Leighton Baines – Ein Leben lang Toffee

In den letzten Jahren gab es in Liverpool wenig zu bejubeln, wenn man ein blaues Trikot trägt. Während der Stadtrivale, unter der Führung Jürgen Klopps, dieses Jahr nach der Champions Legaue auch die Premier League gewinnen konnte, wartet man beim FC Everton seit nunmehr 25 Jahren auf einen großen Titel.

Im Jahr 1995 konnte man im Finale von Wembley Manchester United mit 1:0 besiegen und gewann dadurch den FA Cup. Für die jüngeren unter den Everton Fans wird dieser Titel nur aus Erzählungen bekannt sein und aktive Spieler von damals gibt es heute logischerweise auch nicht mehr. Doch eine echte Legende der Evertonians war schon damals dabei: Leighton Baines.


Eine Grafik von Toni Maass (@redrevo96 / © Footyrenders).

 

Schon immer ein blaues Herz

Damals stand Baines – Jahrgang 1984 – natürlich noch nicht auf dem Platz. Er war Teil der Jugendakademie Evertons und deshalb als Zuschauer dabei und er denkt noch heute gerne an dieses Spiel zurück. Der Linksverteidiger ist nämlich Fan der Blauen seit er denken kann.

Geboren in einer Vorstadt Liverpools schlich er sich schon als Kind ins Stadion, um sein Lieblingsteam zu bestaunen. Sein Ziel war immer klar: Einestages selbst für die Toffees auf dem Platz stehen. Doch im Verlauf seiner fußballerischen Ausbildung war der FC Everton der Meinung, Baines sei nicht gut genug, weshalb er einen Umweg über Wigan Athletic einlegen musste.


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Ab 2002 war er Teil des Profikaders des diesjährigen Zweitligaabsteigers. In den folgenden fünf Jahren sollte der Verein einige Erfolge feiern. In Baines erster Profisaison, in der er noch keine große Rolle spielte, gelang der Aufstieg in die zweite Liga.

In der Rückrunde der Saison 03/04, in der Wigan nur knapp die Playoffs verpasste, konnte er sich als Stammspieler etablieren und bereits in der darauffolgenden Saison gelang der Aufstieg in die Premier League.

Mit 21 Jahren war Baines im englischen Oberhaus angekommen und schaffte es mit Wigan zweimal in Folge, die Klasse zu halten. Folglich stand der Englische U21-Nationalsspieler bei einigen Premier League Klubs auf dem Zettel. Für ihn kam jedoch nur ein Verein infrage: Der FC Everton.

 

Zurück in die Heimat: Leighton Baines ist wieder ein Toffee

Im Sommer 2007 war es soweit. Die Toffees, unter der Führung von David Moyes, verpflichteten den offensivstarken Linksverteidiger für 7,5 Mio. Euro. Der Beginn einer Ära. Es folgten 13 Jahre und 342 Premier League-Spiele, ehe Baines diesen Sommer seine Karriere beendete. Sein Abschied war aufgrund der aktuellen Lage unwürdig für eine solche Legende, doch entsprach es auch seinem Naturell.


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Baines spielt sich nicht gerne in den Vordergrund. Trotzdem kann jeder Everton Fan nur hoffen, dass er seinen gebührenden Abschied erhält, wenn es endlich wieder möglich ist. Baines ist nämlich der absolute Publikumsliebling.

Als er im Jahr 2016 einen Konflikt mit Trainer Roberto Martínez hatte, machten die Fans klar, dass sie immer hinter ihrem Kapitän stehen.  Sie brachten beim Auswärtsspiel in Watford ein Banner mit der Aufschrift „Baines is one of us“ an. Der Konflikt sollte kurz darauf Geschichte sein, da Martínez aufgrund schwacher Ergebnisse entlassen wurde. Der Ewige Leighton blieb den Toffees hingegen erhalten.

