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Eine Vorschau zur OFC-WM-Qualifikation

Nach EM, Copa America und dem neulich ausgespielten Afrika-Cup 2022 wird sich ab der kommenden Woche ein weiterer Kontinentalverband untereinander messen: Die Oceania Football Confederation (OFC) lädt zur WM-Qualifikation, wenn im alten System zum letzten Mal um nur 0,5 der begehrten WM-Plätze gespielt wird (ab 2026 bekommt Ozeanien 1 1/6 Plätze).

Im Folgenden erscheint ein Ausblick auf dieses interessante Turnier, bei dem sich die kleinsten Länder der Welt auf der größten Fußballbühne präsentieren – einmal in vier Jahren!

 

Zum Modus und Corona

Während die Qualifikation in den meisten Verbänden schon fast beendet ist und 15 der 32 Teilnehmer feststehen, wurde im sportlich kleinsten Kontinentalverband der Welt in den letzten zwei Jahren kein einziges Match bestritten. Neben der WM-Qualifikation messen sich die Länder Ozeaniens normalerweise nur im OFC Nations Cup – dem Äquivalent zur EM. Doch dieser fiel coronabedingt aus, sodass es den meisten Teams an nötiger Spielpraxis fehlt.

Auch die WM-Qualifikation wurde pandemiebedingt dreimal verschoben und es war lange Zeit nicht klar, ob überhaupt ein internationaler Vergleich stattfinden kann. Die Länder Ozeaniens verabschiedeten eine der härtesten Corona-Politiken weltweit, welche Reisen in den Länderspielfenstern strikt untersagten.

In Zusammenarbeit mit der FIFA wählte der OFC nun einen Ort aus, der zwar allen Fußballinteressierten ein Begriff ist, aber den wohl nur die wenigsten auf dem Schirm für Länderspiele Ozeaniens hatten – das Emirat Katar. Somit stellt dieses Event eine erste Probe für den Wüstenstaat dar, da es ein Turnier im kleinen Rahmen geben wird, in dem die Teams in zwei Gruppen mit anschließendem Halbfinale und Finale gegeneinander antreten.

Leider werden nicht alle elf Nationen des OFC nach Katar reisen. Während Amerikanisch-Samoa und Samoa, aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie, schon frühzeitig signalisierten, dass sie keine Mannschaft stellen werden, sollte es ursprünglich zu einem alles entscheidenden Qualifikationsmatch zwischen Tonga und den Cook-Inseln kommen.

Da Tonga jedoch von einem schweren Vulkanausbruch mit anschließenden Tsunamis betroffen ist, der leider mehreren Menschen das Leben kostete und die Südseeinsel vor allem infrastrukturell sehr hart traf, sagte nun das dritte Land seine Teilnahme verständlicherweise ab. Somit wird Rekordspieler Kilifi Uele nicht zu seiner fünften WM-Quali reisen. Als letzter Teilnehmer der „Small Four“ verbleiben somit nur die Cook-Inseln.

 

OFC WM Qualifikation Gruppe A

Der absolute Underdog: Cook-Inseln – “The Green Whites”

Die Cook-Inseln haben wieder einiges an Scoutingkapital genutzt, sodass sich Spieler aus der ganzen Welt das Trikot des 17.500 Einwohner zählenden Inselstaates überstreifen. Mit 13 Legionären (61,9%) stellt das Team die zweitmeisten Spieler aus Übersee nach Neuseeland (87,5%). Dabei konnten einige Spieler aus Neuseelands 1. Liga sowie Australiens 2. und 3. Spielklasse gewonnen werden.

Zwar fügte der Stab rund um den 78-jährigen Alan Taylor den Green Whites viel Qualität hinzu, aber als größtes Problem erweist sich die Tatsache, dass der älteste Trainer des OFC – coronabedingt – die meisten Spieler erst bei der Ankunft in Katar, sprich gestern (10.03), zum ersten Mal trifft. Dies hängt mit den Reiserestriktionen zusammen, sodass das nominell schwächste Team eine weitere hohe Hürde überwinden muss.

