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Once upon a time in the Winterpause

Nun ist sie also vorbei, die Winterpause. Ein fester Bestandteil der Bundesliga seit über 30 Jahren und mittlerweile quasi ein Alleinstellungsmerkmal der höchsten deutschen Spielklasse unter den Top-Ligen. Während beispielsweise in England der Fußball auch zum Ende des Kalenderjahres nicht pausiert und die Briten mit dem „Boxing Day“ eine gegenteilige Tradition besitzen, ruht die Bundesliga.

Doch auch die Winterpause konnte sich dem Lauf der Zeit und der Entwicklung des Fußballs nicht entziehen und durchlief Veränderungen. Wie zeitgemäß ist die Winterpause heutzutage noch im modernen Fußball und im globalen Wettkampf? Wie halten es andere Ligen?

Und warum wird die Bundesliga nicht nur Anfangs mit Länderspielen ausgebremst, sondern pausiert genau dann, wenn sie an Fahrt gewinnt und der Spielbetrieb richtig angelaufen ist?

 

Don’t Stop Me Now

Nicht immer ruhte der Ball zum Jahreswechsel in Deutschland, zumindest geplant und koordiniert. Die erste offizielle Winterpause der Bundesliga gab es in der Saison 1986/1987.

Doch damals war die Entscheidung des DFB längst überfällig, der Entwicklung und den Umständen geschuldet. In früheren Jahren wurde keine offizielle Pause vor dem Winter gemacht und durchgespielt. Selbst an Silvester wurden Spiele ausgetragen. Erst Mitte der 80er kam es dann aus mehreren Gründen zum Umdenken.

Die Bundesliga boomte nicht mehr wie noch im Jahrzehnt zuvor. Die Zuschauerzahlen im Allgemeinen waren rückläufig. Zwar gab es hierfür diverse Erklärungen, doch die kalte Jahreszeit samt Witterungsbedingungen lud nicht dazu ein, ins Stadion zu gehen.

So waren die Spiele, dank Sportschau,  mittlerweile im Fernsehen zu sehen – was manch einem Fan die Entscheidung abnahm, ein Spiel bei Wind und Wetter zu besuchen oder vor dem TV zu verfolgen.

Auch ausufernde Konflikte zwischen Fangruppen und die Hooligan-Probleme taten ihr übrigens dazu, dass die Stadien-Besucher weniger wurden.

Ein weiterer Aspekt für den DFB war, dass viele Spiele ausfielen. Die Infrastrukturen waren dem Winterwetter oft nicht gewachsen. Stadien waren weitläufiger, nicht überdacht und zügiger gebaut. Schlicht und ergreifend waren neben den Tribünen selbst die Anfahrts- und Zuwege nicht immer sicher zugänglich.

Die Rasenflächen kapitulierten in aller Regelmäßigkeit und Spielabsagen waren Gang und Gebe. Allesamt Regeln, die für den Amateurfußball bis heute gelten. Es war nicht unüblich, dass Bundesliga-Spieltage so durcheinander gebracht wurden, dass sie sich über Wochen streckten und selbst Nachholspiele abgesagt wurden.

So zog sich einst der 19. Spieltag der Saison 1978/1979 von seinem ersten Spiel, am 20. Januar 1979, über Wochen und Monate, bis zum 26. Mai 1979. Mit Beginn der Kommerzialisierung und dem wachsenden Interesse am europäischen Fußball, wurde es für die Liga immer mehr zur Herausforderung sich organisatorisch den europäischen Wettbewerben zu stellen.

All diese Faktoren bewogen den DFB damals, den Spielbetrieb geregelt zu unterbrechen. Teilweise wurde die Winterpause bis Ende Februar festgelegt. Doch im Gleichschritt mit technischem Fortschritt und vorangetriebener Kommerzialisierung, wandelte sich die Winterpause in Deutschland immer wieder.

Zwar erhielt die moderne Technik Einzug in den Stadien, jedoch waren mit dem Frankfurter Waldstadion und dem Münchner Olympiastadion 1986 nur 2 Stadien mit einer Rasenheizung ausgestattet.

