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Taktikanalyse: Union Berlin unter Urs Fischer

Der erste Spieltag nach einer zweimonatigen Quarantäne verlief zwar emotionslos in den Stadien (ein kleiner Vorteil aber, dass man die Traineranweisungen von der Bank gut mitbekommt), jedoch spielerisch und ergebnismäßig nicht uninteressant.

Das 4:0 im Derby, fast ein Sieg in den letzten Minuten des SC Freiburg, obwohl RBL über das ganze Spiel dominierte, und ein 4:1-Sieg des Bayer Leverkusen zu Gast waren für die TV-Zuschauer erfrischend.

Ein entspanntes 0:2 im Spiel Union gegen Bayern blieb im Vergleich dazu unbemerkt, obwohl es für mich das interessanteste Spiel nach dem Re-Start überhaupt war.

Offensiv hat Bayern nämlich die schlechteste Partie in dieser Saison gemacht, weil der Ballbesitz größtenteils steril war und nicht zu Chancen geführt hat.


Dies ist ein Gastbeitrag von Ilja Degenhardt. Screenshots sowie Daten stammen von whoscored, understat und Blocknote.

 

Taktikanalyse: Union Berlin gegen den FC Bayern

Das erste Tor gegen Ende der ersten Hälfte war ein auf blöde Art von Subotic verursachter Elfmeter (obwohl es ohne sein Foul kaum zum Abschluss von Goretzka gekommen wäre), das zweite und „nullte“ Tor (wurde beim 0:0 aberkannt) fiel jeweils nach einer Ecke.

Wenn man die Standards weglässt und nur die open play Schüsse betrachtet, hat Bayern mit acht Abschlussversuchen aus ungefährlichen Positionen nur 0.44 xG rausgespielt – die schlechteste Chancenqualität des Teams in dieser Saison.

Weniger hatten die Bayern das letzte Mal vor mehr als einem Jahr, damals noch unter Kovac – gegen den anderen Berliner-Bundesligisten im Februar 2019 (0.29). Selbst im historischen 1:5 gegen Eintracht Frankfurt konnte man etwas mehr Chancen aus dem eigenen Ballbesitz rausholen – und das zu Zehnt.


Union Berlin Taktik

Es ist nicht gut, dass die Unioner drei- bis viermal den Gegner nach Eckbällen schießen lassen hat. Aber auch mit Einbeziehen der Standards hat man ein ausgeglichenes Spiel gemacht – 0.55-0.64 NonPenalty xG.

Der Grund für eine schlechte Performance der Münchener: Union Berlin unter Urs Fischer hat sich taktisch gut angepasst und war in einer guten Spielform, weshalb die Spieler intensiv verschoben haben und kompakt in der Ballbesitzzone verteidigen konnten.

Saisonübergreifend ist das Team zwar unterdurchschnittlich in Sachen Abwehr und Angriff (in beiden Fällen aber mit einem enormen Sicherheitsabstand zur Abstiegszone), für die Top-Clubs sind die Berliner aber meistens ein harter Gegner:



Nicht immer können sie Punkte rausholen und manchmal fällt die Mannschaft nach ein bis zwei Gegentoren zusammen, obwohl man noch in der ersten Hälfte überwiegend diszipliniert verteidigt hat.

Kassiert dann Einen nach dem Anderen, wie es gegen Borussia Dortmund, RB Leipzig und vor allem die Bayern in der Hinrunde der Fall war.

Das ist auf den Time-Charts gut zu sehen – wie gut das Team in der ersten Spielphase verteidigt, nach einem Rückstand gegen Mitte der zweiten Hälfte aber endgültig keine Lust mehr hat und nur noch Chancen zulässt.



Andersherum, wenn man die Anfangsphase übersteht, bleiben die eigentlich taktisch gut ausgerüsteten Unioner voll beim Spiel dabei und machen es dem Gegner schwer, Chancen herauszuspielen, attackieren aber selbst gefährlich im Ballbesitzwechsel.

In den letzten Spielen kommt es immer seltener zu einer Niedergeschlagenheit des Teams nach ein bis zwei Toren Rückstand.

Offenbar hatte der Trainerstab zahlreiche Diskussionen mit der Mannschaft über den Kampfgeist geführt, der jetzt definitiv eine starke Gegneranalyse im Spiel unterstützt.

 

Wie genau stoppte man Bayern

Die Partie ging Urs Fischer philosophisch ähnlich wie Getafe in La Liga an, aber mit einer tieferen Höhe der Linien und aktivem Druck erst ab dem zweiten Drittel.

