Wirft man einen Blick in den 23-Mann Kader von Roy Hodgson, so liest man normalerweise immer die gleichen Namen. Doch dieses Mal wusste der 66-Jährige zu überraschen. Mit Adam Lallana und Jay Rodriguez tauchen gleich zwei Namen auf, die womöglich in den Freundschaftsspielen gegen Chile und Deutschland debütieren könnten.
Doch wer ist Jay Rodriguez? Wer ist Adam Lallana? Eines wird schnell klar: Beide spielen in der Premier League für die Saints.
Jay Rodriguez
In der Premier League hat sich Rodriguez noch keinen großen Namen gemacht, seine Leistungen in den unteren Ligen Englands konnten sich aber definitiv sehen lassen.
Der in Lancashire geboren und aufgewachsene hat, wie sein Name schon verrät, spanische Wurzeln: Sein Vater Enrique „Kiko“ Rodriguez spielte ein Zeit lang für Deportivo de La Coruña, bis er schließlich einen Vertrag beim FC Burnley unterschrieb.
Dort soll Kiko Mal ein sehenswertes Fallrückziehertor gegen Manchester United gelungen sein, es sei jedoch zu erwähnen, dass es sich bloß um ein Spiel der Reservemannschaft handelte.
Wie schon sein Vater zuvor schaffte auch der Sohnemann im Jahr 2000 den Sprung zu den Clarets. Im Gegenteil zu seinem Vater, schaffte er jedoch gar den Sprung zu den Profis, nachdem ihn der damalige Cheftrainer Steve Cotterill im Jahr 2007 einen Profivertrag vorlegen ließ.
Die ersten Steine waren gelegt, doch seine ersten Schritte als Profi machte Jay Rodriguez als Leihspieler in der Scottish First Division bei Stirling Albion. In elf Spielen traf der damals 18-Jährige drei Mal, aber seine Leistungen konnten den konkursgefährdenten Verein nicht vor dem Abstieg retten.
Für sein erstes Profi-Tor für die Clarets brauchte er nicht lange. In der dritten Runde des League Cups erzielte er ein Tor gegen den FC Fulham und warf damit die Londoner aus dem Bewerb.
Er wurde für seine Leistungen von Fans und Medien gelobt, aber schon kurze Zeit später wurde seine Karriere durch eine kleine aber hartnäckige Knöchelverletzung gebremst. Nach seiner Genesung sollte er bei einer Monatsleihe für Barnsley auf Torejagd gehen.
Doch sein großes Jahr stand erst noch bevor. Nach einer tollen Saison stand der damals 21-Jährige mit seiner Mannschaft auf Platz 8 der Championship und war mit 15 Toren bester Torjäger des Burnley FC.
Viele Gerüchte rangen sich um den jungen Stürmer der Clarets, aber allen Interessen entgegen, entschied er sich für einen Verbleib in Lancashire. Die nächste Saison verlief nicht wie gewünscht.
Statt dem erhofften Aufstieg landete Burnley bloß auf Platz 13, doch auch dieser Saison mangelte es nicht an den Toren des Stürmers. Nach weiteren 15 Toren für seinen Jugendverein unterschrieb der Stürmer einen Vertrag beim Zweitplatzierten der Championship.
Der FC Southampton legte für den 1,85m Großen 8,4 Millionen Euro auf den Tisch und überbot damit den Cardiff FC.
Sein erstes Premier League-Tor war schnell geschossen. Wie schon im Jahr 2009, als er im Halbfinale des League Cups einen Hattrick gegen die Tottenham Hotspurs erzielte und sie damit beinahe aus dem Bewerb warf, erzielte er seinen ersten Treffer in der Premier League beim 2:1-Sieg gegen die Spurs.
Jay ist ein schlauer und variabler Offensivspieler, der sehr gefährlich am Ball ist. Er sucht den Weg zum Tor, seine Laufwege sind unglaublich. Die spanischen Gene und die englische Schule scheinen eine sehr gefährliche Kombination für alle Gegner zu sein.
Mit der Zeit entwickelte sich aus dem Mittelstürmer jedoch immer mehr eine Flügelflitzer. Da der FC Southampton mit Rickie Lambert schon einen Teamstürmer zu Verfügung stellt, findet man Jay Rodriguez immer öfter am Flügel der Saints. Und diese Position schein ihm sehr zu liegen.