Der Großteil der übrigen Stadien wurde erst in den 90ern, im Zuge von Modernisierungen, wettersicherer und die Infrastrukturen gestärkt. In Steine, statt in Beine, zu investieren wurde spätestens im Zuge der Vergabe der WM 2006 zur Priorität.


Winterpause Kicker (Quelle: kicker-antiquariat.de)
Winterpause in Kicker-Ausgaben

 

Wer hat an der Uhr gedreht?!

Mit Einführung der offiziellen Winterpause kam es im Profi-Fußball zu einer Strukturierung des Hallenfußballs. Die hier zu Lande meist kalten, langen Winter, inklusive gesperrten Rasenplätzen, verbrachte der Deutsche Fußball jedoch schon spätestens seit den 70er-Jahren in der Halle.

Der Amateurfußball schätzte dies bereits vor den Profis. Doch wurden Städtepokale, Regionalmeisterschaften und gemeinsames Kräftemessen unter dem Hallendach unabhängig voneinander ausgespielt.

In den 80er-Jahren weckte der Hallenfußball ein gesteigertes Fan- und Medien-Interesse als auch Bundesligavereine in das Feld drängten, das bis dato vermehrt von Amateurvereinen genutzt wurde.

Diesen Boom nutzte der DFB, nicht ohne Druck seitens der Vereine, in der geregelten Winterpause den Hallenfußball zu organisieren. Die erste Saison im Jahr 1986/1987 wurde noch als inoffizielle Hallenmeisterschaft in zwei unterschiedlichen Turnieren ausgespielt.

Die „kicker-Hallenmeisterschaft“ gewann Eintracht Frankfurt, während das Pendant der Bild-Zeitung vom Hamburger SV gewonnen wurde. Ab dem Folgejahr wurde die Hallenmeisterschaft offiziell vom DFB ausgerichtet und als „Hallen-Masters“ bekannt.

Anfangs noch vorsichtig besucht und eher kritisch betrachtet, füllten sich mit den Jahren die Hallen immer besser. So wuchs mit der Zeit, auch dank des Aufstiegs des Privatfernsehens, die Attraktivität und Prestigeträchtigkeit des Hallenpokals.


Winterpause Montage
Montage von Duellen beim Hallen-Masters

In den Glanzzeiten des „Budenzaubers“ spielten die Bundesligastars über Wochen in mehreren Qualifikationsturnieren um den Einzug in das Finale des Hallen-Masters, das üblicherweise im Wechsel in Dortmund oder München stattfand.

Nicht nur Hallen-typische Regelvariationen machten das Spiel zu einer gerngesehenen Abwechslung zum Liga-Alltag. So gab es anfangs die Regel „fliegender Torwart“, was ein Powerplay wie im Eishockey ermöglichte.

Außerdem durften Torhüter als normale Feldspieler eingesetzt werden. Ein Freund davon war Jörg Schmadtke, der seinen Offensivdrang in der Halle im Feld auslebte. Mario Basler dagegen ging in Powerplay-Phasen gerne mal ins Tor.

Für Edeltechniker wie Jay-Jay Okocha war der Kunstrasen eine Bühne, auf der er seine Fähigkeiten besonders gut einsetzen konnte.

Die großen Namen der Bundesliga duellierten sich intensiv und die Liga erlebte in den 90ern eine extrovertierte Phase. Der Schmelztiegel war der Rasen zwischen den Banden, angefeuert von tobenden Fanmengen und den Kids, die direkt an der Bande den Spielern Autogramme entlockten.

Der Hallenfußball bescherte dem Publikum die Bundesligastars zum Anfassen und der „Budenzauber“ war geboren. Ein Titelgewinn war zwar ungeeignet für den Briefkopf, doch Grund genug zur Freude bei Fans und Spielern und nicht selten Anlass, mit stolzgeschwellter Brust in die Rückrunde zu starten.