Player to watch: Benjamin Mata (Wellington Olympic)

Mata spielte in der Jugend noch für Neuseeland und entschied sich nun für die Cook-Inseln aufzulaufen. Der 23-jährige Innenverteidiger überzeugt durch seine Physis und sein Kopfballspiel. Verantwortung übernimmt der Kapitän des Hauptstadtteams auch offensiv bei Standards, und zwar sowohl als Abnehmer als auch als souveräner Strafstoßschütze. Mit neun Treffern in 21 Partien wurde Mata letzte Saison zum torgefährlichsten Verteidiger in der neuseeländischen Eliteliga gekrönt und gilt als geborener Anführer.

Ausblick:

Dem Team von Alan Taylor wird es völlig am Rhythmus fehlen. Weder der Trainer noch das Team untereinander kennen sich, sodass viel vom Zufall abhängt. Mit den Legionären besteht die Chance nicht allzu hoch zu verlieren und vielleicht gelingt ja nach einem weiten Ball oder einem Standard das ein oder andere Tor. Trotz der deutlich schwächeren Gruppe A wäre ein Punkt ein riesiges Erfolgserlebnis und ein Weiterkommen ein Wunder. Platz 4 und 0 Punkte erscheinen am realistischsten.

Eröffnen wird das OFC-Land mit der geringsten fußballspielenden Bevölkerung (ca. 150) gegen den OFC-Staat mit der größten Fußballbegeisterung – die Salomon-Inseln.

Der Geheimfavorit: Salomon-Inseln – „The Bonitos“

Das Team des spanischen Coaches Felipe Vega-Arango konnte sich zwar ebenfalls nur äußerst spärlich auf das Turnier vorbereiten, aber zumindest wird schon längerfristig trainiert. Vega-Arango ging einen konträren Weg und nominierte keinen Legionär in sein Team.

Alle Spieler spielen in der höchsten Liga ihres Heimatlandes und kennen sich daher sehr gut. Der 142. der FIFA-Weltrangliste gilt somit als Geheimfavorit, der zwar mit vielen talentierten Spielern ausgestattet ist, dessen insgesamte Qualität als Team jedoch aufgrund der fehlenden Spielpraxis kaum eingeschätzt werden kann.

Player to watch: Raphael Le’ai

Der erst 18-jährige Lea’i gilt als größtes Talent Ozeaniens. Er durfte schon Probetrainings in Argentinien, Neuseeland und Australien absolvieren und führte sein Nationalteam nahezu im Alleingang zur U17-WM 2019 in Brasilien.


>>> Lest auch: Raphael Le’ai, das größte Talent Ozeaniens? <<<

 

Lea‘i ist ein unglaublich schneller und technisch starker Stürmer, der nun endlich vor seinem A-Länderspieldebüt steht. An der Seite der auslandserfahrenen Micah Lea’alafa, Gagame Feni und Atkin Kaua wird Lea’i zu den spannendsten Offensivreihen der Qualifikation zählen.

Ausblick:

Rein vom Potential sollten es die Salomon-Inseln locker ins Halbfinale schaffen. Das Team ist gut aufgestellt und hat großartige Talente auf vielen Positionen. Mit einer spektakulären Offensivreihe könnte in der einfachen Gruppe A der Sprung auf Platz 1 gelingen, womit man wohl Neuseeland im Halbfinale aus dem Weg gehen würde.

In einem Spiel ist dann vieles möglich, auch wenn Gruppe B unwahrscheinlich stark besetzt ist. Doch zuerst müssen die Bonitos ihre eigene Gruppe erfolgreich absolvieren, wozu sie zwei Außenseiter schlagen müssen, die in den letzten Jahren ähnliche Wege eingeschlagen haben. Einer davon ist das ebenfalls fußballverrückte Vanuatu.