In der Vorsaison traf er in 35 Premier League-Spielen ganze sechs Mal und machte acht Assists. Jay Rodriguez scheint sich in Southampton eingelebt zu haben, denn auch in dieser Saison läuft es bisher gut für den Mann aus Lancashire.
Adam Lallana
Auch Adam Lallana ist Flügelspieler bei Southampton, ansonsten halten sich die Gemeinsamkeiten zwischen ihm und Jay Rodriguez allerdings in Grenzen. Lallanas zug zum tor ist deutlich geringer, mit ihm verbindet man eher “brasilianische” Eigenschaften, wie Übersteiger, Gurkerl und sehenswerte Pässe.
Lallana wurde außerdem nicht teuer eingekauft als der Verein schon in der Premier League, sondern hat mit dem Verein Höhen und Tiefen durchgemacht.
Als die Saints vor 4 Jahren noch in der League One, der dritthöchsten Liga Englands, spielten, war er mit seinen 21 Jahren eine bereits unumstrittene Stammkraft im Mittelfeld.
Der Verein war dem Untergang geweiht. Vor rund 10 Jahren stiegen die Saints erstmals nach 27 Jahren ab. Hinzu kamen auch noch finanzielle Schwierigkeiten die dem Verein schwer zu schaffen machten, und das trotz hoher Einnahmen durch den Verkauf des Youngsters Theo Walcott. Doch es kam noch schlimmer.
Der Verein steckte in einer finanziellen Misere und war dazu gezwungen Gareth Bale und Kenwyne Jones abzugeben.
Ein Sparkurs war angesagt. Gehälter wurden gekürzt, Mitarbeiter entlassen, wichtige Spieler verkauft und durch Spieler aus der Akademie ersetzt. Wenn auch große Talente wie Morgan Schneiderlin und Andrew Surman am Platz standen, waren diese damals noch zu jung und unerfahren, um den Verein vor dem Abstieg zu retten.
Southampton FC musste den Gang in die League One antreten. Zu den finanziellen Problemen kam noch ein Abzug von zehn Punkten hinzu, für viele war der Verein ein sinkendes Schiff.
Die jungen Andrew Surman, Nathan Dyer und Leon Best verließen die Saints, doch die Hoffnung auf den Wiederaufstieg war groß. Nicht nur aufgrund der späteren Übernahme des Vereins durch Liebherr, sondern auch aufgrund der Eigenbauspieler. Ein Mittelfeldmann stand dabei wortwörtlich im Mittelpunkt.
Sehenswerte 15 Treffer und vier Vorlagen gelangen dem Mittelfeldspieler, der sich heute Kapitän der Mannschaft nennen darf. Die Rede ist von Adam Lallana. Vor einem halben Jahr verlängerte er seinen Vertrag vorzeitig bis 2018.
Seit seinem bereits 12. Lebensjahr hält Lallana dem Verein die Treue, und dafür wurde er auch belohnt.
Bereits mit 16 Jahren debütierte der junge Adam für die Saints. In der Saison 2010/11 wurde er ins PFA Team of the Year der League One, dem Team des Jahres, gewählt, ein Jahr später ebenso ins Team der Championship-Saison 2011/12.
Sein Ehrgeiz und sein Wille wurden letztlich belohnt, musste er doch vor ein paar Jahren einen herben Rückschlag hinnehmen als er an Colitic ulcerosa erkrankte, die gleiche Darmkrankheit die Manchester Uniteds Darren Fletcher für einige Monate außer Gefecht hielt.
Er kämpfte sich mit der Mannschaft von der League One bis in die Premier League, auch hier zählt er noch immer zu den besten Spielern der Mannschaft. Vorige Saison gelangen dem Kreativspieler in 30 Spielen 3 Tore und 6 Vorlagen.
Diese Saison hält er bereits bei zwei Toren und zwei Vorlagen, und ist somit schon jetzt an mehr als der Hälfte der bisherigen Tore der Saints direkt beteiligt. Logisch dass auch Teamchef Roy Hodgson auf ihn aufmerksam wurde.
Der geborene Everton-Fan stand zuletzt auf Abruf im Kader, doch für seinen Trainer Mauricio Pochettino ist klar, dass Adam Lallana nach seiner Einberufung im September 2012 schon bald wieder im Kader aufscheinen wird: “It is not my decision in the end, but if he keeps performing as he did today he’ll be actually very close to getting that call up to the national side”.
