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足球 – China, die neue Fußballmacht

Im vergangen Monat gaben chinesische Vereine rund 154 Millionen (Stand:1. Februar 2016) für neue Spieler aus. Dabei gingen einige interessante Transfers über die Bühne. Wieso eine der (sportliche gesehen) kleinsten Ligen der Welt dermaßen viel Geld für neue Spieler ausgab, fand in den deutschsprachigen Medien jedoch bisher kaum Erwähnung.

Die Vereine der Chinese Super League sind im Besitz von Privatpersonen, Unternehmen oder des Staates. So zum Beispiel Beijing Guoan FC. Der Fußballverein gehört der CITIC Group, einem staatseigenen Finanz- und Investmentunternehmen mit einem Jahresnettoumsatzes von rund 306 Milliarden Euro.

Oder beispielsweise Guangzhou Evergrande FC, das im Besitz von Alibaba und der Evergrande Group ist und von den beiden reichsten Männern in China geleitet wird. Oder Shandong Luneng FC, im Besitz eines staatlichen Energieunternehmens namens State Grid Corporation.

Der Grund weshalb jedoch so viele Unternehmen in chinesischen Fußballvereine investieren ist ein sehr interessanter – zumindest aus wirtschaftlicher Sicht. 20 Sekunden Werbung im staatlichen Fernsehen Chinas kosten ungefähr eine Millionen Euro.

Für viele Unternehmen zu viel, also machte man sich auf die Suche nach Alternativen und entdeckte den Fußball. Ein Unternehmen, das einen Fußballverein besitzt, ist dank der Liveübertragung der Spiele Woche für Woche im staatlichen Fernsehen, ohne dafür große Unsummen zahlen zu müssen.


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Dies ist erst seit 2008 so, zuvor gab es keine Livespiele der Chinese Super League im staatlichen Fernsehen.

Das Ziel der Unternehmen ist es also, die Liga beliebt zu machen und dadurch ein neues Werbemedium zu schaffen bzw. aufzubauen.

Durchschnittlich besuchen in China rund 25.000 bis 30.000 Menschen die Spiele der Chinese Super League, in Städten wie Guangzhou oder Beijing sogar mehr als 50.000, zudem auch noch die Zuseher vor dem Fernsehen – eine 90-minütige Dauerwerbesendung zu einem vergleichsweisen Spottpreis.

Vor fünf Jahren war Guangzhou Evergrande noch unbekannt, seit ihrem Einstieg in den chinesischen Fußball wurden sie durch Erfolge wie dem Seriengewinn der Meisterschaft oder zweimaligen Gewinn der asiatischen Champions League zu einem international bekanntem Namen. Aus marketingtechnischer Sicht genial.


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Seit diesen Erfolgen hat sich in China sehr viel getan: Beispielsweise bereitete Beijing Guoan FC diese Saison 26.740 Dauerkarten vor, jedoch gab es mehr als 50.000 Interessenten.

Die bereits reichen Vereine, oft mit Budgets mit bis zu 150 Millionen Euro, verdienen durch das Interesse noch mehr Geld und können so weitere Spieler verpflichten. Zudem hat China einen Vorteil zu anderen neureichen Fußballnationen: In der Liga gibt es einen sehr guten Infrastrukturstandard sowie moderne Stadien und Trainingszentren.

Seit vorigem Herbst wird an Schulen Fußball im Unterricht trainiert, damit die chinesische Fußballnationalmannschaft zukünftig zu den besseren der Welt gehört.

Doch Status quo ist, dass es nur sehr wenige gute chinesische Fußballspieler gibt. Unter den vielen verpflichteten Spielern, ein Großteil davon aus Brasilien, waren nur wenige Chinesen.

Ein kurzer Blick zeigt, dass selbst die einheimischen Spieler für enorme Summen verpflichtet werden.