Überwiegend versuchte man in einem Mid-block zu bleiben und sich nicht zu tief drängen zu lassen, weshalb ein Druck auf die ballbesitzenden Innenverteidiger und ein 1vs1 auf der Ballbesitzseite für wichtig empfunden wurde.

Im Grunde egal, welche Formen die 3-4-3 bzw. 5-2-3 im Laufe eines Eingriffes einnahm – es war wichtig, die Grundprinzipien zu erfüllen:

– Innenverteidiger am Ball stören und anlaufen, damit eine Schattendeckung erzeugen und den Gegner unter Zeitdruck stellen;

– Eine Gleichzahl im Spielaufbau schaffen: 2vs2, 3vs3 oder auch 4vs4 – abhängig davon, wie sich die Sechser positionieren.

Andrich und Prömel folgen jeweils Kimmich und Thiago fast durch das ganze Feld – beim Abkippen zwischen die beiden Innenverteidiger oder auch anderweitig, wenn sie nicht situativ Position mit z.B. Goretzka getauscht haben – dann muss man sich auf den neuen „Sechser“ (sprich Goretzka) umorientieren und Thiago/Kimmich an den nächsten Mitspieler abgeben.

Jedoch war es eher selten der Fall, weil Kimmich und Thiago vertikal nur sehr begrenzt vorgerückt sind.

Gegen Bayerns stricktes 4-4-1-1 war es wichtig, die Zonen in der Abwehr den jeweiligen Spielern zuzuordnen – ein Andrich deckt die linke Sechs, den Zehner deckt einer der Innenverteidiger (der am nächsten ist) usw.

Obwohl Thomas Müller, Goretzka und Gnabry aktiv Zonen wechseln, ist es eben nur ein gegenseitiger Positionswechsel mit dem Aufheben der strikten Spielstruktur, was auf der Taktiktafel nicht schwer zu verteidigen ist;

– Die vor dem Ball agierenden Gegner mit einem 1vs1-System zu decken

– Zonenorientiert seinen Gegenspieler zu übergeben, aber nicht zu früh loszulassen.

Beispielsweise war Trimmel auf rechts an Gnabry gebunden und folgte ihm auch bis zum „frühen“ Halbraum hin, öffnete damit die Außenbahn für Davies (den, wiederrum, Ingvartsen im Blick hatte), orientierte sich aber um, wenn Serge Gnabry gar auf die Zehnerposition auswich. Er wurde dann durch Andrich/Ingvartsen übernommen;


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– Innenverteidiger sollen flexibel aus der Linie vorrücken können, um Goretzka/Lewandowski ins defensive Mittelfeld zu folgen.

Es konnte jeder aus der Dreierkette sein – abhängig davon, wer näher zum Gegenspieler war (wie auch in jeder zonenorientierten Manndeckung). Die Aufgabe der anderen zwei war es, den Abstand zwischen sich zu verringern und die Lücke zu schließen;

– Ingvartsen hilft auf der rechten Außenbahn gegen Davies und rückt im Gegensatz zu Bülter nur selten in die erste Linie.

Solange Bayerns Struktur noch keinen offensichtlichen Vektor einnahm und der Ball aus dem Zentrum von Neuer oder den abkippenden Sechsern Thiago/Kimmich verteilt wurde, bildete man oft einen 3vs3 in erster Linie und ein 1-gegen-1 auf dem restlichen Feld.

Meistens rutschte dann entweder Andrich oder Prömel aus dem zentralen Mittelfeld zwischen Bülter und Ujah, um den fallenden gegnerischen Sechser zu kontrollieren.

Der auf rechts ausweichende Ujah schob auf eine Linie mit Alaba, Bülter hatte Boateng unter Kontrolle.

Wenn Bayern im Buildup sich in die 3-1-X-X Struktur aufstellte – also mit einem abkippenden Sechser (angenommen Thiago) und einem Kimmich, der vor Abwehrlinie, hinter aber der Außenverteidiger war – rutschte auch Prömel nach, um in dem Fall Kimmich zu binden.



Goretzka tauschte seine Position manchmal mit Gnabry, aber allgemein spielte Bayern ein 4-4-1-1, in dem der Zehner oft die Position des zweiten Stürmers besetzt hatte.

Einer aus dem Paar Goretzka (Gnabry)/Lewandowski (meistens war es eben nicht Robert Lewandowski) versuchte zu fallen und sich zwischen den Linien anzubieten, worauf der nächste Innenverteidiger aus der Linie nachrutschte und eine mögliche Ballannahme des Stürmers in seinem Rücken kontrollierte.