Die Unerfahrenen: Vanuatu – „The Men in Black and Gold”

Vanuatu hat dieses Jahr einen Kader aufgestellt, bei dem die meisten Spieler zwar im besten Fußballeralter sind, aber kaum internationale Erfahrung mitbringen. Lediglich zwei Spieler bestritten mehr als 10 Länderspiele. Die einst als große Nachwuchstalente gefeierten Joseph Iaruel, Jason Thomas und Bong Kalo wurden von Etienne Mermer gar nicht in den Kader berufen.

Nur Ronaldo Wilkins hat den Sprung von der U20-WM, als Vanuatu zwei sensationelle Spiele gegen Mexiko und Deutschland (beide knapp 3:2 verloren) ablieferte, in die Nationalelf geschafft, wobei auch er seine angestrebte Karriere in Übersee nach zwei kurzen Versuchen aufgeben musste. So kommt ein Team zusammen, das erstmal nur mit sehr wenigen großen Namen auskommt und auch in der Vorbereitung keine Bäume auszureißen scheint.

Player to watch: Mitch Cooper (Hume City)

Einer der zwei Stars ist Mitch Cooper. Der 27-Jährige bestritt schon 39 Spiele in Australiens höchster Spielklasse und entschied sich erst spät in seiner Fußballerkarriere für Vanuatu aufzulaufen. Dennoch bringt der Profi viel Spielintelligenz und Übersicht mit, um entscheidende Situationen für sich lösen zu können. Cooper muss die Spiele an sich reißen und voran gehen, um die Spieler um ihn herum besser zu machen. Auf ihm liegen nahezu alle Hoffnungen, auch weil der Rest des Kaders nicht zur Elite Ozeaniens zählt.

Ausblick:
Vanuatu hat kaum Erfahrung, wenige überregional bekannte Spieler und scheint auf verlorenem Posten bei der Vorbereitung. Lediglich Brian Kaltak (Auckland City FC) und der erwähnte Cooper besitzen eine dem Turnier angemessene fußballerische Klasse. Ein Sieg in der WM-Qualifikation ist daher ähnlich weit entfernt wie Deutschland von der Südsee. Da Gruppe A jedoch recht schwach ist, kann es durchaus sein, dass Vanuatu gegen ein ebenfalls schwaches Tahiti eine Runde weiterkommt. Im Halbfinale sollte dann allerdings Schluss sein.

Ein Team im Wandel: Tahiti – „Toa Aito“

Das Team des Confed-Cup-Teilnehmers von 2013 ist ebenfalls auf dem absteigenden Ast. Tahitis goldene Generation, die das Land fußballerisch lange getragen hat, verabschiedete sich zu großen Teilen in den Ruhestand. Diese vielgefeierten Fußballer eliminierten in der Jugend sensationell das viel stärker eingeschätzte Neuseeland und traten daraufhin bei der U20-WM 2009 in Ägypten an.

Später sorgte der Kern dieser Mannschaft für den noch viel größeren Erfolg des Gewinns des OFC Nations Cup 2012 und löste damit das Ticket zum Confed-Cup 2013. Nun jedoch sind viele Spieler über den Zenit ihrer Karriere.

Es gibt immer noch einige, die erneut im höheren Alter nominiert wurden, aber die Gesamtqualität ließ in den letzten Jahren spürbar nach. Das Team von Samuel Garcia befindet sich im Umbruch und hat kaum Spieler im besten Fußballeralter, sondern hauptsächlich die verdienten Nationalhelden des Confed Cups, welche neben sehr jungen Talenten agieren werden.

In Tahiti vollzieht sich derzeit ein Generationenwechsel, der dem Erfolg des Teams wahrscheinlich im Weg steht. Zudem kann sich Garcia nicht auf die sonst so wichtigen Frankreich-Legionäre verlassen. Lediglich drei Spieler verdienen ihr Geld in unserem Nachbarland, spielen jedoch allesamt in unteren Ligen.

