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Henderson vs. De Gea: Die neue Nummer 1 bei United

(Grafiken: Erstellt von Cavanis Friseur / © Footyrenders)

Seit geraumer Zeit wird in Manchester über eine Position diskutiert und spekuliert, über welche man vor gut vier Jahren eigentlich nicht auf diese Art und Weise hätte diskutieren müssen.

Nachdem David de Gea bei Manchester United viermal innerhalb von fünf Jahren den „Player of the Year“-Award gewann, wurde die Kritik am Spanier zuletzt lauter.

Denn seine Leistungen der vergangenen zwei Jahre waren bei weitem nicht mehr auf dem Niveau der Jahre 2013 bis 2017.

Weil der Verein zudem mit Dean Henderson, Shootingstar der Saison auf der Torhüterposition, an Sheffield United verliehen hat, fordern nicht wenige United-Fans eine Wachablösung im Tor.

Da zunächst davon auszugehen ist, dass Sheffield United Henderson nicht über die Saison hinaus fest verpflichten wird, stehen Ole Gunnar Solskjær und sein Trainerteam vor einer kniffligen Entscheidung: Weiterhin mit De Gea als klare Nummer 1 planen oder dem jungen Engländer eine Chance geben?

 

De Gea oder Henderson? Das spricht für De Gea

David de Gea ist seit fast zehn Jahren Teil der Red Devils. 2011 wechselte ein schmächtiger 20-Jähriger ins Old Trafford um die Nachfolge des legendären Edwin van der Saar anzutreten.

Interessant dabei: Sir Alex Ferguson hat laut eigener Aussage in seiner langen Trainerkarriere in Manchester nur zwei Spiele verpasst.

Das erste Mal im Jahr 2000, als sein Sohn Hochzeit feierte. Das zweite Mal, weil er zusammen mit Torwarttrainer Eric Steele De Gea in Madrid scoutete.

Obwohl Ferguson seinerzeit angeblich Schalkes Manuel Neuer favorisiert haben soll, entschied man sich für den Iberer.


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Der Start auf der Insel verlief für De Gea jedoch alles andere als optimal. Immer wieder schlichen sich Fehler auf der Linie und in der Strafraumbeherrschung ein.

Ferguson nahm den Spanier daher immer wieder aus der wortwörtlichen Schussbahn und vertraute auf den erfahrenen Anders Lindegaard.

Erst nach einem halben Jahr schien der damals 20-Jährige endgültig in der Premier League angekommen zu sein. Beim 3:3 im Februar 2012 gegen Chelsea machte der Schlussmann eines seiner besten Spiele im United Dress. Einen Mata-Freistoß kratzte er aus dem Winkel und ließ die Torschreie an der Stamford Bridge verstummen.

Ferguson soll sich in dem Moment zu Steele umgedreht haben mit den Worten: „Now we have a goalkeeper.“

In den folgenden Jahren entwickelte sich De Gea zu einem der besten Keeper der Premier League und trug in der Post-Fergie-Ära die Mannschaft mit seinen Leistungen nicht selten alleine.

Zwischenzeitlich war er über drei Jahre hinweg, der vielleicht beste Keeper der Welt.

Genau das sollte bei der Bewertung „De Gea vs. Henderson“ nie vergessen werden: Der Spanier hat einen unglaublich hohen Stellenwert innerhalb der Mannschaft.

Mittlerweile stand er in über 400 Begegnungen für Manchester United auf dem Feld und hält den Rekord für die meisten Spiele ohne Gegentreffer.

In Zeiten, in denen die Red Devils defensiv anfällig waren und unter Moyes, van Gaal und Mourinho wechselhafte Leistungen zeigten, war es De Gea, auf den sich die Mitspieler und Fans verlassen konnten.


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Erst kürzlich sprach sich Trainer Ole Gunnar Solskjær für den Spanier aus. Für ihn sei er einer der besten Keeper der Welt, Punkt. Auch wenn er damit vielleicht die Trauben ein wenig hoch hing, hat OGS damit nicht ganz Unrecht.