Da Lewandowski und Goretzka eigentlich weniger die Spieler mit einer schnellen Drehung am Ball sind, reichte es meist aus, diese mit einem intensiven Körpereinsatz zu verdrängen und einen Rückpass zu provozieren.

Auf den Außen war es der Fall, dass man auf links aggressiver und risikooffener agierte, als auf rechts. Weil Bülter oft in die erste Linie rutschte, um Boateng zu kontrollieren, schoben auch Lenz (deckte Pavard) und Subotic (Müller) je um eine Position höher auf.



Im schlechten Fall erschwerten sich die hohen Positionen mit 1vs1 dadurch, dass Schlotterbeck an Lewandowski gebunden war und es praktisch keine Absicherung für Subotic und Lenz gegeben hat, wenn sie Mal überspielt werden sollten.

Es kam aber nur selten zu ernsten Problemen, weil Müller und Pavard nicht besonders gut die 1-gegen-1 Situationen ausnutzen und vor allem weil Subotic und Lenz in der Ballannahme den Gegner gut störten.



Auf der Gegenüberseite gab es schon mehr Absicherung. Ingvartsen ist wenig in den Halbraum abgerutscht und hat auf der Außenbahn tief verteidigt.

Meistens übernahm er Davies und Trimmel Gnabry, Situationsabhängig tauschten sie aber ihre Gegenspieler, wenn der Laufweg für die Aktion kürzer war und weniger Risiko darstellte, als seinen festen Mann durch alle Zonen zu jagen.

Allgemein also waren Davies und Gnabry vom Außenverteidiger und dem Flügelspieler der Union gedeckt, sodass Hübner in den meisten Fällen als freier Mann agierte und die Zone hinter Trimmel/Ingvartsen einfach absichern konnte.

In der Situation unten sieht man ein schlechtes Stellungspiel vom Flügelspieler, dass aber von Hübner ausbalanciert wird: da es im Zentrum eine 3vs1 gegen Lewandowski herrscht, kann es frei auf die Außenbahn ausweichen.

Im 1-gegen-1 stoppt er Davies und sichert den Ball.



Verschiedene Herangehensweisen auf rechts und links machten durchaus Sinn: Davies-Gnabry ist ein mehr auf Dribbling und schnelle Züge in den Rücken der Abwehr ausgerichtetes Duo, als Pavard und Müller, fordern deshalb auch eine bessere Gegenwehr.

In der Chancenerarbeitung ist die linke Außenbahn auch gefährlicher. Zum Vergleich:

– Davies & Gnabry: 9,8 Dribblings pro 90 Minuten mit 59,2% Erfolgsquote; 1,45 xG+xA/90
– Pavard & Davies: 2 Dribblings pro 90 Minuten mit 55% Erfolgsquote; 1,19 xG+xA/90

Es war tatsächlich gefragt, wer der beiden offensiven Flügelspieler in einer höheren Position spielen sollte und mit dem Mittelstürmer ein 2vs2 gegen die Innenverteidiger bzw. plus dem defensiven Mittelfeldspieler ein 3vs3 gegen Innenverteidiger und den Sechser bildet.

Da es rechts viel gefährlicher war, Davies und Gnabry jeweils 1 gegen 1 mit Trimmel und Hübler zu lassen, als das gleiche auf links, fiel die Entscheidung leicht und war im Endeffekt erfolgreich.

In Positionsangriffen des Gegners bildeten Andrich, Trimmel und Ingvartsen ein gutes Konterdreieck gegen Thiago-Davies-Gnabry mit einer Absicherung im Rücken seitens Hübner.



Durch eine hohe Laufbereitschaft und deren Intensität vor allem von Bülter (schob gut in die erste Linie mit Anlaufen der Innenverteidiger und zurück in die Viererkette im Mittelfeld), Ujah, Andrich und Prömel, aber auch des Teams allgemein, hielt man die Bayern mit einem 1vs1-System von gefährlichen Zonen weit weg.

So waren es nur 185 Pässe mit der Endung im letzten Drittel.

In absoluten Zahlen hat Bayern in dieser Saison weniger nur gegen Borussia M.Gladbach (184), Schalke (169) und Köln (163) gemacht, wann man das 1:5 gegen Frankfurt mit einer Rot für Boateng in der neunten Minute weglässt.

Prozentual (Pässe mit der Endung im Drittel geteilt durch alle Pässe) waren es nur gegen Schalke weniger.

Man kann nicht sagen, dass die Union einen perfekten Match selbst nur in Hinsicht Abwehr absolvierte, weil auch bei einem hochdiszipliniertem Auftritt der eine oder andere Positions- oder Konzentrationsfehler reinrutschen kann.

