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Copa America 2019 – Vorschau: Peru

Nach dem Ausscheiden bei der WM im letzten Sommer waren die Peruaner bitter enttäuscht, doch dieses Jahr soll alles anders werden.

Angeführt vom charismatischen Coach Ricardo Gareca, dem vor dem Turnier in Russland die erste Qualifikation seit 36 Jahren gelang, rechnet sich La Blanquirroja große Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale aus.

Neben den favorisierten Gastgebern aus Brasilien, wurde man mit Venezuela und Bolivien in eine Gruppe gelost. Das sind die traditionell schwächsten Teams in der südamerikanischen Föderation.

Erreicht Peru erwartungsgemäß als Gruppenzweiter die nächste Runde, wäre der Gegner der Zweite aus der Todesgruppe B mit Argentinien, Kolumbien, Paraguay und dem Asienmeister Katar.

Perus Vorteil: Gareca arbeitet deutlich länger mit seiner Mannschaft als die Trainer der Rivalen und kann nach der Rückkehr des Rekordtorschützen Guerrero wieder aus den Vollen schöpfen. Das Halbfinale wäre ein ambitioniertes aber kein unmögliches Ziel.

Copa America 2019 – Peru im Porträt

– Das Team
– Der Trainer
– Der Schlüsselspieler
– Der Player to Watch

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Peru in der Analyse

Anders als vergleichbaren Teams wie Paraguay oder Kolumbien fehlen den Peruanern die Stars in den europäischen Top-Ligen. Mit Luis Advincula, der gerade mit Rayo aus der Primera Division abgestiegen ist, verdiente nur ein Spieler sein Geld auf der ganz großen Bühne.

Die anderen Legionäre wie Andre Carillo, Renato Tapia, Jefferson Farfan oder Carlos Zambrano spielen in Saudi-Arabien, den Niederlanden, Russland oder der Schweiz.

Der Star, Paolo Guerrero, absolvierte erst Anfang April sein erstes Spiel nach einer Dopingsperre wegen einer positiven Kokainprobe. Die meisten Spieler, zum Beispiel der starke Torhüter Pedro Gallese, verdingen sich sogar in der peruanischen Heimat.

Die nominellen Voraussetzungen für die Copa America könnten also besser sein. Dass die Mannschaft sich trotzdem vor keinem Gegner verstecken muss, verdankt Sie vor allem der Routine im Zusammenspiel.

Mit einem Durchschnittsalter von knapp 27 Jahren vertraut Gareca einem erfahrenen Stamm, der schon seit Jahren in ähnlicher Form zusammenspielt.

Angeführt wird die Mannschaft durch ihren Kapitän, den streitbaren Paolo Guerrero.

Generell liegen die Stärken in der Offensive.

Mit Carillo kann man auf einen sehr dribbelstarken und schnellen Flügelspieler zurückgreifen und der ehemalige Schalker Farfan hat wenig von seiner Torgefahr eingebüßt: In der zurückliegenden Saison bei Lokomotive Moskau gelangen ihm in 20 Spielen 8 Tore und vier Vorlagen.


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Ergänzt wird das Trio durch Raul Ruidiaz, den neuen Designated Player der Seattle Sounders. Er glänzt vor allem durch seine Dribbelstärke und seinen eiskalten Abschluss.

Bisher machte er vor allem in seiner Zeit in Mexiko auf sich aufmerksam und ist deshalb den wenigsten außerhalb Lateinamerikas ein Begriff.

Nichtsdestotrotz ist er ein toller Fußballer. Nach einem guten Start in Seattle könnte er für die nächsten Jahre ein prägender Spieler in der MLS und für die Nationalmannschaft werden.

Auch im Mittelfeld sind es besonders die offensiver orientierten Spieler, die bei den Zuschauern für Spaß sorgen. Der Trainer Gareca gewährt Christian Cueva viele Freiheiten, die er gerne für Eins gegen Eins Dribblings und schnelles Kombinationsspiel nutzt.

