Innerhalb von nur wenigen Jahren wurde aus dem Angstgegner Real Madrids eine verschuldete, im Mittelfeld der Tabelle spielende Mannschaft.
Trotz hoher Einnahmen durch Verkäufe von Spielern wie Karim Benzema, Michael Essien oder Lassana Diarra ist Olympique Lyon heute tief in den roten Zahlung und entwickelte sich vom alljährlichen französischen Meister zu einer Mittelfeldmannschaft.
Lyon gleicht Ajax Amsterdam – eine Mannschaft, die lange Zeit große Erfolge hatte, oft Meister wurde und die besten Spieler des Landes ausbildete.
Ähnlich wie die Amsterdamer, die mit Frank De Boer einen ehemaligen Eigenwuchsspieler als Trainer einsetzen, der sie wieder in die Erfolgsspur brachte, entschied man sich auch in Frankreich auf ein ehemaliges Eigengewächs zu setzen.
Die Rede ist von Remi Gardé. Zu seiner Zeit als Spieler hatte der Verein noch nicht die großen Talente, die es seit Anfang des neuen Jahrtausends entwickelt, Gardé zählte jedoch zu den besseren seines Jahrgangs.
Remi Gardé durchlief als Spieler wie auch als Trainer viele Jugendmannschaft des Vereins und wurde später zum Jugendleiter ernannt. Aufgrund des Neubaus des Stadion, dem Stade des Lumières (auf Deutsch Stadion der Lichter), verschuldete sich der Verein schwer.
Der Präsident wollte unbedingt Frankreichs erster Verein sein, der sein eigenes Stadion besitzt, doch der Preis dafür ist hoch. Genauer gesagt 405 Millionen Euro hoch. Große Transfers waren damit ade.
Deshalb entschied man sich für den Jugendleiter des Vereins, der die Jugend schließlich besser kennen sollte als kaum ein anderer im Verein. Mit seinem Amtsantritt kamen tatsächlich viele Jugendspieler in die Profiabteilung.
So zum Beispiel die heutigen Leistungsträger Samuel Umtiti und Anthony Lopes. Im nächsten Jahr sollten sogar noch mehr Talente folgen. Gardé ebnete den Weg für den erneuten Erfolg der Mannschaft, als er mit einer jüngeren Truppe auf Platz vier landete.
Ein Jahr später sogar auf Platz drei. Aber nur kurze Zeit später machten sich einige Probleme bemerkbar, weshalb Lyon oft nicht mehr die Leistungen brachte wie zuvor, aber später dazu mehr.
Im Sommer 2014 trat er unter Angabe persönlicher Gründe zurück. Von da an blieb er vereinslos. Währenddessen machte Tim Sherwood aus einer Verlierermannschaft namens Aston Villa eine Mannschaft, die den Abstieg abwenden konnte.
Zwar fehlte es der sehr offensiv ausgerichteten Elf an Balance, aber man war sich sicher, dass Sherwood der richtige Trainer für Aston Villas nächste Saison sei. Aber der Engländer scheiterte.
Nach vier Punkten aus zehn Spielen wurde Sherwood, mit dem Team auf dem letzten Tabellenplatz liegend, entlassen und durch den eben jenen Gardé ersetzt. Bereits in seinem ersten Spiel gegen Manchester City holte die Mannschaft den ersten Punkt seit fast zweieinhalb Monaten.
Die Meinungen waren geteilt: Für viele war Aston Villa bereits fixer Absteiger, für viele andere – wie auch mich, hatten die Villans einen guten Trainer verpflichtet, der es doch noch hinbiegen könnte.
Immerhin hat Villa einen sehr interessanten Kader, mit einigen guten Spielern, und hatte oftmals Pech. Dazu sah ich in Remi Gardé einen Trainer, der ähnlich wie De Boer in Amsterdam, seinen Verein zurück in die Erfolgsspur gebracht hatte, damit der richtige Mann für Aston Villa sei und das Unmögliche möglich machen könnte.
Bei Lyon legte er Wert auf gutes Ballbesitzspiel mit klaren Strukturen. Die Mannschaft agierte variabel und auch das Verschieben der Mittefeldspieler, bedingt durch die vorrückenden Außenverteidiger, funktionierte hervorragend.
