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Roque ‘n’ La Liga: Roque Mesa im Porträt

Wenn man Roque Mesa so sieht, könnte man denken, ein Stummfilmstar aus den 1920er Jahren wurde per Zeitmaschine in unsere Zeit geschickt, um jetzt in der spanischen Liga sein Geld zu verdienen.

Diese vor Pomade nur so strotzende, aber gleichzeitig locker-leicht sitzende Frisur, gepaart mit einem dünnen Oberlippenbart und dem Trikot, welches er stets in der Hose trägt, lassen ihn wie einen Spieler aus einer völlig anderen Generation wirken.

Doch tatsächlich ist der 27-Jährige auf dem Fußballplatz in der Zeit keineswegs stehengeblieben.

Mit Überraschungsteam Las Palmas mischt er seit über einem Jahr La Liga auf und steht nicht zu Unrecht auf dem Zettel von Clubs wie Liverpool, Arsenal und sogar Bayern München, sofern man den Gerüchten Glauben schenken will.

Roque Mesa, der Fußballer

Seine fußballerische Ausbildung genoss Mesa bei UD Levante, wo er zur Saison 2007/2008 seine ersten Schritte im Senioren-Bereich machte und in der zweiten Mannschaft kickte. Im Sommer 2009 folgte dann der Wechsel zu CD Teneriffa, wo er ebenfalls nur in der Reserve spielte.

Vermehrt lief der gelernte Zentrumsspieler als rechter Mittelfeldspieler oder hängende Spitze auf.

Nach nur einem Jahr sollte er ebenfalls ablösefrei an die Reserve UD Las Palmas’ transferiert werden. Nach ansprechenden Leistungen in der zweiten Mannschaft wurde der zu diesem Zeitpunkt 22-Jährige im Sommer 2012 an Atlético Baleares verliehen, nachdem er im Jahr zuvor auf immerhin 10 Startelfeinsätze bei seinen insgesamt 22 Auftritten gekommen war.

Nach seiner Rückkehr zu Las Palmas spielte er zunächst wieder in der zweiten Garnitur, ehe er dann 2014, also erst mit 25 Jahren, im Kader der ersten Mannschaft integriert wurde.

Dieser Werdegang ist gerade für junge Talente ein gutes Beispiel, das die Karriere nicht immer gerade verläuft und man auf dem Weg nach oben durchaus einen Schritt nach hinten machen muss, um letztlich zwei nach vorn machen zu können. Auf diesem Weg spielen neben Beharrlichkeit und Talent auch Förderer eine enorme Rolle.

Einer der größten, wenn nicht sogar der größte Förderer Roque Mesas ist Quique Setién. Der spanische Trainer übernahm im Oktober 2015 den kriselnden Club und führte ihn mit einem guten Positionsspiel und einer mutigen Spielanlage in sichere Gefilde.

Tolle Geste: Roque Mesa gibt seinen Fans die Möglichkeit mit ihm zu Kicken.

Roque Mesa spielt im 4-2-3-1/4-2-1-3 der Kanaren auf der Sechs, wo die Rollen auf der Doppelsechs klar verteilt sind: Roque Mesa ist der Spielgestalter, die treibende Kraft, während meist Vicente Gómez der Abfangjäger im gegnerischen Ballbesitz ist und sich bei eigenem Ballbesitz weniger beteiligt und eher Räume für seinen Partner schafft.

Befindet sich der Ball in den eigenen Reihen, kann Mesa sowohl seine Rolle je nach Situation anpassen und auch innerhalb dieser Rolle seine Fähigkeiten ganz verschieden einsetzen.

Agiert er beispielsweise als tief aufbauender Sechser, kann er zum einen die Bälle aggressiv fordern und das Spiel mit langen Pässen auf die Außenverteidiger aus dem Zentrum heraus in eine Richtung lenken.

Im Schnitt spielt er diese langen Pässe dreimal pro Partie, was Ligadurchschnitt bedeutet. Stärker ist er dann, wenn er als Zuarbeiter agiert und die Bälle durch das zweite Spielfelddrittel trägt.