 

Cueva kann mit seiner Geschwindigkeit, dem guten Dribbling und seinen Pässen immer für Gefahr sorgen.

Abgesichert wird er dabei von Tapia und Yoshimar Yotun. Beide sind relativ solide Sechser. Ihr Problem sind eher Konzentrationsschwächen, die den Gegner zu Chancen einladen können.

Gareca lässt stets mit einer Viererkette spielen. Hierbei schaltet sich besonders Rechtsverteidiger Advincula gerne in die Offensive ein. Manchmal sorgt das für Probleme in der Absicherung.

Am schwächsten besetzt, ist wohl die Innenverteidigung um den mittlerweile in Basel spielenden Carlos Zambrano.

Im Tor ist Pedro Gallese gesetzt, der bei der WM im letzten Jahr mit einigen spektakulären Paraden auf sich aufmerksam machen konnte.



Peru-Trainer Ricardo Gareca im Porträt

Als argentinischer Nationalstürmer sorgte er mit seinem Tor noch dafür, dass Peru die WM 1986 verpasste, als Trainer führte er die Nationalmannschaft dann zur ersten WM-Teilnahme seit 36 Jahren.

Gareca besitzt in Peru Heldenstatus und trägt mittlerweile seit 4 Jahren die sportliche Verantwortung bei La Blanquirroja.

Vorher trainierte er zahlreiche Mannschaften in Argentinien, Brasilien, Kolumbien und Peru. Sein größter Erfolg dabei war der argentinische Meistertitel mit Velez.

Unter seiner Leitung avancierte Peru während der WM-Qualifikation lange zu einem der vielversprechendsten Kandidaten in der Südamerikagruppe.

Am Ende zogen Argentinien und Kolumbien noch vorbei und es reichte, wegen der um zwei Tore besseren Differenz, hauchdünn zur Qualifikation für die Play-Offs gegen Neuseeland. Immerhin konnte man damit Chile und Paraguay hinter sich lassen.

Jüngst sorgte ein Streit mit Claudio Pizarro für Aufregung. Nachdem der Bremer schon nicht für die WM nominiert wurde, fehlt er diesmal erneut.

Gareca begründet das mit einer Aussage Pizarros aus dem vergangenen November, als der Stürmer sagte: „Da ich nicht bei der WM war, macht es keinen Sinn mich jetzt für Freundschaftsspiele anzurufen.“

Die Antwort des Trainers drückt aus, welche Leidenschaft er von seinen Spielern verlangt: „Wir können keinen Spieler berufen, der sich selbst ausschließt. Niemand hat Türen geschlossen, und wir kümmern uns auch nicht ums Alter. Aber wie sollen wir jemanden berufen, der keinen Sinn darin sieht, für die Seleccion nominiert zu werden?“



Perus Schlüsselspieler: Paolo Guerrero

Den meisten Fans in Deutschland dürfte Guerrero besonders durch seine Eskapaden wie der Grätsche an der gegnerischen Eckfahne in die Hacken von Sven Ullreich oder den Flaschenwurf auf einen HSV-Fan bekannt geblieben sein.

Vor der Weltmeisterschaft im letzten Jahr machte er mit einer Dopingsperre aufmerksam, nachdem er positiv auf Kokain getestet wurde.

Nachdem er persönlich bei Gianni Infantino vorsprach, peruanische Fans einen Protestmarsch in Lima organisierten und sich sogar die Kapitäne der Gruppengegner für eine Teilnahme Guerreros ausgesprochen hatten, durfte der exzentrische Stürmer doch in Russland antreten.

Die Sperre wurde ausgesetzt, er musste danach aber bis Anfang April dieses Jahres pausieren.

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Seine Teilnahme an der Copa stand trotzdem nie in Frage. Für Garecas Mannschaft ist der Kapitän nicht nur als Anführer unverzichtbar.

