In unserem Format „Mein Jahr mit …“ begleiteten wir in der Vorsaison von uns ausgewählte Vereine und berichteten über diese in regelmäßigen Abständen. In diesem Jahr werden wir dieses Format auf einzelne Spieler übertragen.
In unregelmäßigen Abständen werden wir uns zum Leistungsstand der Akteure äußern. Wir analysieren ihre Leistungen, geben Prognosen und setzen uns kritisch mit ihnen auseinander.
Vor zwei Jahren lief Innenverteidiger Davinson Sanchez noch als 19-Jähriger für Atletico Nacional in seiner kolumbianischen Heimat auf. Im Sommer 2016 zog es ihn für knapp 5 Millionen € zu Ajax Amsterdam und war einer der Stützen des Teams, dass es bis ins Finale der Europa League schaffte.
Das sorgte dafür, dass gleich mehrere Vereine aus ganz Europa daran interessiert waren, ihn von Ajax loszueisen. Der inzwischen 21-jährige entschied sich schlussendlich für Tottenham, wo er mit einer Ablösesumme von 40 Millionen Euro direkt zum Rekordtransfer wurde.
Es gibt einige Gründe, wieso ich Davinson Sanchez als meinen “Player to watch” gewählt habe. Zuallererst wählen nicht viele einen Verteidiger aus, wenn es darum geht einen Spieler über längere Zeit zu beobachten.
Aber Davinson Sanchez ist nicht irgendein Verteidiger. Trotz seines Alters besitzt er bereits vieles, was ein Innenverteidiger braucht: Er ist auf seiner Position einer der schnellsten der Liga und dank seines Körperbaus braucht er auch vor kaum jemanden zurückschrecken.
Die Verpflichtung des Kolumbianers war ein klares Zeichen, dass Trainer Mauricio Pochettino die Zukunft des Teams mit Dreierkette sieht und die Zukunft von Eric Dier im Mittelfeld ist.
Und so kam es dann auch: Bei seinem Startelfdebüt im Auswärtsspiel bei Everton wurde er direkt in der Mitte der Dreierkette eingesetzt, im Herz der Abwehr sozusagen. Seitdem verpasste er keine Minute mehr und bis auf das Spiel in Nikosia war er immer das Herzstück der Defensive.
Dadurch kann Toby Alderweireld als Rechter Innenverteidiger häufiger nach vorne stoßen und trotzdem noch die langen Seitenwechsel für die ihn jeder so liebt schlagen.
Und hier kommen wir auch zu der größten Schwäche des Kolumbianers: Sein Passspiel. Fast alle seiner Pässe sind Kurzpässe zu den anderen beiden Innenverteidigern oder zu Eric Dier und am Spielaufbau ist er damit eher weniger beteiligt.
Wieviel davon Trainervorgabe und wieviel an seinen (noch) beschränkten Passkünsten liegt lässt sich nicht sagen, aber das ist definitiv das Ding, an dem er noch arbeiten muss.
In der momentanen Konstellation wird das alles natürlich durch Alderweireld und Vertonghen und deren Vorstöße ausbalanciert, aber über kurz oder lang wird auch Davinson Sanchez diese Dinge beherrschen müssen.
Ein gutes Beispiel dafür ist Eric Dier, der unter Pochettino nach und nach sein Passspiel verbesserte und inzwischen definitiv mehr ist als nur ein langweiliger Zerstörer.
Ansonsten hat Sanchez seinen Job bisher immer relativ gut gemacht, abgesehen von einigen wenigen Abstimmungs- und Positionsfehlern, die aber definitiv der Kategorie Startschwierigkeiten zuzuordnen sind. Das bisherige Problem war aber abgesehen von Dortmund noch relativ leicht.
Wirklich schwer wird es erst nächsten Monat, wenn sich Sanchez mit Stürmergrößen wie Cristiano Ronaldo und Romelu Lukaku messen muss und zeigen darf und aus Sicht seines Teams hoffentlich auch kann, was er wirklich drauf hat.
Wenn diese Spiele anstehen, werden wir uns auch mehrmals wiederlesen und darüber reden, wie Davinson Sanchez sich geschlagen hat, denn es ist oft leichter das Spiel eines Innenverteidigers zu analysieren, wenn das Team für welches er spielt weniger Ballbesitz hat und das dürfte gegen Real Madrid oder Liverpool der Fall sein.
Dann darf er sich auch endlich in einem Sprintduell mit Sadio Mane messen – ein Duell das für Tottenham beim letzten Besuch im Anfield mehrmals verloren ging.
Ein Text von Alex (@alex_fussball)