Auch finanziell sorgte man beim DFB für Anreize für die Vereine. Ganz klar: Die Bundesliga hatte mit dem Hallenturnier eine eigene Identität und ein eigenes, florierendes Produkt geschaffen.

 

The Winter They Are A Changin’

Doch der Fußball befand sich in einem starken globalen Wandel. 1998 war beim DFB nicht nur das Ende der „Ära Vogts“, sondern auch das des Hallen-Masters. Bereits kurz vor der Jahrtausendwende änderte der DFB das Regelwerk der Hallenturniere und gestaltete es um.

Unter anderem durften Torhüter ihren Torraum nicht mehr verlassen und sollten exklusiv ihrem Hauptberuf nachgehen. Auch ausländische Vereine wurden nicht mehr eingeladen und das Teilnehmerfeld eingegrenzt. Der Budenzauber wurde konservativer veranstaltet und verlor an Magie.

Zeitgleich entwickelte sich der Fußball, durch die Kommerzialisierung und Einflüsse der internationalen Wettbewerbe. Steigende Fernsehgelder und angestrebte Professionalisierung erhöhten den Leistungsdruck. Immer mehr Vereine kritisierten die Verletzungsrisiken und Terminpläne.

Die Bundesligisten schonten die besten Spieler und traten, mehr oder weniger, nur mit einer B-Elf an, die mit Jugendspielern aufgefüllt wurde. Es kam wie es kommen musste und im Jahr 2001 wurde der DFB-Hallenpokal ein letztes Mal ausgespielt.

Der Rahmenterminkalender der FIFA wurde immer strenger und die europäischen Wettbewerbe finanziell immer attraktiver und umkämpfter. Die Kirschen hingen höher und dementsprechend bereiteten sich die Bundesliga-Vereine gezielter und vorrausschauender auf die Rückrunde vor.

Während der DFB offiziell keine Hallenrunde mehr organisierte und eine gewisse Übersättigung in der Folgezeit der Reform sacken musste, bildeten sich in den Folgejahren neue Traditionen im Hallenfußball.

Statt des Hallen-Masters wurden Turniere wie der „Harder13 Cup“ in Mannheim zur Top-Veranstaltung. Die Teilnehmer setzten sich nun großteils aus regionalen Teams zusammen, um die fehlende Dichte an Top-Teams mit Lokal-Derby-Flair zu kontern und das Interesse der Fans und Öffentlichkeit zu stärken.

Durch das regionale Engagement der Profivereine in Zusammenarbeit mit privaten Veranstaltern, lieferten auch die nächsten 10 Jahre nach dem DFB-Hallenpokal hochwertige und gefragte Turniere.

Die mediale Aufmerksamkeit war ungebrochen und der Kick in der Halle diente weiter als willkommene Abwechslung in der Winterpause. Allerdings nahmen die meisten Bundesliga-Teams höchstens an einem oder zwei der größeren Turniere teil und waren nicht mehr zwangsweise die Glanzlichter.

Terminlich fielen die Veranstaltungen oft zwischen das 1. Teamtraining im neuen Jahr und dem Aufbruch in das Wintertrainingslager.

 

Right Here, Right Now!

Doch die Spirale der Entwicklung drehte sich weiter und die Mechanismen des globalen Marktes griffen stärker. Hallenturniere verloren sportlich in den vergangenen Jahren stark an Relevanz.

Spielern wurde es selbst überlassen, ob sie spielen wollen und es entwickelte sich fast zur Tradition, dass nicht die Chef-Trainer an der Bande stehen und coachen, sondern Co-Trainer dies übernehmen.

Mittlerweile wird die Winterpause so effizient wie möglich genutzt und statt Hallenfußball bevorzugen Bundesligisten Testspiele in den Wintertrainingslagern. In den heimischen Hallen bleiben unterklassigen Vereine, Jugendmannschaften und Traditionsteams zurück.

Besonders letztgenannte Traditionsmannschaften, die mit Alt-Stars aus den goldenen Hallen-Jahren glänzen oder ehemalige Bundesliga-Helden präsentieren, füllten die Lücke bei denen, die dem Budenzauber noch entgegenfieberten.

