WM 2018: Christian Eriksen im Porträt

Es wird explosiv in Gruppe C, denn „Danish Dynamite“ will nach der verpassten Qualifikation zur Weltmeisterschaft vor vier Jahren in Russland wieder für Furore sorgen. In einer Gruppe mit Titel-Kandidat Frankreich, Peru und Australien haben die Skandinavier eine gute Chance, sich zum ersten Mal seit 2002 für die K.o.-Phase einer Weltmeisterschaft zu qualifizieren.

Grundvoraussetzung hierfür war ein guter Auftakt im Spiel gegen die Peruaner. Neben Keeper Kasper Schmeichel und Abwehrchef Simon Kjaer kam es dabei vor allem auf Superstar Christian Eriksen an.

Das 26-jährige Mittelfeldass der Tottenham Hotspur bildet das Herzstück der dänischen Offensive.

Bereits seit Jahren stellt er mit herausragenden Leistungen einen der besten Akteure der Premier League dar und bereitet dort Harry Kane und Dele Alli ein schönes Leben. Auch in der Nationalmannschaft unterstreicht er regelmäßig, zuletzt durch seinen Hattrick beim 5:1 in Irland (!) im entscheidenden WM-Playoff-Spiel, dass er der Anführer der besten dänischen Generation seit zwei Jahrzehnten ist (erinnert sei an Peter Schmeichel oder die Laudrup-Brüder).

Die ersten Schritte zum Profifußball machte Eriksen mit drei Jahren bei seinem Heimatverein im beschaulichen Middelfart, ehe es über die Zwischenstation Odense BK Anfang 2009 zu Ajax Amsterdam ging. Stolze 1,5 Millionen Euro überwiesen die Niederländer damals für das 16-jährige Talent, welches bereits ein Jahr später in die erste Mannschaft aufrückte.

Zur Saison 2010/11 eroberte sich Eriksen einen Stammplatz und war mit 17 Torbeteiligungen mitentscheidend dafür, dass sich Ajax im letzten Saisonspiel durch ein 3:1 gegen Twente Enschede an diesen vorbeischob und den Meistertitel der Eredivisie errang. Nach zwei weiteren sehr erfolgreichen Jahren mit zwei Meisterschaften, 21 Toren und 44 Vorlagen wechselte Eriksen einen Tag vor Transferschluss für etwa 13,5 Millionen Euro nach England.

Angesichts der heutigen Ablösesummen ein No-Brainer für den aktuell viertwertvollsten offensiven Mittelfeldspieler weltweit, an dem damals u.a. auch Borussia Dortmund als Nachfolger von Mario Götze interessiert gewesen sein soll (typisch Sven Mislintat). Seitdem avancierte er mit über 200 Einsätzen zum absoluten Leistungsträger und führte Tottenham zuletzt dreimal in Folge in die Top 3 in England.


Christian Eriksen gegen Portugal. (Foto: Водник cc-by-sa3.0)

Taktisch ist Eriksen sehr variabel einsetzbar, sowohl auf der Acht, Zehn und sogar auf den Außen. Interessanterweise bestritt er in der vergangenen Klub-Saison die meisten Spiele auf dem rechten Flügel (Punkteschnitt dabei 2,71!), selten dabei jedoch gegen die direkten Konkurrenten.

Dass er gegen Topmannschaften regelmäßig im Zentrum eingesetzt wird, stellt freilich die defensiven Fähigkeiten Eriksens heraus, der mit einem guten Raumgespür insbesondere gegnerische Aufbaufehler für das eigene schnelle Umschaltspiel zu nutzen weiß.

Für alle Statistikliebhaber kann sein fußballerischer Wert durch einen Vergleich mit dem besten Mittelfeldspieler der vergangenen Premier League Saison, Kevin de Bruyne, untermalt werden. Während der Däne mehr Treffer erzielte (10 zu 8), assistierte der Belgier häufiger (11 zu 16).

In den weiteren Schlüsselkategorien Shots per Game (2,6 zu 2,5), Key Passes per Game (2,6 zu 2,9) sowie Passgenauigkeit (82% zu 83%) sind beide Werte nahezu identisch (Quelle: whoscored.com). Weshalb der Unterschied zwischen beiden in puncto Anerkennung deutlich größer scheint, ist zweifelhaft.

Möglicherweise ändert daran die Weltmeisterschaft etwas. Seine Rolle innerhalb der dänischen Mannschaft ist unstreitig: ohne ihn geht offensiv wohl wenig, mit ihm kann viel passieren. Dänemark verfügt mit Jörgensen, Dolberg, Poulsen und Braithwaite zwar über starke Stürmer, jedoch müssen diese mit Bällen gefüttert werden.

Neben dem defensiver ausgerichteten Bremer Delaney muss Eriksen, insbesondere nach der Nichtnominierung von Daniel Wass (Celta Vigo), für die Kreativmomente sorgen. Eine Unterstützung stellt dafür Außenspieler Pione Sisto (ebenfalls Celta) dar, der in einer ähnlichen Rolle wie Heung-Min Son bei den Spurs als Kombinationspartner von Eriksen agieren könnte.

Das Spiel gegen leidenschaftliche, körperlich agierende Peruaner war für die Dänen ein erster Härtetest. Es hat gezeigt, ob sie den Aufwärtstrend der letzten Monate bestätigen konnten und ob sie ihre unter Trainer Age Hareide stärker auf spielerische Elemente fokussierte Spielweise beibehielten.

Der Teamchef setzte gegen die Südamerikaner auf ein 4-3-3, indem vor allem eine stabile Defensive, die Schnelligkeit von Pione Sisto und die Kreativität von Christian Eriksen zur Geltung kommen sollten. Während Sisto (Celta Vigo) auf dem linken Flügel für gefährliche Konter sorgte, war der Tottenham-Star im Zentrum für die Kreativität zuständig.

Die Peruaner bestimmten wenig überraschend das Spiel, woraufhin sich Dänemark sogar noch weiter zurückzog. Die Mannschaft von Ricardo Gareca wusste es dabei sogar sehr gut Christian Eriksen aus dem Spiel zu nehmen. Es dauerte doch einige Zeit bis der Mittelfeldspieler besser ins Match fand.

Dies war zwar nicht all zu häufig der Fall, aber wenn, dann bewies das magische Dreieck Sisto-Eriksen-Poulsen stets ihre Gefährlichkeit und Effektivität. Denn während die Peruaner bereits in der ersten Hälfte acht Schüsse aufs Tor von acht verschiedenen Schützen zu verzeichnen hatte (und kein Tor erzielte), reichten den Dänen die wenigen Chancen.

An diesen war stets Christian Eriksen beteiligt, der mit seinem Assist zum 1:0 von Yussuf Poulsen seinen bereits 17 Scorerpunkt (12 Assists, 5 Tore) in seinen letzten 14 Länderspielen verzeichnete.

Am Ende war es ein glücklicher Sieg, der vor allem der fehlenden Kaltschnäuzigkeit der Peruaner, der fantastischen Paraden von Kasper Schmeichel, der Magie von Christian Eriksen sowie dem Torinstinkt von Yussuf Poulsen zu verdanken ist.


 
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Cavanis Friseur
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