Hierbei bedient er sich vor allem kurzen Dribblings oder Drehungen, die er gerne einbaut, wenn er von hinten attackiert wird und der Gegner eigentlich einen Rückpass auf den Torhüter erzwingen will.

Roque Mesa bleibt in diesen Szenen allerdings oft so cool, wie man eben als 20er-Jahre-Dude eben ist, indem er sich mit einem schnellen Antritt aus der Umklammerung befreit und im besten Fall das Spiel verlagert.

Roque Mesa hat ein sehr feines Gespür dafür, wann er eines seiner Dribblings ansetzen muss oder wann es besser ist, den Ball zunächst zirkulieren zu lassen, ehe sich eine Chance ergibt.

Vielfach sieht man ihn deshalb gerne mit seinen Innenverteidigern eine ganze Reihe an Querpässen oder Kurzpässen spielen, bis der Weg nach vorn wieder gesucht wird.

Dies liegt allerdings auch am Ballbesitz- und Positionsspiel von Las Palmas, die sich vor allem über eine saubere Positionierung im Raum und schnelle Flachpässe über einzelne Zonen hinweg definieren (wollen).

Mesa findet dadurch immer mindestens zwei Anspielstationen in unmittelbarer Nähe vor. Ein Mitgrund, wieso er mit 74,9 Pässen hinter Sevillas N’Zonzi pro Partie die meisten Pässe im Schnitt spielt und dabei eine Erfolgsquote von unglaublichen 91,6% erreicht.

Toni Kroos erreicht bei minimal weniger Pässen übrigens nur 0,1 Prozentpunkte mehr. Roque Mesa – das Metronom von Las Palmas.

Spannend ist zu beobachten, dass diese Werte je nach Heim oder Auswärtsspiel variieren, was an den eher ängstlich anmutenden Auftritten Las Palmas in der Fremde liegt. Auswärts spielt Mesa im Schnitt 68 Pässe, im eigenen Stadion sind es 80, wobei die Passquote nahezu identisch ist.

Bei ihm hat man aber nie das Gefühl, dass er irgendwie abwesend sein könnte oder sich Pausen nimmt. Er ist immer auf der Suche nach Lösungen und verhält sich clever im Freilaufverhalten.

Der Spanier kann sich aber ebenso in höheren Zonen herumtreiben, wenn er das Aufbauspiel beispielsweise seinen Kollegen aus der Innenverteidigung und dem Sechser bzw. dem zurückfallenden Zehner überlässt.

Roque Mesa, der Mann mit der Übersicht

Hierbei kann er neben seiner Übersicht und Wendigkeit auch seinen Spielwitz in Form von Lupfern über die gegnerische Abwehr oder Beinschüssen einbringen.

Letzteres benutzt er gern in Kontersituationen, indem er den Laufweg des heranstürmenden Gegenspielers kreuzt und den Ball einfach nur durch die Beine legt. Damit umgehst du nicht nur umgehend den Deckungsschatten, du schaffst es sogar noch, das Spiel ohne Dynamikverlust fortzusetzen.

Und es sieht geil aus, logisch.

Seine Fähigkeiten im Dribbling beruhen in erster Linie auf seinem Gefühl für offene Räume und seiner Wendigkeit, die er mit 1,70 Metern Körpergröße einfach besitzt.

Spieler wie er sind einfach eklig zu verteidigen, weil man sie schlichtweg kaum zu fassen bekommt und sie zudem noch im Zentrum spielen, wo man ihn schließlich nicht an der Außenlinie festnageln kann.

Mit einer wunderbaren Geschmeidigkeit nutzt er häufig nur zwei Kontakte, um sich um den Gegner zu winden und anschließend den Pass zu spielen.

Zwar kann er gerade was den letzten, den tödlichen Pass angeht noch aktiver werden, da er es pro Partie im Schnitt auf nur 0,4 Key Passes bringt, was in erster Linie daran liegt, dass Jonathan Viera der eigentliche Mann für den letzten Pass ist.

Im Spiel gegen den Ball zeichnet sich Roque Mesa durch seine Schnelligkeit aus. Die hochstehende Abwehr Las Palmas’ besitzt mit dem jungen Lemos zwar einen schnellen Mann in der Innenverteidigung, aber auch er ist auf die Unterstützung seiner Vorderleute angewiesen.