Mit Grenier und Gonalons hatte man zudem zwei fantastische Mittelfeldakteure, die die Fäden im Spiel Lyonnais zogen. In England wollte man ähnlich agieren.
Der Franzose brachte eine neue Formation und andere Spieler auf den Platz – auch die vier Neuzugänge aus der Ligue 1 fanden wieder ihren Weg zurück in die Startelf. Remi Gardé versuchte das Spiel, das er bei Lyon spielen ließ, auf seine englische Mannschaft zu übertragen, aber dieser Plan scheiterte.
Die Mannschaft agiert im Spielaufbau zu hektisch und spielt den Ball zu oft zum Gegner, die hoch stehende Verteidigung ist leicht ausgekontert und ist aufgrund der vorrückenden Außenverteidiger oft in Unterzahl.
Die Defensive attackiert inkonsequent und wirkt unorganisiert, oft kommt natürlich auch noch das Pech hinzu. In der Offensive versucht die Mannschaft aus Birmingham oft vom Flügel in die Mitte zu ziehen, aber oft findet sich kein Kollege oder Abnehmer für den Pass, weshalb die Spieler den Pass verzögern und einfaches Doppeln der Gegner zum Ballverlust führt.
Einzig Konterangriffe über schnelle Spieler wie Adama Traoré oder Jordan Ayew klappen besser, oft scheitert es dann jedoch an der Chancenverwertung.
“Ich bin kein Zauberer – der beste Weg sich vorzubereiten ist die Saisonvorbereitung. Aber ich weiß, dass gute Trainingseinheiten sehr wichtig sind für den Kader.“ – Remi Gardé
Nun ein weiterer Punkt, mit dem die Villans derzeit zu kämpfen haben. Der Trainer wird von seiner Vergangenheit eingeholt: Remi Gardé war bei Olympique Lyon als Trainer zu cool.
Der Trainer war sehr jugendlich und ruhig, und so zeigten sich die Spieler oft disziplinlos und machten was sie wollten, Gardé griff zu selten durch. Der Jugendleiter, der doch gut mit den Jugendlichen könne müsse, konnte gar nicht mit den jugendlichen Spielern.
Er verstand sich zwar sehr gut mit ihnen, aber sie brauchen Regeln und Disziplin, weder das eine, noch das andere, gab es unter Gardé in Lyon. Das scheint er nun bei Aston Villa nachzuholen.
Bereits nach wenigen Wochen wurde Jack Grealish aus dem Kader verbannt. Der Franzose scheint zwar nun etwas härter durchzugreifen, doch man darf sich die Frage stellen, ob er den Spielern die richtige Einstellung für den schweren Abstiegskampf geben kann.
Der Dezember war womöglich der alles entscheidende Monat für Aston Villa. Sie trafen auf Southampton, Arsenal, Newcastle, West Ham, Norwich und einen Tag nach Neujahr auf Sunderland – bis auf Arsenal alles Mannschaften, gegen die sie Punkten oder gegen manche sogar gewinnen sollten.
Doch in diesen Sechs begegnungen gab es nur drei Zähler. Die Spiele gegen die direkten Konkurrenten aus Sunderland und Norwich, die ebenfalls gegen den Abstieg kämpfen, wurden beide verloren. Eine enttäuschende Bilanz.
Nach diesem Monat müsste man die Villans eigentlich bereits abschreiben, doch Wunder geschehen, auch wenn ich vielleicht etwas überoptimistisch bin, aber mit diesem Transferfenster könnte sich die Zukunft Aston Villas entscheiden.
Loic Remy soll an Aston Villa verliehen werden und wäre der dringend benötigte Sturmtank, der Remi Gardé bisher fehlte. Für das Mittelfeld soll Gökhan Inler verpflichtet werden, doch der Premier League-Verein hat einiges an Konkurrenz.
Mit solchen Transfers steigen die Chancen von Remi Gardé und seiner Mannschaft wieder, aber die Aufgabe ist und bleibt eine schwer machbare. Aston Villa fehlen elf Punkte, jedoch sind nur 18 Spiele zu spielen, ein Blick auf die untere Grafik macht mir etwas Hoffnung.
Keine Mannschaft zuvor hatte so wenige Punkte und schaffte den Klassenerhalt, aber vielleicht wird ja Aston Villa die erste …
… mit Leistungen wie gegen Sunderland jedoch nicht.