Der Grund ist schnell erklärt: Jedes Team darf maximal fünf ausländische Spieler melden, davon muss einer Asiate sein. Außerdem darf jeder Verein maximal fünf neue Spieler ohne Altersbeschränkung und drei chinesische Spieler unter 21 Jahren unter Vertrag nehmen.

Die hohen Ablösesummen chinesischer Spieler kommen also daher, dass es nur wenige gute chinesische Spieler gibt, jedoch viele Interessenten, wodurch der Preis steigt.

Da gute chinesische Spieler rar sind kam es zu hohen Ablösesummen, wie beispielsweise rund sieben Millionen Euro für Tormann Gu Chao oder knappe 11,2 Millionen Euro für Innenverteidiger Bi Jinhao.

Die ab März beginnende Liga könnte zukünftig eine der besten Ligen der Welt werden, jedoch hat man aktuell kurzfristigere Ziele vor Augen. So will man beispielsweise in den nächsten fünf bis zehn Jahren die Nummer eins in Asien werden.

Die drei bestplatzierten Mannschaften der Liga qualifizieren sich für die asiatische Champions League, die zukünftig von chinesischen Vereinen dominiert werden soll.

Das große Ziel ist aber bei der Klub-WM gegen große Vereine wie Bayern München oder Barcelona groß aufzuspielen und dagegenzuhalten. Eine Fußballmacht außerhalb Europas wäre sicherlich auch für den globalen Vereinsfußball interessant, womit eine Klub-WM auch das mediale Interesse in steigern könnte.



Vor allem Guangzhou Evergrande könnte zukünftig in einer Reihe mit Real Madrid, Juventus Turin und anderen großen Vereinen genannt werden. 2009 stieg der Verein Guangzhou Pharmaceutical aus der Chinese Super League ab und wurde im darauffolgenden Monat von der Evergrande Group übernommen.

Bereits zwei Jahre später feierte Guangzhou Evergrande seinen ersten Meistertitel und wurde seitdem nicht mehr vom Thron gestoßen.

Der Verein begann vor rund anderthalb Jahren mit der Verpflichtung von chinesischen Starspielern und brasilianischen Talenten. Rund 150 Millionen Euro wurden seitdem in den Verein gesteckt, aber nicht nur auf, sondern auch abseits des Platzes versucht man zur Elite der Fußballwelt zu gehören.

Das kurzfristige Ziel ist es, eines der stärksten Teams der Welt zu formen, zukünftig will man aber ein rein chinesisches (Top-)Team sein und für Erfolge sorgen. Deswegen ist gerade eine Jugendakademie, die zukünftig nicht nur eine der besten Asiens, sondern der ganzen Welt werden soll, in Planung.

Doch was auf dem Papier sehr gut klingt, hat in Realität einige Macken. Unter den vielen Besitzern, die grundsätzlich die Vereine aus marketing- oder propagandatechnischen Gründen besitzen, gibt es auch Vereinsbosse, die ihre Vereine als eine Art Spielzeug sehen und aus reinster Langeweile Millionen verpulvern.

Aber auch in der Politik soll der Fußball helfen, entsprechende Unterstützung vom Volk zu bekommen. Modernste Propaganda sozusagen. Schon in junger Vergangenheit gab es im chinesischen Vereinsfußball Skandale und Korruption.

Bereits vor zwei Jahrzehnten war die Liga auf einem guten Weg, aber nachdem man mit Druck und einem eigenartigem Gesetz versuchte, die Nationalmannschaft zu verbessern, sodass man sich für die WM 2002 qualifizieren konnte, verlor der Fußball an Status und Interesse für Unternehmen und Geldgeber.

2001 wurde ein Gesetzt verabschiedet, dass kein Verein aus der ersten und zweiten Liga absteigen dürfe. Diesen Entscheid traf man, da es aufgrund von Auf- und Abstiegen oft zu Transfers von Spielern kam.

Jedoch wollte man eine eingespielte Nationalmannschaft haben und versuchte eine eingespielte Elf in der Liga zu schaffen, um sich somit für die WM 2002 zu qualifizieren.

