Seit Sir Alex Fergusons Rücktritt ist Manchester United nicht mehr wiederzuerkennen. Über Jahrzehnte hinweg zog Ferguson seine Linie und seine Vorstellungen durch und wusste trotz vieler Abgänge und Rückschläge stets eine gut funktionierende Mannschaft zu formen.
Doch ab der Bekanntgabe seines Rücktritts zerbröckelte das Team nach und nach. Es schien schon fast so, als würde der Kapitän das langsam sinkende Schiff namens Manchester United verlassen.
Zuerst folgte David Moyes von Everton. Er übernahm dieses Schiff von der Vereinslegende Ferguson, versuchte den Kader umzukrempeln, der Mannschaft einen neuen, komplett anderen Spielstil einzuhauchen und scheiterte kläglich.
Seinem Nachfolger, Ryan Giggs, erging es ähnlich. Sein vereinfachter Fußball, schien zwar besser anzukommen, doch war auf lange Sicht keine Lösung, für einen großen Verein wie Manchester United.
Im vorigen Sommer kam mit Louis van Gaal der sehnsüchtig erwartete Heilsbringer der Red Devils. Erneut machte man einen Stilbruch und holte nach Ferguson und Moyes einen Trainer, dessen Spielstil mit keinem seiner Vorgänger vergleichbar ist.
Die Erwartungen waren hoch, große Transfers wurden versprochen. Taten folgten, Versprechen wurden eingehalten. Shaw, Di Maria, Ander Herrera, Daley Blind, Falcao, Marcos Rojo und später auch Victor Valdes wurden geholt, Altlasten wurden abgegeben.
Manchester United war auf dem richtigen Weg. Die Fans kamen gar nicht mehr aus dem Schwärmen, doch bereits nach kurzer Zeit musste man einsehen, dass dieser Weg länger und steiniger sein würde, als man anfangs dachte.
Manchester United: Die Suche nach Konstanz
Nach Lichtblicken kam meistens Dunkelheit, nach Siegen oft Niederlagen. Alleine die Wahl der richtigen Elf erwies sich als eine große Hürde, erst spät in der Saison konnte sich eine Mannschaft formen, die oben mitspielen konnte. In der Zwischenzeit zog die Konkurrenz jedoch vorbei. Doch auch wenn andere Vereine vor den Red Devils waren, so war Manchester United dennoch auf der Überholspur.
Trotz einiger Strapazen und Rückschlägen beendete man die Saison auf Platz Vier, zwar weit hinter Meister Chelsea, doch nicht allzu weit entfernt von Arsenal und Manchester City. Diese Saison soll jedoch mehr dabei herausspringen.
Nach 195 Millionen Euro im Vorjahr, gab man diesen Sommer bereits 100 Millionen Euro aus. Das Transferfenster hatte zu diesem Zeitpunkt gerademal zwei Wochen geöffnet.
Doch wer steckt hinter den 100 Millionen Euro? Memphis Depay, eines der vielversprechendsten Offensivtalente der Welt, Matteo Darmian, ein international eher unerfahrener Verteidiger aus Italien, Morgan Schneiderlin, einer der besten Mittelfeldspieler der Premier League und Bastian Schweinsteiger, eine lebende deutsche Legende. Sehr vielversprechende Einkäufe, doch erneut liegt der Fokus auf Mittelfeldspieler, während die Defensive – vorerst noch – vernachlässigt wird.
Wie bereits bei Bayern München arbeitet Louis van Gaal an einem langfristig erfolgreichen Kader, doch die Premier League verlangt höhere Transferausgaben als in der Bundesliga. Dennoch gelang es dem Holländer mit Schweinsteiger ein wahres Schnäppchen zu machen. Sein Ex-Schützling kommt für gerademal 18 Millionen Euro.
Während er für viele der lange gesucht Mittelfeldregisseur ist, stempeln ihn viele als abbauenden Dauerinvaliden ab. Doch gerade sein Standing und sein Charakter könnten für den englischen Rekordmeister von Bedeutung sein. Roy Keane, Paul Scholes, Ryan Giggs, … die Red Devils hatten immer Mittelfeldspieler mit Charakter, doch seit diese ihre Karrieren beendeten, fehlten ihnen genau solche Spieler.