Hatte sein Trainer etwa eine Vorahnung, oder einfach nur recht?
Derzeit liegt Southampton FC auf Platz 5, die Last auf den Spieler ist groß, doch der Kapitän weiß damit umzugehen und leitet sein Team hervorragend. Auf dem Platz zeigt er keine Nerven, dies tat er noch nie. Seit seinem ersten Profieinsatz erhielt der Gentleman keine einzige Rote Karte! Beachtlich, vor allem wenn man bedenkt, dass gerade die unteren Ligen Englands zu den körperlich betontesten Ligen der Welt zählen.
Jeden Spieltag fürchten seine Opponenten seine Dribblings auf engsten Raum, doch vor allem profitieren seine Mitspieler von seiner Passgenauigkeit. Diese Saison liegt sie bei knapp 80% und muss sich damit nicht vor Europas Besten verstecken.
Mit seinen 1,72m ist er nicht gerade prädestiniert für Zweikämpfe, doch das ist für Adam kein Grund diese zu meiden.
Aufgrund seiner atemberaubenden Dribblings und seinen beeindruckenden Tricks wurde er diese Saison bereits 52 Mal gefoult, und holte damit Woche für Woche für seine Mannschaft wichtige Freistöße heraus.
Mit kopfballstarken Spielern wie Rickie Lambert oder Dejan Lovren in ihren Reihen, sind die rot-weiß Gestreiften damit immer gefährlich.
Mit seinem Einsatz und seiner Treue zählt der 25-Jährige eindeutig zu den Lieblingen der Fans, von den Rängen des St. Mary’s Stadiums hört man die Fans oft seinen Namen rufen. Man spürt den Stolz der Fans, dass ein Eigengewächs der Mittelfeldmotor der Mannschaft ist.
Lallana ist der richtige Mann dafür, dies spürt man Spiel für Spiel. Die Harmonie auf dem Platz unter seiner Ägide ist atemberaubend, er ist wahrlich der verlängerte Arm Pochettinos. Mit Morgan Schneiderlin findet sich hinter ihm sein defensives Pendant, und mit Rickie Lambert ein Spieler, der mit seinen Vorlagen umzugehen weiß.
Zuletzt holten die Saints im Old Trafford ein 1:1-Unentschieden gegen Manchester United, Lallana wurde für seine bisher beste Leistung der Saison zum Mann des Spiels ernannt.
In der 88. Minute erzielte Adam Lallana nach einem Kopfball von Dejan Lovren den Ausgleich, wenn auch das Tor zuvor fälschlicherweise für Lovren gewertet wurde. 34 seiner 42 Pässe kamen an, eine Passgenauigkeit von beeindruckenden 81 Prozent.
Mit einer Einberufung der beiden macht Roy Hodgson für die Testspiele gegen Chile und Deutschland sicherlich nichts falsch, auch Andros Townsend schlug vor ein paar Wochen richtig ein.
Auch er war vor ein paar Wochen noch ein unbeschriebenes Blatt, doch machte mit seinem Formhoch bei den Spurs auf sich aufmerksam. Ein weiteres Bespiel wäre Teamkollege Rickie Lambert. Mit seiner ersten Ballberührung erzielte er den 3:2-Siegtreffer gegen Schottland. Für sein Debüttor brauchte er bloß 160 Sekunden. Die Medien überschlugen sich.
Ähnlich könnte es seinen Teamkollegen ergehen. Lallana sowie Rodriguez bringen Elan und Cleverness in den Kader, Elan der älteren Herren wie Gerrard und Lampard im Vergleich zu den beiden Saints-Spielern sicherlich fehlt.
Woche für Woche brachten Rodriguez und Lallana gute Leistungen, doch ob diese für einen Stammplatz in der Nationalmannschaft reichen, wird sich in den Testspielen zeigen. Doch: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Toller Bericht. Du hattest recht, Lallana war gegen Chile sehr gut!
[…] was den Flügelverteidigern Moreno und Manquillo sehr entgegenkommen wird. Auch Southampton-Zugang Lallana und Markovic könnten für viel neuen Offensivschwung sorgen, doch der wahre Angriffstenor wird der […]