Nach den enttäuschenden siebten Plätzen 2009-2010 und 2010-2011 führte Antonio Conte Juventus wieder zurück an die Spitze des italienischen Fußballs. Unter Conte wurden die Turiner drei mal in Serie Meister und holten Scudetto Nr. 28, 29 und 30, auch wenn sich die Juventini hier gerne Mal verzählen und lieber von 32 sprechen.
2011-2012 war besonders beeindruckend, weil Juve die Saison ungeschlagen auf Platz 1 beendete, 2013-2014 hingegen musste sich Juventus zwar in Florenz und später auch in Neapel geschlagen geben, für einen neuen Punkterekord reichte es aber dennoch. Mit 102 Punkten wurde die alte Dame erneut überlegen Meister und ist damit auch logischer Titelfavorit in der Saison 2014-2015.
Diesen Sommer verstärkte sich Juventus mit Real Madrids Alvaro Morata, mit Udineses Roberto Pereyra, mit dem italienischen Nationalteamspieler Romulo und mit Patrice Evra, der ablösefrei von Manchester United kommt.
Außerdem wurde mit dem jungen Kingsley Coman ein interessanter Perspektivspieler ablösefrei von Paris St. Germain geholt. Mit Vucinic, Peluso und Quagliarella wurde man eher Altlasten los und auch Mauricio Islas Abgang zu den Queens Park Rangers wird nicht sonderlich schmerzen.
Entscheidender als die getätigten Transfers sind jedoch die, die nicht getätigt wurden: nach einer Vielzahl an Gerüchten sieht es nämlich so aus als würden sowohl Paul Pogba als auch der von Manchester United gejagte Arturo Vidal bei den Bianconeri bleiben.
Die Mannschaft hat sich also gezielt verstärkt und konnte ihre Stars halten. Demnach spricht wieder alles für Juventus. Lediglich ein Fragezeichen bleibt durch den Rücktritt von Antonio Conte.
Wird sein Nachfolger Massimiliano Allegri genauso erfolgreich sein? Die Fans von Juve haben ihre Zweifel, die meisten standen der Verpflichtung von Allegri von Beginn an sehr kritisch gegenüber.
Zwar gewann Allegri mit Milan einen Scudetto, danach leistete er aber nicht mehr viel und wurde während der letzten Saison zu Recht entlassen. Contes Nachfolger wird nun neben dem altbekannten 3-5-2 hauptsächlich ein 4-3-1-2 spielen, wobei für dieses System möglicherweise der richtige Mann für die Position im offensiven Mittelfeld fehlt.
Der eher dynamische Claudio Marchisio ist hier noch die beste Lösung, allerdings alles andere als ideal. Sollte diese Systemumstellung nicht klappen, könnte Max Allegri aber jederzeit auf das so erfolgreiche 3-5-2 der vergangenen Jahre umstellen.
Aufgrund der souveränen Meistertitel in den letzten drei Saisonen und der unverändert hohen Qualität im Kader bleibt der neue Trainer jedoch das einzige Argument, das gegen einen neuen Meistertitel für Juventus spricht.
Der größte Konkurrent um den Meistertitel ist wohl erneut die Roma. Die AS Roma, das war die große Überraschung der vergangenen Saison.
Unter Rudi Garcia erwischte der Hauptstadtklub sofort einen super Start und gewann gleich die ersten 10 Spiele in Serie. Im Frühjahr folgte dann nochmal eine Phase mit 8 gewonnenen Partien in Folge.
Mit 85 Punkten und Platz 2 war es eine überaus erfolgreiche Saison für die Roma, dennoch war Juventus insgesamt einfach zu stark und fehlerlos.
Am Mercato tat sich allerdings wieder einiges in Rom: Nachdem Sportdirektor Walter Sabatini schon letzte Saison mit Marquinhos und Lamela zwei Stars verkaufte und damit hohe Transfergewinne erzielte, wurde jetzt Abwehrchef Mehdi Benatia an Bayern München verkauft. Ein schwerwiegender Abgang, der durch Kostas Manolas und Davide Astori ersetzt werden soll.
Die Roma investierte aber auch einiges, so wurde Juan Iturbe für 22 Mio. € von Hellas Verona geholt und ist damit der teuerste Transfer der Serie A in diesem Sommer. Weiters wurde Salih Ucan ausgeliehen, Ashley Cole kam gratis von Chelsea und Keita und Emanuelson wurden ablösefrei geholt um den Kader zu verbreitern.
