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Aleksandr Golovin: Von Sibirien nach Monaco

Die 94. Minute läuft im Moskauer Luschniki-Stadion, als Aleksandr Golovin im WM-Eröffnungsspiel gegen Saudi-Arabien anläuft. Und trifft. Die Arme hebt, wie nach einer gelungenen Vorstellung, die dieser 5:0-Sieg der Russen sicherlich ist.

Nachdem er schon zwei Tore aufgelegt hat, krönt der gebürtige Sibirier seine Leistung mit einem sehenswerten Freistoss-Treffer.

Vor der Weltmeisterschaft den meisten Fußballfans eher unbekannt, schafft Golovin es vor allem mit dieser Leistung, sich in das Zentrum des Interesses von Fans und Vereinen zu spielen. Nach der WM wechselt er für eine Summe von ungefähr 30 Millionen Euro zur AS Monaco nach Frankreich.

 

Ein untypischer Weg

Aleksandr Sergeyevich Golovin wird am 30. Mai 1996 im russischen Kaltan geboren. Die Zwanzigtausend-Einwohner-Stadt wird zum Verwaltungsbezirk Kemerowo gezählt, eine Region im südlichen Sibirien.

Eishockey und Bundy sind hier die dominierenden Sportarten, und trotzdem beginnt der kleine fünfjährige Aleksandr auf Initiative seines Vaters mit dem Fußball-Spielen.

Oder, besser gesagt: dem Futsal-Spielen – die Wetterbedingungen Sibiriens erzwingen es, ein Großteil des Jahres ist der Winter die vorherrschende Jahreszeit. Mit 16 Jahren wird Golovin dann als eines der größten Talente der Region ausgemacht und schafft es in die sibirische Auswahl.

Von dort aus geht die Reise weiter in die Hauptstadt Moskau, er wird in der Jugendakademie von ZSKA Moskau seine restlichen Ausbildungsjahre verbringen. Glück für den Sibirier, vielen russischen Talenten bleibt dieser Weg verbaut – durch verschiedenste Probleme in der russischen Nachwuchsförderung.

 

Champions-League-Debüt im Old Trafford

Nachdem Golovin im März bereits zu seinem ersten Spiel in der russischen Liga für ZKSA gekommen war, folgt am 3. November 2015 sein Champions-League-Debüt: Beim Auswärtsspiel gegen Manchester United wird der Russe nach 76 Minuten beim Stand von 0:0 eingewechselt, im Alter von gerade einmal 19 Jahren.

ZSKA verliert das Spiel am Ende aber durch einen Kopfballtreffer von Wayne Rooney.


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Im Laufe der Saison bekommt Golovin, bis dahin nur selten eingesetzt, immer mehr Spielzeit und ist ab der Spielzeit 2016/2017 im System des ehemaligen Armeeklubs gesetzt. Meist wird der Youngster dabei als zentraler offensiver Mittefeldspieler oder als Achter eingesetzt.

Wettbewerbsübergreifend bringt er es auf 37 Spiele für seinen Verein, erzielt dabei immerhin 3 Tore und legt 4 weitere auf. In der darauffolgenden Saison 2017/2018 verbessert er seine Leistungen, bringt es am Ende auf 13 Scorerpunkte in 43 Spielen.

Auch dadurch verdient er sich seine Nominierung für den Kader der russischen Nationalmannschaft zur WM im eigenen Land.

 

Nationalmannschaft und Weltmeisterschaft als Bühne

Als Nationaltrainer Leonid Sluzki Golovin für die Heim-Weltmeisterschaft nominiert, ist das allerdings auch keine echte Überraschung.

Zu diesem Zeitpunkt gehört der Shootingstar bereits seit ungefähr einem Jahr zum Stamm seines Nationalteams, wird dabei aufgrund seiner Variabilität aber immer wieder in verschiedenen Positionen eingesetzt.


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https://www.soccer.ru/galery/1041616/photo/718353]

 

Wie im Verein läuft er regelmäßig als Achter oder Zehner auf, dazu kommen aber auch immer wieder Spiele als defensiver oder linker Mittelfeldspieler. Bei der WM schafft es Russland immerhin bis ins Viertelfinale, wo man gegen den späteren Finalisten Kroatien erst im Elfmeterschießen den Kürzeren zieht.

Golovin spielt sich vor allem mit seiner Gala-Vorstellung gegen Saudi-Arabien in den Vordergrund und trifft auch im Achtelfinale gegen Spanien im Elfmeterschießen. Der Russe nutzt die sich ihm bietende Bühne, ein Wechsel nach Monaco ins Fürstentum ist der Lohn.

 

Golovin in Monaco

Durch den Verlust von Moutinho, Fabinho und Lemar verliert Monaco im Sommer 2018 gleich drei Stammspieler – Golovin ist der perfekte Ersatz.

Er hat sich bei der WM in den Vordergrund gespielt, ist jung und talentiert, die AS soll für ihn der nächste Karriereschritt sein.

Mit dem Verlust zweier wichtiger zentraler Mittefeldspieler muss der Club aus dem Fürstentum in der Zentrale nachbessern – gleichzeitig kann der junge Russe theoretisch aber auch die Lücke im linken Mittelfeld schließen, die Thomas Lemar hinterlässt.

Golovin ist nämlich ein extrem vielseitiger Spieler, der verschiedenste Qualitäten mitbringt – und auch dadurch im Mittelfeld alle Positionen bekleiden kann. Dass er dabei größere Teile seiner fußballerischen Ausbildung in der Halle als andere zugebracht hat, ist unschwer zu erkennen, er bringt einige typische Qualitäten eines Futsal-Spielers mit.

