fbpx

Serie A Momentaufnahme: Juventus und Hellas Verona

Ein Text von Sebastian Kahl

Die leidige Länderspielpause hätten wir überstanden. Die Squadra Azzurra hat sich für die Finalspiele der Nations League qualifiziert, aber das wichtigere Tabellenbild zeichnet sich standesgemäß im nationalen Ligawettbewerb ab. Nach sieben Spieltagen nimmt es langsam erste Formen an.

Einige Mannschaften blieben bislang hinter den Erwartungen zurück. Zwei wollen wir heute näher betrachten: Juventus liegt auf Rang acht und würde derzeit den europäischen Wettbewerb verpassen. Hellas Verona rangiert bedrohlich knapp über den Abstiegsrängen.

Beide Teams verabschiedeten sich mit einer Niederlage in die Länderspielpause. Verona verlor bei Fiorentina, Rekordmeister Juventus bei Aufsteiger Monza.

Wahrscheinlich war es sogar besser, dass Massimiliano Allegri gar nicht vor die Presse treten durfte. Die historische Niederlage seiner Mannschaft hatte der Juve-Trainer von der Tribüne aus verfolgen müssen. Es war nicht die erste, die er zu verantworten hatte. Es war nicht einmal die erste in jener Woche.


Cavanis Friseur Newsletter

 

Am vorangegangenen Mittwoch erst hatten seine Bianconeri daheim in der Champions League gegen Benfica verloren. Zusammen mit dem Ergebnis des ersten Gruppenspiels entfaltet das Resultat seine gesamte tragische Tragweite. Denn auch die Partie bei PSG hatte Juventus verloren.

Zwei Niederlagen zum Auftakt der Königsklasse waren den Bianconeri noch nie unterlaufen. Tatsächlich hatten sie in Paris eine Halbzeit lang, in der zweiten, zu spät, dem Starensemble rund um Mbappé, Messi und Neymar Paroli bieten können. Gegen Benfica war man in jeder Hinsicht unterlegen.

Fußball sei eben schwierig zu erklären, philosophierte Allegri anschließend. Er sehe sich jedenfalls als “Teil der Lösung.” Das mag sein, aber Allegri ist auch ein Teil des Problems. Eines von vielen.

 

Der Anfang vom Ende: Wie Juventus die nationale Dominanz verspielte

Im Sommer 2019 verließ Allegri Turin. Seine Bilanz: fünf Meistertitel und vier Pokalsiege in fünf Jahren. In seiner letzten Spielzeit betrug der Vorsprung auf den ersten Verfolger Napoli elf Punkte.

Auf Allegri folgte Maurizio Sarri, der in Turin seine Vorstellung vom Fußball nie wirklich realisieren konnte. Die Mannschaft war entgegen seiner Vorlieben für intensives Pressing und flüssiges Kurzpassspiel zusammengestellt.

Im Angriff hatte Cristiano Ronaldo eine Stammplatzgarantie, war aber auch ein Torgarant. Unter Sarri bot er seine Bestleistung im weiß-schwarzen Dress, erzielte 31 Tore in 33 Ligaspielen und wurde Capocannoniere.


Fussball Blog Italien

 

2019/20 gewann Juventus das Fernduell um den Scudetto gegen Inter, die unter Antonio Conte den Rückstand aber auf einen Punkt verringern konnten. Das war der Vereinsführung in Turin zu knapp.

Die Verpflichtung von Sarri war fragwürdig. Der Kader passte nicht zu Sarri, Sarri nicht zu Juventus. Das hätte die Vereinsführung aber vorher wissen können, wenn nicht wissen müssen. Nach mehr als 30 Jahren Trainerdasein prägte er mit dem Sarrismo seine eigene Idee vom Fußball.

Die anschließende Verpflichtung von Andrea Pirlo war dann mehr als fragwürdig. Bis auf eine Anstellung im Jugendbereich von Juventus verfügte der Ex-Nationalspieler über keinerlei Erfahrung als Trainer. Es lag sicher nicht nur an Pirlo, dass Juventus in der Saison 2020/21 erstmals seit Menschengedenken nicht Meister wurde.

Doch 13 Punkte Rückstand auf Inter und ein schmeichelhafter vierter Platz sprechen Bände. Die Teilnahme an der Champions League konnte Juventus erst am letzten Spieltag sichern. Immerhin verließ Pirlo dank Pokal- und Superpokalsieg Turin nicht mit leeren Händen.