Im medialen Bereich machte sich der Fortschritt der digitalen Technik und des Internets bemerkbar. Während Sportsender ihr Programm mit ausgewähltem Hallenfußball auf ein Minimum reduzierten, stieg die Zahl der übertragenen Testspiele aus den Trainingslagern.

Dabei standen selbstgeschaffene Vorbereitungsturniere in Trainingslager-Hochburgen, wie der Antalya Cup, im Fokus. Und die Bundesliga-Vereine selbst können mittlerweile durch vereinseigene Videoportale ihre Fans aus dem Trainingslager erreichen und wirtschaftlich dadurch profitieren. Der Hallenfußball ist für Bundesligisten schlicht obsolet geworden.

Im Winter 2015/2016 nahm, auf Grund der kürzeren Winterpause vor der Europameisterschaft und deren Auswirkungen auf den Rahmenkalender, erstmals seit Einführung der offiziellen Winterpause kein Bundesligist an einem Hallenturnier teil. Natürlich unter der Prämisse der optimalen Vorbereitung.

 

Neighbors, have I got neighbors?

Doch Wintertrainingslager bieten sich nicht ausschließlich dafür, sich sportlich unter optimalen Bedingungen vorzubereiten. Viele Bundesliga-Vereine nutzen die Reisen im Winter verstärkt zum „Networking“.

Um Verbindungen zwischen ausländischen Sponsoren, Verbänden und Vereinen zu stärken und den Markt zu vergrößern. Der FC Bayern München in Katar, die Frankfurter Eintracht in Abu Dhabi und Dortmund in Fern-Ost sind nur einige Beispiele.

Während dies von anderen Top-Ligen schon seit Langem in der Sommerpause praktiziert wird, probiert die Bundesliga eher das kleine Zeitfenster für sich zu nutzen um in Puncto Vermarktung aufzuholen.

Doch während sich die Bundesligisten in der mittlerweile immer kürzeren Winterpause auf Reisen befinden, wird in anderen Top-Ligen gespielt. Der eingangs erwähnte „Boxing-Day“ in England ist aus der Premier League nicht mehr wegzudenken. Und dank zweier Pokalwettbewerbe wird auf der Insel auch nach dem Jahreswechsel nicht geruht, sondern durchgespielt. In Spanien und in Italien hält man traditionell kurzen Winterschlaf.


Winterpause BoxingDay
Fans am Boxing Day in der Premier League

Weder die Serie A, noch die Primera Division sind im Laufe der Zeit von der Entwicklung verschont geblieben und kürzten ihre Winterpausen.

In Italien wurde dieses Jahr gar über die Feiertage gespielt, und nur ein Wochenende pausiert. Dagegen ruhte der Spielbetrieb in Spanien über die Feiertage und zwischen den Jahren, und wurde aber mit dem Copa del Rey am 3. Januar fortgesetzt.

In Frankreich gab es ein paar Tage mehr Pause als in Spanien. Nachdem der letzte Spieltag vor der Winterpause am 20. Dezember gespielt wurde, startete das Jahr mit der 9. Runde des Coupe de France, bei dem alle Erstligisten in den Wettbewerb eingriffen, am 6. Januar.

Wenn man die Statistik der vergangenen 5 Jahre betrachtet und vergleicht wie viele Tage durchschnittlich um den Jahreswechsel spielfrei bleiben, wird deutlich welchen Raum die Bundesliga ungenutzt lässt.


Vergleich der Winterpausen in Europas Top-5-Ligen der letzten 5 Jahre
Vergleich der Winterpausen in Europas Top-5-Ligen der letzten 5 Jahre

Natürlich sind Pausen der jeweiligen Spitzen-Ligen kulturell mit ihrem Land verwurzelt und haben sich autark entwickelt. So ist der bereits erwähnte „Boxing Day“ traditionell eng in der britischen Kultur der Weihnachtsfeiertage verwurzelt. Doch spielt die Premier League gelegentlich auch am Neujahrstag und bietet meist keine oder nur wenige Fußball-freie Tage.