Auch sportlich steht seine Qualität außer Frage. Für seinen neuen Club Internacional Porto Alegre erzielte er in zehn Spielen acht Tore.

Guerrero ist kopfballstark, hat einen guten Schuss aus der Distanz, einen starken Abschluss und trotz seines Alters eine hervorragende Physis.

El depredador kann flexibel einerseits als Zielspieler im Strafraum aber auch als Teil des Aufbauspiels eingebunden werden. Durch seine außergewöhnlichen Fähigkeiten gewährt sein Trainer Gareca ihm alle Freiheiten.

Perus Erfolg ist abhängig von Guerrero. Seine hervorragende Form in den letzten Wochen lässt hoffen, dass er seine Karriere diesen Sommer mit einer guten Copa krönen kann.



Perus Player to Watch: Renato Tapia

Im Testspiel gegen Costa-Rica durfte der 23-jährige Achter sein Team zum ersten Mal als Kapitän auf den Platz führen. Eine große Ehre für den drittjüngsten Spieler im Kader der Seleccion Peruana und gleichzeitig der vorläufige Höhepunkt einer steilen Aufwärtskurve im Jahr 2019.

Nachdem Tapia, wegen einer Knieverletzung, fast die komplette Hinserie verpasst hatte, lieh sein Stammverein Feyenoord ihn im Winter zu Willem II aus. Ein Glücksfall: In Tilburg verpasste er nur ein Spiel und war einer der Garanten für den sicheren Klassenerhalt.

Seine Fähigkeiten passten gut in das junge und offensivstarke Team. Tapia ist dynamisch und blockt viele Bälle. Außerdem hat er ein starkes Tackling, das er sehr gerne einsetzt. Wichtige Zutaten um seine Mannschaft defensiv zu stabilisieren. Sein größtes Problem ist derzeit noch seine Konzentration.

Manchmal wirkt er abwesend oder verlässt seine taktische Position zu früh. Diese Undiszipliniertheiten führen manchmal zu guten Möglichkeiten für den Gegner. Besonders in der sehr offensiven Ausrichtung der Peruaner sollte er das bei der Copa abstellen.

Offensiv ist besonders sein starkes Dribbling hevorzuheben, mit dem er leicht eine Reihe des Gegners überspielen oder sich auch unter Bedrängnis befreien kann, ohne den Ball zu verlieren. Tapias Passspiel ist relativ solide. Er spielt selten Fehlpässe, tut sich aber nicht durch viele vorbereitete Chancen hervor. Auch als Torschütze tritt er eher selten in Erscheinung.

Für das Spiel von Peru sind in erster Linie Tapias Fähigkeiten als Stabilisator gefragt. Er ist einer von nur fünf Verteidigern und drei zentralen Mittelfeldspielern in Garecas Kader. Ein Umstand der für einige Aufregung im Andenstaat sorgte.

Nach dem Spiel gegen Costa Rica wiegelte er diese Kritik aber ab: “Wir sollten der Auswahl vertrauen. Wir sind alle Spielbereit.” Gut für Gareca, denn Tapia wird ein wichtiger Baustein für den Erfolg seines Teams sein.

Und auch für den Mittelfeldspieler persönlich könnte sich der Trip nach Brasilien lohnen: Cruz Azul aus der zahlungskräftigen mexikanischen Liga hat schon Interesse angemeldet. Gute Leistungen am Zuckerhut werden seine Aktien auch bei anderen Vereinen steigen lassen.


Die Gruppengegner Perus

Brasilien | Bolivien | Venezuela

Till
Meine Helden sind Damir Kreilach und Andrea Pirlo: Das passt genauso wenig zusammen wie meine Liebe zum 1. FC Union und zu lässigem Fußball. Woanders mache ich Social Media und bin Reporter in Berlins Fußballgeschehen von Kunstrasenplätzen bis zum Olympiastadion. Hier schreibe und podcaste ich über den lässigen Teil.

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