Was im Vorjahr noch das Duell zwischen einem überraschenden Spitzenteam und einem Abstiegskandidaten war, ist in diesem Jahr eine Partie zwischen zwei abstiegsbedrohten Mannschaften.
In einem mäßigen Premier-League-Duell setzten sich die unter Paul Clement wiedererstarkten Schwäne mit 2:0 gegen den amtierenden Meister durch.
Swanseas Ballbesitzspiel
In den bisherigen Duellen hatte Swansea City immer die abwartende Rolle inne. Sie überließen dem Gegner den Ball, zogen sich weit in ihrem passiven 4-5-1 zurück und vertrauten auf ihre stabile Defensive.
Umso spannender war zu beobachten, was sich Paul Clement und sein Co-Trainer Claude Makélélé gegen Leicester ausdenken werden, da diese ebenfalls für eine reaktive Spielweise bekannt sind.
Personell liefen die Schwäne wie in den letzten Wochen mit einer Viererkette aus Olsson, Mawson, Fernandez und Naughton auf. Davor gab Cork den alleinigen Sechser hinter den Achtern Fer und Carroll.
Die Offensive bildeten Sigurdsson, Llorente und Dyer, der jedoch nach sechs Minuten verletzungsbedingt für Routledge ausgewechselt werden musste.
Im Spielaufbau wurde gerade für Fans des FC Bayern deutlich, dass Clement durchaus von Carlo Ancelotti geprägt wurde.
Die Schwäne zeigten einen ruhigen, teils behäbigen Spielaufbau, in dem sich die beiden Achter in tiefen Zonen durch ihr Zurückfallen Bälle abholten und gleichzeitig die Außenverteidiger nach vorn schoben.
So sah man die Innenverteidiger Mawson und Fernandez häufig in einer Zweierkette aufbauen. Vor ihnen positionierten sich die drei Mittelfeldspieler auf einer Linie und bildeten Optionen im Aufbau.
Dadurch wollten die Swans zum einen den Flügel überladen und zum anderen die Mannorientierungen Leicesters bespielen.
Die Foxes verfolgen ihre Gegenspieler im Mittelfeldzentrum häufig bis weit in die gegnerische Hälfte.
Bewegen sich die Spieler der ballbesitzenden Mannschaft entsprechend nach Außen, öffnen sie die Mitte, wodurch Anspiele auf Llorente oder auf den vereinzelt eingerückten Sigurdsson ermöglicht wurden.
Ein Problem, welches mit dieser Methode einhergeht, ist die Anfälligkeit im Konterspiel.
Gerade die Räume hinter den Außenverteidigern sind bei Ballverlusten in höheren Zonen gefährlich, da sich Olsson und Naughton entsprechend offensiv orientierten.
Rückt einer der Achter dorthin, öffnen diese wiederum Räume im Zentrum. Ein Teufelskreis.
Leicesters Konterspiel ist jedoch nicht mehr auf dem Niveau der vergangenen Saison, wodurch Cork & Co. wenig Mühe hatten diese Räume zu sichern. Trifft man allerdings auf zielstrebigere Gegner, könnte dies zu einem Problem für die Schwäne werden.
Leroy Fer war in vielen Situationen einmal mehr Gold wert, indem er dem Spiel durch seine Dribblings und Tempowechsel Dynamik gab und zusammen mit Llorente und Naughton auf der rechten Seite einige gute Aktionen zeigte.
Sigurdsson hatte auf der linken Seite in dieser Partie nicht den Einfluss, den er in den letzten Partien hatte, auch wenn er abermals an einem Treffer beteiligt war. Acht Tore und Acht Vorlagen machen den Isländer aktuell zum Topscorer der Premier League.
Verteidiger entscheiden das Spiel und eine kurze Einschätzung zu Leicester
Bis zur 30. Minute plätscherte die Partie so vor sich hin. Swansea hatte zwar einen Ballbesitz von über 60%, kam aber nicht in die gefährlichen Räume.
In der 36. Minute traf Alfie Mawson jedoch mit einer ansehnlichen Direktabnahme zum 1:0. Sigurdsson brachte den Ball per Freistoß in den Strafraum, der über Umwege zu Fernandez gelangte, der mit guter Übersicht per Kopf seinen Innenverteidiger-Kollegen in Szene setzte.
Wenige Minuten später war es erneut ein Verteidiger, der den Ball im Tor der Foxes unterbringen konnte. Leicester-Keeper Schmeichel warf einen abgefangenen Ball einfach zum Gegner, der in die Mitte auf Llorente verlagerte.
Der Spanier ließ den Ball direkt auf Sigurdsson prallen, der wiederum per Direktabnahme Olsson in den freien Raum schickte. Auch beim Treffer selbst sah Schmeichel nicht gut aus.
Im zweiten Durchgang spielte Swansea die Partie locker herunter, einzig eine Doppelchance durch den eingewechselten Slimani ließ man in der 62. Minute zu.
Dass diese beiden Chancen das einzig Nennenswerte in Leicesters Offensivbemühungen waren, ist bezeichnend. Aufgrund der überragenden letzten Saison haben sich viele Fans durchaus mehr als nur Abstiegskampf erhofft.
Gerade, weil man auch im Sommer für Spieler wie Slimani oder Ndidi viel Geld in die Hand nahm, um sich zumindest für die Europa League zu qualifizieren.
Bei dieser ganzen Thematik wird häufig die Erwartungen an die Mannschaft in unverhältnismäßige Höhen getrieben hat. Aktuell befinden sie sich einfach wieder dort, wo sie eigentlich hingehören.
Stichwort Regression zur Mitte. Dass sie obgleich der getätigten Transfers soweit unten stehen, ist einerseits ein Sinnbild für ihre taktische Starrheit.
Die Spielweise Ranieris funktionierte im letzten Jahr so gut, weil viele Spieler über ihrem Niveau spielten, die Gegner zunächst wenig darauf eingestellt waren und das Team gerade in der zweiten Saisonhälfte einfach einen Lauf hatte, bei dem selbst noch so kleine Chancen zum Torerfolg führten.
All das findet aktuell nicht statt. Teaminterne Intermezzi und Kritik aus den eigenen Reihen am Trainer sorgen zudem dafür, dass die Stimmung in und um das Team gelinde gesagt im Keller ist.
So sehr Leicester City im letzten Jahr in einem Strudel geraten ist, so sind sie auch in diesem Jahr in einen Strudel geraten – allerdings unter völlig anderen Vorzeichen.
Swansea City befand sich auch in einem solchen Strudel. Sie haben aber mit der Verpflichtung Clements gezeigt, dass sich Mut zur Veränderung auszahlen kann und taktische Flexibilität gerade im Abstiegskampf von enormer Bedeutung ist.