Erfolg durch Jugendarbeit – Celta Vigo

26. Mai 2013, 37. Spieltag der Primera División: Celta Vigo steht auf dem letzten Tabellenplatz, doch die Chance auf den Klassenerhalt besteht weiterhin. Zur Pause führt man mit eins zu null in Valladolid und die Hoffnung lebt. Doch dann ein neuer Schlag.

Kurz vor der Pause verletzt sich Stammtorhüter Javi Varas und muss ausgewechselt werden. Alles wartet auf die Einwechslung von Ersatzkeeper Sergio Álvarez.

Doch der sitzt gar nicht auf der Bank. Bereits seit einigen Spielen hat Trainer Abel Resino stattdessen Rubén Blanco dort Platz nehmen lassen. Der Siebzehnjährige, bisher ohne jede Minute Profi-Erfahrung, muss es nun also im Abstiegskampf richten.

Doch von Nervosität ist bei ihm nichts zu spüren. Mit einer unglaublichen Souveränität hält Blanco seinen Kasten sauber und Celta gewinnt am Ende mit zwei zu null.

Somit kommt es am letzten Spieltag zu einem besonderen Krimi: Ganze vier Teams kämpfen um Platz 17, den letzten Nichtabstiegsplatz. Celta steht dabei auf dabei auf dem 18. Rang und tritt gegen Espanyol Barcelona an. Im Tor steht: Rubén Blanco.

Abel Resino schenkt dem jungen Keeper erneut das Vertrauen und lässt Álvarez auf der Bank. Und dieses Vertrauen macht sich bezahlt. In einem Zitterspiel bringen die Galicier eine nach fünfzehn Minuten erzielte Führung über die Zeit, gewinnen mit eins zu null, bleiben in der Liga und schicken stattdessen den Lokalrivalen aus La Coruña in Liga Zwei. Blanco glänzt dabei erneut mit einer hervorragenden und absolut sicheren Leistung.


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Nicht erst seit dieser Sternstunde gilt Rubén Blanco zusammen mit dem Basken Kepa Arrizabalaga als größtes spanisches Torwarttalent in den Generationen nach de Gea. Zurzeit hütet der U19-Nationalkeeper zwar erstmal wieder das Tor von Celtas zweiter Mannschaft, doch es gilt als sicher, dass er in näherer Zukunft seinen Platz im Tor der Célticos einnehmen wird.

Mit diesem Weg durch die Jugend über die Zweite Mannschaft ins erste Team Celtas wird er in guter Gesellschaft sein. Zehn von 23 Spielern des aktuellen Kaders der Galicier haben ihre fußballerische Ausbildung in A Madroa genossen, dem Trainingszentrum Celtas, in dem ebenso sämtliche Jugendabteilungen untergebracht sind.

Dieser Wert wird in La Liga nur noch vom FC Barcelona und den baskischen Clubs Athletic Bilbao und Real Sociedad überboten. Celta Vigo ist in der Zwischenzeit nicht nur erste Anlaufstelle für galicische Jugendkicker, mit einem Team aus 16 Scouts ist man in ganz Spanien auf der Jagd nach vielversprechenden Talenten.

Dabei steht man häufig in direkter Konkurrenz zu den großen Vereinen aus Barcelona und Madrid. Doch die vergleichsweise hohe Durchlässigkeit in den Profibetrieb ist nicht selten ein entscheidendes Argument zugunsten der Galicier.

Die gute Jugendarbeit im Nordosten Spaniens ist auch dem spanischen Verband nicht entgangen und so ist es kein Zufall, dass das Qualifikationsturnier zur U19-EM Anfang Juni diesen Jahres, das Spanien austragen darf, in Vigo stattfindet.

Denn neben Rubén Blanco bilden mit David Costas und Santi Mina zwei weitere Celta-Akteure den Stamm dieses U19-Teams. Die drei Galicier sind dabei neben Matías Nahuel vom FC Villarreal die einzigen Akteure mit Erstligaerfahrung im Kader von Luis de la Fuente.

Diese verdanken Costas und Mina unter anderem Luis Enrique. Der ehemalige Madrid- und Barca-Spieler begann seine Trainer-Karriere als Nachfolger von Pep Guardiola bei der zweiten Mannschaft des FC Barcelona.

Nach drei Jahren gab er dieses Amt auf, um zur Roma nach Italien zu wechseln, wo er zwar scheiterte, jedoch schon einige viel versprechende spielerische Ideen mitbrachte. Vergangenen Sommer nun verschlug es ihn in den äußersten Nordwesten Spaniens.

In Vigo hat er seitdem eine junge Mannschaft aufgebaut, die mit attraktivem Offensivfußball begeistert. Mit Platz Elf und 33 Punkten aus 28 Spielen ist man auf einem guten Weg, den angestrebten Klassenerhalt vorzeitig zu sichern.

Dabei ist Enriques Team häufig die jüngste Mannschaft der Primera División. Als am fünften Spieltag der Saison der FC Villarreal zu Gast im Balaídos war, betrug das Durchschnittsalter gar weniger als 23 Jahre. Mitverantwortlich für diesen Schnitt ist sicherlich auch Rafinha.

Der jüngere Bruder von Thiago Alcántara ist diese Saison vom FC Barcelona nach Vigo verliehen und dort auf Anhieb zum Leistungsträger avanciert. In der Jugend und Barcas zweiter Mannschaft lief er für gewöhnlich in offensiverer Position auf als sein Bruder, teils sogar in der Sturmspitze.

