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Arturo Vidals Wechsel zum FC Barcelona

Der FC Barcelona hat vor wenigen Tagen Arturo Vidal vom FC Bayern München verpflichtet. Die Ablösesumme für den Chilenen beträgt 19 Millionen und kann durch Boni auf 22 Millionen steigen. Nach Arthur Melo ist Vidal nun der zweite zentrale Mittelfeldspieler, der in diesem Sommer zum spanischen Meister wechselt. Im folgenden Text wird erklärt, was der Transfer für alle Seiten bedeutet.

 

Was verspricht sich Barcelona also von dem Transfer?

 
Der FC Barcelona hat einen 31-jährigen und von Verletzungsproblemen geplagten Mittelfeldspieler verpflichtet, der allerdings in Topform weiterhin Weltklasse verkörpern kann. Die Ablösesumme ist mit 19 Millionen Euro verhältnismäßig gering. Das Gehalt soll aber 9 Millionen Euro netto betragen. Zum Vergleich: Paulinho – ähnlicher Spielertyp – verdiente letzte Saison 5,5 Millionen Euro.

In seinem Fähigkeitenprofil finden sich einige Parallelen zu Paulinho: Der Brasilianer wurde letzte Saison zwar erst verspottet, doch konnte schließlich mit seiner Durchschlagskraft und Torgefährlichkeit überzeugen. Besonders mit Messi klappte das Zusammenspiel hervorragend, der Argentinier verstand es, Paulinhos nachstoßende Läufe in den Strafraum zu bedienen. In 34 Einsätzen erzielte er 9 Tore, wobei er in 13 der 34 Spiele nur eingewechselt wurde.

Diese nachstoßenden Läufe in den Strafraum und daraus resultierend eine hohe Torgefahr bringt Vidal ebenso mit. Er ist ein Box-to-Box Spieler, der mit seiner Laufstärke, seiner Aggressivität im Zweikampf und gutem Timing im Pressing überzeugt. Außerdem kann er sich in Tornähe gut in Kombinationen einbringen. Diese Fähigkeiten sind bei Vidal allerdings noch ausgeprägter als bei Paulinho.

Dementsprechend stellt er ein Upgrade zum Brasilianer dar. Valverde hat nun die komfortable Situation, keine neue Spielerrolle entwerfen zu müssen. Vidal kann die selbe Rolle wie Paulinho ausfüllen, nur in besser – wenn er fit ist.
 

Was bedeutet der Wechsel für Arturo Vidal?

 
Arturo Vidals Karriere neigt sich langsam dem Ende zu: Schon länger begleiten ihn Verletzungsprobleme. Mit inzwischen 31 Jahren wird er seinen kräftezehrenden Spielstil vermutlich nicht mehr im 3-Tage-Rhythmus auf höchstem Niveau liefern können. Da wird ihm das Angebot Barcelonas mit 9 Millionen Jahresgehalt ganz gelegen gekommen sein. Bei Bayern verdiente er “nur” 7,8 Millionen.

Der Chilene wird im Gegensatz zu München sich wohl weniger am tiefen Spielaufbau beteiligen, sondern eher zwischen zweiten und letztem Drittel pendeln (wie Paulinho) und dort seine Fähigkeiten einbringen. Das würde seiner Spielweise entgegenkommen, so zeigte er doch im Spielaufbau häufiger, dass er Defizite im Bewegunggsspiel hat und wenig strategisches Geschick besitzt.

In der Paulinho Rolle würden diese Schwächen nicht zum Tragen kommen. Stattdessen könnten seine zugegebenermaßen vielen Stärken wieder mehr zur Geltung kommen. Paulinho agierte meistens als Hybrid aus zentralem und rechtem Mittelfeldspieler. Er zeigte sich omnipräsent und tauchte in verschiedenen Räumen auf.

Vorrangig bewegte er sich aber zwischen dem zweiten und letztem Drittel als Übergangsspieler, der situativ im Strafraum zusätzliche Präsenz herstellte. Überdies wurde er als Zielspieler für lange Bälle genutzt, die er gar nicht mal so gut behaupten kann, aber dafür trotzdem geeigneter war als jeder andere Barca-Spieler (außer Suarez).

Arturo Vidal FC Barcelona
Arturo Vidal bei seiner Präsentation im Camp Nou (Foto: Miguel Ruiz/FC Barcelona cc-by-sa2.0 )

Diese Spielerolle ist perfekt auf Vidals Stärken zugeschnitten und könnte ihn zu einem wichtigen Kaderspieler in Barcelona machen. Vorstellbar ist jedoch auch, dass Vidal auf anderen Positionen ein Backup sein könnte. Seine Fähigkeiten sind so breit gefächert, dass er als Außenverteidiger oder auch als Stürmer – wie früher bei Chile – zum Einsatz kommen könnte.

