Copa America 2019: Die Topelf des Turniers

Die Copa América 2019 ist vorbei und es ist an der Zeit die besten Spieler des Turniers zu küren. In Brasilien konnten neben arrivierten Stars wie Dani Alves und James Rodriguez auch eher unbekannte Namen überzeugen.

Zum Abschluss stellen wir unsere Topelf des Turniers vor. Diese setzt sich ausschließlich aus den Einzelleistungen der jeweiligen Spieler zusammen und welchen Einfluss diese auf das Abschneiden ihrer Mannschaft hatten.

Zusätzlich zur besten Elf des Turniers haben wir für jeden Mannschaftsteil einen Ersatzspieler nominiert, der bei der Copa América ebenso überzeugen konnte.

Hier geht’s zu den anderen Teilen unserer Copa America 2019 Vorschau


Copa America best XI

Tor

 

Alisson Becker – Brasilien

Aus dem Spiel heraus wurde Alisson Becker kein einziges Mal überwunden. Erst im Finale kassierte der Schlussmann vom Liverpool FC seinen ersten Gegentreffer – und das durch einen Elfmeter.

In der gesamten Copa musste er zwar nur acht Schüsse abwehren, dafür war er stets zur Stelle, wenn lange Bälle hinter die Abwehr gespielt worden oder Flanken in den Sechszehner segelten.

Das Spiel des Brasilianers ist sehr zweckdienlich ausgelegt. Repräsentativ dafür steht sein Verhalten bei Messis Freistoß im Halbfinale gegen Argentinien.

Der Barça-Star schlug den ruhenden Ball von halblinker Position aus Richtung Dreiangel. Alisson machte zwei kurze Sidesteps und fing den relativ scharf getretenen Ball unter der Latte weg.


Acht von Zehn Keepern wären wohlmöglich froh gewesen überhaupt an den Ball gekommen zu sein. Becker hatte jedoch den Mut und das Selbstvertrauen, um den Ball herunter zu pflücken. Sieht einfach aus, ist jedoch das Ergebnis jahrelanger Arbeit.

Der Keeper spielte 76 Kurzpässe von denen jeder zum Mitspieler kam – Chiles Gabriel Arias kann hier mit 63 Pässen gerade noch mithalten.

Die Copa América brachte nicht viele konstante Torhüterleistungen hervor – der 26-Jährige zeigte diese jedoch. Entsprechend war diese Konstanz ein Mitgrund für den Titelgewinn der Selecão.

 

Abwehr

 

Dani Alves – Brasilien

Der 36-Jährige drehte gegen Argentinien die Jahre noch einmal zurück, als er mit einer beeindruckenden Leistung im Halbfinale sein Team ins Finale der Copa América führte.

Dani Alves war nicht nur in dieser Partie omnipräsent. Im Spätherbst seiner Karriere zelebrierte der Rechtsverteidiger noch einmal O Jogo Bonito vom aller Feinsten.

Bezeichnend dafür vielleicht die Szene vor dem Führungstreffer gegen Argentinien, als er im Alleingang die gesamte Hintermannschaft des Rivalen narrte.



Nachdem er sich robust gegen Lautaro Martínez durchsetzen konnte, spitzelte er auch Acuña den Ball vor dem Fuß weg. Anstatt dann aber den einfachen Weg zu wählen und den Ball gleich auf Roberto Firmino zu spielen, ließ er noch Leandro Paredes vorbeirutschen.

Mit dem Ball am Fuß dribbelte Alves im Halbraum auf Linksverteidiger Tagliafico zu und spielte einen aufreizend arroganten No-Look-Pass auf Firmino.

Egal ob über Außen oder über den Halbraum: Dani Alves war bei der Copa América Initiator vieler gefährlicher Offensivszenen der Brasilianer.

Defensiv bestach der ebenfalls durch seine Unaufgeregtheit und Robustheit im direkten Zweikampf. Pro Partie gewann er 2,5 Tacklings und gewann im Halbfinale jedes seiner Kopfballduelle.

Völlig zu Recht wurde er zum besten Spieler des Turniers gewählt. Dani Alves hat noch einmal die Uhr zurückgedreht.

In Zeiten, in denen die Position des Außenverteidigers wichtiger denn je ist und hoffnungsvolle Talente aus dem Boden schießen, zeigte der 36-Jährige noch einmal, dass der die rechte Seite noch immer beackern kann.

