Dass Luka Modrić noch keinen Balon d’Or gewonnen hat, kommt einer Katastrophe gleich. Der kleine Magier führt bei seiner vermutlich letzten WM sein Land gegen Argentinien, Nigeria und Island an. In einem talentierten Team ragt der bald 33-Jährige mit Abstand heraus.
Das eigentliche Highlight gab es eigentlich bereits vor dem Anstoß: Messi und Modrić beim Handshake. Oh. Mein. Gott. Wann gab es jemals so viel Kreativität bei der Seitenwahl?!
Messis Bedeutung für sein Land ist hinlänglich bekannt. Bei den Kroaten hat Modrić nicht die Last einer ganzen Nation zu schultern. Neben ihm hat Kroatien noch Spieler wie Rakitic, Brozovic und Kovacic, die ihm Verantwortung abnehmen können. Dennoch gilt auch für das Team von Zlatko Dalic: Ohne Luka ist das Team um eine Klasse schwächer. Mindestens.
Dabei sucht Modrić seit geraumer Zeit nach seiner Idealposition in der Nationalmannschaft. Denn auf der üblichen Doppelsechs ist auch Rakitic gesetzt, der sich gerne als alleiniger Spielmacher einbringt. Eine Rolle, die ihm weniger liegt, wenn der Gegner aggressiv presst. Für den Real-Star ist es in diesen Szenen schwierig seine übliche Präsenz auszustrahlen, da er und auch sein Partner am liebsten das Spiel von halbrechts ankurbeln.
So probierte Dalic vor dem Turnier einiges aus: Modrić auf der Sechs mit Brozovic, Rakitic weiter vorn, etc.. Lange schien es so, als würde er als Zehner im 4-2-3-1 sein Glück gefunden zu haben. Dort, wo er bereits für Tottenham zwischen 2008 und 2012 spielte. Hier kann der er zwar seine Pressingressistenz und Dribbelstärke perfekt in hohen Zonen einbringen, jedoch mangelt es ihm an Zug zum Tor. Modrić sucht in Tornähe zu oft nach dem nächsten Pass. Dem nächsten i-Tüpfelchen, dem noch besseren Herausspielen. Der Kroate ist eben ein Ästhet. Wenn er selbst den Abschluss sucht, dann landet der Ball fast immer im Tor.
In tieferen Zonen kann er daher seine Stärken noch besser ausspielen. Modrić ist unheimlich schwer zu pressen, da er zum einen immer weiß, wo sich offener Raum befindet (Stichwort Schulterblick). Darüber hinaus ist er im Dribbling unfassbar explosiv, was in tiefen Aufbauszenen fürs eigene Team Gold wert sein kann. Ach was soll der Konjunktiv! Das ist wertvoll und für den Gegner unangenehm.
Seine besten Spiele macht(e) Modrić im Dress der Nationalmannschaft dann, wenn er als eine Art Hybridachter vertikal zwischen den Positionen und Rollen schwimmen kann. Mal etwas höher auf der Zehn, um Steckbälle für die Flügelstürmer zu spielen, mal tiefer, um Rakitic zu unterstützen.
Gegen Argentinien spielte Modrić als halbrechter Achter im 4-1-4-1. Rakitic, der damit beauftragt wurde ein Auge auf Messi zu werfen, spielte im anderen Halbraum. Im Pressing orientierte sich der Madrilene lose an Mascherano und versperrte zusätzlich mit seinem Deckungsschatten direkte Zuspiele auf Agüero. Defensiv leistete die Nummer 10 unfassbare Arbeit und ging als Vorbild für sein Team voran. Laut whoscored.com verbuchte er drei Ballgewinne – zweitbester Wert aller Kroaten.
Bei Pässen zwischen dem Zentralverteidiger und dem rechten Halbverteidiger war er auch meist Pressingauslöser, indem er den Rückpass auf Otamendi versperrte und Mandzukic den Halbverteidiger anlief.
Offensiv war Modrić für einige Schmankerl zuständig (Außenristpässe, Unterzahldribblings und intelligenten raumfüllenden Bewegungen), bei denen sich die meisten wohl verletzt hätten. All das war aber keineswegs zum Selbstzweck, sondern weil es der Situation dienlich war. Weil bei ihm alles Hand und Fuß hat. Selbst beim Tor hatte man nicht das Gefühl, dass er aus reiner Verzweiflung abzieht.
Sein Treffer in der 80. Minute besiegelte den Achtelfinaleinzug seines Teams. Es war die Krönung einer Weltklasseleistung. Modrić bewies einmal mehr, dass er ein guter Fußballer ist. Ein unglaublich guter Fußballer. Er befindet sich zwar nicht mehr auf dem Zenit seines Schaffens, aber gehört dennoch mit großem Abstand zur Weltspitze. Ein Grund mehr dafür, wieso er sich eigentlich einen Weltfußballer-Titel verdient gehabt hätte.
Wenn er in ein paar Jahren seine Karriere beenden wird, werden wir immerhin sagen können: „Luka Modrić? Den habe ich noch live spielen sehen!“ Ein Vermächtnis, das viel mehr Wert ist als irgendwelche Titel.
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Schöne Analyse! Sieh aber bitte mal nach, was ein Konjunktiv ist, nämlich eine grammatische Form, die du nicht verwendet hast, wo du es dir selbst unterstellst. 😉
[…] Sei es im Viertelfinale der Weltmeisterschaft, als er in der 115. Minute einen Strafstoß von Luka Modrić […]