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La Rojita und die U19-EM 2014

Auch dieses Jahr ist der Fußball-Sommer nach dem Finale der WM in Brasilien keinesfalls beendet. In der zweiten Julihälfte findet in Ungarn die U19-EM statt. Um sich eines der sieben freien Tickets für dieses Event zu sichern muss jedoch jedes Team außer den Gastgebern ein Qualifikationsturnier, die sogenannte Eliterunde, überstehen.

In sieben Vierergruppen treten die Teams an und nur der Gruppensieger darf die Reise nach Ungarn antreten.

Dieser Modus sorgt für einen hohen sportlichen Wert dieser Runde und macht es außerdem mehr als möglich, dass einer der Favoriten die Endrunde verpassen könnte.

Und so ergibt es sich, dass die Gruppe fünf, die am 31.Mai beginnt, am 5.Juni ihren gebührenden Abschluss findet – mit dem Aufeinandertreffen der beiden Top-Favoriten Spanien und Deutschland.

Eines der aktuell vielleicht stärksten U19-Teams wird also in Ungarn nicht dabei sein. Während die Spanier dieses Turnier in sechs der bisherigen zwölf Austragungen, zuletzt 2012 und 2013 gewannen, wäre es für Deutschland die erste Qualifikation für eine Endrunde seit dem siegreichen Team von 2008.

Der Jahrgang um Talente wie Max Meyer oder Julian Brandt, der dieses Jahr antritt, gilt als einer der besten der letzten Jahre und auch wenn einige der besten Spieler die Eliterunde wohl verpassen werden, dürfte das deutsche Team eine Herausforderung für jeden Gegner in dieser Altersklasse darstellen.

Grund genug, sich einmal mit der Frage auseinander zu setzen, wie denn eigentlich das spanische Team dieses Jahr einzuschätzen ist.


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Nachdem sie in den letzten Jahrgängen eher schwächer Vertreten war, wird dieses Jahr Spaniens wohl bekannteste Nachwuchsschule la Masia die Auswahlmannschaft wieder prägen.

Fünf Spieler aus der Jugendschmiede des FC Barcelona sind im vorläufigen Kader von Luis de la Fuente vertreten und allen fünf ist es zuzutrauen, eine größere Rolle im Team zu spielen.

Dass der FC Barcelona die meisten Spieler stellt mag nicht verwundern, ist der U19-Jahrgang doch auch derjenige, diese Saison zum ersten mal die UEFA Youth League ausspielte, bei der Barca siegreich war.

Doch drei der besagten Akteure spielten diese Saison schon fest in Barcas B-Team und hat keinen Anteil an diesem Erfolg, lediglich die Offensivkräfte Adama Traorè und Munir el Haddadi drückten dem Wettbewerb ihren Stempel auf. Gerade Letzterer war der Star des Turniers und zog mit elf Toren und fünf Vorlagen in zehn Spielen viel Aufmerksamkeit auf sich.

Neben dem FC Barcelona stellen auch die Gastgeber aus Vigo einen wichtigen Block. Über die drei Akteure, die alle bereits Erstligaerfahrung sammeln durften und wohl zum Stammpersonal von Luis de la Fuente gehören werden berichteten wir bereits.

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mögliche Aufstellung

 

Tor: Ein sicherer Rückhalt

Rubèn Blanco wird auch dieses Mal gesetzt sein. Der heute 18-Jährige wurde vor einem Jahr zum Held, als er seinen Heimatclub Celta Vigo an den letzten beiden Spieltagen mit seinen Paraden vor dem Abstieg rettete. Danach war er auch bei der letztjährigen U19-EM ein sicherer Rückhalt. Alex Remiro aus der Jugend von Athletic wird dahinter die Nummer 2 geben.

 

Die Abwehr: Luxus auf der linken Defensivseite

Auf der Linksverteidigerposition hat de la Fuente ein Luxusproblem. Dort stehen die Stammspieler der letzten beiden Turniere zur Verfügung. Àlex Grimaldo zeigte sein außergewöhnliches Talent beim letzten Titelgewinn vor zwei Jahren, als er mit nur 16 Jahren hervorragende Spiele gegen häufig 3 Jahre ältere Gegner ablieferte.

