Dass die Schweizer Nationalmannschaft einigermaßen überraschend das Achtelfinale erreichte, lag nicht zuletzt an Yann Sommer. Der Gladbach-Keeper spielt eine überragende Weltmeisterschaft und avancierte zum Leistungsträger der Eidgenossen. Ihm widmen wir unser heutiges Porträt.
Die Fußstapfen, in die der damals 25-Jährige treten musste waren enorm: Marc-Andre ter Stegen verließ die Fohlen gen Barcelona und damit ging auch eines der damals größten Talente auf der Position. Yann Sommer kam mit der Empfehlung von 176 Spielen im Basler Trikot an den Niederrhein. Dabei spielte er 65 Partien zu Null und kam bereits 14 Mal in der Königsklasse zum Einsatz.
In jungen Jahren bei seinen Leihstationen FC Vaduz und Grasshopper Zürich deutete sich bereits an, dass da etwas Besonderes heranwachsen kann. Mit 19 debütierte er erstmals in der Super League, der höchsten Schweizer Liga. Damals noch für den in Liechtenstein ansässigen FC Vaduz. Aufgrund seiner großartigen Leistungen und weil sich Stammkeeper Franco Costanzo verletzte holte ihn Basel im Winter 2009 wieder zurück.
Hier kam er auch sofort in den ersten sechs Spieltagen zum Einsatz in denen er und sein Team nur einmal verlor. Nach der Genesung Costanzos musste Sommer wieder den Platz auf der Bank einnehmen. So bitter kann das Leben als Jung-Keeper manchmal sein.
Ein letztes Mal sollte er wieder ausgeliehen werden. Bei Grasshoppers Zürich spielte er eine ganze Saison lang durch, dabei elf Spiele zu Null. Im kommenden Jahr gelang ihm bei seinem Heimatclub noch immer nicht der endgültige Durchbruch.
Erst zur Saison 2011/12, als sich der Verein von Costanzo trennte, war Sommer parat und gab den Platz im Tor nicht nochmal her. Bis zur Saison 2013/14 war er der Rückhalt schlechthin für die Baseler.
In den folgenden Jahren wurden Sommers Leistungen immer konstanter und er entwickelte sich zu einem der besten Keeper der Bundesliga. Auch auf internationaler Bühne brillierte er in seinen 26 Einsätzen in CL und EL.
Sein Torwartspiel ist dabei „typisch Schweizerisch“. Generell brachten die Eidgenossen im letzten Jahrzehnt einige talentierte und in ihrer Ausbildung komplette Torhüter hervor. Angefangen bei Diego Benaglio bis hin zur aktuellen Generation Bürki, Hitz und eben Sommer.
Ausgebildet werden sie alle auf Nationalmannschaftsebene von Patrick Foletti. Der legendäre Torwarttrainer achtet bei der Ausbildung seiner Schützlinge besonders auf eine saubere Ausführung der Aktionen. Sommer hat dies vielleicht am besten verinnerlicht. Sein Linienspiel ist sehr gut. Er weiß seine Position je nach Lokalität des Schusses clever anzupassen, insbesondere wenn ihm mehrere Spieler im Sichtfeld stehen.
Vielfach stellt er sich dann auf Lücke, was dank seiner schnellen Fußarbeit enorm schnell angepasst werden kann. An seiner Grundstellung kann man ebenfalls die Einflüsse Folettis sehen. Sommer richtet seinen Körperschwerpunkt immer nach unten aus, geht beinahe in die Hocke. Dies hat zur Folge, dass er schnell am Boden ist. Flache Schüsse neben den Körper pariert der Gladbach-Profi nahezu ohne Probleme. Diese bekommt er nur, wenn der Stürmer bewusst den Tunnel durch die Beine sucht und der 29-Jährige sein Knie zu spät herunterbekommt.
Ansonsten ist Sommer was die Absprungtechnik und die Explosivität anbetrifft überdurchschnittlich stark. Vermutlich muss er auch in dieser Hinsicht so gut sein, da er für einen Keeper mit 1,83m Körpergröße ziemlich klein gewachsen ist. Hätte der Schweizer nicht diese nahezu makellose Torhütertechnik, wäre er vermutlich nicht einer der 20 besten Keeper der Welt.
Diese Qualitäten bewies er einmal mehr eindrucksvoll bei der WM, als er gegen Brasilien und Costa Rica wichtige Punkte für das Weiterkommen festhielt.
Im Achtelfinale gegen die Schweden reichten Sommers Fähigkeiten aus Schweizer-Sicht leider nicht für ein Weiterkommen.
Nichtsdestotrotz war der Gladbacher eine der positiven Torhüter-Erscheinungen der WM. Vielleicht hat er sich damit für höhere Aufgaben empfohlen. Liverpool sucht ja noch einen Keeper…
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