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Chelsea-Neuzugang Édouard Mendy: Auf den Spuren von Petr Čech

Der Wechsel von Édouard Mendy zu Chelsea sorgte im Spätsommer diesen Jahres für reichlich Aufsehen. Der Transfer stellte den Sargnagel für Kepa Arrizabalagas Zeit an der Stamford Bridge dar, welcher sich als das teuerste Missverständnis der jüngeren Torhütergeschichte entpuppte.

Spielte Kepa in seiner Debütsaison unter Maurizio Sarri noch solide und avancierte in wichtigen Situationen wie beim Halbfinal-Rückspiel der Europa League gegen Eintracht Frankfurt zum Matchwinner, zeigte seine Leistungskurve spätestens unter Frank Lampard rapide bergab.

Bei Chelsea erhofft man sich von Édouard Mendy mehr Konstanz. Dem Vernehmen nach soll sich Vereinslegende Petr Čech intern für den Senegalesen ausgesprochen und für ihn geworben haben.

 

Chelsea-Keeper Édouard Mendy: Kein Ausnahmetalent

Auf den ersten Blick ist der 28-Jährige anders als Jan Oblak, André Onana oder Marc-André ter Stegen, die im letzten Sommer ebenfalls mit den Blues in Verbindung gebracht worden, kein Ausnahmekeeper.

Erst mit 24 Jahren unterschrieb er seinen ersten Profivertrag. In diesem Alter war Kepa bereits der teuerste Torhüter der Welt. Zuvor war Mendy noch zweiter Keeper in der Reservemannschaft von Olympique Marseille gewesen und auch in einer Nachwuchsakademie spielte der in Montivilliers geborene Schlussmann nie.

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Der Wechsel nach Reims im Sommer 2016 sollte für ihn die Initialzündung für einen rasanten Karrieresprung sein.

Beim damaligen Zweitligisten trat Mendy abermals in die Rolle des Ersatzkeepers. In seiner ersten Profisaison kam er lediglich auf acht Ligaeinsätze, ehe er in der Saison darauf zur Nummer 1 und zum Leistungsträger der Aufstiegsmannschaft reifte.

In der Ligue 1 wusste der Senegalese dann mit ebenso soliden Leistungen aufzufallen: Zwar kassierte er in 38 Spielen 42 Gegentreffer, doch 14 Spiele ohne Gegentor deuteten bereits an, dass er zu Höherem berufen sein könnte.

Dies sah man bei Stade Rennes ähnlich und verpflichtete den damals 27-Jährigen zum Schnäppchenpreis von 9,70 Mio. Euro.

In der Bretagne war Édouard Mendy Teil der zweitbesten Defensive der Ligue 1 und wehrte 78,4% aller Schüsse ab. Darüber hinaus verhinderte er 1,7 Tore mehr als der Durchschnittskeeper. Statistisch betrachtet ist der Schlussmann also ein sehr fähiger Shot Stopper.

Doch gerade im Torwartspiel können Statistiken nur bedingt Aufklärung über die Stärken und Schwächen eines Goalies bieten. Der sogenannte „Eye Test“ ist hier nicht zu unterschätzen.

 

Chelsea Neuzugang Édouard Mendy in der Analyse

Wie in den erwähnten Zahlen suggeriert, liegen die größten Stärken Mendys eindeutig auf der Linie. Und zwar weniger in Reflexen als in der Positionierung und seinem Raumgefühl bei Schüssen im und um den Strafraum.

Oftmals sieht man, wie Mendy sich entweder nach vorn bewegt, um dem Stürmer Druck zu geben bzw. den Winkel zu verkürzen. Oder aber er setzt sich frühzeitig nach hinten ab, sobald er sieht, dass er eine Flanke nicht abfangen kann.

Letzteres ist insofern wichtig, als dass er dadurch mehr Reaktionszeit gewinnt und sich besser auf den Schuss vorbereiten kann. Seine gute Positionierung und sein Gespür für Distanzen sind der Grund, weshalb der Chelsea-Neuzugang in der Vergangenheit relativ wenige Gegentreffer aus der Distanz kassierte.

Er positioniert sich stets ein bis zwei Schritte vor der Linie. Zum einen, weil er dadurch gegebenenfalls aktiv werden und aus seinem Tor stürmen kann. Zum anderen, weil er so auf Distanzschüsse vorbereitet ist.

Viele Torhüter wie zum Beispiel Ederson oder Alisson sind hier zwar grundsätzlich aktiver, um Pässe hinter die Kette oder Steckpässe abzufangen, doch dadurch wird ihnen auch die Reaktionszeit bei Distanzschüssen genommen. Selbst bei abgefälschten Schüssen oder ähnlichem, kann Mendy somit immer noch reagieren.