Dies hatte zur Folge, dass Investoren und Unternehmen keine Spieler mehr verpflichten wollten und sich aus der Liga zurückzogen. Spieler bekamen weniger Gehalt, das Interesse am Fußball sowie die Qualität sank und die Liga wurde schwächer und schwächer.

Erst jetzt versucht man das volle Potential auszuschöpfen und eine bessere Liga zu schaffen. Zwar verfügt man über eine gute Infrastruktur und moderne Stadien, jedoch hat der Fußballboom auch zum Nachteil, dass man dem Fan-Andrang nicht gewachsen ist.


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Viele Stadien verfügen „nur“ über eine Kapazität von 50.000 bis 60.000, jedoch würden manche Vereine fast doppelt so viele Fans ins Stadien bekommen.

Auch Evergrande FC hat das bereits realisiert und plant deshalb einen Umbau des Stadions. Das 1987 eröffnete Stadion fasst zwar Platz für rund 58.000 Zuschauer, ist jedoch veraltet und entspricht nicht mehr dem aktuellen Bild des Vereins.

Rund 100 Millionen Euro sollen investiert werden und zukünftig noch mehr Platz für die Fans des Serienmeisters schaffen.

Es scheint zwar auf den ersten Blick als würde man in China gedankenlos das Geld rauswerfen, jedoch hat(te) die Liga einige Jahre nachzuholen und hat dies innerhalb von nur wenigen Monaten getan.

Es gab zwar Transfers, bei denen man sicherlich zu viel Geld aus dem Fenster geworfen hatte, wie beispielsweise den Verpflichtungen von Startrainer Marcelo Lippi, Ex-Real-Spieler-Robinho oder Ex-Nationalspieler Alessandro Diamanti.

Sie wurden mit Geld zugeschüttet, hatten aber auch einen unglaublichen Einfluss auf die Entwicklung der Liga hatten.

Aber nun scheint man einen anderen Weg zu gehen. Viele Starspieler werden für normale Preise verpflichtet, die Gehälter bleiben in einem akzeptablen Rahmen, oft werden lieber junge Talente verpflichtet als Altstars, wie es in der MLS oder A-League üblich ist. Die Chinese Super League scheint auf der Suche nach Normalität zu sein.

Die Liga wird in den nächsten Jahren eine unglaubliche Entwicklung machen, den globalen Fußball sicherlich auch mitverändern. Aus europäischer Sicht ist es zwar ungewohnt, wäre aber mal interessant, eine (Vereins-)Fußballmacht außerhalb Europas zu haben.

Eine Klub-Weltmeisterschaft hätte enormes Potential, jedoch bleibt die UEFA Champions League auch weiterhin das Nonplusultra des globalen Fußballs. Der Grund für diese Investitionen ist für viele Fans sicherlich nicht der romantischste, die Folgen sind jedoch umso schöner.

“In jedem Land sieht man Jungs auf den Straßen oder in Hinterhöfen kicken. Nur nicht hier.“, sagte Chinas Ex-Nationaltrainer Bora Milutinovic.

In Peking soll es nach einer amtlichen Zählung nur rund 80 Fußballplätze außerhalb der Schulen geben, kein Wunder, dass der Fußball so eine kleine Rolle in China spielt. Durch den Fußballboom werden viele Fußballplätze geschaffen, auf denen hoffentlich zukünftig viele Kinder zu sehen sein werden.

Seit 2011 heißt der Serienmeister Guangzhou Evergrande FC. Seit fünf Jahren konnte keiner dem Verein die Stirn bieten, aber erstmals sieht es so aus, als würde die Liga spannender werden als in den Jahren zuvor.

Mit dem aktuellen Hype und der spannenden Liga könnte diese Saison eine ganz große werden, weshalb man die Liga auf keinen Fall aus dem Auge verlieren sollte.

Marco Stein
Co-Gründer von Cavanis Friseur und für Alles und Nichts zuständig. Ist Leeds United-Fan und weiß das immer und überall zu erwähnen.

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