Doch bei Celta ist Rafinha, der sich im Gegensatz zu seinem Bruder dafür entschieden hat für das brasilianische Nationalteam aufzulaufen, im zentralen Mittelfeld von Enriques 4-3-3 eingeplant und dabei für dessen Verhältnisse fast schon gesetzt.

Denn Enrique bevorzugt auf vielen Positionen eine gewisse Rotation gegenüber festen Stammbesetzungen, eine Herangehensweise, die gerade auch den nachdrängenden Spielern aus Celtas eigenem Nachwuchs zu Gute kommt.

Einer dieser Spieler ist Santi Mina. Der vielseitige Stürmer stammt selbst aus Vigo und durchlief alle Jugendmannschaften der Celestes. In der vergangenen Saison führte Mina sein Juvenil A-Team (U19) bis ins Finale der Copa de Campeones, des höchsten Wettbewerbes im spanischen Jugendfußball.

Dabei steuerte er unter anderem zwei Tore zu einem 4:1 Sieg gegen Real Madrid bei. Erst im Finale musste sich die Mannschaft aus Galizien trotz zweier weiterer Tore von Mina mit 2:3 gegen den FC Sevilla geschlagen geben.

Insgesamt 29 Tore erzielte Santi Mina in dieser Saison in den Juvenil-Wettbewerben, dazu sieben weitere für die zweite Mannschaft Celtas, in der er schon einige Male aushalf.

Auch Erstligaluft durfte er schon für eine halbe Stunde schnuppern, seinen Durchbruch schaffte er allerdings erst diese Saison unter Luis Enrique.

Bereits bei seinem Saisondebüt am vierten Spieltag traf er nach seiner Einwechslung in Bilbao zum drei zu zwei Anschlusstreffer. Damit krönte sich der damals 17-Jährige zum jüngsten Torschützen in der Erstligageschichte Celtas.

Seit diesem Zeitpunkt kam er in 23 von 25 Ligaspielen zum Einsatz und spielte dabei zehn Mal von Beginn an. Auch wenn ihm dabei das Abschlussglück etwas abhanden gekommen ist, setzt Trainer Enrique also fest auf den jungen Stürmer.

Ebenso wie Santi Mina war auch Innenverteidiger David Costas ein Teil des so erfolgreichen letztjährigen Juvenil A-Jahrgangs. Ebenso wie dieser stammt er aus Vigo und verbrachte seine gesamte Jugendlaufbahn bei Celta.

Auch er gehört seit letztem Sommer, nach seinem letzten Jahr auf Juvenil-Ebene, fest zum Kader der Ersten Mannschaft, ohne den Umweg über das Reserveteam zu gehen. Der 18-jährige debütierte am zweiten Spieltag und stand seither in 15 Erstligaspielen auf dem Platz, davon 12 Mal von Beginn an.

Davon, dass weitere Einsätze folgen werden, kann man ausgehen, denn Costas gilt auf seiner Position schon seit Jahren als größtes Talent in den Nachwuchsabteilungen Celtas. Er gilt als moderner Innenverteidiger, der hervorragend mit dem Ball umgehen kann, aber auch seine Schnelligkeit und sein Kopfballspiel sind bemerkenswert.

Diese Eigenschaften machen ihn auch für die spanischen Auswahlteams interessant. Bei der U19 bildet er zusammen mit Mina und Blanco die neben dem FC Barcelona größte Fraktion eines Vereines und demonstriert so einmal mehr die hervorragende Jugendarbeit im Nordwesten Spaniens.

Die „Nachteile“ dieses erfolgreichen Jugendsystems bekam unlängst Jonny Castro zu spüren. Der inzwischen 20-jährige Rechtsverteidiger ist langjähriger spanischer Juniorennationalspieler und meldete diese Saison Ansprüche auf einen Stammplatz an.

Auf seiner Position jedoch spielt Hugo Mallo, ebenso wie Jonny seit der Kindheit für Celta aktiv, ebenso ehemaliger Jugendauswahlspieler und mit seinen 22 Jahren mittlerweile Vizekapitän der Galicier. Und so musste Jonny bislang auf eher ungewohnte Positionen als Innen- oder Linksverteidiger ausweichen.

Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass Jonny ab nächster Saison seine Wunschposition bekleiden darf, denn Mallo ist mittlerweile auch für andere Vereine interessant geworden, der FC Valencia soll schon Interesse bekundet haben.

Sollte Mallo die Option des Vereinswechsels wählen, befände er sich auch hiermit in bester Gesellschaft. Schon Míchel Salgado, langjähriger spanischer Nationalverteidiger, eroberte von A Madroa aus die Welt des Fußballs.

Für Celta ist der Verkauf ihrer ehemaligen Jugendspieler somit auch eine wichtige Einnahmequelle, zuletzt zahlte der FC Liverpool geschätzte Neun Millionen Euro für Torjäger Iago Aspas.

Genau wie Aspas hat übrigens auch der mittlerweile in der deutschen Bundesliga aktive Stürmer Joselu seine Ausbildung in der Jugendabteilung von Celta Vigo genossen. Und die Liste von prominenten Spielern, die ebendies von sich behaupten dürfen, wird sich sicherlich bald noch um einige Namen verlängern.

Wer die gute Jugendarbeit von Celta einmal außerhalb des spanischen Ligabetriebs live bestaunen will, für den bietet sich übrigens die U19-Eliterunde Anfang Juni an. Die spanische Auswahl tritt dann, höchstwahrscheinlich mit Blanco, Costas und Mina, unter anderem gegen Deutschland an.

Thomas Moch
Seit 2014 bei Cavanis Friseur. Schreibt über den spanischen Fußball. Weil er Spanien mag. Und Fußball. Und erst recht spanischen Fußball.

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