 

Davinson Sánchez – Kolumbien

Der Kolumbianer bildete mit Yerry Mina einmal mehr die sattelfeste Innenverteidigung in seinem Team. Über das gesamte Turnier hinweg zeigte der Tottenham-Star keine spektakuläre Leistung, dafür aber eine verlässliche.

In Summe kamen über 85% seiner Pässe an, wobei er pro Partie im Schnitt 44 Pässe spielte. Beeindrucken konnte Sánchez wie so häufig mit seiner Passschärfe und Gewichtung der Pässe.

Vielfach drang der Tottenham-Verteidiger mit dem Ball ins Mittelfeld vor und spielte kurze Diagonalpässe in den gegenüberliegenden Halbraum. Das mag simpel klingen, ist aber für das Team sehr wertvoll gewesen, da sich James meist in diesen Räumen aufhielt.

Gegen Chile spielte Sánchez wesentlich häufiger lange Balle, die entweder gerade in die Tiefe gingen oder vereinzelt auf die andere Seite ihren Empfänger fanden.


Defensiv bestach der 23-Jährige wie immer in der Nationalmannschaft durch Aufmerksamkeit und Konzentrationsstärke. Man sah ihn schlichtweg keine einfachen Fehler machen oder ihn einen Schritt zu spät kommen.

Dass am Ende im Viertelfinale Schluss sein sollte, lag weiß Gott nicht an ihm. Gegen Chile zeigten Mina und er eine überzeugende Leistung und mussten sich erst im Elfmeterschießen geschlagen geben.

 

Marquinhos – Brasilien

Einer der unterschätztesten Innenverteidiger des Weltfußballs ist nach wie vor Marquinhos. Der Defensivmann von PSG besticht seit Jahren durch Konstanz und Ruhe in sämtlichen Spielphasen.

Pro Spiel kam er im Schnitt auf 65 Pässe von denen 93,6% an den Mann kamen. Dass er dabei zusätzlich noch auf 0,8 Keypasses kommt, ist für einen Innenverteidiger umso beeindruckender. Zum Vergleich: Arthur kam als Achter auf einen ähnlichen Wert.

In der K.O.-Phase bewies er ein ums andere Mal, dass er in seinem Team zwar ein unauffälliger aber keineswegs verzichtbarer Spieler ist.


Im Spielaufbau ist er eine der Konstanten. Marquinhos kann scharfe Pässe durch das Zentrum spielen und ebenfalls mit Ball am Fuß nach vorn dribbeln.

Trotz seiner hohen Passgenauigkeit spielt er keineswegs nur Querpässe. Im Eröffnungsspiel gegen Bolivien spielte er beispielsweise 69 seiner 90 Pässe nach vorn. Gegen Argentinien spielte er nur zehn seiner 30 erfolgreichen Pässe nach hinten.

Im Viertelfinale verwandelte er seinen Elfmeter und klemmte im Halbfinale Messi ab so gut es ging – trotz Magendarm-Erkrankung!

Miguel Trauco – Peru

Miguel Trauco gehört definitiv zu den positiven Überraschungen der diesjährigen Copa América. Auf der linken Seite zeigte sich der 26-Jährige in der Defensive überaus giftig.

Seine beeindruckendste Leistung zeigte er im Halbfinale gegen Chile. Der Linksverteidiger gewann trotz 1,70m Körpergröße vier Kopfballduelle und entschied die gleiche Anzahl an Tacklings für sich.

Generell muss man sagen, dass sich Trauco in den großen Spielen nie versteckte und seinen Mann in der Defensive stand. Beim Überraschungssieg über Uruguay klemmte er Nández und später Suárez ab und gewann jedes seiner Tacklings.

Über die gesamte Copa hinweg war er der Spieler mit den achtmeisten Tacklings pro Partie (2,8). Der Peruaner hatte hier u.a. nur gegen Zweikampfmaschinen Arturo Vidal und Juan Foyth das Nachsehen.

Miguel Trauco hatte großen Anteil daran, dass Peru zum Überraschungsteam der Copa América avancierte.

 

Mittelfeld

 

Renato Tapia – Peru

Der zweite Peruaner, der es in unsere Topelf schafft, ist Renato Tapia.

Der defensive Mittelfeldspieler präsentierte besonders im Halbfinale gegen Chile in überragender Verfassung, als er mit einem Assist und einer starken Defensivleistung einer der Garanten für den Finaleinzug seiner Mannschaft war.