Als Außenverteidiger könnte er seine Stärken im Pressing und im Zweikampf zeigen, zusätzlich zu seiner Laufstärke. Er könnte ähnlich wie Sergi Roberto agieren: Roberto agierte im Spielaufbau meistens tief und rückte erst später auf. Da das Freilaufen als Rechtsverteidiger im Normalfall einfacher ist als bei einem zentralen Mittelfeldspieler, könnte Vidal seine Schwächen hier ebenso kaschieren und die oben genannten Stärken gut einbringen.

Als Stürmer hingegen kann er als falsche 9 agieren, da er ein sauberes Timing fürs Zurückfallen ins Mittelfeld besitzt und technisch anspruchsvolle Ablagen anbringen kann. Dazu bewegt er sich innerhalb des Strafraums gut für Torabschlüsse, kann sich aber auch in Kombinationen einbringen.

Für den Chilenen sieht es bei Barcelona sportlich also sehr gut aus: Letzte Saison wurde ein Spieler, der Vidal ähnlich, aber individualtaktisch unterlegen ist, optimal eingebunden und konnte so sein gesamtes Potenzial entfalten. Außerdem spielt er nun mit Busquets und Messi zusammen, das ist ebenfalls komfortabel.

 

Was bedeutet der Wechsel für den FC Bayern München?

 
Der FC Bayern München wird Vidal vermutlich nicht zu sehr hinterhertrauern: Letzte Saison hat er nur noch 22 Spiele in der Liga bestritten, da er entweder verletzt oder formschwach war. Dazu kamen einige disziplinarische Probleme, die seine Reputation beschädigt haben.

Außerdem hat Bayern mit Goretzka, Tolisso und Sanches drei Box-to-Box Mittelfeldspieler, die alle bedeutend jünger als Vidal sind. Der Spielertyp ist also im zentralen Mittelfeld der Münchener häufig genug vertreten. Besonders für den bisher unglücklichen Sanches sind die Einsatzmöglichkeiten durch den Transfer gestiegen.

Der Kader wurde durch den Transfer immerhin etwas verjüngt, außerdem war Vidal mit 7,8 Millionen Euro einer der Großverdiener im Kader. Das schafft Platz für neue Spieler. So wäre ein weiterer zentraler Mittelfeldspieler, der das Spiel strategisch sauber leiten kann, aber ebenso Kreativität besitzt, um vor dem Tor für Gefahr zu sorgen (anders gesagt: Einer wie Thiago), eine sinnvolle Verpflichtung. Goretzka und Tolisso besitzen diese Qualitäten nur in Ansätzen und sind besser in anderen Rollen aufgehoben.

 

Einordnung

 
Barcelona bekommt für eine geringe Ablöse einen potenziellen Weltklassemittelfeldspieler. Er stellt ein Upgrade zum gewechselten Paulinho dar und seine Einbindung ins Mannschaftsgefüge sollte keine Probleme bereiten. Mit seiner Vielseitigkeit kann er, wenn fit, wohl jedem Team auf der Welt weiterhelfen.

Doch hat Barcelona weiterhin keinen Iniesta-Ersatz: Vidal ist ein unterschiedlicher Spielertyp und Arthur Melo wird Zeit brauchen, um in die Rolle hineinzuwachsen (wenn er sie denn je erfüllen kann). Coutinho ist ebenfalls nicht der Spieler, der dauerhaft Strukturen und Verbindungen im Mittelfeld herstellen kann und dieses strategische Geschick in seinen Aktionen besitzt. Ein weiterer Spieler (Thiago, Rabiot) wäre wünschenswert.


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Arturo Vidal wechselt in den letzten Jahren seiner Karriere nochmal zu einem der besten Vereine der Welt. Er bekommt die Chance, seine etwas angeknackste Karriere zu rehabilitieren und das für 9 Millionen Euro netto im Jahr. Valverde hat bewiesen, dass er einen Spielertypen wie Vidal optimal in sein System integrieren kann und aus ihm das Leistungsmaximum herausholen kann.

Bayern München verdient und spart nicht nur etwas Geld, sondern ist einen nicht mehr benötigten Spielertypen losgeworden. Der sportliche Verlust sollte aufzufangen sein. Außerdem hat der deutsche Rekordmeister Platz für seine jungen, zentralen Mittelfeldspieler geschaffen, die nun mehr Einsatzmöglichkeiten haben.

Die Planung für den Trainer wurde ebenso erleichtert, da Vidal aufgrund seiner Verletzungsprobleme nicht mehr konstant für jedes Spiel eingeplant werden kann. Der Transfer ergibt also für alle Beteiligten Sinn. Es wird spannend zu sehen sein, ob Vidal in Barcelona nochmal an seine besten Zeiten anknüpfen kann. Das einzige, was ihm im Weg stehen könnte, ist er selbst.

Henri Hyna
Liebt guten Fußball und hasst jeden nicht guten Fußball. Versteht aber auch nicht genau, wie guter Fußball funktioniert

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