Insgesamt wurden aber die Grundideen des Trainerstabs mit einer guten Absprache umgesetzt und die Spieler konnten meistens auch schwierige Denksituationen mit der Übergabe von Gegenspielern lösen.

Die Bayern wirkten sehr eingegrenzt und ideenlos.


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Eckball-Kritik

Ein toller Plan gegen den Ballbesitz wurde nicht durch eine effektive Standard-Abwehr unterstützt, mit der die Union schon Saisonübergreifend Probleme hat.

Bei den Ecken hat das Team 66 Schüsse zugelassen – mehr in der Liga nur Freiburg (69), Gladbach (75) und Paderborn (80).

Es fällt wiederrum schwer zu sagen, dass Eckbälle in der Offensive Bayerns Stärke sind. Vor dem Spiel waren die Münchener eine der uneffektivsten Mannschaft der Liga bei den Standards und insbesondere Ecken.

71.5% der Hereingaben wurden durch den Gegner abgefangen – schlechter war nur Gladbach (74.1%) und Paderborn (79.8%).

Deshalb hat Bayern die Ecken häufig kurz ausgeführt – in 21.3% der Fällen (häufiger nur Wolfsburg mit 23% und Borussia Dortmund mit 28.9%).

Was man außerdem aus diesen Zahlen ziehen kann – Borussia Mönchengladbach muss auch dringend etwas tun, weil sie in beiden Parametern negativ auffallen.



Desto interessanter, dass Bayern in diesem Spiel durch Ecken zu drei Torschüssen und einem knapp aberkannten Tor gekommen ist.

In allen Fällen nicht durch Lewandowski, der sonst in der Hinsicht heraussticht – zwei Mal durch Pavard (mit einem Tor), dann durch Kimmich und auch dank Goretzka, der dann auf den langen Pfosten zu Gnabry verlagert hat.

Dreimal war es auch gefährlich, als sich auf dem langen Pfosten Gnabry von Andrich löste und aus seinem Rücken gelaufen als erster an Ball konnte.

In einem Fall kam er an den Ball und machte eine Felhverlagerung auf den anderen Pfosten, der andere war eine weggenommene Torvorlage auf Müller, und beim letzten hat sich Pavard vorzeitig den Ball aus der Luft geholt.

In allen Fällen war es kein strukturielles Problem – z.B. wenn ein Team nicht Zonenorientiert sondern mit Manndeckung verteidigt und sich deswegen durch Richtungswechsel leicht abschütten lässt – sondern verlorene 1vs1 Kampfduelle.

Es sollte den Spielern beigebracht werden, auf engem Raum den Laufweg des Gegners durch intelligente Körpersprache zu blockieren und sie nicht aus dem Rücken laufen zu lassen (vor allem im Fall Andrich).





Es ist aber ein Schritt schwieriger einem 29 y/o Hübner beizubringen, wie man einen Luftball gegen Pavard aus der Statik gewinnt.

Es ist auch allgemeim keine Aufgabe, bei der ein durchschnittlicher Bundesliga-Abwehrspieler eine bessere Wahrscheinlichkeit als 70-75% auf den Duelgewinn hätte.

 

Union Berlin in der Taktikanalyse: Interessante Offensivideen

Auch wenn die Union definitiv nicht mit einer offensivorientierten Strategie auf den Platz kam (32.3% Ballbesitz stellen es gut dar), gab es simple Grundideen, die sich definitiv die anderen Mannschaften für die Zukunft abschauen können.

Vor allem lassen die sich schnell und mit einer minimalen Anzahl an Vorbereitungspässen erzeugen.

Im ersten Fall ist die Rede über lange Bälle, die das Team von Urs Fischer gut umgesetzt hat. Meistens war es ein Torwartabstoß, manchmal aber auch lange Bälle der Innenverteidiger, wenn die offensive Dreierkette in der dazu geforderten Kompaktheit agierte.

Der Sinn war es, dass sich erst Ujah den kleineren Innenverteidiger (Alaba, 1.80m) raussuchte, der aus dem Paar schlechter in Luftduellen ist (66,7% Erfolgsrate bei Boateng und 42,1% bei David Alaba), weshalb er und das Team bei Abstößen auf rechts abrutschte.

Da Bayern mit einer hohen Abwehrlinie verteidigt, kann man durchaus Läufe in den Rücken ausprobieren, was auch Bülter gemacht hat.