Er verfügt sowohl offensiv als auch defensiv über große Qualitäten, ist auch im Kombinationsspiel auf engem Raum sicher und weist technisch auch mit seinem linken Fuß keine gravierenden Schwächen auf.


Gleichzeitig ist der Russe ein überragender Spieler, wenn es darum geht, neue Spielsituationen zu erkennen und schnell umzuschalten.

Wenn Golovin als zentraler Mittelfeldspieler eingesetzt wird, kann er auch strategisch durchaus überzeugen: Er bringt immer wieder kreative Ideen mit, um gegnerische Abwehrketten zu überwinden.

Im Spiel gegen den Ball fällt er durch seine entschlossene Zweikampfführung auf, durch sein gut überlegtes Anlaufen im Pressing gelingt es ihm zudem regelmäßig, auch in gefährlichen Räumen Bälle zu erobern und einen schnellen Gegenangriff zu initiieren.

 

Ideales Umfeld? Von wegen!

Doch in Golovins Debütsaison in Frankreich läuft längst nicht alles so, wie es der junge Russe wohl gehofft hatte: Zwar kommt er wettbewerbsübergreifend immerhin auf 35 Einsätze für die Monegassen, allerdings steckt der Klub aus dem Fürstentum in der Krise.

Dabei ist die AS Monaco eigentlich bekannt für ein ruhiges Umfeld, sportliche Kontinuität und optimale Entwicklungsmöglichkeiten für aufstrebende Spieler.

Doch in dieser Saison läuft alles anders: Der Abgang einiger Schlüsselspieler (Fabinho nach Liverpool, Moutinho zu den Wolves, Lemar zu Atletico) hinterlässt riesige Lücken im Fürstentum, die die Neuzugänge um Golovin nicht sofort schließen können.

Über die Probleme der AS Monaco und wie man wieder in ruhiges Fahrwasser gelangen könnte. Mit Klick aufs Bild gelangt ihr zum Text.

Auch auf der Trainerbank herrscht in der Saison 2018/2019 ständige Unruhe: Der jahrelange Erfolgstrainer Leonardo Jardim wird im Abstiegskampf zunächst durch Thierry Henry ersetzt.

Nachdem dem Franzosen in 12 Spielen allerdings nur zwei Siege gelingen, kehrt Jardim nach nur ca. 3 Monaten zurück. Der AS Monaco glückt am Ende zwar der Klassenerhalt, trotzdem hätte es bei Fußball-Manager-Spielen für Aleksandr Golovin und die meisten seiner Mitspieler wohl gehießen: Ein verlorenes Jahr.

 

Stabilisierung der Umstände

Nachdem der Abstieg nur knapp abgewendet wurde, greift man in Monaco im Sommer 2019 (erneut) tief in die Taschen, um den Kader qualitativ aufzuwerten: So werden unter anderem Benjamin Lecomte, Ruben Aguilar (beide zuvor HSC Montpellier) und Gelson Martins (bereits seit Januar 2019 von Atletico ausgeliehen) verpflichtet, zudem kehrt mit Keita Baldé ein weiterer potentieller Stammspieler von seiner Leihe aus Italien zurück.

Der größte Coup des Sommers gelingt allerdings in der Verpflichtung von Wissam Ben Yedder für gerade einmal 40 Millionen Euro aus Sevilla. 28 Tore hatte der Franzose in der Saison 2018/2019 für die Andalusier erzielt.

 

Unter Jardim schafft Monaco es, sich wieder zu einem seriösen Anwärter auf die internationalen Plätze zu entwickeln, ehe dieser im Dezember erneut entlassen und durch Robert Moreno ersetzt wird.

Doch auch unter ihm setzt sich die Form der Monegassen weitestgehend fort: Die Ergebnisse sind unbeständig, Überraschungen sowohl in positive als auch in negative Richtung möglich.

Trotzdem ist gegenüber der Vorsaison wieder eine deutliche Verbesserung festzustellen: Monaco spielt wieder ordentlichen Fußball, ist in der Lage, Spiele zu gestalten – Golovin ist sowohl unter Jardim als auch unter Moreno gesetzt und hat somit wieder die Chance, sich weiterzuentwickeln.

 

Куда пойти, Александр?

Ja, wohin des Weges, Aleksandr? Wohin führt die Reise für den Mittelfeldspieler? Es bleibt einem wohl nichts anderes übrig, als einfach abzuwarten.

Mit seinen inzwischen 23 Jahren ist Golovin dem Talent-Status inzwischen wohl entwachsen.

Gleichzeitig spielt er in Monaco bei einem Verein, der bekannt für die Ausbildung und Entwicklung von Topspielern ist.

Wenn es ihm gelingen sollte, seine Torbeteiligungen in Monaco weiterhin sukzessive zu steigern (er steht in 2019/2020 bereits bei 6 Scorern – genauso viele wie in der gesamten Saison zuvor), ist durchaus der Schritt zu einem absoluten Topverein für den vielseitigen Mittelfeldspieler denkbar.

Durch seine Vielseitigkeit und sein breites Repertoire an Fähigkeiten sollte er bereits jetzt bei europäischen Spitzenvereinen auf der Beobachtungs-Liste stehen.

Simon
Wenn mich der Journalist bei Fußball Manager früher gefragt hat, von welcher Sportart sich der Fußball etwas abschauen kann, war meine Antwort stets: "Ich bin generell ein sehr sportbegeisterter Mensch."

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