Die Roma ist dadurch für die Doppelbelastung mit der Champions League gerüstet und hat nun einen ziemlich interessanten Kader. Fraglich ist aber ob die Abwehr – letzte Saison mit nur 25 Gegentoren noch das Prunkstück Garcias – nach dem Abgang von Mehdi Benatia weiterhin so stark bleibt.
Astori besitzt wohl nicht die nötige Qualität um Benatia zu ersetzen, Manolas dagegen hat mehr Potential, ist aber neu in der Liga und braucht eventuell noch Zeit.
Wirklich sehen lassen kann sich aber die gesamte Offensive der Roma: Für die drei Positionen im Mittelfeld gibt es mit De Rossi, Pjanic, Strootman, Nainggolan und Salih Ucan einige Spieler mit hoher Qualität. Nainggolan wurde nach einem sehr starken Frühjahr in Rom nun fix verpflichtet, wenn allerdings Strootman nach seinem Kreuzbandriss wieder fit ist, wird Nainggolan wohl auf die Bank müssen.
Auch der talentierte Ucan, der letzten Sommer bei der U20 WM überzeugen konnte, wird dort Platz nehmen müssen. Auch im Angriff hat die Roma mit Totti, Destro, Gervinho, Iturbe, Ljajic und Florenzi einige, ja fast zu viele, Optionen.
Gegenüber der letzten Saison gibt es hier auch noch etwas Steigerungspotential, denn mit Iturbe kommt ein sehr interessanter Spieler zur Mannschaft dazu und Mattia Destro bleibt diese Saison hoffentlich verletzungsfrei.
Zudem experimentierte Rudi Garcia letzte Saison teilweise mit einem extrem variablen Angriff, was allerdings zunächst eher mäßig funktionierte, aber bei mehr Eingespieltheit sicher unangenehm zu verteidigen ist. Auch die Roma konnte in der Vorbereitung nicht so ganz überzeugen, dennoch sind die Giallorossi sicher der größte Konkurrent für Juventus.
Ebenfalls gerne um den Scudetto mitspielen würde die SSC Napoli. Napoli landete letztes Jahr noch auf Platz 3, was immerhin einen Platz im Champions League Play-Off brachte. Die Fans waren mit dieser Platzierung auch durchaus zufrieden, da in Napoli einiges umgekrempelt wurde.
Mit Rafa Benitez und dem Abgang von Edinson Cavani kamen einige Veränderungen, weshalb die Fans der Mannschaft auch Zeit gaben. Heuer dagegen ist man schon mutiger, im Titelkampf soll Napoli dabei sein.
Die Saison begann allerdings ganz schlecht für Napoli, denn nach einem 1-1 daheim schied man mit einer 3-1 Niederlage in Bilbao im Champions League Play Off aus und muss nun wieder in die Europa League.
Dabei zeigten sich deutlich Schwächen in der Defensive von Napoli, die mit Kalidou Koulibaly von KRC Genk womöglich nur unzureichend verstärkt wurde. Neben Koulibaly wurden lediglich Jonathan De Guzman und Michu verpflichtet, Spieler wie Javier Mascherano, Marouane Fellaini oder Christoph Kramer konnte Sportdirektor Bigon nicht nach Neapel holen.
Bei Napoli wird es daher interessant zu sehen, wie viel Potential noch in der Mannschaft steckt und inwiefern Rafa Benitez dies auch ausschöpfen kann. Denn die Neuzugänge machen zwar durchaus Sinn, tragen jedoch eher wenig zur Erhöhung der Qualität der Mannschaft bei.
Einen weitaus stärkeren Mercato legte da schon Inter hin. Inter steckte zuletzt in der Krise. Diese Krise gibt es zirka seit man das Triple gewonnen und Jose Mourinho den Verein verlassen hat.
Gefühlt seit damals steckt die Mannschaft auch im Umbruch, der langsam auch wirklich vollzogen wurde. Die aktuellen Neuzugänge sind bis auf Dodo, der von der Roma ausgeliehen wurde, zwar nicht gerade jung, können der Mannschaft aber sportlich sicher weiterhelfen: Nemanja Vidic kam ablösefrei, Dani Osvaldo und Yann M’Vila wurden ausgeliehen und Gary Medel kam nach langen Verhandlungen für 8 Mio. € von Cardiff.
Beim International Champions Cup in den USA machte Inter bereits einen sehr starken Eindruck, die Defensive stand sicher und zudem überraschte Mazzarris Team phasenweise mit starken Pressing.
