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Swansea City: Den Schwan umstoßen

Ist ja doch schon wieder ein Weilchen her, als das letzte Mal hier in dieser Form über Swansea City geschrieben wurde. Auch wenn wir speziell in der Rückrunde einige Spielanalysen zu den Schwänen verfasst haben, blieb eine größere Einordnung rund um die Dinge, die im Zusammenhang mit dem Verein passierten, weitestgehend aus.

Dabei passierte seit dem letzten Update einiges bei den Walisern.

Spieler wurden geholt, Bob Bradley entlassen, Paul Clement eingestellt und man steckte bis zum Saisonende tief im Abstiegskampf. Die Rettung kurz vor Saisonende warf allerdings mehr Fragen als Antworten auf, die es im Sommer zu lösen gilt.

Warum hielt man so lange an Bob Bradley fest?

Im letzten Teil sprach ich bereits davon, dass der US-Amerikaner mit seiner Spielidee nicht der passendste Kandidat ist, um den Klassenerhalt zu verhindern. Unter ihm erinnerte das Team an meine Samstagabende im Club: Stets bemüht, aber wenig zielgerichtet, zu eindimensional und generell ziemlich bemitleidenswert.

Der Mannschaft fehlte es schlichtweg an einer klaren Idee. Sie liefen weder hoch an, noch pressten sie intensiv bzw. kompakt den Gegner. Im eigenen Ballbesitz verließ man sich darauf, dass Sigurdsson einen Geistesblitz hat oder Llorente der Ball in Tornähe auf den Kopf fällt.

Bradley ließ sein Team meist in einem 4-2-3-1 auflaufen, in welchem Sigurdsson eine Freirolle hinter Solostürmer Llorente besaß. Der Isländer war wie eh und je Dreh- und Angelpunkt im Spiel Swanseas.

Fer und Cork, die meist die Doppelsechs bildeten, waren hatten zumeist die Aufgabe, den Ball zu ihm zu bringen und sich im Spiel gegen den Ball in sämtliche Schüsse zu schmeißen.

Die Einbindung der Außenverteidiger Naughton, Rangel, Taylor und Kingsley war merkwürdig: Sie positionierten sich zu weit weg von ihren eigentlichen Partnern auf dem Flügel (Routledge, Dyer, Montero oder Sigurdsson) aber gleichzeitig hielten sie wenig Kontakt zu den Innenverteidigern bzw. Sechsern.


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Kurzum: Sie standen einfach im Nirgendwo, sobald man im Ballbesitz war. Dass sie dann nur schwerlich ins Gegenpressing kamen, war vorprogrammiert.

Eine Entwicklung oder zumindest der Ansatz einer solchen war in seinen 11 Partien nie wirklich zu sehen und so gab es kurz nach dem Jahreswechsel auch einen Trainerwechsel. Bradley holte gerade einmal 9 Punkte während seiner Tätigkeit, was einen Schnitt von 0,8 Punkten pro Partie ergab.

Darunter waren ergebnismäßig einzig die das furiose 5:4 gegen Crystal Palace und das 3:0 gegen Sunderland wirklich positiv. Aus spielerischer Sicht mangelte es auch hier an Struktur in sämtlichen Spielphasen, die unter anderem dazu führten, dass man gegen Tottenham oder Middlesbrough abgeschossen wurde.

Anstatt sich auf die Verbesserung der spielerischen Elemente zu stürzen, wo der Kader vom Spielermaterial her mit Britton, Sigurdsson & Co. in jedem Fall schon ein gutes Fundament besitzt und im Prinzip nur verfeinert werden müsste, legte Bradley Wert auf Kampf und die Unterstützung der Fans.

Es ist nicht verkehrt, so etwas auf Pressekonferenzen einzufordern und der Öffentlichkeit zu signalisieren, dass man sich nicht aufgegeben hat. Es ist aber verkehrt, gar nichts dafür zu tun, um diese propagierten Werte zu erreichen. Paul Clement schaffte im Übrigen genau das, aber dazu komme ich noch.

Insofern müssen sich die Verantwortlichen der Swans durchaus die Frage gefallen lassen, wieso man so lange an Bob Bradley festhielt.

Auf der einen Seite ist Chairman Hew Jenkins dafür bekannt, dass er gerne an Trainern festhält und nach den mehr oder weniger turbulenten vergangenen Jahren auf der Trainerposition wieder auf Konstanz setzen will.