Ganz entgegen der spanischen Normalität lief Grimaldo häufig in Teams weit oberhalb seiner Altersklasse auf, war mit 16 Stammspieler in der Segunda Divisiòn bei Barca B und debütierte mit 17 Jahren für das spanische U21-Team.

Doch ein Kreuzbandriss setzte Grimaldo beinahe das ganze Jahr 2013 außer Gefecht. Nachdem er sich diese Runde wieder herangekämpft hat, soll er nun zunächst mal wieder für die U19 auflaufen und dort Spielpraxis sammeln.

Während Grimaldos Abwesenheit hat sich allerdings ein weiterer Kandidat links hinten aufgedrängt. Auch Josè Gayà, Stammspieler des letztjährigen U19-Teams, ist dieses Jahr noch spielberechtigt. Gayà kam diese Saison zu seinen ersten Einsätzen für Valencia in Meisterschaft und Europa League und konnte dabei überzeugen.

Luis de la Fuente stehen also zwei vor allem in der Offensive äußerst starke Linksverteidiger zur Verfügung. Leichte Vorteile auf einen Stammplatz dürfte Grimaldo haben.

Hinten rechts sieht die Situation völlig anders aus. Auch Hèctor Bellerìn war schon vor einem Jahr dabei. Das Barca-Eigengewächs, das im Alter von 16 Jahren zum FC Arsenal wechselte, dürfte auf seiner Position keine Konkurrenz haben. Ein zweiter Rechtsverteidiger wird gar nicht im Kader stehen, im Ernstfall wird Rubèn Duarte oder einer der beiden Linksverteidiger hier aushelfen müssen.

Über die Besetzung der Innenverteidigung scheint sich Luis de la Fuente selber noch nicht ganz im Klaren zu sein. Sechs Innenverteidiger stehen in seinem provisorischen 24-Mann-Kader, der bis Turnierbeginn noch auf 18 Spieler reduziert werden muss.

Nicht dabei jedoch Madrids Jaime Sànchez. Der ehemalige Stammspieler verlor in dieser Saison nicht nur im Klub seinen Platz an Teamkollegen Josè Leòn. Seinen Platz sicher haben dürfte indes Celtas David Costas.

Der Platz neben dem 19-Jährigen, der sich in der Hinrunde überraschend einen Stammplatz bei den Celestes erspielte, ist indes vakant. Espanyols Rubèn Duarte dürfte hier die Nase leicht vor Leòn haben. Für die anderen drei Kandidaten hingegen wird die Reise wohl schon vor dem ersten Spiel beendet sein.

 

Das Mittelfeld: Aufgabenteilung und klare Staffelung

Ein zentraler dominanter Spielmacher, wie ihn die U21 lange mit Thiago Alcàntara und die U19 zuletzt mit Josè Rodriguez hatte fehlt dem diesjährigen Team. Doch mit Sergi Samper und Unai Lopèz stehen die richtigen Spieler bereit, um Josè im Verbund hervorragend zu ersetzen.

Sergi Samper gilt bei Barca als legitimer Busquets-Nachfolger. Nicht ganz so zweikampfstark, doch ähnlich ballsicher wie dieser, ist der Sechser durch seine hervorragende Übersicht und sein starkes Passspiel auch für die Offensive eine Bereicherung.

Neben ihm dürfte Unai Lopèz den offensiveren Part der Doppel-Sechs bekleiden. Der Baske sorgte im Sommer 2011 für einigen Wirbel, als er aus der Jugendabteilung von Real Sociedad San Sebastiàn zum Lokalrivalen Athletic Bilbao wechselte, was das Verhältnis der beiden eigentlich eher freundschaftlich Verbundenen Nachbarn kurzzeitig etwas trübte.

Unai gilt nicht nur als technisch starker Spieler, sondern sorgt mit seinen dynamischen Vorstößen auch immer wieder für enorme Torgefahr. Zusammen mit dem eher absichernden Samper müsste er sich eigentlich hervorragend ergänzen.