Player to watch: Teaonui Tehau

Einer aus der genannten goldenen Generation ist der heutige Kapitän der Toa Aito – der Eisernen Krieger. Tehau hat eine beeindruckende Quote im Nationaldress, da er in 31 Partien ganze 25 Tore erzielte. Der Außenstürmer ist schnell und hat einen unglaublichen Torriecher, was ihm die Wahl ins OFC Team of the Decade einbrachte.

Tehau ist mit 29 noch vergleichsweise jung und kann das Team sicherlich führen. Ob seine Klasse allein fürs Halbfinale reicht, wird man abwarten müssen.

Ausblick:

Der große Gegner um Platz 2 wird sicher Vanuatu sein, ein Team, was durchaus bezwungen werden kann. Wenn die Legionäre wie Hapipi (Urania Baska Voda, 3.Liga CRO) oder Kaspard (FC Trelissac, 4.Liga FRA) integriert werden können und einschlagen, kann Tahiti sicher einen Halbfinalplatz erreichen. Doch hier gilt das gleiche wie für Vanuatu – dort wird wohl Schluss sein und das liegt an einer enorm stark besetzten Gruppe B.

OFC WM Qualifikation Gruppe B

Der große Favorit: Neuseeland – „The All Whites“

Die „All Whites“ gehen wie jedes Jahr als Top-Favorit ins Rennen. Ganze 21 Legionäre stellt das Team und ist die einzige Mannschaft des OFC, deren Kader mehrere internationale Top-Spieler aufweist. Trainer Danny Hay kann neben seinem erfahrenen IV-Duo vor allem auf viele Akteure aus Europa bauen.

So soll Stefan Marinovic (Hapoel Nof HaGalil) den Kasten sauber halten, Liberato Cacace (FC Empoli) für offensive Flankenläufe sorgen und Joe Bell (Brondby IF) das Mittelfeld organisieren. Der auch hierzulande bekannte Sarpreet Singh (Jahn Regensburg) wird dem Team leider verletzungsbedingt fehlen.

Insgesamt hat Neuseeland auf diesem Level keine gravierende Schwachstelle und kann wohl nur durch die hohe Belastung und das heiße, trockene Klima entscheidend ins Wanken geraten. Neuseeland schaffte es die vergangenen drei Episoden in die WM-Playoffs und besitzt auch dieses Jahr alle Voraussetzungen, um erneut einzuziehen. Dass jedoch in 90 Minuten viel passieren kann, sah das Team im letzten OFC Nations Cup als man im Finale gegen Gastgeber Papua-Neuguinea erst im Elfmeterschießen gewinnen konnte.

Player to watch: Chris Wood (Newcastle United)

Der Topstar der gesamten Konföderation spielt in der englischen Premier League und gehört dort seit vielen Jahren zum Stammpersonal. In bisher 159 Spielen in Englands höchster Spielklasse traf der bullige Mittelstürmer 50 mal ins Schwarze.

Für die neuseeländische Nationalmannschaft fehlt dem im Winter für 30 Millionen Euro zum neureichen Newcastle gewechselten Wood noch ein Treffer, um Rekordtorschütze zu sein. Ein Unterfangen, welches beim diesjährigen Qualifikationsturnier gelingen soll. Chris Wood hat nun auch in der Nationalelf mit Bell und Lewis Spieler hinter sich, die exzellente Vorlagen geben können und gilt neben Kapitän Winston Reid als wichtigster Spieler der All Whites.

Ausblick:

Neuseeland ist der Top-Favorit auf den WM-Playoff-Platz. Selbst die zweite Mannschaft würde um einen Finalplatz in der Konföderation mitspielen und die Mannschaft hat den großen Vorteil, dass sie als einzige internationale Vorbereitungsspiele absolvieren konnte, während alle anderen Teams seit zwei Jahren kein Spiel mehr bestritten.