Zu beobachten bei seiner Parade gegen Sevilla in der Champions League, als der Senegalese einen von Kurt Zouma abgefälschten Ball noch mit der Hand parieren konnte.

Ein weiterer Grund, wieso der Westafrikaner ein solider Schlussmann ist, liegt in seiner Beweglichkeit und Schnelligkeit begründet. Obwohl Mendy fast zwei Meter misst, ist er sehr explosiv in seinen Bewegungen. Betrachtet man ihn genauer, fällt auf, dass er permanent in Bewegung ist und seine Position mit großen Schritten anpasst.


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Durch diese raumgreifenden Schritte kann Mendy zudem recht schnell die Distanz zum Schützen in Eins-gegen-Eins Situationen verkürzen. Wo andere Keeper Probleme hätten, schnell genug aus dem Tor zu kommen, kann er diesbezüglich punkten.

Anders als Manchester Citys Ederson attackiert der Chelsea-Keeper jedoch nicht jeden Steckpass, der in seinem Dunstkreis landet. Er kann sehr gut abschätzen, wann er sich lieber zurückhalten und reagieren sollte und wann er aktiv werden muss.

 

So kann Édouard Mendy Chelsea helfen

Natürlich hat auch Mendy Schwächen. Zum einen bin ich kein Fan von seiner breiten Grundstellung, die er oft vor Schüssen einnimmt. Er beraubt sich dadurch ein wenig Stabilität und Explosivität bei seitlichen Schüssen, oder Schüssen die knapp über seinem Kopf landen.

Würde er hier etwa hüftbreit stehen, könnte er wesentlich flexibler sein und müsste sich nicht so früh darauf festlegen, einen Schuss abzuwehren. Darüber hinaus könnte er mit einem engeren Stand einen Zwischenschritt bei seitlichen Abschlüssen einbauen, der ihm zusätzliche Reichweite gibt.

Eine weitere Schwäche sehe ich in seinem extrovertierten Bewegungsmuster. Die angesprochenen großen Schritte, Zwischensprünge und Armbewegungen sorgen manchmal für Probleme im Timing. So hat er ab und an nicht schnell genug Bodenkontakt oder bekommt die Arme nicht schnell genug vor den Körper, um einen Ball abzuwehren.


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Dies war ein Problem, welches vor allem Neukollege Kepa Arrizabalaga in seiner Zeit an der Bridge zum Verhängnis wurde.

Nichtsdestotrotz zeigten die ersten Spiele bereits, dass Édouard Mendy für Chelsea ein Gewinn sein kann. Immerhin konnte er als erster Blues-Keeper seit 2008 wieder sechs Spiele in Folge ohne Gegentor bleiben. In der Premier League blieb er sogar in seinen ersten drei Partien ohne Gegentreffer – etwas, das zuletzt Petr Čech gelang.

Augenscheinlich gibt der senegalesische Nationalkeeper seinen Vorderleuten die nötige Ruhe. Zum einen mit der angesprochenen Stärke bei Distanzschüssen und zum anderen dank seiner Präsenz bei Flanken und Hereingaben in den Strafraum.


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In der vergangenen Spielzeit fing Mendy 10,2% der Flanken ab, die in seinen Dunstkreis segelten. Wohingegen der Spanier nur 7,6% abfing, was nur der achtbeste Wert der Premier League war.

Kepa leistete sich zudem auf der Linie den einen oder anderen Patzer, der Chelsea wichtige Punkte kostete. In der letzten Saison kassierte er 9,5 Tore mehr als der Durchschnittstorhüter. Édouard Mendy kommt bei Chelsea schon jetzt auf 0,8 verhinderte Tore mehr als der Durchschnitt.

Der Einstand an der Stamford Bridge hätte für den großgewachsenen Torhüter nicht besser sein können. Nach einer guten Anfangsphase gilt es für ihn nun, sich mit stabilen und unaufgeregten Leistungen in der Premier League zu etablieren.

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Titelbild: © Getty Images, alle Daten stammen von fbref.com


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Sascha
Hat genauso eine Daseinsberechtigung wie Torrichter während der Champions League Spiele. Passionierter Schachtelsatzschreiber. Gilt intern nicht umsonst als L’Akquisiteur – wenn nicht da, dann zumindest bei sich selbst. Man soll sich immerhin treu bleiben wie Javier Pinola den Überresten seiner Haare. Glaubt noch immer, dass in Enes Ünal ein Weltklassestürmer schlummert, den aber nicht einmal Houdini hervorzaubern könnte. Einziges Vorbild von Max Dettmer.

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