Bastian Schweinsteiger is the player you look at in the tunnel and go: “Oh fuck.” United have lacked that.
— Alex Shaw (@AlexShawESPN) 15. Juli 2015
In der Vorsaison hatte man trotz Einkäufen wie Herrera, Di Maria oder Blind im Mittelfeld oft Probleme. Erst als Michael Carrick von seiner Verletzung zurückkam stieg die Effektivität der Mannschaft und es herrschte wieder Ordnung.
Bastian Schweinsteiger könnte einen ähnlichen Effekt auf die Mannschaft haben, nur noch größer. Doch Schweini hatte in letzter Zeit oft mit Verletzungen zu kämpfen, etwas das viele Fans mit skeptischen Augen betrachten.
Matthias Sammer begründete den Abschied Schweinsteigers, dass er keine „berechenbare Größe“ mehr sei und spielte damit auf die Verletzungshistorie des 30-Jährigen an. Sollte er jedoch fit bleiben haben die Red Devils einen Mittelfeldmann gefunden, der das nötige Können sowie Leaderqualitäten par excellence besitzt.
Ein Schlüsselspieler, der den Unterschied ausmachen kann und ein Trainer, der weiß wie er einen solchen einzusetzen hat. Und das vor allem auf einer Position, auf der Manchester United seit Jahren Verstärkung sucht und bisher immer kläglich scheiterte.
Neben Bastian Schweinsteiger kam auch der Franzose Morgan Schneiderlin zu den Red Devils. An einem einzigen Tag verpflichtete Manchester United die zwei der vielleicht genialsten zentralen Mittelfeldspieler, die sie derzeit bekommen hätten können. Zwei Spieler, die ihnen unglaubliche individuelle Qualität und Möglichkeit bringen.
Schneiderlin & Schweinsteiger zu Man Utd
Louis van Gaal hat nun mehrere Möglichkeiten, sei es ein 4-3-2-1, 4-4-2 mit einer Doppel-Sechs oder das von Van Gaal bevorzugte 4-3-3 mit Schweinsteiger als offensivem Sechser, Schneiderlin als kongenialen Partner mit dem Defensivpart und Mata oder Herrera die Offensiveren im System. Auf der Bank hätte man mit Daley Blind, Marouane Fellaini – der übrigens einen fantastischen Frühling hatte – und Michael Carrick unglaubliche Alternativen.
Den Red Devils stehen alle Möglichkeiten offen, bei einem Verbleib von Angel di Maria sogar noch viele mehr. Doch wie in der Vorsaison müssen sich die Red Devils nun neu finden und schnell eine Einheit werden, etwas an dem Van Gaal jedoch bereits seit einem Jahr arbeitet. Nun gilt es die Einkäufe schnell zu integrieren, ein Team zu bilden und zuletzt die Feinjustierung und Optimierung.
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Während vor allem aus deutscher Sicht der Schweinsteiger-Transfer sehr skeptisch betrachtet wird, ging der Darmian-Transfer etwas unter. Zwar setzte sich Manchester United gegen FC Barcelona & Co. durch, doch mit dem Italiener hat man eine absolute Wundertüte verpflichtet. Zwar gilt der 25-jährige Italiener als der vielleicht stärkste Außenverteidiger der Serie A, doch wie sein Ex-Kollege Ciro Immobile könnte dieser Einkauf ganz schön floppen.
Der Rechte Verteidiger hat gerademal etwas mehr als 100 Serie A-Spiele auf dem Buckel und noch nie als Profi bei einem so großen Verein gespielt hat, er beherrscht die Sprache kaum und ist physisch eher schwach. Seine Stärken sind seine Schnelligkeit, seine Ausdauer, seine Laufbereitschaft und seine Aggressivität. Zudem ist Darmian spielerisch recht stark und überzeugt mit einem intelligenten Passspiel.
Wie Rojo ist er variabel einsetzbar und kann auch als Halbverteidiger spielen, da er früher gelernter Innenverteidiger war, jedoch liegt seine Stärke ganz klar am Flügel. Der 25-Jährige sucht auch gerne selbst den Weg zum Tor und scheut dabei keine Dribbings. Im Gegensatz zu Valencia und Rafael – der übrigens nicht im Kader für die Asia Tour steht und die Red Devils mit großer Wahrscheinlichkeit verlassen wird – ist Darmian beidfüßig und kann somit Links wie Rechts flanken.
