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Leeds United: Eine Übernahme mit Potenzial

Vor ein paar Tagen wurde Leeds United zu 100% von Andrea Radrizzani übernommen. Radrizzani ist Hauptaktionär von MP Silva, einer Sport-TV- und Wettrechte-Agentur, die mit Übertragungsrechten von viele Sportarten handelt.

Radrizzani gilt als schlauer und höflicher Wirtschaftsmann und genau so wirkt auch sein erster Auftritt.

Vor einem halben Jahr übernahm er erstmals 50% von Leeds United und läutete damit das Ende der Ära Cellino ein.

Über die letzten Monate hinweg versuchte Radrizzani den Vertrag von Trainer Garry Monk zu verlängern, doch dieser lehnte stets ab, und jetzt, wo man in letzter Sekunde schwächelte und aus den Playoff-Rängen fiel, verließ Monk, trotz eines vorliegenden Angebots, den Verein.

Monks Saison 2016/17

Als Garry Monk als neue Trainer vorgstellt wurde stand Leeds United gerade in ungewisser Zukunft. Die Fans und Cellino waren zerstritten, wichtige Spieler wie Youngster Lewic Cook und damalige Stammspieler Sol Bamba und Mirko Antenucci verließen den Verein.

Doch mit Garry Monk kam schnell Schwung herein, unter anderem auch bedingt durch starke Transfers wie die Verpflichtungen von Chris Wood, Kyle Bartley, Pontus Jansson, Luke Ayling, Hadi Sacko, Liam Bridcutt, Kemar Roofe und Pablo Hernandez.

Die ersten Spiele erwiesen sich als sehr schwer, so wurde in den ersten sechs Partien nur ein Sieg gefeiert, ein Unentschieden geholt und vier Spiele verloren.

Erst danach schien Monks System zu greifen. Ab dem 18. Spieltag war Leeds United nicht mehr aus den Playoffs zu verdrängen, im Winter zudem Jansson und Pablo Hernandez fest verpflichtet und der Verein zur Hälfte von Andrea Radrizzani übernommen – es lief einfach hervorragend.

Mehrere Male stand man in Verhandlungen mit Garry Monk, um dessen Vertrag zu verlängern, doch der Engländer schob diese immer weiter auf. Und gerade als man dachte, dass man auf besten Weg in die Premier League sei, knickte man am Ende der Saison ein.

Dumme Niederlagen gegen Wolverhampton und Burton Albion, sowie zwei Unentschieden gegen Norwich und Wigan warfen die Whites kurz vor Saisonende aus dem Rennen und man landete auf dem unbeliebten siebten Platz.

Garry Monk änderte kurz nach Saisonbeginn seinen eigentlichen Plan und fand am Ende dennoch ein funktionierendes System. Doch Monk hatte in seiner ganzen Zeit bei Leeds vor allem eines: Glück.

Als der Engläner bei den Whites unterschrieb waren die Erwartungen sehr gering und der Fokus vor allem auf die Abneigung gegen Cellino gerichtet. Ebenso nach den schwachen Leistungen am Anfang der Saison.

Bessere Stimmung kam erst als tolle Transfers getätigt wurden und auch die daraufhin besser werdenden Leistungen gehen zum Großteil an die hohe Qualität der Spieler. Garry Monk hatte den wahrscheinlich besten Kader seit dem Abstieg aus der Premier League zur Verfügung und es am Ende dennoch nicht geschafft die Mannschaft in den Playoffs zu halten.

Arrivederci, Cellino! Boungiorno, Radrizzani!

Vor einigen Tagen übernahm Andrea Radrizzani zur Gänze den Verein und setzte damit der Ära Cellino ein Ende. Der Italiener ist ein wirtschaftlich denkender Geschäftsmann – etwas, das Leeds in den letzten Jahren fehlte.

Seine erste Amtshandlung war die Anstellung von Ivan Bravo, der von 2003 bis 2010 Director of Strategy bei Real Madrid war und bis vor kurzem in der berühmten Aspire Academy in Katar tätig war.

Nun soll er bei Leeds United die Fäden ziehen. Einen Tag später die nächsten tollen Nachrichten: Es wurden so viele Saisonkarten verkauft wie zuletzt 2004 und der Vertrag des Toptalents Ronaldo Vieira wurde langfristig verlängert.

Nur wenig später folgte der nächste Coup, der womöglich viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt: die Verpflichtung von Victor Orta, der zuletzt als Head of Recruitment bei Middlesbrough arbeitete.