De Gea ist nach wie vor ein sehr guter Schlussmann, der mit seiner unaufgeregten Art der Torverteidigung seiner Mannschaft noch immer viel Rückhalt gibt. Er ist keiner, der weite Ausflüge aus dem Strafraum heraus wagt oder Bälle weit vor dem Tor abfängt.

Seine abwartende, reagiernde Spielweise in Eins-gegen-Eins-Situationen, macht es einerseits für Stürmer schwer ihn zu überwinden und auf der anderen Seite können seine Verteidiger die Bedenkzeit der Angreifer oft nutzen, um entscheidend zu stören.


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Die Schnitzer der jüngeren Vergangenheit ändern an seinem Standing und seiner Qualität nichts. Vor ein paar Jahren performte De Gea schlichtweg über und spielte weit über seinen Möglichkeiten.

Aktuell findet hier ein wenig die Regression zur Mitte statt, was nicht heißen soll, dass er kein guter Keeper mehr wäre.

Er hat in den Jahren zuvor einfach die Messlatte so extrem nach oben gesetzt, dass die Maßstäbe an ihn andere sind als bei “normalen” Torhütern der Premier League.

 

Das spricht für Dean Henderson im Duell mit De Gea

Henderson ist der Shootingstar schlechthin in diesem Jahr. Beim Aufsteiger aus Sheffield boten sich nahezu optimale Möglichkeiten für ihn. Mit 13 weißen Westen absolvierte Henderson die viertmeisten Premier-League-Spiele ohne Gegentor in dieser Saison.

Sein Torhüterstil ist weitaus spektakulärer als der des derzeitigen Stammkeepers von Manchester United. Der junge Engländer liebt es zu fliegen und zeigt bei seinen Paraden teilweise unorthodoxe Bewegungsabläufe.

Dies ist aber nicht immer optimal.

So verdreht er sich gerade bei halbhohen Schüssen gerne in der Luft und landet anschließend auf dem Bauch. Das mag bei solchen Schüssen gehen, weil er dadurch leicht übergreifen kann – bei flacheren Abschlüssen auf sein Tor bekommt er hier jedoch Probleme.


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Hintergrund ist der weite Weg zum Ball, wenn er einen flachen Ball mit der „Übergreiftechnik“ abwehren will. Würde er hier die untere Hand nehmen, ist er anatomisch bereits näher am Ball.

Ansonsten ist Henderson ein typisch englischer Keeper, der ähnliche Verhaltensweisen wie Kollege Jordan Pickford aufweist.

Er tut sich schwer damit Bälle auf den Körper tatsächlich zu fangen, was vor allem an seinem Hang zum Spektakel liegt.

In Eins-gegen-Eins-Situationen ist Henderson bereits sehr weit und hat ein gutes Gefühl für die Distanz zum Schützen und dessen Winkel zum Tor. Gegen Liverpool vereitelte er zum Beispiel durch eine tolle Fußabwehr einen Treffer von Mohamed Salah.

In der aktuellen Saison unterliefen Henderson kaum krasse Fehler. Bei Sheffield hat er wie bereits erwähnt, ein für Torhüter nahezu perfektes Umfeld.

Die Mannschaft von Chris Wilder spielt selten flach von hinten heraus und sucht bei Abstößen den direkten Weg nach vorn. Im Spiel gegen den Ball verteidigen sie in ihrer Fünferkette meist tief in der eigenen Hälfte.


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Henderson kann sich somit auf die Kernelemente des Torwartspiels konzentrieren: Torschüsse parieren, Flanken abwehren, seine Abwehr delegieren.

In der Strafraumbeherrschung ist er bereits sehr mutig und versucht viele Flanken insbesondere aus dem Halbfeld abzufangen. Dabei ist seine Raumverteidigung keineswegs nur auf die Zone vor dem Fünfmeterraum beschränkt.