Erklären lassen sich die kürzeren Pausen in Italien und Spanien mit dem gemäßigterem Klima, das in südlicheren Ländern typischerweise herrscht. Allerdings verpflichtet auch die Anzahl von 20 Mannschaften in den Top-Ligen die Vereine zur kürzeren Winterpause.

Doch auch in anderen kommerziell erfolgreichen Ligen, wie im US Sport, wird an Feiertagen und ohne große Unterbrechungen, teils mit strengen Terminkalendern, gespielt.

Die Premier League ist unter anderem deshalb international so gefragt, weil ihre Spielplan-Gestaltung so dynamisch ist, dass Fans rund um die Welt dann einschalten können, wenn andere Ligen pausieren.

 

Change? Yes, we can!

Wie zeitgemäß ist die lange Winterpause in der Bundesliga noch? Nachdem man sich in Deutschland der eigenen Hallenfußball-Kultur im Profifußball mehr oder weniger entledigt hat, bietet sich jetzt die Möglichkeit den nächsten Schritt zu gehen.

Wie könnte die Zukunft der Winterpause aussehen in Anbetracht der globalen Entwicklung und des modernen Fortschritts? Wohin führt der Weg der Deutschen Fußball-Liga im Milliardengeschäft, in der Gewinnmaximierung im Fußball an der Tagesordnung steht?

Eine Möglichkeit, sich den Konkurrenz-Ligen anzupassen, wäre es, dass die Bundesliga auf 20 Vereine aufgestockt wird. Dieses Modell ist immer wieder Thema, wird jedoch auch unter dem Blickwinkel „Tradition“ und als „Alleinstellungsmerkmal“ betrachtet und beibehalten.

Diese Argumentation gilt es zu hinterfragen, wenn zeitgleich gewichtige Traditionsfaktoren im Zuge der Kommerzialisierung geändert werden. So wird beispielsweise von Vereinen immer mehr gefordert, über eine Lockerung der 50+1% Regel zu diskutieren, damit diese sich dem globalen Markt öffnen und Kapital generieren können.

Und um möglichst viel TV-Geld zu generieren, kompliziert die DFL die Vergabe der Übertragungsrechte und zerteilt sukzessive ein Alleinstellungsmerkmal, den Kernspieltag, durch neue Anstoßzeiten.

Mittel, die auf eine bessere Monetarisierung abzielen und konträr der Aussagen stehen, Alleinstellungsmerkmale zu schützen und das traditionelle Vereinswesen zu schützen. So verärgert der DFL nicht nur Fans, sondern auch Sponsoren, während mit einer Winterpause Potenzial ungenutzt bleibt.

Wirtschaftlich sollte es daher keine Frage sein, ob eine Aufstockung Sinn ergibt. Dies würde schlicht und ergreifend mehr Spiele und die Möglichkeit besserer Vermarktung bedeuten.

So könnten Spiele nicht nur in englischen Wochen platziert werden, sondern auch eine zeitlich dichtere Ansetzung geschehen. All das würde für Sponsoren, Werbepartner und Lizenznehmern mehr Dynamik und Werbefläche bieten und sich schlussendlich positiv auf die TV-Gelder und die Budgets auswirken.

Dies wäre bedeutend für die Konkurrenzfähigkeit der Bundesligisten im internationalen Vergleich, besonders auf dem Transfermarkt und für die Wettbewerbstauglichkeit in den europäischen Wettbewerben.

Die Leistungsdichte in der Bundesliga ist aktuell sehr eng, so dass es sportlich betrachtet ein Anreiz wäre, das Feld zu erweitern. In der 2. Liga gibt es eine Vielzahl an Vereinen, die nicht nur sportlich, sondern auch strukturell der 1. Bundesliga als Standort gerecht würden.

Vereine wie Nürnberg oder Düsseldorf stehen nicht nur tabellarisch gut da, sondern sind auch infrastrukturell für den modernen Städtekampf erstklassig aufgestellt.