Im Schnitt gewann Tapia 2,7 Tacklings pro Spiel. Er spielte wenige Fehlpässe und war essenziell für die Absicherung der spielstarken Offensive um Cueva und Farfan.

Renato Tapia Porträt
Hier geht es zum ausführlichen Porträt von Renato Tapia.

In Rotterdam wird man das Turnier aufmerksam verfolgt haben.

Nach guten Leistungen während seiner Leihe zu Willem II und bei der Copa hat Tapia auf sich aufmerksam gemacht und könnte noch diesen Sommer verkauft werden.

 

James Rodríguez – Kolumbien

Nachdem seine Zeit in der Bundesliga nicht mehr als ein großes Missverständnis war und er nach der Rückkehr von Zinedine Zidane nach Madrid keine Zukunft bei den Königlichen haben wird, war die Copa America für James die Chance sich für andere Vereine zu empfehlen.

Mit seinen beeindruckenden Leistungen im Trikot der Cafeteros empfahl sich der Hochbegabte bei anderen Vereinen.

Besonders in der Vorrunde war James einer Gründe, warum Kolumbien zum Geheimfavoriten avancierte.


In Rotation mit Cuadrado trat er im Spiel einerseits als Achter und andererseits als rechter Flügel auf.

Seine spektakulärste Aktion war wohl seine zweite Vorlage im Turnier. Gegen Paraguay spielte kurz vor Schluss er mit dem Außenrist aus dem Halbfeld einen starken Ball auf Duvan Zapata, der das Spiel mit seinem Kopfball entschied.

James wurde in jeden Angriff seiner Mannschaft eingebunden und fand meistens die richtige Lösung.

Im Schnitt spielte er pro Spiel drei Keypässe und war der kreative Kopf seiner Mannschaft.

Charles Aránguiz – Chile

Mit drei Assists war der Leverkusener Aránguiz einer der besten Vorlagengeber des Turniers.

Er war der Motor im Mittelfeld und hatte großen Anteil am Halbfinaleinzug des Titelverteidigers. Gegen Japan kreierte er überragende elf Torchancen.

Foto: Кирилл Венедиктов – soccer.ru cc-by-sa3.0

Wie Rodriguez spielte Aránguiz im Schnitt drei Keypässe und auch defensiv war er durch seine starken Tacklings und ein wichtiger Faktor für Chile.

Sein souveräner Elfmeter gegen Kolumbien bewies die Nervenstärke des 30-jährigen, der sich durch sein gutes Turnier durchaus für andere Teams empfohlen hat.

Angriff

 

Gabriel Jesus – Brasilien

Sein letzter Auftritt im Turnier endete mit bitteren Tränen.

Nach seinem Platzverweis im Finale gegen Peru versuchte der junge Angreifer sogar den VAR-Turm Spielfeldrand umzuwerfen.

Dass Brasilien eine halbe Stunde danach nicht mit ihm weinte, sondern in kollektiven Jubel verfiel, war nicht zuletzt Jesus‘ Leistungen zu verdanken.


Nach einer blassen Vorrunde drehte der 22-jährige mit je einem Tor und einer Vorlage gegen Argentinien und Peru in den K.O.-Spielen so richtig auf.

Einmal mehr war dabei sein großartiges Dribbling und seine Geschwindigkeit zu bewundern. Besonders seine überragende Vorarbeit zum 1:0 gegen Peru wird dabei noch lange in Erinnerung bleiben.

 

Paolo Guerrero – Peru

Der 35-jährige führte seine Peruaner als Kapitän zum größten Erfolg seit über 30 Jahren. Auch individuell überzeugte Guerrero, der gemeinsam mit Everton Torschützenkönig wurde.

Seine Klasse machte er besonders mit seinem Tor gegen Chile deutlich, als er den gegnerischen Torwart locker ausspielte und danach den Ball ins leere Gehäuse schob.

Paolo Guerrero Porträt
Hier geht es zum ausführlichen Porträt von Paolo Guerrero.

Guerrero war der Fixpunkt im Offensivspiel der Peruaner, die sich nicht auf seine Kopfballstärke (5,2 gewonnene Duelle pro Spiel) verließen, sondern stets versuchten sich flach durchzukombinieren.

Seine starke Form ist umso höher einzuschätzen, als dass er nach seiner Sperre erst seit April wieder Fußball spielen darf.

 

Everton – Brasilien

Der Shootingstar der 46. Copa America war der brasilianische Flügelstürmer Everton. Gemeinsam mit Paulo Guerrero war er mit drei Treffern der beste Torjäger des Turniers.