Der junge Engländer ist auch stark bei Flanken, die seitlich neben dem Fünfer landen. Jedoch zeigte er bei diesem ambitionierten Verteidigen auch Schwächen, z.B. indem er Bälle unnötig faustete.

 

De Gea oder Henderson: Wer soll kommende Saison im United-Tor stehen?

Um diese Frage an dieser Stelle abzukürzen: David de Gea.

Dies hat aus meiner Sicht mehrere Gründe. Der erste und wichtigste ist für mich die fehlende Erfahrung von Dean Henderson. Bislang hat er erst eine einzige Saison in der Premier League hinter sich – noch dazu unter sehr günstigen Bedingungen.

Als Aufsteiger wurde nicht viel von Sheffield erwartet und durch ihre sehr guten Leistungen im Laufe der Saison, war der Druck auf die Spieler geringer als erwartet.


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Mit Druck im Abstiegskampf oder ähnlichen musste er bislang noch nicht umgehen. Ebenso wenig mit dem Druck, das internationale Geschäft erreichen zu müssen wie es bei Manchester United der Fall war.

Die Leistungen Hendersons waren in dieser Saison großartig, keine Frage, aber es war eben nur eine einzige Saison. Es ist fraglich, ob er dieses Level auch ins Old Trafford hieven könnte.

Der zweite Grund wieso ich De Gea weiterhin im United-Tor sehe, ist der angesprochene Umgang mit Druck. Henderson war diesem bislang noch nicht auf dem Niveau ausgesetzt, wie es bei den Red Devils regelmäßig der Fall ist.

Bei Sheffield hatte man geringe Erwartungen an ihn, weshalb er mit einem kühlen Kopf spielen konnte.

Im Endeffekt würde ich De Gea also (noch) nicht durch Henderson ersetzen – zumindest nicht kurzfristig. Dass der Spanier in dieser Saison unterdurchschnittlich performte, ist klar.

Jedoch ist das Risiko, dass beide Keeper außer Form oder dem Druck nicht gewachsen sind recht hoch.

Es gibt schlichtweg keine Garantie dafür, dass De Gea wieder zu seiner Form zurückfindet. Auch in der kommenden Saison auf ihn zu setzen, kann für United mächtig in die Hose gehen.

Genauso kann der Verein aber auch mit dem englischen Nachwuchskeeper ins Klo greifen, wenn klar wird, dass er dem Druck im Old Trafford noch nicht gewachsen ist.

Insofern sollte United Henderson nocheinmal ausleihen, um einerseits zu sehen, ob die abgelaufene Saison nicht nur ein Zufall war. Andererseits sollte eine kurzfristige Lösung gefunden werden, die De Gea für mindestens ein Jahr unter Druck setzt.

Es braucht eine starke Nummer zwei mit Erfahrung und Ambitionen, die aber gleichzeitig nur für ein oder zwei Jahre nach Manchester wechseln würde.

In diesem Szenario könnte United auf der einen Seite von einer weiteren Entwicklung Hendersons profitieren, und auf der anderen Seite darauf hoffen, dass De Gea seine Form wieder findet, damit der Kampf um die Nummer 1 zukünftig auf hohem Niveau stattfinden kann.

Eins steht also schon fest: So oder so wird der Transfersommer für die Re Devils in diesem Jahr richtungsweisend.


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Sascha
Hat genauso eine Daseinsberechtigung wie Torrichter während der Champions League Spiele. Passionierter Schachtelsatzschreiber. Gilt intern nicht umsonst als L’Akquisiteur – wenn nicht da, dann zumindest bei sich selbst. Man soll sich immerhin treu bleiben wie Javier Pinola den Überresten seiner Haare. Glaubt noch immer, dass in Enes Ünal ein Weltklassestürmer schlummert, den aber nicht einmal Houdini hervorzaubern könnte. Einziges Vorbild von Max Dettmer.

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