In den USA fehlten sogar noch M’Vila und Medel, die Walter Mazzarri sehr liegen könnten. Man denke nur an das Schweizer Duo Behrami Inler, welches er in Napoli hatte. Eine Doppelsechs mit M’Vila und Medel würde Mazzarri daher sicher gefallen, jedoch stehen im Mittelfeld noch Hernanes und Kovacic zur Verfügung.
Kovacic ist ein Spieler mit unglaublich großem Potential, welches er in Mazzarris System leider nur unzureichend abrufen kann. Da aber Mazzarri bei seiner Vertragsverlängerung übereinstimmen musste mehr auf die Jugend zu setzen, sollte Matteo Kovacic aber nun endlich einen Stammplatz haben – gemeinsam mit Hernanes und einem aus Medel und M‘Vila.
Im Tor steht mit Samir Handanovic der womöglich stärkste Torhüter der Liga, die 3er-Abwehr um Vidic, Ranocchia und Juan Jesus kann sich wirklich sehen lassen, die Wing-Backs Nagatomo und Jonathan zählten schon letzte Saison zu den besten der Serie A, das zentrale Mittelfeld bietet einige, interessante Möglichkeiten und die argentinische Doppelspitze Icardi-Palacio hat auch ordentlich Qualität, sofern endlich mal beide fit sind – und wenn nicht gibt es mit Osvaldo heuer einen sehr guten Back-Up.
Inters Kader hat eine hohe Qualität und wie die Vorbereitung zeigte, scheint Mazzarris System nun besser zu funktionieren. So könnte Inter sicherlich eine der Überraschungen der kommenden Saison sein und wieder in die Champions League zurückkehren.
Nach ein paar Jahren in der Mittelmäßigkeit führte Vincenzo Montella die Fiorentina zuletzt zwei Mal in Serie A auf Platz 4. Natürlich würde man auch in Florenz gerne Champions League spielen, einfach wird dies aber nicht.
Die Transferzeit verlief in Florenz eher ereignislos, geredet und geschrieben wurde fast ausschließlich über Juan Cuadrado. Der kolumbianische Flügeldribbler war mir 11 Toren nach Giuseppe Rossi zweitbester Torschütze des Teams und auch seine guten Leistungen bei der Weltmeisterschaft lockte internationale Topklubs.
Barcelona, Bayern München und Manchester United wurden immer wieder genannt, am Ende sieht es nun so aus als würde Cuadrado der Fiorentina erhalten bleiben.
Neu zur Fiorentina kam der 30-jährige argentinische WM-Teilnehmer Jose Maria Basanta, der junge Australier Joshua Brillante – der wie schon Romas Ucan bei der letzten U20 WM auffällig wurde – und Marko Marin.
Andere Spieler, die neu in der Mannschaft sind, sollten aber eine weitaus größere Rolle spielen: Giuseppe Rossi und Mario Gomez sind gefühlte Neuzugänge. Beide waren letzte Saison lange verletzt und verpassten dadurch letztendlich auch die WM in Brasilien, in fittem Zustand sind die beiden allerdings ein unglaublich starkes Sturmduo.
Falls sich einer der beiden Stars erneut verletzten sollte, dann könnte Federico Bernardeschi einspringen. Bernardeschi war letzte Saison an Crotone verliehen und konnte dort, gemeinsam mit einigen anderen talentierten Leihspielern, groß aufspielen.
Der Rechtsaußen aus Carrara gilt derzeit als eine der größten italienischen Nachwuchshoffnungen und bekommt folgerichtig auch seine Chance sich bei seinem Stammverein in Florenz zu beweisen.
Ohne Stürmerstar steht derzeit Milan da. Mario Balotelli wurde verkauft, Nachfolger wurde allerdings noch keiner gefunden. Aber nicht nur deswegen steht Milan erneut vor einer sehr schwierigen Saison.
Nach einem enttäuschenden achten Platz wäre wohl mehr nötig gewesen als die Transfers von Diego Lopez, Alex und Menez – alle drei kamen ablösefrei – sowie die Leihe ohne Kaufoption von Pablo Armero.
Der insgesamt nicht berauschende Kader, mit dem auch Clarence Seedorf scheinbar unzufrieden war, muss nun aufgrund der finanziellen Probleme des Vereins großteils von Pippo Inzaghi übernommen werden. Alleine die Tatsache, dass Sulley Muntari in der Vorbereitung aufgrund von Montolivos Verletzung teilweise der Kapitän war, zeigt wie tief Milan gesunken ist.
