl von gegnerischen Spielern regelmäßig überspielt.

Darüber hinaus strahlt das Toptalent Torgefahr aus. Seine sieben Saisontreffer erzielte er entweder aus der Distanz mit wuchtigen und zielgenauen Abschlüssen außerhalb des 16ers oder durch situative Vorstöße in den 16er, bei denen er torgefährliche Situation sehr gut erkennt und in der Folge durch Abpraller oder Pässe an den Rand des 5ers zum erfolgreichen Abschluss kommt.

Defensiv ragt Andrey Santos ebenfalls heraus. Mit rund neun gewonnen Zweikämpfen pro Partie und einer durchschnittlichen Quote von 60% gewonnener Zweikämpfe beweist das Juwel seine Vielseitigkeit. Besonders seine Antizipation sticht heraus.

Durch sein hervorragendes Spielverständnis erkennt der 1,79 Meter große Allrounder gegnerische Spielideen sehr früh und gewinnt folglich viele Bälle in, oberflächlich betrachtet, unmöglichen Spielsituationen – seine vielleicht größte Besonderheit.

Kein Wunder, dass seit Monaten Gerüchte um ein großes Interesse von Newcastle United die Runde machen. Der direkte Schritt in die Premier League wäre jedoch mit Sicherheit zu groß.

Zum einen da das Niveau der Série B zum englischen Oberhaus gewaltig ist. Zum anderen da Andrey zu oft Ungenauigkeiten im Aufbauspiel vorweist, die gelegentlich zu gegnerischen Großchancen führen.

Dies ist jedoch nur eine Folge der enorm hohen Passfrequenz. Dass die Fehler dennoch zu oft in der eigenen Hälfte passieren, bietet Andrey Santos Möglichkeiten, um sein Spiel zu optimieren.

Für seine bestmögliche Entwicklung ist mindestens ein Jahr in Brasiliens Série A wünschenswert, um das fußballerische Niveau seiner unmittelbaren Umgebung in Verein und Liga nicht zu schnell zu steigern. Dann sollte einer erfolgreichen Karriere von Andrey Santos nichts im Wege stehen.

Prognose: Europa-League bis Champions-League Niveau!

 

Eguinaldo (18/RA) – Vasco da Gama

16 Spiele – 3 Tore – 0 Vorlagen – 805 Spielminuten

Ein weiteres hochtalentiertes Juwel von Vasco da Gama ist der ebenfalls 18-jährige Eguinaldo. Der Außenstürmer hat seine Debüttreffer in der ersten Jahreshälfte mit bereits 17 Jahren erzielen können und sich seither nach und nach als Stammspieler etabliert.

Über Außen bringt er sehr viel Geschwindigkeit mit und ohne Ball in das Spiel von Vasco ein. Mit 65% erfolgreichen Dribblings gehört Eguinaldo schon jetzt zu den besten Dribblern der Liga.

Neben seinen tollen Läufen beeindruckt vor allem sein bedingungsloser Zug zum Tor, gepaart mit einem sehenswerten Abschluss.

Eguinaldos bemerkenswertes Selbstvertrauen resultiert in Torversuchen, die sich in Quantität und Qualität sehen lassen können. Auch seine spielerische Kombinationsfähigkeit ist auf einem überdurchschnittlichen Niveau.

Doch noch taucht der Brasilianer in zu vielen Spielen ab. Das liegt in der Regel nicht an den gegnerischen Verteidigern, sondern einer zu unsicheren Entscheidungsfindung. Fehlende Konstanz ist in diesem Alter natürlich nicht ungewöhnlich.

Mit weiterhin viel Einsatzzeit sollte sich dieses Problem in naher Zukunft Stück für Stück lösen lassen. Ein Quervergleich zu Arsenals Neuzugang Marquinhos bietet sich durch das ähnliche Spielerprofil an.

Sicher hat der Neu-Londoner durch die Vorbereitung und ersten Monate unter Arteta nochmal einen großen Entwicklungsschritt gemacht.

Dennoch wirkt Eguinaldo in vielen Belangen talentierter und leichtfüßiger als sein rund anderthalb Jahre älterer Landsmann, wenn man die Auftritte von Marquinhos bei São Paulo als Vergleich heranzieht.

Prognose: Europa-League bis Champions-League Niveau!

(Titelbild: © Getty Images/Amadeus Marzai)

Johannes Skiba
Lernte auf den Fußballplätzen von Buenos Aires Spanisch und in den Favelas von Rio de Janeiro Portugiesisch. Schaut europäischen Fußball nur noch wegen südamerikanischen Spielern. Betet für ein Revival des klassischen Zehners. Erfinder des Tricks „Jo-Capoeira-Drehung“ (anno 2015 auf den Frankfurter Hartplätzen). Fühlt ein Stück Kindheit, wenn er südamerikanischen Fußball schaut oder selbst am Ball ist und führt zudem einen Podcast zu südamerikanischen Fußball (Gol Olímpico).

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