 

Lukrative Angebote

Zu diesem Zeitpunkt war sein Verbleib aufgrund seines gehobenen Altes keine allzu große Überraschung, doch einige Jahre zuvor, schlug Baines lukrative Angebote aus. Sowohl Manchester United als auch der FC Bayern sollen gesteigertes Interesse an dem Freistoßspezialisten gezeigt haben. Bei Baines stießen sie jedoch auf taube Ohren. Für ihn gab es nach wie vor nur einen Verein.

Ob er bei diesem Verein in Zukunft auch außerhalb des Fußballplatzes aktiv sein wird, ist trotzdem nicht sehr wahrscheinlich. Baines ließ nämlich in unterschiedlichen Interviews durchblicken, dass ihn noch wesentlich mehr Themen reizen als nur der Fußball.

Zu seiner aktiven Zeit versuchte er seine Freizeit, möglichst fußballfrei zu gestalten. Seine Interessen gelten viel mehr der Musik und der Fotografie. Er zieht gerne mit seiner Kamera los und schießt Fotos von seiner Heimatstadt. Fast schon schade, dass Baines kein Social Media hat.

Ein weiteres Beispiel ist seine Freizeitgestaltung während der WM 2014. Während andere Profis sich an der Playstation die Zeit vertrieben, versuchte Baines Gitarre spielen zu lernen. Das führte zu kuriosen Fotos der reisenden Nationalmannschaft, auf denen Leighton Baines mit Gitarrentasche zu sehen war.

Aufgrund dieser vielfältigen Interessen neben dem Fußballplatz hat er schon angekündigt, lieber etwas Neues kennenlernen zu wollen, anstatt in der Fußballbranche zu bleiben.

 

Leighton Baines: Der moderne Außenverteidiger

Sollte er diese Pläne in die Tat umsetzen, wäre es sehr schade für die Fußballwelt. Schon sein Karriereende ist ein herber Verlust für die Evertonians. Neben seiner enormen Erfahrung und seiner Loyalität zum Verein wird auch seine fußballerische Klasse fehlen. Er ist mit 91 Torbeteiligungen der offensiv gefährlichste Verteidiger der Premier League-Geschichte.

Seine herausragenden Fernschuss- und Freistoßtore werden besonders im Gedächtnis bleiben. Er erzielte sieben direkte Freistoßtore und auch sein letztes Tor als Profifußballer war ein absoluter Hingucker. Im League Cup-Viertelfinale gegen Leicester erzielte er in der Nachspielzeit den Ausgleich zum 2-2 mit einem linken Hammer in den kurzen Winkel.


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Neben diesen Traumtoren war seine Paradedisziplin das Elfmeterschießen. Er verwandelte 26 von 29 Strafstößen in seiner Karriere. Seine hohe Zahl an Assists erreichte er hauptsächlich durch seine starken Flanken. Sowohl aus dem Spiel als auch bei Standards bereitete er so unzählige Tore vor.

Aber auch im Kombinationsspiel wusste Baines zu überzeugen. Sogar so sehr, dass Roberto Martínez in ihm die Fähigkeiten eines zentralen Mittelfeldspielers erkannte. Martínez wollte Baines, nach dem Vorbild Phillip Lahms, in die Zentrale verschieben, um dort von seiner Ballsicherheit und Spielintelligenz zu profitieren.

Aufgrund einer langwierigen Verletzung konnte er sich nie auf dieser Position festsetzen, aber allein der Versuch unterstreicht seine fußballerische Klasse.

Nun verabschiedet sich also eine Legende von der Premier League Bühne. Wir werden Leighton Baines vermissen. Nicht nur seine Tore und Vorlagen, sondern vor allem seine Vereinstreue werden dem Profifußball fehlen. Seine aktive Karriere war der Inbegriff von Fußballromantik.

Bleibt zu hoffen, dass er in seinem zukünftigen Tätigkeitsbereich ähnlich erfolgreich wird. Eines ist jedoch sicher: Er bleibt Evertonian – ein Leben lang.


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Moritz Löhn
Guckt am liebsten alleine Fußball. Stellt ungern Behauptungen über Fußball auf, ohne diese statistisch zu belegen. Außerdem großer Fan von: Call me by your Name, Heute Journal, Der Medicus, Apex Legends und Mio Mio Mate.

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