Inwieweit der neue Besitzer Jason Levien, der einer US-Amerikanischen Unternehmergruppe angehört und auch Mitbesitzer des MLS-Clubs D.C. United ist, die Personalie Bradley beeinflusst hatte, ist offiziell nicht übermittelt.

Ohne irgendwelche Gerüchte streuen zu wollen, war es eine sehr zwielichtige Angelegenheit. Die Frage stellt sich im Nachhinein natürlich, ob man nicht sofort Paul Clement oder statt Bradley einen anderen Trainer hätte verpflichten können.

Clement bereits im Oktober zu verpflichten, wäre für Carlo Ancelotti und den FC Bayern zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison keine Option gewesen. Man muss es dem Verein ohnehin schon sehr hoch anrechnen, dass sie ihren Co-Trainer mitten in der Saison haben ziehen lassen, um seinem beruflichen Werdegang nicht im Wege zu stehen.


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Außer Bradley dürften daher zum damaligen Zeitpunkt nur Wenige für Swansea City verfügbar gewesen sein. Das ist schließlich kein normaler Club. Die Fans haben hier ein großes Mitspracherecht und haben aufgrund der Vergangenheit mit Martinez, Rodgers, Laudrup und Monk eine andere Erwartung an Trainer und ihre Spielweise.

Einen typischen Feuerwehrmann wie Harry Redknapp, Allen Pardew und Konsorten zu verpflichten, wäre der entschieden falsche Schritt gewesen. Ryan Giggs war zu unerfahren und der eigentliche Favorit auf Guidolins Nachfolge, Chris Coleman, wollte einfach nicht zu Swansea.

Bob Bradley zu verpflichten daher ist im Nachhinein weniger bedenklich, als die Tatsache, dass man 85 Tage an ihm festhielt, obwohl man bereits nach relativ kurzer Zeit sah, dass er nicht der richtige Trainer für diese Aufgabe ist.

So ging das Kapitel Bradley unrühmlich zu Ende. Ich persönlich war nie der größte Fan von ihm, wenngleich ich zu Beginn seiner Amtszeit optimistisch war, dass er den Bock Schwan umstoßen kann.

Im Endeffekt scheiterte er an seinem eigenen Auftreten und an seinen Versprechungen, die er nicht einhalten konnte.

Clement wird’s richten

Zum Jahreswechsel nahm also Paul Clement auf der Trainerbank der Swans Platz. Der Engländer war zuvor jahrelang Co-Trainer bei Carlo Ancelotti und war in dieser Beziehung immer derjenige, der für die Arbeit im taktischen Bereich zuständig war.

Als Cheftrainer einer Mannschaft machte Clement bisher neben seiner Tätigkeit bei Fulham, den Blackburn Rovers und der U21 Irlands vor allem in seiner Zeit bei Derby County auf sich aufmerksam.

In der Saison 2015/16 coachte er den englischen Zweitligisten zwar durchaus erfolgreich – man verlor zwischen September und Dezember nur ein Spiel aus 19 Partien – jedoch wurde Clement Anfang Februar entlassen. Das Team stand zu diesem Zeitpunkt auf dem fünften Tabellenplatz und zeichnete sich vor allem durch ihre defensive Stabilität aus.

Diese war auch das Hauptmerkmal Swanseas nach Clements Amtsantritt. Er konzentrierte sich in seiner Arbeit zunächst darauf die Defensive zu stärken, die bis zu seinem Amtsantritt in 20 Spielen 45 Gegentreffer kassiert hatte.

Unter dem 45-Jährigen musste das Team in 17 Spielen nur 24 Gegentreffer hinnehmen. Ein Hauptgrund für diese neugewonnene Stabilität in der Defensive war die erhöhte Kompaktheit im Spiel gegen den Ball.

Man formierte sich dicht gestaffelt in einem tiefen 4-1-4-1, welches in einigen Spielsituationen auch zum 4-5-1 werden konnte. Aus dieser Formation heraus agierten die Schwäne sehr passiv, ließen den Gegner meist bis 30 Meter vor dem Tor gewähren.

Clement wollte damit der Innenverteidigung, die in der Regel Fernández und der junge Mawson bildeten, weniger Raum zum Verteidigen geben, damit ihre Stärken (Blocken von Schüssen, direkte Zweikämpfe, defensives Kopfballspiel) besser zur Geltung kommen.

Das Dreiermittelfeld besetzten zu Beginn meist dynamisch-robuste Akteure wie Leroy Fer und Jack Cork in Verbindung mit Tom Carroll.