Sollte nichts Unvorhersehbares dazwischenkommen, werden die All Whites im Sommer um den letzten WM-Platz kämpfen. Als wahrscheinlichste Gegner gelten dort Panama oder Costa Rica. Das Team kann sich nur selbst schlagen, hat dies aber in der Vergangenheit, vor allem im OFC Nations Cup (1:0-Niederlage im Halbfinale gegen Neukaledonien 2012), schon getan und muss sich in der starken Gruppe B und insbesondere in den folgenden „do-or-die“-Spielen in Acht nehmen.

Vor allem auf die Belastungssteuerung wird Trainer Danny Hay ein Hauptaugenmerk legen müssen und dort liegt eine besondere Krux. Aufgrund dessen, dass die WM-Qualifikation nicht komplett in einem Länderspielfenster ausgetragen wird, werden 12 Spieler (vor allem die Europa-Legionäre) erst nach dem 2. Spieltag eintreffen, während 7 (fast alle A-League-Spieler) das Team zu diesem Zeitpunkt wieder verlassen müssen. Dies könnte ein schwerer Schlag für den Rhythmus und den Auftakt sein, den die All Whites gegen Papua-Neuguinea bestreiten.

Der Außenseiter: Papua-Neuguinea – „The Kapuls“

Die Kapuls stellten vor der WM-Qualifikation mit Marcos Gusmao einen alten Bekannten (von 2007-2009 Chefcoach PNG) als neuen Trainer vor. Der Brasilianer nominierte eine sehr erfahrene Elf, die den bevölkerungsreichsten Staat Ozeaniens zum leichten Außenseiter in Gruppe B macht.

Im Team spielen sehr viele Ü30-Spieler und man verfügt über keine Talente in den eigenen Reihen. Dennoch kennt sich das Team aus der heimischen Liga und aus den Vergleichen in der OFC-Championsleague sehr gut, was sicher einen Vorteil darstellen wird.

Papua-Neuguinea nominierte nur drei Legionäre, hat jedoch mit Alwin Komolong (früher Stuttgarter Kickers), Raymond Gunemba (früher Hamilton Wanderers) oder Michael Foster (früher Geelong SC) viele international erfahrene Akteure im Kader. Die Frage wird sein, wie eine so erfahrene Elf (Durchschnittsalter 28,0) die hohen Belastungen des Turniers verkraftet.

Player to watch: David Browne (HJK Helsinki)

Das einst größte Talent Papua-Neuguineas ist nun im besten Fußballeralter und Stammspieler beim Meister Finnlands. Offensiv ruhen daher fast alle Hoffnungen auf Browne.

Der schnelle und dribbelstarke Linksfuß kann den Flügel auf beiden Seiten besetzen und stellt gegnerische Verteidiger auch durch seine Technik immer wieder vor große Probleme. Browne wird in der Nationalelf zudem auch immer wieder einrücken und die Mittelstürmerrolle besetzen, von der aus er deutlich torgefährlicher ist.

Ausblick:

Papua-Neuguinea hat zu viele Spieler im hohen Fußballeralter und keinerlei junge Talente. Das macht das Team von Marcos Gusmao zum Außenseiter in der starken Gruppe B.

Zwar sind mit Gunemba, den Komolong-Brüdern, Warisan, Muta und Foster viele Akteure mit individueller Klasse im Kader, aber es fehlt an jungen, spritzigen Spielern, die auch bei drei Spielen in sieben Tagen über 90 Minuten ein hohes Tempo gehen können. Der wahrscheinlichste Platz ist der vierte, aber vielleicht überrascht PNG als Team und schafft es ins Halbfinale. Dazu müssten sie jedoch zuerst ein noch erfahreneres Team besiegen – Neukaledonien.

Der erste Herausforderer: Neukaledonien – Les Cagous

Die Cagous sind dieses Jahr der größte Herausforderer Neuseelands. Das Team von Dominique Wacalie besitzt zwar den höchsten Altersdurchschnitt aller Mannschaften (28,3), verteilt diesen jedoch besser als PNG und ist nicht allein von sehr erfahrenen Akteuren abhängig.