Der Flügelspieler zog aus der Mitte in den rechten Halbraum, als der Ball noch in der Luft auf dem Weg zu Ujah war. Das Ziel vom Mittelstürmer war eine Ballverlängerung in den Freiraum hinter sich, den Bülter von hinten angelaufen ist.

Ein Laufduell gegen Boateng ist gar nicht leicht, wenn man jedoch einen schnellen Flügelspieler mit gutem Antritt hat, ist der Versuch es auf jeden Fall wert.

Im Fall Bülter war es mehrmals knapp – Boateng erwischte den Ball noch im letzten Moment.



Eine andere Idee brachte Andrich mit seinen Läufen in den Rücken des Außenverteidigers (Davies).

Weil Bayern oftmals etwas leichtsinnig verteidigt und auch Thiago nicht immer seinem Gegenspieler bis in den Strafraum folgt, wurde dieser Pattern 2-3 Mal effektiv umgesetzt (nicht mit einem Abschluss, aber mit einem Angriffsvorschritt).



Der Flügelspieler Ingvartsen lockte Davies mit dem Ball raus, spielte auf Trimmel zurück und in dem Moment lief Andrich aus dem Zentrum den Rückraum von Davies an.

Dabei zog er Alaba aus seiner Position und konnte „Linie“ angespielt werden, schaffte aber zugleich eine gefährlichere Position in der Mitte mit einem 1vs1 von Ujah gegen Boateng.

Je nach Möglichkeit und Chema könnte ein Spieler aus dem Mittelfeld dann die Lücke zwischen Alaba und Boateng anlaufen und versuchen, Überzahl zentral im Strafraum zu schaffen.



 

Als letztes ein Lob an zwei Spieler

Ich habe bereits Andrich, Prömel und Bülter für eine außerordentliche Laufbereitschaft gelobt und der erste war überhaupt ein Schlüsselspieler, hervorheben möchte ich aber Hübner und Ujah, die eigentlich keine Stammspieler sind, dabei aber ein nahezu perfektes Ergebnis geliefert haben.

Ujah, soweit ich es einschätzen kann, wurde statt Andersson vor allem aus Grund seiner größeren Laufbereitschaft und Intensität der Sprints gewählt, um gegen Spielverlagerungen schnell zu verschieben und Situationsorientiert schnell den Abstand zum Gegenspieler zu verringern.

Der Mittelstürmer hat in dieser Saison erst 672 Minuten gespielt und ist im Vergleich zu Sebastian Andersson weniger gut in der Chancenerarbeitung (0.21 gegen 0.48 xG/90) und dem Positionsspiel allgemein, aber genau in solchen Fällen ist sein Ensatz vor Vorteil – wenn man fast 70% ohne den Ball spielen muss.

Dabei hat Anthony sich teilweise gut in den Rücken der Abwehr geöffnet (einmal führte es zum Schuss, die Situation konnte man aber viel besser umsetzten) und war sehr effektiv in Zweikämpfen.

Unter anderem die meisten Luftduelle (6) und alle davon gewonnen. Überwiegend auf der linken Seite gegen Alaba, weil es aus der Trainerlogik rausspringt, dass man möglichst den kleineren Verteidiger bei der Art Zweikämpfen sucht.

Als letztes möchte ich noch auf Florian Hübner eingehen, der noch weniger als Ujah gespielt hat (652 Minuten) und ein stabiles Spiel gemacht hat.

Er sicherte gur Trimmel und Ingvartsen auf rechts ab und gewann zwei von drei Tackles; rückte rechtzeitig aus der Linie und hat eine effektive Manndeckung gegangen, dabei dreimal den Ball abgefangen (nur Lenz hat mehr); war stets konzentriert im Positionsspiel und reagierte schnell auf Positionswechsel des Gegners und übergab/übernahm Gegenspieler in seiner Zone.

Wie auf dem Screenshot unten zu sehen rückt er rechtzeitig raus, um Trimmel gegen den Zug in die Mitte zu unterstützen, macht sich breit und fängt den Pass ab.

Mit Ball hat er eigentlich gute Anspielstationen vorne gefunden, obwohl es eher selten zu einem fließenden Spielaufbau gekommen ist.



Meiner Meinung nach wird es der Fall sein, dass diese Spieler jetzt immer mehr im Laufe der Saison eingesetzt werden, weil sie ihre Effektivität bewiesen haben.

Andersherum ist es für mich die Frage, ob Subotic bis zum Ende der Saison seinen Platz im Startkader nicht verlieren wird.


Dies war ein Gastbeitrag von Ilja Degenhardt. Screenshots sowie Daten stammen von whoscored, understat und Blocknote.


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