Der bolivianische Fußball wird bei der 45. Ausgabe der Copa America erneut die Außenseiterrolle einnehmen. Das ist, bis auf wenige Ausnahmen, Schicksal der „La Verde“ („Die Grünen“) und führte in den vergangenen Jahren zu einer Fluktuation an Spielern und Trainern.
Doch wer auch immer auf der Trainer-Bank Platz nahm und nimmt, das Profil der Mannschaft besteht hauptsächlich aus heimischen Spielern, die mit Kampf und Leidenschaft überzeugen wollen.
Copa America 2019 – Bolivien im Porträt
– Das Team
– Der Trainer
– Der Schlüsselspieler
– Der Player to Watch
Bolivien in der Analyse
Laufstärke, Physis und Athletik, Moral und Kampfgeist sind die Haupt-Zutaten Boliviens Spiels. Neben diesen traditionellen Grundwerten und typischen Charakteristika ist ihre größte Stärke in der Heimat zu finden.
Es liegt quasi in der Natur des Landes. Denn Boliviens geographische Lage an den Anden hat zur Ursache, dass Stadien in großer Höhe gebaut wurden. Stadien, die zum Teil nur mit Ausnahme-Regelungen der FIFA offizielle Spiele ausrichten dürfen, wie das Estadio Hernando Siles (La Paz) in einer Höhe von 3700 Meter über dem Meeresspiegel.
Durch die dünne Luft in großer Höhe wird selbst den besten Profi-Sportlern Einiges abverlangt. Die Spieler, die ihr Tagesgeschäft in der heimischen Liga verrichten dagegen sind an diese Bedingungen gewöhnt.
Mit diesem Vorteil gegenüber Gästen, gelingt es immer mal wieder selbst großen Nationen ein Bein zu stellen, wie zuletzt Argentinien in der Qualifikation 2017.
Doch besonders auswärts hat Bolivien, ohne einen solchen Faustpfand, arge Probleme sich durchzusetzen. Sei es bei Qualifikation oder bei Turnieren.
Spielerisch besitzt die Mannschaft offensiv wenig Variabilität und das Kreieren von Chancen fällt ihnen schwer.
Meist rückt Bolivien in der Rückwärtsbewegung kompakt ein und probiert dann bei Ballgewinn im Umschaltspiel über die Außen zu spielen, um Zeit zu gewinnen und nachrücken zu können.
In der Defensive dagegen sind sie, besonders unter Eduardo Villegas, variabler und können von 4er- auf 5er-Kette wechseln, wenn sie tief stehen.
Dass man mit neuen Trainern und einem sich stetig verändernden Kader keine klaren Strukturen, Abläufe und Automatismen festigen kann, ist sicherlich kein Vorteil für das bevorstehende Turnier.
Daher ist es wichtig, dass mit Carlos Lampe eine Konstante im Tor gefunden wurde. Der reflexstarke Torwart, der in den vergangen Jahren Erfahrung im Ausland (u.a. bei Boca Juniors) sammeln konnte, wird einer der wenigen erfahrenen Führungsspieler im Kader sein und sicherlich oft im Mittelpunkt stehen.
Bolivien-Trainer Eduardo Villegas im Porträt
Die Amtszeit von Mauricio Soria endete mit dem Scheitern in der WM Qualifikation 2018. Eigentlich sollte anschließend Miguel Portugal die Nationalmannschaft übernehmen, doch der Spanier stieß auf Skepsis und Vorbehalte im Verband.
So installierte man Eduardo Villegas im Februar diesen Jahres. Bereits zum zweiten Mal, nach einer kurzen Amtszeit vor ca. 10 Jahren, wurde Villegas Nationaltrainer.
Zum Kirin-Cup im März präsentierte er einen verjüngerten Kader, mit dem er die Hoffnungen der stolzen Indigo-Nation, erfüllen wollte.
Denn in Bolivien gibt es regionale Differenzen, die in der nationalen Kultur fußen. Doch Villegas spricht für das ganze Land, er will vereinen und ruft öffentlicht ganz Bolivien zum Zusammenhalt auf.
In der Nationalmannschaft setzt auf Spieler aus der heimischen Liga.
Eduardo Villegas, der “La Verde” gemeinsam mit seinem Bruder Oscar Villegas coacht, kann dabei von seinem Ruf gebrauch machen. Denn er hat bereits diverse Vereine in Bolivien erfolgreich trainiert und nicht nur als Trainer seine Spuren hinterlassen.
1964 in Cochabamba in der Region Cala Cala geboren, wuchs er in der Nähe zum Félix Capriles-Stadion auf. In jungen Jahren prägte sich dadurch sein Interesse am Fußball.
Als technisch starker Abwehrspieler ging er früh in die Fußballschule “Enrique Happ”, wo er bis zu seinem Schulabschluss mit 18 Jahren blieb.
1983 wechselte er zu seiner ersten Profistation Petrolero de Cochabamba. Zu dem Zeitpunkt war er bereits Jugendnationalspieler und startete nach seinem Debüt in der Liga durch.
Im Laufe der 80er-Jahre wurde er dann Nationalspieler und hat zwischen 1986 und 1989 16 Länderspiele absolviert.