So stellen sie zwar mit Kapitän Bertrand Kai (38) den ältesten Akteur des Turniers, der vor der Teilnahme an seiner vierten WM-Qualifikation steht, verfügen aber gleichzeitig mit Joris Kenon und Titouan Richard über vielversprechende Talente.

Wichtig wird zudem sein, wie die erfahrenen Spieler mit dem Druck umgehen. Die etwas in die Jahre gekommenen George Gope-Fenepej (US Concarneau, 3. FRA) sowie Cesar Lolohea (UA Cognac, 5. FRA) spielten jahrelang in den französischen Profiligen und werden für den Erfolg des Teams entscheidend sein.

Der Nukleus der Cagous bildet sich jedoch aus Spielern von Hienghene Sport, einem Team, welches völlig überraschend die letzte OFC-Championsleague gewann.

Player to watch: Wesley Lautoa (Vereinslos)

Der Gewinn Wesley Lautoas für dieses Turnier lässt sich für Neukaledonien gar nicht hoch genug einschätzen. Der Innenverteidiger, der auf 222 Spiele in Frankreichs 1.Liga zurückblicken kann, wird der Abwehr eine unglaubliche Stabilität verleihen.

Er erscheint nominell als einziger Akteur, welcher dem Spiel eines Chris Wood gewachsen sein könnte. Dennoch steht Lautoa trotz seiner 34 Jahre vor seinem Länderspieldebüt, womit seine Karriere sehr der von Marama Vahirua (Tahiti) ähnelt. Leider spielen viele Spieler, die ihren Durchbruch in Europa schaffen, nicht für die Nationalteams Ozeaniens.

Nun da Lautoa vereinslos ist und auf eine lange Karriere zurückblicken kann, entschied er sich doch noch einmal für Neukaledonien aufzulaufen. Eine Entscheidung, die man sich auch sehnlichst vom jungen Koba Koindredi (FC Valencia) gewünscht hätte.

Ausblick:

Neukaledonien ist das auf dem Papier zweitstärkste Team der Qualifikation, womit jedoch die Gruppenphase keinesfalls sicher überstanden ist. Die Cagous werden vor allem in den Partien gegen Papua-Neuguinea und Fidschi unwahrscheinlich aufpassen müssen, um nicht vorzeitig aus dem Turnier auszuscheiden.

Im Halbfinale kann jeder aus Gruppe A besiegt werden und im Finale ist dann alles möglich. Als größter Vorteil kann angesehen werden, dass sie sowohl in der Offensive als auch in der Defensive sehr gut besetzt sind und somit ein ausgeglichenes Team stellen.

Mit Koindredi und Jeno hätte man sich sicher sogar Chancen gegen Neuseeland ausrechnen können, aber so muss das Team auf eine eigene Top-Leistung und ein Schwächeln des großen Favoriten bauen.

Das Überraschungsteam: Fidschi – „The Bula Boys“

Das letzte vorzustellende Team ist Fidschi, was einen ganz ähnlichen Weg wie die Salomon-Inseln geht und fast ausschließlich Spieler aus der eigenen Liga nominierte. Der Kader ist ausgewogen und birgt mit dem erst 17-jährigen Nabil Begg oder dem heimischen Torschützenkönig Sairusi Nalaubu viel Überraschungspotential. Dennoch besitzt das Team nur zwei wirkliche Stars und einer davon sitzt auf der Bank.

Der mittlerweile 75-jährige Fleming Serritslev ist nicht nur der meistgereiste Trainer der gesamten Konföderation, sondern kann auch auf viele Erfolge zurückblicken. Der größte ist sicher das Finale des OFC Nations Cup 2016, als er mit Papua-Neuguinea, die vor dem Turnier als klarer Außenseiter galten, völlig überraschend ins Finale vorstieß und dort erst im Elfmeterschießen dem großen Favoriten Neuseeland unterlag.

