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Bertrand & Redmond: Die meist unterschätzte linke Seite im Profifußball

Nach einem furiosen Saisonstart schickt sich der FC Southampton an, für eine große Überraschung in der englischen Premier League zu sorgen. Basis dafür stellen zwei Spieler dar, die nun schon länger zusammen in Southampton kicken und nicht den Status von anderen Stars der Liga genießen.

Coach Ralph Hasenhüttl schaffte es seit seinem Amtsantritt im Winter 2018 sein aus der Bundesliga bekanntes System des intensiven Pressings mit klarem Fokus auf ein zielgerichtetes Umschaltspiel auf die Insel zu transportieren.

Hierfür brauchte er insgesamt ein gutes Jahr, die Rückserie der Saison 2018/2019 sowie die Hinserie der darauffolgenden Saison.

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Eine Systemumstellung im November 2019 war dann der Startschuss für eine konstante Punkteausbeute und sogar Siege gegen die Top-Clubs der Premier League. Wurde zuvor oftmals mit einer Dreier-/Fünferkette agiert, installierte man in diesem Zeitraum das ebenfalls aus Leipziger Tagen bekannte 4-4-2.

 

Ryan Bertrand: Champions-League Sieger in Südengland

Mechanismen schienen nunmehr besser abgestimmt zu sein und was noch wichtiger erscheint: Der Österreicher schaffte es endlich, die Stärken seines Kaders vollumfänglich auszuschöpfen. So spielt in Südengland die vielleicht beste “linke Seite” unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit.

Und wo wir gerade bei Mechanismen sind: Sie tun es schon seit mehreren Jahren auf einem konstant hohen und vergleichbaren Level miteinander. Die Rede ist von Nathan Redmond und Ryan Bertrand. Seit 2016 agieren beide zusammen für die Saints, Bertrand ist sogar seit 2014 im Verein aktiv.


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Dabei kann der 31-jährige Linksverteidiger schon auf einige Erfolge zurückblicken. 19 Mal trat er für die Three Lions gegen den Ball, zudem mischte er bei Olympia 2012 mit. In diesem Jahr erreichte der Linksfuß dann auch seinen wohl allergrößten Erfolg: Den Champions-League Titel mit dem FC Chelsea im berühmt berüchtigten “Finale Dahoam”.

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Besonders kurios hierbei ist, dass er immer noch der einzige Spieler in diesem Wettbewerb ist, der sein Champions-League-Debüt in einem Finale gab.

Nathan Redmond kann zwar nicht auf begehrte Silberware zurückblicken, durchlief jedoch sämtliche Jugendnationalteams der Engländer. Allerdings reichte es erst zu einem Einsatz in der A-Nationalelf in einem Freundschaftsspiel gegen Deutschland 2017.

 

Redmond & Bertrand: Heimliche Southampton-Helden

Im Zusammenspiel ist eine klare Rollenverteilung zu erkennen. Redmond ist der offensiv-denkende Techniker, der sich darauf verlassen kann, dass Bertrand hinter ihm die Seite dicht hält.

Mit entsprechend wenig Offensivdrang ist Bertrand im eigenen Ballbesitz ausgestattet. Oftmals hält er Anschluss an die eigenen Innenverteidiger und wählt seine Wege nach vorne mit Bedacht aus.


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Ihm zugutehalten kann man hierbei allerdings, dass das vertikale Spiel der Saints, verbunden mit vielen Verlagerungen, für Außenverteidiger ziemlich undankbar ist.

Durch diesen relativ geringen Offensivdrang kann sich sein Kollege Redmond auf der linken Seite frei entfalten. Sein starker Drang zum Tor lässt ihn hierbei oft in den Halbraum einrücken.


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Der 26-jährige Redmond besitzt eine gute Technik und verlässt mit Ball am Fuß ebenfalls schnell die Außenzone um Richtung Tor zu ziehen. Natürlich ist das der Tatsache geschuldet, dass er als nomineller Linksaußen rechtsfuß ist. Er tut dies zuverlässig in hoher Qualität, selten sieht man ihn Ballverluste im letzten Drittel verursachen.

Außerdem hat er keinerlei Probleme damit, den Ball mit dem Rücken zum Tor anzunehmen und entwickelt hierbei gute Folgeaktionen. Auch deswegen wird er von Hasenhüttl gerne als Stürmer in gewissen Situationen aufgeboten.

 

Wie Bertrand und Redmond voneinander profitieren

Wie erwähnt sichert Bertrand die Ausflüge seines Kollegen gerne und gut ab. Im Moment des Abspielens des Gegners markiert er sehr schnell den gegnerischen Flügel indem er die Distanz zu diesem verringert. Im Moment des Ballgewinns geht gefühlt der erste Blick immer zu Redmond.

Hierfür bringt der in der Jugend von Chelsea ausgebildete Bertrand die nötige Passschärfe mit, um diesen auch gut einsetzen zu können. Zudem hat er das Talent nur wenige Ballkontakte für gute, schnelle Entscheidungen zu benötigen.


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Doch Southampton fokussiert durch hohes Anlaufen eher Ballgewinne in höheren Zonen. Auch hier ist Redmond stark zentrumsorientiert und läuft teilweise sogar gegnerische Innenverteidiger an, wohlwissend um die gute Absicherung hinter ihm.

Im Umschaltspiel zeigt sich gerade Redmond als sehr clever darin, Räume zu erkennen und zu besetzen.

 

Potential noch nicht komplett ausgeschöpft

Die starke Mannorientierung des Linksverteidigers lässt ihn zwar gelegentlich gute Ballgewinne erzielen, ist aber auch anfällig für offene Räume, die der Gegner sodann bespielen kann. Auffällig dabei ist, dass Redmond zwar prinzipiell viele Wege in die eigene Defensive mitgeht, diese aber meistens nur gemacht werden, um sein eigenes Umschaltspiel vorzubereiten.


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Beide lassen in ihren Aktionen oftmals die allerletzte Konsequenz vermissen. Von Ryan Bertrand würde man sich wünschen, öfter ein Durchbruchverhalten an bzw. hinter die letzte Linie zu zeigen.

Insgesamt macht die linke Seite der Saints den Eindruck, als hätten Redmond und Bertrand ihr Talent nicht voll ausgeschöpft. Nichtsdestotrotz funktionieren sie gut in ihrem Zusammenspiel.

Beide werden mittlerweile von Hasenhüttl richtig in Szene gesetzt. Mit einigen, kleinen, Anpassungen in den entsprechenden Spielerrollen kann der Lauf der Saints durchaus fortgesetzt werden, das Grundgerüst steht.

Titelbild: © Getty Images

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Tim Tornow
Hasst Bürokratie, wird dennoch bald das Ungetüm B-Lizenz wagen – einfach nur um seine Spieler noch mehr nerven zu können. Liebt es zu erfahren, was Fußballer aus den Neunzigern jetzt machen und hätte gerne eine Retro-Trikot-Sammlung.

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