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Ist Bruno Fernandes der neue Heilsbringer bei United?

(Grafiken: Erstellt von Cavanis Friseur / © Footyrenders)

Wir schrieben den 1. Februar 2020, 25. Spieltag der Premier Legaue. Manchester United spielt im altehrwürdigen Old Trafford gegen die Wolverhampton Wanderers. Das allesverändernde Corona-Virus scheint noch in weiter Ferne und das Stadion ist bis auf den letzten Platz ausverkauft.

An diesem Abend betritt zum ersten Mal Bruno Fernandes die Bühne der Permier League. Das Spiel endet zwar torlos, doch seit diesem Debut hat sich einiges geändert bei Manchester United.

Es läuft aktuell bei den Roten. Am 34. Spieltag blieb man zehn Spiele in Folge ungeschlagen und gewann sieben dieser Begegnungen. Bruno Fernandes verlor also keines seiner ersten zehn Premier League Spiele – sehr beeindruckend und noch beeindruckender ist die persönliche Quote des Portugiesen.

Alle Daten sind auf dem Stand vom 22.07.20, 09:00 Uhr, nach 37 Spielen in der Premier League.


Dies ist ein Gastbeitrag von Moritz Löhn

Fernandes hatte nach dieser kurzen Zeit bereits sieben Tore und sieben Assists in der Liga vorzuweisen. Also 14 Scorrerpunkte in zwölf Partien. Einer der besten Starts in der Geschichte Manchester Uniteds.

Dazu kommt noch, dass er scheinbar seine Mitspieler besser macht. United gewann die Spiele zwischen dem 31. Und 34. Spieltag jeweils mit drei Toren Vorsprung. Zwar hießen die Gegner in diesen Spielen Sheffield, Brighton, Bournemouth und Aston Villa, aber in der Hinrunde holte man gegen diese Mannschaften nur fünf Punkte, bei einer Tordifferenz von 8:6. Jetzt waren es 12 Punkte, bei einer Differenz von 14:2.

Die gesamte Mannschaft ist aktuell in bestechender Form. Neben Fernandes überzeugen vor allem Martial und Greenwood mit vielen Toren und auch Pogba scheint zu alter Stärke zu finden. Außerdem strotzt Marcus Rashford vor Selbstvertrauen.


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Hat Manchester United in Bruno Fernandes das fehlende Puzzlestück gefunden, um aus vielen herausragenden Einzelspielern eine herausragende Mannschaft zu formen?

Zunächst sollte festgehalten werden, dass Fernandes auch unabhängig von den Statistiken gute Spiele abliefert. Bei der Betrachtung einer Partie der Mannschaft von Ole Gunnar Solskjaer ist seine Klasse, relativ schnell zu erkennen.

Er spielt smarte Pässe, zieht Verteidiger auf sich und strahlt durch die immerwährende Möglichkeit eines Distanzschusses dauerhaft Torgefahr aus. Dazu kommen seine gefährlichen Standards. Bruno Fernandes ist also ein offensichtlicher Gewinn für Manchester United und die Premier League.

Die aktuelle Form jedoch werden sowohl er persönlich als auch die ganze Mannschaft höchstwahrscheinlich nicht halten können.

 

Analyse: Bruno Fernandes wird seine Form nicht halten können

Es ist jetzt erstmal keine allzu steile These, zu sagen, dass ein sehr guter Lauf nicht für immer anhält. Doch die Öffentlichkeit nimmt die momentane Form nur zu gern als Indiz für eine Reinkarnation des glorreichen Manchester Uniteds. Schaut man sich aber die Statistiken an, wird deutlich: Manchester United performt momentan massiv über.

In den Spielen vom 31. bis 34. Spieltag erzielte der Verein 14 Tore. Sein xG-Wert für diese Partien lag dagegen bei lediglich 8,3. Man hat also seine expected Goals um 69% übertroffen. Im Vergleich dazu: In den ersten 34 Spielen der Saison erzielte United 59 Tore bei einem xG von 54,1. Die Überperformance lag also nur bei 9%. Noch massiver ist dieses Phänomen bei den Assists zu erkennen.

Während die Statistik in den Spielen 31 bis 34 in der Premier League 6,2 Assists vorausgesagt hat, legten die United Spieler tatsächlich 11 Tore vor – 77% mehr. Im Rückblick der gesamten Saison schlugen sie ihre Erwartungen in diesem Bereich nur um 12%.


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Der Erhebungszeitraum von nur vier Spielen ist relativ gering, was eine Outperformence viel wahrscheinlicher macht, aber auch in den ersten zehn Spielen von Bruno Fernandes in England wurden die xG um 40% und die xA um 52% übertroffen.

Die Mannschaft spielt demnach seit der Ankunft ihres Top-Transfers weitaus effektiver als normalerweise. Man könnte nun von psychologischen Gründen aufgrund des neuen Superstars ausgehen. Wesentlich wahrscheinlicher ist jedoch, dass Manchester United relativ viel Glück hatte und sich die Werte auf lange Sicht wieder normalisieren werden.