Der Däne hatte dabei bis zum stolzen Alter von 61 Jahren eine recht geregelte Spieler- und Trainerkarriere erlebt, die ihn nie außerhalb seines Heimatlandes führte. Doch dann nahm er ein Angebot des nigerianischen Erstligisten Nasarawa United an und coachte seither mit Stationen in Armenien, Iran und Papua-Neuguinea auf vier Kontinenten.

Serritslev wird sein Team auch in diesem Jahr wieder zu Höchstleistungen antreiben und gilt als bester Coach des OFC.

Player to watch: Roy Krishna (ATK Mohun Bagan)

Der andere Star im Team ist der Kapitän Roy Krishna. Dieser gehört seit vielen Jahren zum Stammpersonal der Bula Boys und fungiert nun auch als deren Kapitän. Der Mittelstürmer ist trotz seiner 34 Jahre noch sehr schnell und wendig und gehört mit seiner Technik zu den besten Spielern Ozeaniens der letzten Dekade.

Der abschlussstarke Fidschianer spielte lange Jahre als Profi in Neuseeland und entschied sich erst im Karriereherbst als 31-Jähriger zum Wechsel nach Indien. Viele Inder kamen zwischen 1879 und 1916 als Kontraktarbeiter auf die Fidschi-Inseln, sodass enge Beziehungen zwischen beiden Ländern bestehen und über 50% der Bevölkerung indische Vorfahren besitzen.

Im Land seiner Vorfahren gehört Roy Krishna zu den absoluten Stars der Liga und gewann in den letzten beiden Saisons die Torjägerkrone und 2020 die Meisterschaft mit seinem Team. Auch in der anstehenden WM-Qualifikation hat er die Qualität gegen die guten Defensivreihen von Neuseeland und Neukaledonien zu bestehen.

Ausblick:

Das Team besitzt keine klaren Schwachstellen und hat vorn mit Roy Krishna den zweitbesten Stürmer des Turniers in seinen Reihen. Sollte es Serritslev zudem wie in Papua-Neuguinea gelingen, eine stabile Defensive aufzubauen, so kann es sehr weit gehen für Fidschi.

Der Erfolg der Bula Boys steht und fällt mit den zwei Partien gegen Neukaledonien und PNG. Sollten diese gewonnen werden, kann im Halbfinale auch der Vertreter der Gruppe A ausgeschaltet werden und dann wäre im Finale vieles möglich.

OFC WM Qualifikation: Zusammenfassung

Auch wenn Neuseeland dieses Jahr wieder der große Favorit auf den Playoff-Platz ist, so haben die Länder Ozeaniens in jedem Fall aufgeholt. Fast jedes Team besitzt einen oder mehrere starke Spieler, die durch eine Einzelaktion, Spiele entscheiden können. Besonders durch das heiße Klima und die hohe Belastung mit fünf Spielen in zwölf Tagen kann Neuseeland schwächeln und ist in einem Spiel sicher schlagbar.

Wer also, trotz unbekannten Nationen und dem Spielort Katar, zuschalten möchte, kann hier Fußball in seiner Kernform erleben. Sicher werden sich viele über die mangelnde Qualität aufregen oder gar lustig machen, aber nichtsdestotrotz werden Kampf, Wille und Leidenschaft zu sehen sein.

Denn auch wenn unbekannte Akteure und nur wenige Stars das Feld betreten, ist für spannende Spiele, in denen jeder alles gibt, gesorgt, denn dies ist die große Chance der OFC-Nationen sich der Welt zu präsentieren – einmal in vier Jahren!

Eric Hielscher
Feiert hier hin und wieder ein paar Cameo-Auftritte über die exotischsten Themen. Seit 2011 Datenscout für Neuseeland und Ozeanien bei transfermarkt.de. Aus dem Erzgebirge kommend, lila-weißes Blut durch die Adern strömend, wurde ich mit 13 Jahren Schiedsrichter beim FCE.

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