Auch wenn er selbst nie ein erfolgreicher Spieler werden sollte, war er im Hintergrund umso erfolgreicher und genießt ein fantastisches Standing bei Trainern, Spielern, Scouts und Sportdirektoren.

So arbeitete er anfangs als Journalist für Marca und als Spielerberater und später sogar im Recruitment-Team von Sevilla, wo er Monchi auffiel, der ihn schnell beförderte und mit Transfers, wie der Verpflichtung von Squillaci oder Zokora auf sich aufmerksam machte.

Juve, Fiorentina und einige Vereine aus Katar klopften an, doch den Spanier zog es zu Zenit St. Petersburg, wo er wenig später Hulk verpflichtete. Seit 2015 war er Head of Recruitment bei Middlesbrough und verwandelte den Verein in einen Premier League-Aufsteiger.

Victor Valdes, Gaston Ramirez, Jordan Rhodes, Marten de Roon, Alvaro Negredo, Adama Traore, … – all diese Spieler wurden von Orta verpflichtet.

Doch zwischen all diesen fantastischen Nachricht kam es heute zu einer großen Überraschung: Garry Monk verlässt den Verein mit sofortiger Wirkung.

Während man in den letzten Jahren viele Trainer unter Cellino beurlaubte und deren Verträge weiterzahlen musste, wollte Radrizzani scheinbar ähnliche Szenarien verhindern, so bot er Monk – womoglich auch aufgrund der ständig aufgeschobenen Verhandlungen – einen 1-Jahres-Vertrag an.

Doch dieser war überhaupt nicht glücklich darüber und verließ umgehend den Verein.

Einerseits kann man den 38-jährigen Engländer verstehen, dass dieser das Angebot als Zeichen des Misstrauens versteht, andererseits sollte er zugleich aufgrund der letzten Jahren von Leeds United wissen, dass es Zeit ist eine neuen Weg zu gehen und dieser heißt nun mal Vorsicht und wirtschaftliche Planung.

Ein kürzerer Vertrag ist daher ein nicht unverständlicher Schritt.

Während die einen Fans bereits wieder auf den neuen Besitzer losgehen und diesen bloß als “the next Cellino” ansehen, gibt es auch einige Fans und Journalisten, die davon ausgehen, dass Monk die aktuelle Situation nur nütze, da er bessere Angebote habe und sein gutes Standing nicht verlieren wolle. Eine These, die nicht unwahrscheinlich ist.

Die Journalisten sind sich bereits über einen Nachfolger sicher. Ivan Bravo? Victor Orta? Das kann nur bedeuten, dass als nächstens Aitor Karanka zum Verein kommt.

Mit Karanka zurück in die Premier League?

Als Aitor Karanka Boro übernahm war der Verein am unteren Ende der Tabelle. Seine erste Aufgabe war es den Verein zu stabilisieren. Und wer könnte das besser als ein ehemaliger Mourinho-Schüler?

Karankas Mannschaft wies nach kürzester Zeit fantastische Defensivleistungen auf und das, ohne sich hinten reinzustellen, wie sich viele vielleicht gerade denken.

Offensiv sollen vor allem die zentralen Mittelfeldspieler umschalten und durch die Mitte mit schnellem Kurzpasspiel Angriffe einleiten oder über den Flügel sollten die schnellen und dribbelstarken Spieler für Gefahr sorgen.

So zumindest in der Championship. Doch in der Premier League ging der Plan leider nicht ganz auf. Die Mannschaft stand zwar stets tief und war dadurch bei Angriffen meist in Überzahl, aber war zugleich schnell ausgespielt. Nichtsdestotrotz bekam der Absteiger nur die zehntmeisten Gegentore.

Aitor Karanka scheint der ideale Trainer für die Championship zu sein, aber scheinbar ging sein Plan in der Premier League nicht auf. Vielleicht war ihm das schnell bewusst, ehe der Fall nicht mehr aufzuhalten war. Karanka wäre zusammen mit Orta und Bravo eine interessante Verpflichtung und wäre ein toller Schritt für die Zukunft.

Er hat bei Middlesbrough fantastische Arbeit geleistet, doch hoffentlich hat er aus seinem Jahr in der Premier League gelernt und ist für einen Aufstieg gewappnet.

Marco Stein
Co-Gründer von Cavanis Friseur und für Alles und Nichts zuständig. Ist Leeds United-Fan und weiß das immer und überall zu erwähnen.

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