Es wird deshalb von Pippo Inzaghi abhängen das Optimum aus diesem Kader rauszuholen. Inzaghis Erfahrung als Trainer ist allerdings ziemlich bescheiden, lediglich die Primavera, also Milans B-Elf, trainierte er vorher.
Immerhin gewann er mit dieser auch das renommierte Torneo di Viareggio, doch schon bei Andrea Stramaccioni, der mit Inters Primavera die NextGen Series gewinnen konnte, zeigte sich, wie schwer der Schritt von der Primavera in die Serie A ist.
Die finanzielle Situation und die internen Probleme, man denke an den Konflikt zwischen Galliani und Barbara Berlusconi, machen es auch nicht unbedingt leichter für Inzaghi. Insgesamt also schwere Voraussetzungen für Inzaghi, der als Spieler für Milan unzählige Tore erzielte und als Trainer gerne ebenso erfolgreich wäre.
Lazio, Torino und Parma, das könnte eher die Kragenweite von Milan sein als Juventus, Roma und Napoli. Lazio würde gerne wieder international spielen, Parma dagegen qualifizierte sich eigentlich auch für die Europa League, durfte aber aufgrund von finanziellen Ungereimtheiten nicht antreten und verlor den Startplatz an Torino.
Lazio konnte sich mit Basta, De Vrij, Gentiletti und Parolo gezielt gut verstärken und behält den Großteil der Mannschaft bei. Vielleicht wäre aber etwas neuer Schwung in der Mannschaft gar nicht verkehrt gewesen. Sorgen bereitet allerdings die Fitness von Miro Klose, von dem in der Offensive viel abhängt.
Die neu gebildete Abwehr aus Radu und den Neuzugängen Dusan Basta, Stefan De Vrij und Santiago Gentiletti, Copa Libertadores-Sieger mit San Lorenzo, könnte auch noch etwas Zeit benötigen.
Torino wird es schwer haben die Sensation der letzten Saison zu wiederholen, da man nun die Doppelbelastung Europa League hat und zudem Ciro Immobile, Torschützenkönig der letzten Saison, an Borussia Dortmund verkaufte.
Mit Fabio Quagliarella hat man bei Torino aber einen interessanten Ersatzmann geholt, der möglicherweise wieder zu alter Stärke zurückfindet. Parmas Startelf ist ebenfalls zu einem Großteil gleichgeblieben, ein erneuter sechster Platz ist Donadonis Teams allerdings nur schwer zuzutrauen und es könnte sowohl Torino als auch Parma wieder passieren im Mittelfeld zu versinken.
Im Mittelfeld und im Abstiegskampf der Serie A wird es wahrscheinlich gewohnt eng zugehen. Eine der interessantesten Mannschaften wird hier wohl Cagliari sein. Das liegt vor allem am neuen Trainer: Zdenek Zeman.
Die tschechische Trainerlegende ist zurück in der Serie A und wird auch in Cagliari das tun, was er immer tut: Die Fans mit totalem Offensivfußball begeistern.
Talenten wie Nicola Murru, Lorenzo Crisetig oder Samuele Longo könnte er eventuell zum Durchbruch verhelfen und im Angriff steckt auch in Marco Sau, den Zeman schon in der Lega Pro bei Foggia trainierte, und dem Kolumbianer Victor Ibarbo großes Potential.
Und da der umstrittene und für häufige Trainerentlassungen bekannte Massimo Cellino den Verein mittlerweile verkauft hat ist es auch gut möglich, dass Zeman bis zu Saisonende bleiben darf.
Die Liga hat Massimo Cellino zwar verloren, dafür ist Zamparini und sein Palermo zurück. Zamparini ist ohnehin noch eine deutlich verrücktere Version von Cellino mit höherem Trainer pro Saison Verbrauch.
Palermo hat zwar sicherlich Potential, doch bei der üblichen Unruhe bei Zamparini wird es der einzige Vertreter Siziliens in der Serie A schwer haben.
Neben Palermo sind auch noch Cesena und Empoli aufgestiegen, wobei dem Kader nach wohl einzig Palermo das Zeug für den Klassenerhalt hat.
Während letzte Saison Aufsteiger Livorno noch unzählige Spieler von Inter auslieh und sich auch Sassuolo mit interessanten jungen Spielern verstärkte, ist bei Cesena und Empoli der Kader ziemlich gleich geblieben. Ob die nötige Qualität für die Serie A vorhanden ist, ist allerdings fraglich.