 

Alles auf Anfang? Warum die Rückkehr von Allegri nach Turin scheitern musste

Von der erneuten Verpflichtung Allegris im Sommer 2021 versprach sich die Vereinsführung Stabilität. Da sich andere Teams weiterentwickelten, könnte die Stabilität von Juventus auch als Stagnation durchgehen. Auch die Saison 2021/22 begann mit einem Fehlstart.

Juventus gewann keines der ersten vier Ligaspiele. In der Champions League setzte es wiederholt historische Niederlagen: In der Gruppenphase verlor Juventus bei Chelsea 0:4, die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte im Wettbewerb seit 1958.

Das Rückspiel in Turin gewann Juventus mit 27% Ballbesitz und einem Tor von Federico Chiesa, der sich wenig später das Kreuzband riss und die K.O.-Phase verpasste und damit das peinliche Aus gegen Villarreal im Achtelfinale. Das 1:3 im Rückspiel war die höchste Heimpleite der Vereinsgeschichte im Wettbewerb.

Ohne die früheren Erfolge in Turin wäre eine Saison ohne Trophäe womöglich bereits Allegris letzte gewesen.

In seiner ersten Amtszeit profitierte Allegri von einem eingespielten Team, das ihm Antonio Conte hinterlassen hatte. Dieses war taktisch gedrillt, verfügte über Stützen wie Gianluigi Buffon und Giorgio Chiellini und holte vier Scudetti in Folge.

Allegri hingegen ist kein akribischer Tüftler, der jede noch so unwichtig scheinende Fußstellung seiner Spieler korrigiert oder überhaupt Automatismen einstudieren lässt. Stattdessen gibt er seiner Mannschaft einen groben Plan mit aufs Spielfeld. Dort überlässt er ihnen dann die weitere Interpretation.

Beinahe entlarvend ist ein Interview, das er im Dezember 2019 der New York Times gab. Darin schilderte er, wie er sein Sabbatical verbringe. Zwar schaue er viele Spiele, aber der Fokus auf Taktik sei ihm zuwider.

Fußball sei ein Spiel der Individualisten, deren Talent und Durchsetzungsvermögen wichtiger sei als Struktur und Spielzüge. Fußball sei Kunst, Auge und Gespür des Trainers wichtiger als Daten und Taktik. Die würden dem Spiel nur Ketten anlegen.

Die zwei Jahre Auszeit hat Allegri also wohl eher nicht genutzt, um sein Verständnis vom Fußball zu erweitern und seine Philosophie zeitgemäß anzupassen.

Stattdessen wirken er und seine Spielweise in der Vergangenheit verankert. Nicht umsonst brachte das Allegri unter den eigenen (!) Fans den wenig schmeichelhaften Spitznamen Dinosaurier ein.

Und richtete sich der Unmut der Fans zum Ausklang der enttäuschenden Saison 2021/22 noch eher gegen die Vereinsführung, die Allegri keinen besseren Kader zur Verfügung gestellt hatte, dreht sich mittlerweile der Wind. Denn Allegri hatte in diesem Sommer ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung.

 

Wie Juventus das Talent von Dušan Vlahović verschwendet

Bereits im Winter 2021/22 stemmte Juventus den vermeintlichen Königstransfer. Für 70 Millionen Euro machte sich Dušan Vlahović auf den ausgetretenen Pfad von Florenz nach Turin. Wie sie ihn dort am besten einsetzen sollen, konnten die Bianconeri bislang nicht eruieren.

Bei der Fiorentina hatte der Stürmer die Saison mit 17 Toren in 21 Ligaspielen fulminant begonnen, bei Juventus dann mit lediglich sieben Toren in 17 weiteren Ligaspielen abgeschlossen. Vlahović ist auch heuer kaum bis gar nicht in das Spiel eingebunden.

Die Visualisierungen der Passverbindungen, in denen Vlahović teilweise gar nicht auftaucht, sind online längst zum Running Gag geworden.

Zugegeben: Mehr Ballkontakte sammelt auch Erling Haaland bei Manchester City nicht. Aber dessen Kontakte sind Endpunkt einstudierter Spielzüge. Bälle werden ihm auf einem Silbertablett von einer Vielzahl kreativer Mitspieler serviert. Die Zuspiele für Vlahović sind eher Geschmacksrichtung friss oder stirb.

Die meisten Neuzugänge heben kaum das Niveau im Kader: Filip Kostić, Manuel Locatelli, Arkadiusz Milik oder Leandro Paredes sind fähige Ergänzungsspieler im besten Alter und in ihrer Entwicklung wohl abgeschlossen.

Zu viele Spieler, insbesondere im zentralen Mittelfeld, verfügen über ähnliche Profile. Immerhin wurde der Abgang von Matthijs de Ligt mit der Verpflichtung von Gleison Bremer aufgewogen. Der Brasilianer war nachweislich der besten Verteidiger der Vorsaison in der Serie A.