Nach seinen Leistungen wird der 23-jährige wohl nicht mehr lange für Gremio spielen.

Durch den Ausfall Neymars und Evertons Jokertor gegen Bolivien wurde der junge Stürmer erst im Laufe des Turniers zum Stammspieler.

Hier gehts zum ausführlichen Porträt von Everton.

Everton spielt trotz seiner technischen Beschlagenheit sehr gradlinig und hat einen starken Zug zum Tor.

Das machte er besonders deutlich, als er im Finale gegen Peru mit hohem Tempo in die Mitte zog und den schließlich entscheidenden Elfmeter herausholte.

 

Ersatzbank

 

Wuilker Fariñez – Venezuela

Über den Schlussmann von La Vinotinto haben wir bereits oft genug geschwärmt. Der 21-Jährige war der Grund dafür, dass Venezuela überhaupt die K.O.-Phase erreicht hat und nur ein einziges Gegentor bis dahin kassieren musste.

Er war neben Alisson eine der wenigen Konstanten auf der Torhüterposition. Fariñez parierte pro Partie 3,3 Schüsse, was nicht herausragend im Turnier war.

Die Wichtigkeit seiner Paraden verdeutlichte sich aber vor allem gegen Peru, als er zweimal glänzend reagierte und seiner Mannschaft den Punkt im Eröffnungsspiel rettete.

Man kann ihm nur wünschen, dass einige Scouts aus Europa bei der Copa América genau hingeschaut haben. Er ist ein wenig Opfer seines Landes Venezuelas, das umringt von großen Fußballnationen wie Argentinien, Brasilien und Uruguay nicht für seine Torhüter bekannt ist.

Scouts schauen sich eher in den Nachbarländern nach guten Torhütern um. Dabei könnte so mancher Europa-League-Verein mit Fariñez ein echten Schnäppchen schlagen.

 

José Maria Giménez – Uruguay

Der Innenverteidiger von Atlético Madrid bestätigte bei der Copa seine gute Form der letzten Monate. Zusammen mit seinem Partner in Crime Diego Godin kassierte Uruguay gerade einmal zwei Gegentore und kaschierte die Schwächen ihres Schlussmannes Fernando Muslera.

2,3 Interceptions und 3,3 Clearances pro Partie sprechen deutlich dafür, dass er nicht nur der künftige, sondern auch der aktuelle Abwehrchef der Celeste ist.


Zudem traf Giménez gegen Japan zum wichtigen Ausgleich und sorgte generell bei Standards für zittrige Knie beim Gegner. Uruguay muss sich auf keinen Fall Gedanken um Diego Godins Nachfolge machen. Mit dem 24-Jähirgen hat man bereits einen Innenverteidiger auf Weltklasseniveau.

 

Rodrigo de Paul – Argentinien

Rodrigo de Paul steht stellvertretend für eine neue Spielergeneration im argentinischen Nationaltrikot.

Der 25-jährige Mittelfeldspieler von Udinese hat sich in diesem Turnier endgültig zum Stammspieler in der Albiceleste gemausert.


Besonders im Halbfinale gegen Brasilien, trotz der Niederlage für viele Argentiniens bestes Spiel seit Jahren, zeigte er eine ansprechende Leistung.

Mit großer Übersicht, sauberen Pässen und starken Dribblings trieb de Paul sein Team im Spielaufbau immer wieder an.

In einer Mannschaft, in der die Unausgewogenheit zwischen Offensive und Defensive und das schwache Mittelfeld jahrelang die größten Probleme waren, ist das kaum hoch genug einzuschätzen.
 

Edison Flores – Peru

Für den 25-jährigen Flores war die Copa bisher der Höhepunkt seiner Karriere.

Mittlerweile spielt der pfeilschnelle Flügelstürmer für die Monarcas Morelia in Mexiko.

Nachdem ihm bei Villareal den Durchbruch nicht gelang, versuchte er sein Glück unter anderem im dänischen Aalborg.


Für Peru war er während des Turniers zwei Mal erfolgreich.

Sein wichtigstes Tor erzielte er im Halbfinale gegen Chile, als er sein Team Mitte der ersten Hälfte mit 1:0 in Führung brachte.

Mit seinen Leistungen hat sich Flores defintiv in die Notizbücher der Scouts gespielt, die einen technisch starken und schnellen Dribbler bekommen würden, der vor dem Tor eiskalt ist.


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