Als Beispiel für diese Glücksträhne betrachten wir den formstarken Anthony Martial. In den Spielen gegen Watford und Bournemouth schoss er zwei wunderschöne Tore. Gegen Watford tanzte er die gesamte Hintermannschaft auf dem Bierdeckel aus und lupfte den Ball über Ben Foster ins Tor.

Gegen Bournemouth lief er parallel zum Strafraum und zirkelte das Spielgerät unnachahmlich in den Winkel. Beide Tore zeugen von Martials unbestrittener Klasse, aber es braucht auch Glück, um derartige Traumtore zu erzielen.

 

Wie Bruno Fernandes andere Spieler bei Manchester United beeinflusst

Neben Fernandes und Anthony Martial ist Mason Greenwood der aktuelle rising Star bei den Red Devils. Der 18-Jährige besticht durch eine unfassbare Abschlussstärke. Vor allem seine Schüsse durch die Beine eines Verteidigers auf das kurze Eck stellen die Premier League Torhüter vor massive Probleme.

Dass in ihm ein kommender Superstar heranwächst, steht vermutlich außer Frage. Trotzdem ist es nur sehr unwahrscheinlich, dass Greenwood diese Abschlussstärke über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten kann. Schafft er das auch nur annährend, sind Torquoten in messiesken Sphären zu erwarten.


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Betrachtet man erneut die oben genannten Spieltage erzielte Greenwood vier Tore bei einem xG-Wert von 0,9. Das bedeutet eine Outperformence von 344%. Von den zehn Spielen seit Fernandes Debut machte er zwei nicht mit.

In den verbleibenden Acht erzielte er insgesamt fünf Tore bei einem xG von 1,4 – ein Plus von 257%. Und auch auf die gesamte Saison sind seine Zahlen mehr als beindruckend. Er kommt auf 9 Tore, obwohl die Statistik nur 3,1 erwartete. Selbst das sind noch 190% mehr Tore als erwartet.

Man muss aber auch dazu sagen, dass er zwar 27 Spiele, aber nur 998 Minuten absolvierte. Und auch hier gilt: Wenig Spielzeit macht eine Outperformance einfacher.

Der andere Spieler, der aktuell neben Greenwood trifft, wie er will, ist Anthony Martial. Auch er schlug seine Statistik an den besagten Spieltagen um 167% und in den ersten zehn mit Fernandes um 106%.

Bruno Fernandes hat bei Manchester United also Stürmer vor sich, die in bestechender Form sind und fast jede Chance verwerten. Das führt wiederrum dazu, dass seine Vorlagenstatistik sehr beeindruckend aussieht.

Die sechs Assists, die er in seinen ersten zehn Spielen erreichen konnte, sind 216% mehr, als die Statistik von ihm erwartete (1,9 xA). Denn Treffen die Stürmer sehr gut, ist es einfacher Vorlagen zu geben.


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Außerdem waren bei seinen ersten sieben Toren drei Elfmetertore dabei. Seine expected Goals ohne Elfmeter lagen nach zehn Spielen bei 2,2. Auch er konnte diesen Wert mit vier tatsächlich erzielten Toren deutlich übertreffen.

Doch 2,2 non-penalty-xG in 843 Spielminuten ist nicht herausragend. Im Vergleich dazu: Der viel gescholtene Jesse Lingard kommt in 890 Premier League Minuten diese Saison auf einen npxG von 1,9.

 

Bruno Fernandes in der Analyse – Fazit: richtig einordnen

Im Großen und Ganzen performen die Stürmer Manchester Uniteds momentan extrem über. Das bedeutet nicht, dass die Mannschaft die geholten Siege nicht verdient hätte.

Nur sind die Ergebnisse in ihrer Deutlichkeit nicht einzig auf die herausragende Klasse des wiedererstarkten Manchester Uniteds zurückzuführen, sondern viel mehr auf eine unfassbare Abschlussstärke, die so nicht aufrechterhalten werden kann.

Bruno Fernandes kann trotzdem das Puzzleteil sein, dass den Red Devils fehlte, wenn er seine überragende Form konservieren kann. Wer derartiges schafft, trägt in der Regel schnell das Prädikat Weltklasse.

Fernandes hat das Potenzial bei United eine Ära zu prägen und er hat eine Mannschaft um sich herum, die zu großem fähig ist. Es bleibt spannend zu beobachten, ob man es in Manchester auch in der kommenden Saison schafft, dieses längst vergessen geglaubte Niveau zu halten.


Dies war ein Gastbeitrag von Moritz Löhn


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Moritz Löhn
Guckt am liebsten alleine Fußball. Stellt ungern Behauptungen über Fußball auf, ohne diese statistisch zu belegen. Außerdem großer Fan von: Call me by your Name, Heute Journal, Der Medicus, Apex Legends und Mio Mio Mate.

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