Letzterer definiert sich weniger über seine Physis und wurde daher oftmals auf als halblinker Achter eingesetzt, wo er mit Martin Olsson und Sigurdsson zwei körperlich starke Spieler an die Seite gestellt bekam.

Zugriff suchte man in der Regel auf dem Flügel, ohne dort überaggressiv zu pressen. Der jeweilige Flügelspieler agierte nahe des Außenverteidigers und schob zum Flügel, sobald der Ball dorthin gelangte. Der Außenverteidiger sicherte dabei die Tiefe ab und der ballnahe Achter diagonale Passoptionen ins Zentrum.

Über Außen war Swansea daher nur schwer zu knacken: Zum einen, weil die Flügel dynamisch gedeckt wurden, das heißt, man deckte prinzipiell den Raum, ließ einige Räume auch ballnah bewusst offen und schob entsprechend in die jeweilige Zone, sobald dort Gefahr versprüht wurde.

Man stand also nicht im Raum und wartete auf den Ball, sondern ließ die Außenzonen offen und schob in der richtigen Situation entsprechend zum Ball. Schaffte es der Gegner dennoch sich aus diesem kompakten Dreieck aus Flügelspieler, Achter und Außenverteidiger zu lösen, kam es häufig zu keiner Gefahr, da er sich meist nur mit einer Flanke „befreien“ konnte.

Mawson und Fernández köpften diese in aller Herrgottsruhe aus dem Sechszehner.

Durch das Zentrum kam der Gegner nur schwerlich durch, da man hier sowohl die Halbräume durch gutes Verschieben der Sechser/Achter in Verbindung mit den Flügelspielern versperrte. Der Zwischenlinienraum, der unter Bradley und Guidolin meist sehr offen gewesen ist, wurde dank Clements neuer Strategie gut verschlossen.

Die Verteidiger positionierten sich in der Tiefe maximal auf Strafraumhöhe und hielten diese eigentlich immer, sobald ein Angriff durchs Zentrum vorgetragen wurde. Swansea City war unter Clement eine hervorragend organisierte Defensivmannschaft, die es sehr gut schaffte den Gegner auf sein eigenes Niveau herabzuziehen.

Das soll keineswegs negativ gewesen sein.

Auch das kann eine Form von Dominanz sein, wenn auch keine so ästhetische, wie man sie von Guardiola-Teams kennt. Die Waliser waren aber für die allermeisten Mannschaften gerade aus dem oberen Tabellenmittelfeld unangenehm zu bespielen, die nicht über ausreichend Geduld und spielerische Klasse verfügten.

Selbst in den Partien gegen Tottenham und Manchester City war man lange drauf und dran, etwas Zählbares mitzunehmen. Allerdings, und das zog sich durch Clements gesamte Amtszeit, gab man viele Punkte auch noch in der Schlussphase ab.

So kassierte man sechs Treffer in der Schlussviertelstunde, darunter drei Treffer binnen weniger Minuten im Spiel gegen Tottenham.

Dass man in der Schlussphase dazu neigte, Gegentreffer zu kassieren, lag auch an der passiven Spielweise: Wenn du den Gegner pausenlos 25-30 Meter vor dem Tor hast, passiert irgendwann einfach ein kleiner Stellungsfehler oder eine Unkonzentriertheit, die aufgrund der Distanz zum Tor fatale Auswirkungen haben kann.

Das Offensivkonzept der Schwäne ist im Prinzip einfach erklärt: Standards, Flanken auf Llorente und Durchbrüche der Außenverteidiger. In dieser Saison erzielten die Swans 19 Treffer nach Standardsituationen, der drittbeste Wert innerhalb der Liga.

Acht davon waren Freistöße, die indirekt verwandelt wurden und zwei, die Sigurdsson direkt verwandelte. Insgesamt erzielten sie also 44% ihrer Treffer nach ruhenden Bällen. Einzig Westbromwich Albion hat hier eine Quote von 49%.

Pro Partie erspielten sie sich laut Squawka 7,54 Torchancen – das entspricht in etwa auch ihrer Tabellenregion. Beim jüngsten 2:0 gegen Sunderland schoss man überhaupt nur dreimal auf des Gegners Tor.

Unter Clement haben sich die Schwäne in der Offensive nicht signifikant weiterentwickelt. Offensiv waren sie ja nie wirklich chancenlos immerhin haben sie die zwölftmeisten Treffer erzielt.