Aus der Riege der schlafenden Traditionsteams befinden sich in der 2. Liga einige Kandidaten, Teams mit hohen Fanaufkommen und Reichweite. Die Bundesliga würde sicherlich nicht geschwächt werden mit 20 Mannschaften.

Die Mehrbelastung von 4 Spielen, die pro Jahr dazukommen, sollte die Bundesliga organisatorisch und belastungstechnisch nicht ans Limit führen. Bundesliga-Profis absolvieren, durch die kleinere Liga, im Vergleich mit den anderen europäischen Top-5 Ligen theoretisch die wenigsten Spiele.

Einzig jene Spieler, die mit ihren Vereinen in den internationalen und nationalen Pokal-Wettbewerben überwintern und bis in die finalen Runden vordringen, dazu mit der Nationalmannschaft im Sommer spielen, könnte das beeinflussen.

Doch zwei weitere Spiele pro Halbserie sollten keinen Profi über das Leistungslimit führen, insbesondere unter der Betrachtung der Möglichkeiten von moderner Trainingssteuerung, die Vereine durch moderne Sportwissenschaft über die Fitness Ihrer Spieler praktizieren.

Ein Ansatz, einer möglichen Überbelastung, beispielsweise in einer Übergangsphase, entgegenzuwirken, wäre eine Entschlackung der Länderspiel-Pflichten.

Dies stünde allerdings konträr zur aktuellen Auffassung und Entwicklung der FIFA und UEFA, wie die Aufstockung der EM- und WM-Teilnehmer, die „Week of Football“ und „UEFA Nations League“.

Doch ist bereits jetzt ein Streitpunkt, dass diese Wettbewerbe Spieler und Nationen zu sehr vereinnahmen. Schließlich ist und bleibt die Basis der nationale Wettbewerb und Vereinsfußball, der für die Premium-Produkte die notwendige Grundlage stellt und der wird in seinen Grundsätzen bedrängt.

Die Bundesliga aber könnte die vorliegende Situation nutzen und ihrem Vereinsfußball mit einer Ligaerweiterung und verkürzten Winterpause helfen, ihre Marke zu stärken und die Konkurrenzsituation zu verbessern. Der Budenzauber des Winters ist verflogen und vom Rahmenkalender eingeschränkte Winterpausen könnten optimiert genutzt werden.

Dabei gilt es die Gesamtsituation im Vergleich zu früheren Zeiten zu betrachten. Denn im Jahr 2018 ist die Infrastruktur der Stadien und Städte der Bundesligisten ausgereifter als noch vor drei oder vier Jahrzehnten. Wintereinbrüche werden dank des technischen Fortschritts nicht nur im Profi-Sport unproblematischer und planungssicher angegangen.

Beim Thema Rasenpflege wird in der Bundesliga nichts mehr dem Zufall überlassen. Dafür gibt es mittlerweile eine ganze Industrie, die diesen Bereich versorgt. Die Stadien-Infrastruktur sieht nicht nur Technik wie Rasenheizungen oder Drainagen als Lizenzbedingung vor, auch möglicher Ersatzrasen wird genau beobachtet.

Eine dauerhafte Unbespielbarkeit von Plätzen, wie es früher vorkam, beispielsweise wegen anhaltenden Bodenfrosts oder kaputtem Rasens, ist kaum Thema mehr. Selbst drohende Nachholspiele müssten terminlich nicht endlos verschoben werden, in Zeiten in denen komplexe Computersysteme die Spielpläne erstellen.

Plötzliche und starke Wetterwechsel sind und bleiben im Freiluftsport zu jeder Jahreszeit ein prinzipielles Hindernis, dem man sich nicht vollständig entziehen kann. Starker Regen kann zu jeder Jahreszeit zur Spielabsage führen oder gar ein Spiel zum Abbruch bringen.