Mesa ist besonders gut im Rückwärtspressing, das heißt, er ist sehr gut darin Druck von hinten auf den Ballführenden Gegenspieler auszuüben.

Durch eben sein Tempo ist er oft zeitnah wieder in der Position oder kann noch entscheidend stören. Hinzukommt, dass er dank seiner geringen Größe ähnlich wie Kanté in direkten Duellen eventuell unterschätzt wird und dadurch effektiver sein kann. Aber das ist nur eine Vermutung meinerseits.

Das zum Thema Größe…

Die Zahlen besagen allerdings, dass Mesa nur ein durchschnittlicher Zweikämpfer ist: Pro Partie begeht er 1,5 Tacklings und 1,1 Interceptions. Gäbe es eine Statistik dafür, wie viele Passwege er pro Spiel zustellt und Anspiele quasi indirekt verhindert, wäre der Spanier einer der besten darin.

Auch im Defensivverhalten orientiert er sich stets, dreht seinen Kopf und hält Ausschau nach möglichen Passempfängern des Gegners. Somit hat er einen Nutzen für sein Team, der erst bei genauerem Hinsehen deutlich wird.

Er ist irgendwie eine Mischung aus Toni Kroos’ Spielübersicht, Luka Modrics Explosivität und Kantés Defensivverhalten, ohne irgendwo komplett herauszuragen.

Die Frage, die sich zum Abschluss dieses kleinen Portraits nun stellt ist, inwieweit Roque Mesa für die größeren Vereine geeignet ist mit denen er medial in Verbindung gebracht wurde.

Sicherlich ist das reine Spekulation, aber theoretisch könnte er durchaus einem Spitzenverein wie Bayern München weiterhelfen, da er flexibel einsetzbar ist und die eben geschilderten Attribute für Backup-Spieler sehr wertvoll sind.

Auch wenn Xabi Alonso im Sommer seine Karriere beenden wird, so ist es sehr unwahrscheinlich, dass Roque Mesa zum deutschen Rekordmeister wechselt, da der Verein bereits Sebastian Rudy verpflichtete und man vermutlich nach dickeren Fischen Ausschau hält.

Aber gerade Arsenal, die seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem konstanten Spielmacher bzw. einer Alternative zu Xhaka oder Coquelin sind, könnten im Spanier womöglich den idealen Spieler gefunden haben.

Auch der FC Sevilla hat ähnliche Gründe wie die Gunners, den 27-Jährigen zu verpflichten. Manchester United sucht ebenfalls seit einer gefühlten Ewigkeit nach Konstanz auf dieser Position.

Dass Pogba den tiefen Spielmacher von der Sechs geben muss, ist eine Verschwendung und Michael Carrick wird auch nicht mehr aller drei Tage spielen können. Gäbe es doch nur einen verhältnismäßig günstigen Spieler für diese Position.

Die Liste kann eigentlich endlos weitergeführt werden. Jeder Verein hätte einen Grund Roque Mesa zu verpflichten, egal von welchem Niveau wir sprechen.

Ein Grund, wieso für ihn im Sommer erstmals Ablöse gezahlt werden könnte, ist sein kürzlich verlängerter Vertrag, der ihn bis 2020 an den Verein binden würde. Dass der Spanier auch auf großer Bühne bestehen kann, beweisen seine Leistungen gegen Atlético und Real Madrid, in denen er jeweils Weltklasseleistungen zeigte.

Roque Mesa – der Star aus den 20er-Jahren, der aktueller denn je ist.

Sascha
Hat genauso eine Daseinsberechtigung wie Torrichter während der Champions League Spiele. Passionierter Schachtelsatzschreiber. Gilt intern nicht umsonst als L’Akquisiteur – wenn nicht da, dann zumindest bei sich selbst. Man soll sich immerhin treu bleiben wie Javier Pinola den Überresten seiner Haare. Glaubt noch immer, dass in Enes Ünal ein Weltklassestürmer schlummert, den aber nicht einmal Houdini hervorzaubern könnte. Einziges Vorbild von Max Dettmer.

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