Aber wenn man pro Partie nur einen Treffer erzielt und dem Gegner viele Möglichkeiten bietet, selbst Tore zu erzielen, wird es eben schwer Spiele zu gewinnen. Entsprechend war der Schritt Clements, das Hauptaugenmerk auf die Stabilität zu setzen, durchaus logisch.

In 90 Minuten bietet sich immer die Möglichkeit ein Tor zu erzielen, sei es nach einem Standard, einer Flanke oder einem Weitschuss Sigurdssons. Wenn nicht, geht das Spiel eben 0:0 aus.

Mit der Partie gegen Manchester United und den darauffolgenden Spielen begann Clement die Abkehr seines bis dato favorisierten 4-1-4-1/4-5-1 hin zu einem 4-1-2-1-2 bzw. 4-3-1-2.

Ironischerweise nutzte er damit fast exakt jenes Personal, welches ich im letzten Teil für Bradleys Team als passend empfunden habe: Die Verteidigung bildeten Naughton, Fernández, Mawson und Kingsley bzw. Olsson.

Davor gab Britton den Sechser als Bindeglied zu den beiden Achtern Carroll und Ki. Sigurdsson hatte eine Hybridrolle aus beweglicher Zehner inne, der sich im Pressing sowohl zwischen als auch neben die beiden Stürmer Llorente und Ayew schob.

Während Llorente der gewohnte Zielspieler für lange Bälle war, schwirrte der umtriebige Ayew um ihn herum, um lose Bälle aufzusammeln bzw. um mit dem Spanier zu kombinieren.

Während sich Altmeister Britton mit intelligenten Freilaufbewegungen vor der Abwehr bewegte und als Anspielstation für die Innenverteidiger agierte, war Carroll als halblinker Achter tiefer eingebunden als sein Pendant Ki im anderen Halbraum.

Der Südkoreaner streute einige dynamische Vorstöße ein und positionierte sich prinzipiell höher, um Kombinationen mit Sigurdsson und Ayew zu suchen. Generell förderte diese Grundformation in Verbindung mit dem genutzten Personal die Strukturen des eigenen Ballbesitzspiels.

Jeder Spieler fand vor allem in höheren Zonen mehr Anspielstationen vor. Auch die Innenverteidiger eröffneten in Verbindung mit Britton insbesondere gegen Everton und Manchester häufig mit scharfen Flachpässen direkt auf einen zurückfallenden Stürmer, der den Ball in der Folge auf Ki oder Sigurdsson prallen ließ.

Dadurch wurde das eigene Spiel deutlich öfter entlastet und der Gegner konnte häufiger bespielt werden.

Gegen den Ball wollte man mithilfe der Raute das Mittelfeldzentrum versperren und den Gegner auf die Flügel leiten. Mit der Schnelligkeit Carrolls und dem guten Stellungsspiel Kis wollte man den Gegner dann am Flügel festnageln.

Kam der Linksverteidiger beispielsweise an den Ball, schob Naughton aggressiv auf den Flügelspieler, während Ki diagonale Passwege ins Zentrum verschloss. Problematisch wurde es nur, wenn Britton und Carroll nicht entsprechend nachschoben oder Ki schlichtweg zu früh auf den Ballführenden schob.

Dann stand vor der Problematik, den Halbraum vor der Abwehr weit geöffnet zu haben. Ein Herausrücken des Innenverteidigers wäre in diesem Fall zu riskant, weshalb man den Gegner insbesondere gegen Manchester United oftmals auf sich zu dribbeln ließ.

Dennoch stellte diese Rauten-Formation gerade im Ballbesitz eine gute Alternative zum bisherigen 4-3-3 dar. Hier hatte man eine ähnliche Grundstaffelung mit Fer als weniger spielstarken Achter anstatt Ki.

Die Achter kippten frühzeitig seitlich heraus, um den Außenverteidigern eine höhere Position zu ermöglichen.

Allerdings schoben diese nicht hochgenug, um den Flügelstürmern und insbesondere Sigurdsson ein Einrücken zu ermöglichen, wodurch der Zehnerraum durch Llorente gefüllt werden musste, der mit dem Rücken zum Tor ungünstige Voraussetzungen hatte, um das Spiel nach vorne fortzusetzen.

Die Frage bleibt natürlich, welche dieser beiden Formationen Clement im nächsten Jahr nutzen will, da sich daraus jeweils eine unterschiedliche Strategie auf dem Transfermarkt ergibt.

Strukturelle Veränderung ab Sommer

Nachdem man den Abstieg (wiedermal) knapp abwenden konnte, muss im Sommer ein Umbruch erfolgen.