Während ein ganzer Winter so gut wie Schneefrei bleibt, kann es im Frühjahr zu starken Schneefällen kommen kann oder gar der Wintereinbruch früher eintreten. Anderseits kann es in der Winterpause auch Wochen mit gemäßigtem Klima geben.

Der Klimawandel an sich ist zum Faktor geworden. Dennoch finden jedes Jahr in der Bundesliga kurz vor Weihnachten Spiele statt, wo eine erhöhte Wahrscheinlichkeit auf den Wintereinbruch besteht.

Dies hat sich immer weniger signifikant auf die Einhaltung des Spielplans ausgewirkt und der Zuschauer-Ansturm bleibt ungebrochen. Auch wenn an einem 21. Dezember bei minus 10 Grad ein Bundesliga-Spiel gespielt wird, ist das Stadion gut besucht.

In diesem Jahr startete die Bundesliga so früh wie noch nie zuvor. Am 13. Januar rollte der Ball in der Bundesliga wieder. Das Winterwetter war durchschnittlich und die Durchführung von Pflichtspielen wäre jederzeit möglich gewesen. Wirkliche Kritik hält sich in Grenzen.

 

Talkin’ bout a Revolution

Eine Alternative, aber momentan unwahrscheinliche Möglichkeit, zur optimaleren Nutzung der Jahreszeiten, wäre eine Spielplan-Revolution: Das Spieljahr anzupassen, so dass die Saison parallel zum Kalenderjahr verläuft.

Mit dem Saisonstart im Frühjahr und dem Saisonfinale im Herbst. Erst kürzlich hat sich beispielsweise Stefan Reuter, Manager des FC Augsburg, erneut dafür ausgesprochen, so wie vor ihm bereits andere.

Den Segen der Zuschauer hätte man in Deutschland ebenfalls. So haben sich Fans, in der Vergangenheit, ob  der Frage „im Sommer bei 30° Celsius oder im Winter bei minus 10° Celsius“, klar für den Sommer ausgesprochen.

Theoretisch bedeutet eine solche Änderung Härtefälle, praktisch kann man diese umgehen. Temperaturen im Hochsommer könnte man vorbeugen, wie es in südlicheren Liga, wie der Serie A, im Sommer bereits praktiziert wird: Mit späteren Anstoßzeiten.

Beispielsweise 18.00 Uhr statt 15.30 Uhr und 20.30 Uhr statt 18.30 Uhr. In Spanien gibt es teils Spiele, die um 22.00 Uhr angepfiffen werden. Dies ist besonders im Sommer dem Lebensstil in heißeren Klima-Gegenden geschuldet, wo das Leben am Abend ausgeprägter pulsiert, während es mittags ruht.

Bei Verantwortlichen würde eine solche Anpassung der Anstoßzeiten weitgehend offene Türen einrennen. Viele Trainer und Spieler bevorzugen Fluchtlichtspiele nicht nur wegen der Stimmung, sondern weil sie dadurch die Planungen und den Rhythmus aufrechterhalten können.

Erkenntnisse, die Vereine besonders im Hinblick auf das Thema Nahrungsaufnahme und Regeneration, durch Erkenntnisse der modernen Sportmedizin, erhalten. Doch mit hohen Temperaturen sollten die Vereine Erfahrungen aus den Trainingslagern haben.

Auf mehr Widerstand würde ein solches Szenario bei Gruppierungen der Ultras, Traditionalisten und Auswärtsfahrer treffen. Zwar sind in der Vergangenheit die Diskussionen vielmehr um frühere Anstoßzeiten und um die Zerstücklung des Spieltags entbrannt, doch bei einer, wenn auch temporären, Änderungen des Kernspieltags, ist davon auszugehen dass vereinzelte Gruppierungen in Fankreisen dagegen wären.  Die Initiative „Pro 15:30“ erfährt bundesweit und beim Verband in den vergangen Jahren jedoch wenig Rückhalt.

 

Wo willst du hin, Winterpause?