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Auf die Frage weshalb er Darmian holte, obwohl er mit Valencia und vor allem Rafael bereits zwei Außenverteidiger habe, antwortete Van Gaal: „Ich möchte immer Spieler, die vor allem verteidigen können, weil wenn du ein rechter Außenverteidiger bist, musst du verteidigen.“ Rafaels Zeit bei Manchester United war somit besiegelt. Auf den Flügeln sollen Shaw und Darmian für die nötige Offensivunterstützung sorgen. Viel Laufarbeit wird gefragt sein.
Während sich Shaw nach großen Startproblemen in der Vorsaison scheinbar eingespielt hat, könnte dem Italiener in seiner ersten Saison Ähnliches wiederfahren wie seinem Pendant auf der linken Seite. Mit Borini, Giaccherini, Macheda und Balotelli sind zuletzt jedoch die meisten Italiener in der Premier League gescheitert.
Der Wechsel von der italienischen Serie A in die englische Premier League scheint kein einfacher zu sein, ein Schritt, mit dem schon viele Profis große Probleme hatten. Doch der 25-Jährige ist überzeugt davon es zu schaffen.
„Der Wechsel zu Manchester United ist ein wahrgewordener Traum. Als sich die Möglichkeit ergab, zum größten Klub der Welt zu wechseln, musste ich es einfach machen“, so der 18 Millionen Euro-Einkauf bei seiner Präsentation.
Mit Memphis Depay haben die Red Devils einen kommenden Topstar verpflichtet. Trotz seiner erst 21 Jahre war der Holländer einer der herausragendsten Spieler der vergangenen Eredivisie-Saison. In 30 Ligaspielen für die PSV Eindhoven erzielte der dribbelstarke Flügelspieler 22 Tore und machte sechs Assists.
Ein absoluter Topwert. Bei Manchester United ist der Holländer mit Louis van Gaal wiedervereint, der ihn bereits bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien für den Kader nominierte.
Erst wenige Tage zuvor war der damalige PSV-Spieler 20 Jahre alt geworden, doch der Wurf ins kalte Wasser und auf die große Fußballbühne lies den jungen Spieler weiter reifen. Dank seiner Leistungen konnte Eindhoven erstmals nach sieben Jahren wieder einen Meistertitel feiern, Depay machte sich sogar zum Topscorer Eredivisie-Saison.
Zwar ist Depay bekannt als Flügelspieler, doch Van Gaal schwärmte von dessen Stürmerqualitäten, womit der Holländer als möglicher Rooney-Konkurrent gehandelt wird.
Nach dem Abgang des langsam abbauenden Van Persies Richtung Istanbul haben die Red Devils derzeit bloß Rooney, Chicharito – dessen Abgang so gut wie sicher ist – und Wilson im Angriff. Wayne Rooneys Zeit als Mittefeldspieler dürften vorbei sein, hat man sich doch vor allem auf dieser Position verstärkt. Er könnte jedoch Konkurrenz aus München bekommen. Die Engländer haben ihre Fühler erneut nach Deutschland ausgestreckt und wollen Ex-Schweinsteiger-Kollege Robert Lewandowski ins Old Trafford lotsen.
Damit wäre man mit Rooney, Lewandowski, Wilson und notfalls sogar Depay sehr gut ausgestattet. Der Holländer dürfte jedoch am Flügel sein Unwesen treiben. Sollte Di Maria bleiben werden die beiden wohl das Flügelgespann der Engländer bilden, eine gefährliche Offensive, die für viele Tore und Assists sorgen könnte.
Der Verbleib des Argentiniers ist jedoch nicht sicher. Alternativ hat man Ashley Young, der vor wenigen Monaten noch belächelt wurde, aber sich nach fantastischen Leistungen in der Rückrunde in die Startelf gespielt hat. Zwar hätte man mit Mata eine Alternative, jedoch ist der Spanier besser im Mittelfeld als am Flügel aufgehoben.