Der Kader hat ein Durchschnittsalter von 27,8 Jahren, womit man im soliden Mittelfeld der Liga steht. Bedenkt man aber, dass Spieler wie Llorente, Britton und auch Routledge, die einen Großteil der Spiele gemacht haben und wichtige Faktoren in diesem Jahr waren, die 30 schon längst überschritten haben, muss man sich im Sommer nach Ersatz umschauen.

Aus den eigenen Reihen scheint aktuell nur Mittelstürmer Oli McBurnie nachzukommen, auch wenn die U23 Swanseas vor kurzem das Double feierte. McBurnie deutete seine Qualitäten bereits unter Bradley an, wenngleich der schlaksige 20-Jährige ein gänzlich anderer Spielertyp als Llorente ist.

Am ehesten ist er noch mit Jordan Ayew zu vergleichen, der mehr über sein Tempo und seinen Spielwitz kommt. Mittelfeldspieler Jay Fulton und auch Linksverteidiger Stephen Kingsley gehören seit letzter Saison bereits zum Kader und erhielten schon einige Einsatzminuten in der Premier League.

Die Marschroute wird aber dennoch sein, dass man Talente aus der zweiten Liga wie Alfie Mawson verpflichtet, die den Kader punktuell verstärken. Dass eine Strategie nur mit talentierten Kickern nicht funktionieren kann, merkte man spätestens im Herbst des Jahres.

Deshalb verstärkte Clement den Kader nach seinen Wünschen. Er holte Tom Carroll aus Tottenham, Martin Olsson von Norwich, Luciano Narsingh aus Eindhoven und Jordan Ayew von Aston Villa.

Während die ersten beiden unter Clement in 16 bzw. 14 Partien fast über die gesamte Distanz zum Einsatz kamen, wurden Narsingh und Ayew nur Jokerrollen zugewiesen. Wobei Ayew zuletzt zu einem wichtigen Faktor wurde.

Gebraucht wird zudem ein Mittelstürmer, der im Falle eines Abgangs von Llorente den Spanier sofort ersetzen kann. Denkbar wäre hier ein bulliger Stürmertyp wie Wilfried Bony, der seit seinem Abschied aus Wales nie wirklich glücklich wurde.

Ihn könnte man eventuell für einen schmalen Taler so um die 10 Mio. € holen. Ein Verbleib Borja Bastons ist aktuell nicht sehr wahrscheinlich. Der Spanier kam im vergangenen Sommer für eine Rekordablöse zu den Swans und konnte sich bisher überhaupt nicht durchsetzen.

Auch wenn er von seiner Spielweise her gut zu den Schwänen passt, da er gute Qualitäten im Abschluss besitzt, eine entsprechende Physis mitbringt und auch spielintelligenter als die meisten Stürmer in der Premier League ist, könnte er Wales nach nur einer Saison für etwa 15 Mio. € wieder verkaufen.

Im Falle eines Verkaufs beider spanischer Mittelstürmer hätte man mit Oli McBurnie und Ayew zwei schnelle Stürmer zur Verfügung.

Um all das noch weiter zu fixieren, könnte man Neal Maupay von Saint-Etienne verpflichten, der neben seiner Schnelligkeit auch gut mit seinem Körper arbeitet und in der Box ebenfalls stark ist. Eine Leihe eines talentierten Spielers wie Chelseas Tammy Abraham wäre auch denkbar.

Für die Offensive muss ein kreativer Mittelfeldspieler gesucht werden, der Sigurdsson entlastet. Er muss konstant Torchancen in Form von Vorlagen und Schüssen kreieren können. Auch hier wird man keine Spieler jenseits zweistelliger Millionenbeträge verpflichten.

Patrik Schick, der hervorragend passen würde, ist demnach nicht zu haben. Adam Ounas würde mit seiner explosiven und kreativen Spielweise durchaus im aktuellen System funktionieren.

Will man einen guten Dribbler haben, der ebenfalls kreativ wirken kann, sollte man die Augen nach Eric Maxim Choupo-Moting offen halten. Der Schalker ist ab Sommer ohne Vertrag und wäre entsprechend günstig zu bekommen, wenngleich man einige Interessenten aus der Bundesliga ausstechen müsste. Die Liste kann um so viele Spieler erweitert werden.

Im Mittelfeldzentrum bräuchte man einen strategisch klugen Sechser, der Britton entlastet, sollte Clement auch in der kommenden Saison an seiner Mittelfeldraute festhalten.