 

Neuzugänge und Abgänge sorgen für Störgeräusche

Neuzugang Ángel Di María könnte ein möglicher Unterschiedsspieler im Angriff sein, lieferte bislang aber nur überschaubare Beiträge und fiel insgesamt eher negativ auf: Di María äußerte wohl Ärger und Unverständnis über eine Auswechslung von Milik im Spiel gegen Benfica und flog ein paar Tage später für eine Tätlichkeit in Monza vom Platz.

Auch die Rückkehr von Paul Pogba ist (für Spieler und Verein) ein Versuch, an frühere Glanzzeiten anzuknüpfen. Die Langzeitverletzten Pogba und Chiesa werden aber einige Zeit brauchen, um wieder in Form zu kommen.

In den muskulären Verletzungen weiterer Spieler zeigt sich der schlechte Fitnesszustand der Mannschaft. Matthijs de Ligt beurteilte seine erste Trainingseinheit bei Bayern als sein “härtestes Training seit vier Jahren.”

Dejan Kulusevski schlug unlängst in dieselbe Kerbe: Der 22-jährige Schwede war kaum ein halbes Jahr bei Juventus, da sortierte Allegri ihn bereits wieder aus. Im vergangenen Winter wechselte er zunächst auf Leihbasis zu Tottenham.

Nun wird er hoffen, dass sein neuer Verein die Kaufoption in Höhe von 45 Millionen Euro zieht, so sehr schwärmt er vom dortigen Trainer – Antonio Conte. Das Training in London sei deutlich härter als in Turin.

Zwar gab er sich im Interview mit der Gazzetta, befragt nach den Unterschieden zwischen Allegri und Conte, diplomatisch, schließlich hätten beide Erfolge in ihrer Karriere vorzuweisen, aber eben auch eine unterschiedliche Idee vom Fußball.

 

Finanzen und Fanmeinung: Juves Vereinsführung unter Zugwangl

Als “un disastro senza fine,” eine endlose Katastrophe, betitelte die Gazzetta jüngst die zweite Amtszeit von Allegri bei Juventus. Dass sich für den Trainer noch kein erneutes Ende in Turin abzeichnet, dürfte u. a. an den Vorschusslorbeeren liegen.

Allegri ist mit einem Vertrag bis Juni 2025 ausgestattet. Eine frühzeitige Entlassung würde Juventus teuer zu stehen kommen: bis zu 36 Millionen Euro Abfindung wären fällig. Da müsste die Alte Dame lange stricken…gab sie doch unter der Woche erst das Ergebnis des vergangenen Fiskaljahres bekannt: das schloss Juventus nämlich mit einem Minus von 254 Millionen Euro ab.

Die Verpflichtung von Ronaldo sprengte nachhaltig das Gehaltsgefüge. Die Pandemie tat ihr Übriges.

Andrea Agnelli, Präsident des Vereins, dürfte wohl der größte Fürsprecher Allegris sein, setzte er sich doch vehement für dessen Rückkehr ein. Bereits bei der Vorstellung des neuen alten Trainers im Juli 2021 hatte Agnelli erklärt, Allegri verkörpere den Spirit von Juventus: zu gewinnen, wenn nötig auch knapp.

In der Vergangenheit stimmte das durchaus. In der Saison 2018/19 holte Juventus aus 14 Ligaspielen in denen sie zurück lagen 22 Punkte. Dabei drehten sie sechs Spiele in Siege, vier in Unentschieden. Nur Atalanta holte in besagter Saison mehr Punkte (26) aus Rückständen, tat das aber in 21 Ligaspielen.

Heuer lag Juventus bereits zweimal zurück, holte aber lediglich einen von vier möglichen Punkten. Bezeichnend: Auch gegen schwächere Gegner treten die Bianconeri wenig dominant auf. Von sieben Gegnern, denen Juve bislang gegenüberstand, rangieren derzeit nur zwei in der oberen Tabellenhälfte (Roma auf sieben, Fiorentina auf zehn).

Gegen Salernitana verhinderte eine Posse um den VAR ein komplettes Comeback. Nach einer katastrophalen ersten Halbzeit von Juventus führte der Underdog in Turin mit 2:0. Im Trubel der Schlussphase sah u. a. Allegri Rot und wurde anschließend für zwei Spiele gesperrt.

Das erste davon fand in Monza statt. Dort stand Co-Trainer Marco Landucci an der Seitenlinie und nach der historischen Niederlage gegenüber der Presse Rede und Antwort.