So die derzeitige Transferplanung von Louis van Gaal, doch im roten Teil Manchesters wird sich wahrscheinlich noch einiges tun. Victor Valdes soll die Red Devils verlassen, er ließ vor einigen Tagen Antalyaspor abblitzen, die davor Eto’o verpflichtet hatten. Auch David de Gea steht weiterhin bei Real Madrid hoch im Kurs, als Ersatz könnten die Engländern im Gegenzug einen Spieler aus Madrid holen.
Jedoch keinen Königlichen, sondern vom Stadtrivalen Atletico Madrid. Jan Oblak, der nach kurzen Startschwierigkeiten Courtois doch noch würdig vertrat, soll für 28 Millionen Euro nach England wechseln, für Atletico jedoch zu wenig. Seine festgeschriebene Ablösesumme beträgt 45 Millionen Euro und sein Vertrag gilt bis 2020, also würde ein Transfer des 22-jährigen Slowenen nicht billig kommen.
In der Innenverteidigung angeln die Red Devils sehr wohl bei den Königlichen. Sergio Ramos soll nach zehn Jahren bei Real Madrid endlich nach Manchester wechseln. Die erste Offerte in Höhe von 45 Millionen Euro wurde seitens Real Madrid abgelehnt, doch Reals Interesse an David de Gea soll die neue Verhandlungsbasis für einen Ramos-Wechsel nach England werden. Mit Sergio Ramos in der Innenverteidigung wäre die Defensive der Engländer um ein vielfaches stabiler als in Zeiten der 3er-Kette mit Tyler Blackett & Co.
Jedoch soll Johnny Evans, einer der wenigen konstanten Innenverteidiger bei Manchester United, auf dem Absprung sein, vor allem die Toffees sollen ihre Fühler nach dem 27-Jährigen ausgestreckt haben. Zusammen mit Rojo könnte Ramos eine Innenverteidigung bilden, die aus zwei ehemaligen Außenverteidigern besteht, wodurch die Abwehr deutlich spielstärker als in der vergangenen Saison sein könnte.
Aber auch der konsequente Phil Jones oder Chris Smalling, wären eine Alternative zu Rojo – sofern sie fit bleiben. Notfalls gäbe es mit Patrick McNair einen jungen und sehr unterschätzten Innenverteidiger, der von einem Spieler wie Sergio Ramos sicherlich viel lernen könnte.
Nach all diesen Transfers gilt Manchester United nach langer Zeit wieder als Kandidat im Rennen um den Meistertitel. Doch wie bereits im Vorjahr hat man namhaft eingekauft, die richtige Mischung jedoch wurde erst spät gefunden. Dieses Jahr gilt es eine eingespielte Mannschaft weiter zu verbessern und jegliche Abgänge durch die Neueinkäufe zu kompensieren.
Sollte es Manchester United wie im Frühling gelingen als Team aufzutreten, das Spiel von Louis van Gaal umzusetzen und Spieler wie Oblak, Lewandowski und Sergio Ramos zu holen, könnten sie mit großer Wahrscheinlichkeit am Ende der Saison weit oben stehen, wenn nicht sogar ganz oben. Wie bereits bei den Bayern arbeitet Louis van Gaal an einem fantastischen Kader, der über Jahre hinweg für erfolgreichen Fußball und Titel stehen soll.
[…] Quelle: http://cavanisfriseur.com/2015/07/19/van-gaals-plan/ […]
[…] in diesem Jahr endlich wieder ein Team stellen, dass an die Zeiten der Ära Ferguson erinnert (Cavanis Friseur). Ob Schweini indes jemand gesagt hat, dass England unter anderem die Heimat der Klatschzeitung […]
[…] 5. Noch etwas hin ist es bis zum Auftakt der Premier League in England, doch durch den Wechsel von Bastian Schweinsteiger zu Manchester United ist natürlich auch der Fokus der Medien hierzulande sicher zukünftig noch etwas stärker dorthin gerichtet. Cavanis Friseur blickt dabei nicht nur auf Schweinsteigers Situation, sondern viel mehr auf Uniteds Transferpolitik und was Louis van Gaal damit wohl so vor hat: “Van Gaals Plan“ […]