Mein persönlicher Favorit wäre hierfür Roque Mesa, wenngleich dieser von Vereinen wie Arsenal oder Liverpool umgarnt wird. Josh McEachren wäre ebenfalls ein passender Spieler für diese Position.

Weiterhin müsste die Innenverteidigung punktuell verstärkt werden, wenngleich man hier mit Fernández, Mawson, Jordi Amat und auch van der Hoorn gut, aber nicht sehr gut aufgestellt.

Eventuell wäre es angebracht, van der Hoorn zu verleihen und Amat zu verkaufen. Stattdessen könnte man einen gestandenen und einen jungen talentierten Innenverteidiger verpflichten.

Für letzteren kämen Rennes Bensebiani, Rúben Semedo von Sporting und Mattia Caldara von Serie-A-Überflieger Atalanta Bergamo in Frage. Während Semedo bereits in der Champions League zum Einsatz kam und ein Allrounder ist, besticht Caldara mit gutem Stellungsspiel, starkem Körpereinsatz und einem wuchtigen Kopfballspiel.

Beide werden aller Voraussicht nach im kommenden Jahr international spielen. Sie zu holen, wird entsprechend schwer werden. Einen erfahrenen Innenverteidiger günstig zu verpflichten wird ebenfalls schwierig werden. Namen sind derzeit keine auf dem Markt. Wobei Holger Badstuber ja zu haben wäre und bereits mit Clement zusammengearbeitet hat…

Eine Sache, die mir persönlich Mut macht, ist die Tatsache, dass Clement mit Dan Altman einen hervorragenden Scout an seiner Seite hat. Mit seiner Firma North Yard Analytics ist er seit Winter als Berater in Sachen Transfers für Swansea tätig.

Auf seinen Verheiß hin holte man Ayew und Olsson nach Wales. Es ist schlichtweg ein neuer Weg Spieler zu scouten, womit man vielleicht den einen oder anderen Spieler verpflichten kann, der unter dem Radar läuft.

Ein stückweit geht man insbesondere im letzten Punkt wieder alte Wege. Man ist wieder drauf und dran ein besonderer Club zu werden, wie man es bereits unter Rodgers und Laudrup gewesen ist.

Clement ist aktuell der richtige Mann für Swansea City, der den Verein zunächst wieder in ruhigere Gefilde führen kann. Ob er auch über Jahre hinweg derjenige sein wird, der dem Verein eine ähnliche Identität geben kann wie einst Laudrup, war lange Zeit anzuzweifeln.

Er gab dem Team zunächst einen guten Plan für die Defensive an die Hand, ohne sonderlich innovativ im eigenen Ballbesitz zu sein. Dass er auch hier kreativ sein kann, zeigten die letzten Partien, als man auf eine Mittelfeldraute mit Britton, Ki, Carroll und Sigurdsson setzte.

Keine so schlechte Idee. Wäre Britton sieben Jahre jünger, könnte man in den nächsten drei Jahren definitiv mit der Europa League planen.

Für den Verein war Clement ein absoluter Glückgriff, ebenso für die Fans. Diese rückten gerade in der schwierigen Phase im Frühjahr, als man aus sechs Partien nur einen einzigen Punkt holte.

Der Verein honorierte dies indem er seinen Fans die Karten für das letzte Auswärtsspiel in Sunderland bezahlte. Die Jack Army rückte ein weiteres Mal zusammen und war laut Clement ein wichtiger Faktor für den Klassenerhalt.

Nun wird es den Swansea-Anhängern darum gehen, endlich nicht wieder bis kurz vor Schluss zittern zu müssen. Der Schwan muss wieder in ruhiges Gewässer gebracht werden.

Ich hoffe, dass ich dem einen oder anderen Leser die aktuelle Saison Swansea Citys und den Verein generell näher bringen konnte. In Zukunft wird es vermehrt klassische Analysen einzelner Spiele der Swans geben, sofern ich dazu komme. Die gesamte „Mein Jahr mit Swansea City“ -Trilogie findet ihr hier.

Sascha
Hat genauso eine Daseinsberechtigung wie Torrichter während der Champions League Spiele. Passionierter Schachtelsatzschreiber. Gilt intern nicht umsonst als L’Akquisiteur – wenn nicht da, dann zumindest bei sich selbst. Man soll sich immerhin treu bleiben wie Javier Pinola den Überresten seiner Haare. Glaubt noch immer, dass in Enes Ünal ein Weltklassestürmer schlummert, den aber nicht einmal Houdini hervorzaubern könnte. Einziges Vorbild von Max Dettmer.

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