Maurizio Arrivabene, Geschäftsführer des Vereins, musste sich Presse und Fans stellen. Allegri nun zu entlassen, sei “komplett verrückt;” er stünde vielmehr am Anfang eines langjährigen Projektes.

In einer Begegnung mit Fans forderte einer aus der Menge heraus Arrivabene auf, Allegri zu schassen; der Geschäftsführer entgegnete scherzhaft, ob denn der Fan für den nächsten Nachfolger zahlen würde.

Eine preiswerte Alternative ist jedenfalls vom Markt (Roberto De Zerbi), eine andere (Paolo Montero) ebenso unerfahren wie einst Pirlo. Mit einer Entlassung Allegris würde sich die Vereinsführung die eigene erneute Fehlplanung eingestehen.

Und das könnte auch auf Chef-Ebene zu Abgängen führen. Dafür wurde das Narrativ des Projekts zu penetrant auf- und durchgezogen.

 

Juventus in der Taktikanalyse: Eine mangelhafte Spielanlage

Nun sind Umbrüche bei Klubs wie Juventus immer eine Operation am offenen Herzen. Spielzeiten ohne Titel oder eine Champions League-Teilnahme sind nicht Teil des Plans.

Trainer, die pragmatischen Fußball spielen lassen, müssen erfolgreich sein. Ansonsten fehlen ihnen jegliche Argumente. Wann gehen Allegri und seinen Fürsprechern die Argumente aus?

Eine defensive Herangehensweise hat schon immer Allegris Stil geprägt. Seine Teams positionieren sich mit einer tiefen defensiven Linie und wagen nur ausgewählte Vorstöße. Derzeit fehlt Juventus die Kompaktheit im Spiel gegen den Ball.

Es entstehen immer wieder Abstände zwischen den Ketten. Dabei ist die Formation egal. In neun Pflichtspielen präsentierte sich Juventus bereits in vier verschiedenen Set-Ups, mixte Dreier- und Viererkette.

Die Bianconeri entwickeln nirgendwo auf dem Platz genügend Druck; liegen auf Rang 18, 16 und 13 für Pressures im vordersten, mittleren und defensivem Drittel. Insgesamt übten sie bislang die viert-wenigsten Pressures aus (749) und verzeichnen dabei die schlechteste Erfolgsquote (25,8%).

Auch die Teams von Sarri und Pirlo verbuchten die zweit- und dritt-wenigsten Pressures, aber ihre Teams dominierten das Spiel mit hohem Ballbesitz. Hier liegt Juventus aktuell bei durchschnittlich 49,1%.

Der Spielvortrag mit Ball war unter Allegri selten ansehnlich. Derzeit ist er katastrophal. Zwar verzeichnet Juventus die ligaweit dritthöchste Passsicherheit (83,8%), die Zuspiele sind aber verhältnismäßig wenig progressiv (ligaweit Rang 13).

Aus dem Spielverlauf heraus bringen sie die dritt-wenigsten Pässe im gegnerischen Strafraum an den Mitspieler (41) und brachten lediglich 22 Schüsse aufs Tor (Rang 17). In sieben Spielen erzielte Juventus nur neun Tore, vier davon direkte Freistöße bzw. Elfmeter.

 

Hellas Verona: Schon wieder fest etabliert?

Als Arbeitstitel trug dieser Artikel den Beisatz “Enttäuschungen.” Auf Juventus mag auch ein solch harsches Urteil bereits zutreffen; Hellas Verona würde es aber zu diesem Zeitpunkt in der Saison allzu früh ereilen.

Die Gialloblu begannen aus einer anderen Fallhöhe gemessen an ihren finanziellen Möglichkeiten und dem Abschneiden in den Vorjahren. Seit drei Spielzeiten wieder in der Serie A vertreten, landete Verona jeweils auf einem guten neunten, zehnten und nochmals neunten Rang.

Wenn einzig der Klassenerhalt ein realistisches Saisonziel ist, dann darf ein solcher Abstand auf die Abstiegsränge als Erfolg gelten.

Die Projection der Analysten von FiveThirtyEight ordnete Verona zu Saisonbeginn auf Rang elf ein. Derzeit stehen die Norditaliener allerdings nur auf Rang 17, kein Team weist eine höhere Diskrepanz auf.

Wie die zustande kommt, ist durchaus interessant. Lasst uns also abschließend noch ein statistisches Schlaglicht auf Hellas Verona werfen.

 

Der Erfolg frisst seine Kinder

Den Gialloblu ist im Sommer eine ganze Achse an Schlüsselspielern weggebrochen: Innenverteidiger Nicolò Casale wechselte zu Lazio, Mittelfeldspieler Antonin Barak zur Fiorentina, die Stürmer Giovanni Simeone und Gianluca Caprari zu Napoli respektive Monza.