Eine theoretische Möglichkeit zu dieser Spielplan-Revolution bietet sich, je näher die WM 2022 in Katar kommt. Da das Turnier zwischen dem 21. November und 18. Dezember 2022 ausgetragen wird, wird sich der Saison-Rhythmus unweigerlich verändern.

Davon ausgehend, dass die Winter-WM in Katar eine Ausnahme bleibt und zukünftige Turniere im Sommer ausgetragen werden, müsste man eine Umstellung des Saison-Rhythmus unter diesem Aspekt betrachten. Dies würde weitere Nebeneffekte mit sich bringen. Entgegenkommen würde ein solches Szenario drohender Müdigkeit und Überspieltheit, insbesondere der Vielspieler.

So würde mit einer langen Winterpause, in der traditionell kältesten Zeit pausiert und regeneriert. während man in einer (kurzen) Sommerpause den Spielbetrieb nur gezielt unterbricht.

Für Sommer-Turniere hätte dies einen weiteren positiven Nebeneffekt: Die Nationalspieler kämen nicht aus der langen Saison – inklusive intensivem Saisonendspurt und mental anstrengender Phase, die aber auch körperlich auslaugt.

Die Spieler stünden mitten im Saft. Zur Steuerung der Regenerationsphase gebe es, wie jetzt auch, die Möglichkeit seitens der Liga, Saisonanfang und –ende gezielt um ein oder zwei Wochen zu verschieben.

Jedoch wäre in einem Turnier-Jahr der Saison-Endspurt nach zwischenzeitlicher Höchstbelastung, durch das Turnier in Mitten des Liga-Betriebs. So würden die Spieler nach Turnieren den Übergang zum Liga-Alltag finden müssen. Spätestens zur WM 2022 wird dieses Szenario aber Realität.

Fakt ist, dass auch in der Saison 2018/2019 die gewohnte Winterpause stattfinden wird und eine Woche länger dauern wird als in diesem Jahr. Gleichzeitig fordert DFL Geschäftsführer Christian Seifert kontinuierlich, besonders von den Vereinen, Mut sich der Kommerzialisierung zu öffnen. In diesem Zuge muss früher oder später über die Winterpause und damit verbundene Möglichkeiten debattiert werden.

Bevor Vereine sich weiter mit Ihrer Eigenvermarktung und Infrastruktur bis zum Äußersten strecken, um im globalen Wettbewerb mitzuhalten, hätte die DFL die Möglichkeit, mit einer kleinen Revolution viele Türen zu öffnen.

Denn während zwischen dem 23.12.2018 und 18.01.2019 die Bundesliga pausieren wird, wird bei der Konkurrenz gespielt und schlussendlich Geld verdient. Denn die Spirale des modernen Fußballs schaufelt das Geld immer weiter in die Spitze.

Es wäre anfangs sicher ungewohnt und manch ein Spieler oder Funktionär, der den Winterpausen-Rhythmus gewohnt ist, würde sich natürlich kritisch darüber äußern. Doch darf Gewohnheit in diesem Fall das Hindernis sein?

Besonders wenn die Bundesliga im Vergleich im Kampf um die TV-Gelder mit den anderen Top-Ligen nicht abgehängt werden will. Oder liegt gar in der Anpassung des Spielplans an das Kalenderjahr die Zukunft der Bundesliga?

Eine klassische Winterpause gibt es bereits jetzt nicht mehr und auch die Umstände, die diese erforderten, haben sich verändert. Auf mehreren Ebenen. Auch die Rahmenterminkalender der FIFA, die Zerteilung der Europäischen Wettbewerbe und die Situation in den Konkurrenz-Ligen verändert die Situation.

Der Hallenfußball im Profi-Fußball ist eingestaubt, die Wintertrainingslager gleichen einem Wochenendausflug und die Netzwerke sind geknüpft. Wie die Änderungen auch immer aussehen, früher oder später wird es dazu kommen müssen.

Julio DaElba
Seit drei Jahrzehnten dem Sport verschrieben. Calcio-Fetischist und Kind der Bundesliga. Fussballverrückt, aber auch in anderen Sportarten zu Hause.

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