In seiner Karriere stehen 5 Meisterschaftstitel mit “The Strongest” zu Buche, 2 davon als Spieler und 3 als Trainer. Die Clausura Bolivia konnte er zweimal mit CD San Jose gewinnen, je einmal als Spieler und Trainer.
In Bolivien hat Villegas sich dabei über Jahre den Ruf als Taktik-Fuchs erarbeitet. Er trainiert die Nationalmannschaft nicht zum ersten Mal. Bereits im Jahr 2010 hat er “La Verde” in einer komplizierten Zeit interimsmäßig übernommen.
Das Prädikat Fachmann hat er sich verdient, auch wenn seine Ausflüge als Sportdirektor bei CD San José und Independiente de Sucre schiefgingen und er zurück auf den Trainerstuhl ging.
Bolivien Schlüsselspieler: Marcelo Moreno Martins
Der Schlüsselspieler zum Erfolg wird ein alter Bekannter sein: Marcelo Moreno Martins.
Den meisten Lesern ist er sicherlich von seinem kurzen Aufenthalt in Bremen vor 11 Jahren bekannt. Er ist nicht nur Star der Mannschaft, sondern auch der erfahrenste und treffsicherste Spieler im Team.
Doch seine stärksten Jahre, u.a. bei Shakhtar Donetsk mit dem UEFA-Cup Sieg 2009, diversen nationalen Titeln und mehreren Jahren in der Champions League, liegen in der weiten Vergangenheit.
Seit 2015 verdient er in China sein Geld und wurde dafür oft in der Bolivianischen Nationalmannschaft außen vor gelassen. Doch unter dem neuen Trainer wurde er für den Copa America-Kader nominiert und ist damit gleichbedeutend der Hoffnungsträger für die schweren Spiele gegen Brasilien, Venezuela und Peru.
Marcelo Moreno muss sich als alleinige Spitze in Boliviens Spiel als Multi-Tool beweisen.
Er wird lange Bälle festmachen und diese verteilen müssen. Er wird in die Tiefe gehen müssen und die Gegner immer wieder anlaufen.
Dabei wird er sich immer gegen mehrere Verteidiger gleichzeitig durchsetzen und sich deren Deckung entziehen müssen.
Früher, zu seinen Hochzeiten, konnte MMM dieses Spiel zeigen. Ob er dieses Pensum immer noch abspulen kann, werden kritische Stimmen natürlich hinterfragen.
Schließlich spielt der fast 32-jährige mittlerweile nur noch in der zweiten chinesischen Liga und war in der Nationalmannschaft zuletzt nur noch unregelmäßig aktiv.
Doch Bolivien braucht ihn. Er ist der einzige Spieler, der diese Qualitäten erfüllt und auf höchstem internationalem Niveau gezeigt hat. Besonders seit Juan Carlos Arce nicht mehr in der Nationalmannschaft aktiv ist.
Bolivien Player to Watch: Luis Haquín
Der Kader der La Verde gibt wenige Talente her und besticht eher durch eine homogene Zusammensetzung lokaler Spieler. Doch haben sie zwei Spieler in ihren Reihen, deren Talent sie in die weite Welt, nach Mexiko, geführt hat.
Zum einen ist das der erfahrenere Alejandro Chumacero, ein technisch starker Spieler. Er gilt als fußballerisch bester Spieler der Bolivianer. Der kleine, variable Mittelfeldspieler spielt für den Puebla FC und ist dort genauso gesetzt wie in der Nationalmannschaft.
Sein Club-Kamerad in Mexiko ist Luis Haquín. Der 1,89 Meter große Innenverteidiger ist mit 21 Jahren eines der größten Hoffnungen des Landes.
Der junge Spieler, der Anfang des Jahres für knapp 200.000 Euro von Oriente Petrolero nach Mexiko gewechselt ist, bringt ein interessantes Spielerprofil mit.
Er checkt alle Boxen, die ein moderner Verteidiger benötigt. Er zeigt bereits in jungen Jahren ein gutes Auge im Stellungsspiel und antizipiert Zweikämpfe gut.
Durch seine Körpergröße bringt er ein gutes Kopfballspiel und Robustheit mit. Und trotz seiner Größe ist er schnell, technisch versiert und hat ein sicheres Passspiel.
In der Offensive bringt er sein Gardemaß und seine Kopfballstärke ebenfalls gut ein, zeigt bei Standards Torgefahr und weiß seine Athletik zu nutzen.
Positionell kann er in der Innenverteidigung variabel eingesetzt werden, spielt aber meist den rechten Innenverteidiger. Wenn Bolivien zu einer 5er Kette zusammenrückt, spielte er dort oft den zentralen Mann. Dann genießt er räumliche Freiheiten um kann seine technische und spielerische Stärke auszuspielen.
Trotz bereits gesammelter Erfahrung in der bolivianischen Primera Division ist er auf höherem Niveau noch unerfahren. Bei Puebla hat er zwar erste Einsatzzeiten erhalten, sitzt aber meistens noch auf der Bank.
Es wird spannend zu sehen sein, wie er sich gegen stärkere Teams und individuell bessere Spieler beweisen kann.
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