Da die spanischen Teams eigentlich stets im 4-3-3/4-2-3-1 antreten und man zudem heuer eher stürmisch orientierte Außenspieler statt spielmachenden Flügeln hat, sind Experimente mit beispielsweise Santi Mina als zweitem, hängenden Stürmer eher unwahrscheinlich.

Eher wird es einen dritten Mittelfeldakteur im Zentrum geben. Für diese Rolle auf der offensivsten Mittelfeldposition käme beispielsweise Matìas Nahuel vom VC Villarreal in Frage.

Der 17-Jährige gebürtige Argentinier, der übrigens wie gefühlt jeder zweite argentinische Fußballer aus Rosario stammt, debütierte diese Saison für das Profiteam der Submarinos und bildete dort mit Moises Gomez, seinerseits fester Bestandteil der letztjährigen U19-Auswahlmannschaft, die jüngste Flügelzange der Liga.

Mit seiner erfrischenden Art und seinen starken Dribblings konnte er in seinen wenigen Einsätzen bereits einigen Eindruck hinterlassen. Ob er allerdings schon weit genug für diese zentrale Rolle im spanischen Team ist wird sich zeigen.

 

Der Angriff: Katalanische Flitzer und Santi Mina

Sandro Ramirez ist ein klassischer Mittelstürmer, kopfballstark und torgefährlich aus jeder Lage. Angesichts dessen dass der aus der Jugend des FC Barcelona stammt, ist diese Tatsache durchaus erwähnenswert.

Während Ramirez sich seinen Platz im Sturm noch mit Real Sociedads Iker Hernandèz teilte, bekommt er dieses Jahr neue Konkurrenz. Celtas Santi Mina, der im Jugendbereich überragende Torquoten aufwies und diese Saison schon eine große Rolle im von Luis Enrique trainierten Team spielte, könnte ihm seinen Platz streitig machen.

Es ist allerdings auch durchaus möglich, dass beide gemeinsam auflaufen, denn der vielseitige Mina ist auch am Flügel einsetzbar.

Sollte dies nicht geschehen könnte die Hochgeschwindigkeits-Flügelzange des FC Barcelona zum Einsatz kommen. Die beiden Youngstars Munir El Haddadi und Adama Traorè haben bereits in der Youth League unter Beweis gestellt, dass sie für jede Abwehrreihe eine enorme Herausforderung darstellen.

Beide zeichnen sich durch ihre hervorragende Schnelligkeit aus, wobei Rechtsaußen Adama eher den dribbelstarken Vorbereiter gibt, wohingegen Munir ein Spieler ist, der lieber selbst aufs Tor geht und den Abschluss sucht.

 

Spanien bei der U19-EM 2014: Unser Fazit

Spanien schickt auch dieses Jahr wieder einen hervorragenden Jahrgang zu einem U19-Wettbewerb. Im Vergleich zu vorigem Jahr ist man nochmal ein Stück stärker aufgestellt.

Gegenüber dem Europameisterteam von 2012 fehlen sicherlich die ganz Großen Einzelkönner wie Deulofeu oder Jesè, dafür hat man eine zumindest in der Theorie sehr ausgeglichene und gut funktionierende Mannschaft, die allerdings in dieser Besetzung noch nie zusammengespielt hat, da de la Fuente in der Qualifikation sehr viel experimentiert hat und experimentieren musste.

Da beim deutschen Team doch einige wichtige Akteure fehlen werden, gehen die Spanier wohl als Favorit in dieses Rennen, dennoch können wir von interessanten und spannenden Spielen ausgehen.

Auch ob die beiden anderen Mannschaften der Gruppe, namentlich Dänemark und Litauen, den beiden großen Favoriten ein Bein stellen können wird interessant zu beobachten und möglicherweise entscheidend für den Ausgang der Gruppe sein.

Thomas Moch
Seit 2014 bei Cavanis Friseur. Schreibt über den spanischen Fußball. Weil er Spanien mag. Und Fußball. Und erst recht spanischen Fußball.

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