Allein letztgenanntes Offensivtrio kam in der vergangenen Saison zusammengerechnet auf 40 von insgesamt 65 Toren und 17 von 44 Vorlagen.

Der einzig nennenswerte Neuzugang ist Stürmer Thomas Henry von Absteiger Venezia. Dessen neun Treffer waren nicht genug, um die Arancioneroverdi in der höchsten Klasse zu halten. Zwar konnte Henry bereits zwei Treffer für Verona erzielen ber das Offensivspiel der Gialloblu schwächelt noch im Vergleich zur Vorsaison.

Die Schüsse aufs Tor pro 90 Minuten sanken von 4,03 auf 3,14; die zusammengerechneten Tore und Vorlagen pro 90 Minuten von 2,82 auf 1,29.

Auch der Trainer verließ im Sommer Verona. Igor Tudor steht in dieser Saison in Marseille an der Seitenlinie. Eine Qualität des Kroaten: Seine Mannschaften sind mehr als die Summe ihrer Einzelteile.

Bei Verona formte er ein Team, das einen sehr eigenen Stil spielte. Tudors Nachfolger treibt das nun auf die Spitze. Gabriele Cioffi kommt mit der Empfehlung einer guten Halbserie aus Udine, wo er in der vergangenen Saison die Friauler in Spur brachte und seine martialische Anforderung an seine Spieler formulierte: “Ich will das jeder auf dem Spielfeld Blut spuckt.”

 

Eine klare Spielidee, die im Abstiegskampf greifen könnte

Dementsprechend gestaltet sich das Spiel der Gialloblu: Sie erlauben ihren Gegnern die zweitwenigsten Pässe (9,38 PPDA) und übten überhaupt am häufigsten Druck auf ballführende Gegenspieler aus (962-Mal).

Dabei fokussieren sie ihr Pressing auf das mittlere Spielfelddrittel und verzeichnen eine ordentliche Erfolgsquote (31,7%). Das wirkt zumindest insofern, als dass ihren 13 tatsächlichen Gegentoren nur 9,6 Expected Goals Against gegenüberstehen. Eine höhere Diskrepanz kann nur Inter beklagen.

Sobald die Veroneser den Ball erobern, spielen sie blitzschnell und mit hohem Risiko nach vorne. Wobei “spielen” kaum der richtige Begriff sein dürfte. In sieben Partien strickte Verona lediglich 14 Sequenzen mit zehn oder mehr Pässen aneinander.

Zum Vergleich: Napoli gelang das 104-Mal. Schlimmer noch: keine der 14 Sequenzen endete in einem Torabschluss oder wenigstens mit einem eigenen Ballkontakt im gegnerischen Strafraum. Dort taucht Verona eher unvermittelt auf.


Fussball Blog Texte

 

Hellas spielt durchschnittlich nur 2,25 Pässe pro Sequenz; überbrückt damit 2,2 Meter pro Sekunde. Kein Team spielt direkter und schneller. Das ist akut fehleranfällig, was sich in der ligaweit geringsten Passgenauigkeit widerspiegelt (69,1%); hier lag Verona in der Vorsaison immerhin auf Rang 15 (mit 76,4%).

Was Fans der Gialloblu neben der eigentlich schlagkräftigen Defensive Mut machen könnte ist der bisherige Spielplan. Denn die vier Niederlagen kassierte Verona gegen Mannschaften , die am Ende der Vorsaison in der Tabelle vor ihnen lagen (Napoli, Atalanta, Lazio, Fiorentina).

Zwar stehen im Oktober und November noch Partien gegen u. a. Milan, Roma und Juventus an, aber finden diese jeweils im heimischen Stadio Bentegodi statt und die Gäste stecken mitten im europäischen Wettbewerb.

Für Juventus geht es am Sonntag (um 20:45 Uhr) daheim gegen Bologna weiter. Hellas Verona empfängt am Montag (um 20:45 Uhr) Udinese. Über den hervorragenden Saisonstart von Udinese (und Atalanta) hatten wir in der vergangenen Woche berichtet.

Ein Text von Sebastian Kahl

(Titelbild: ©Getty Images/Amadeus Marzai)

Cavanis Friseur
Unter diesem Account veröffentlichen wir Texte von Gastautoren oder Gruppenprojekte, an denen mehrere Autoren beteiligt waren. Mehr zu den einzelnen Autoren findet ihr in ihren jeweiligen Texten.

Cavanis Friseur Newsletter

Keine Texte & Podcasts mehr verpassen!

Leave a reply

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein