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RasenWurzeln – Hilal Maroc Bergheim

In der ersten Folge der neuen Reihe RasenWurzeln – einer Trikotweltreise durch Deutschland – starten wir im Rheinland, Marokko und irgendwie auch in Japan. Willkommen bei Hilal Maroc Bergheim.


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Bergheim

Die Kleinstadt Bergheim im Rhein-Erft Kreis, etwa 30 km westlich von Köln, ist Fußballfans in ganz Deutschland und darüber hinaus bestens bekannt. Es ist die Heimatstadt von Lukas Podolski, der in der Jugend des SV Jugend 07 Bergheim seine lange Karriere begann.

Der Verein, der seit einer Fusion mit zwei nahen Dorfverein nun Bergheim 2000 heißt und regelmäßig von seinem berühmten Zögling gefördert wird, ist aber seit über 20 Jahren schon die klare Nummer 2 der Stadt. Der sportliche Primus heißt Hilal Maroc Bergheim.

1994 gründeten der Journalist Hassan El Ouardani und Amar Bada den Vereine als Alternative zum SV Jugend 07. Als der Verein ein Jahr später offiziell auch vom Verband Mittelrhein aufgenommen wurde hatte er bereits über 100 Mitglieder.

Nach zwei Aufstiegen in Folge spielte man in der Saison 1997/98 erstmals in der Kreisliga A – gemeinsam mit dem Jugendverein von Podolski. Während der SV Jugend 07 jedoch abstieg, stieg Hilal Maroc nur drei Jahre später wieder auf und ist seitdem Bergheims erste Adresse.


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Den größten Schritt machte der Club 2012 als er von der Landesliga in die neugeschaffene Mittelrheinliga, eine Oberliga, aufstieg. Erfolgsgarant war damals der bosnische Kapitän Hajrudin Catic, der zuvor 177 Spiele in der 2. Bundesliga bestritt.

Als einziger Oberligist beantragte Hilal Maroc später sogar die Lizenz für die Regionalliga, wurde am Ende nach vier Niederlagen zum Schluss jedoch nur Achter. Heute munkelt man, dass man sich mit der 35.000 Euro teuren Lizenz damals übernommen hat und daher seitdem mehrere Abstiege hinnehmen musste. Heute spielt man in der Bezirksliga Rhein-Erft, also der siebten deutschen Spielklasse.

 

Marokko?

Warum aber heißt der Verein eigentlich Hilal Maroc und was bedeutet das? Hilal ist arabisch und bedeutet Halbmond – ein Symbol für den islamischen Glauben. Das Maroc verweist auf die marokkanischen Gründerväter des Vereins.

Ganze 1,4% der Bergheimer sind Marokkaner, ein Anteil der größer ist als in jeder anderen Stadt in Nordrhein-Westfalen und Deutsche mit marokkanischen Wurzeln nicht beinhaltet. Folglich ist es kein Wunder, dass es mit der Al-Fath-Moschee auch eine marokkanisch-geprägte Moscheegemeinde in der Stadt gibt, deren 1. Vorsitzender bis heute einer der Gründer von Hilal Maroc, Amar Bada, ist. Aus dieser Gemeinde heraus ist damals der Fußballverein entstanden.




 

Die Mannschaft hingegen ist keine “marokkanische” – und betont das auch bewusst. Derzeit stehen mit Aziz Ait Mansour und Ilias Latiris nur zwei Spieler im Kader, die theoretisch für die marokkanische Nationalmannschaft auflaufen dürften. Die anderen Spieler sind Deutsche (8), Albaner (3), Kosovaren, Serben, Türken, Japaner, Tschechen oder Kongolesen (je 1).

In seiner erfolgreichsten Zeit, als Hilal Maroc in der Oberliga spielte, war der Verein vor allem geprägt von Japanern. Nach der ersten Saison in der Mittelrheinliga verlor der Verein ganze 15 Spieler an Vereine der Regionalliga und 3. Liga.

Darunter Yuki Nishiya und Takanori Abe, die beide zu den Sportfreunden Siegen wechselten. Der bekannteste Fußballer des Vereins hingegen war Norikazu Murakami. Er schloss sich 2015, nach Stationen in der Jugend von Erstligisten aus Japan und Profistationen in Singapur, Südafrika und Indien und einer Regionalligasaison bei Alemannia Aachen, dem Bergheimer Club an und spielte 42 mal im damals neu gebauten “Lukas Podolski Sportpark”.


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Zur selben Zeit verpflichtet Vissel Kobe eben jenen Lukas Podolski, was den Manager des Clubs dazu veranlasste einen Vertrauten zu suchen, der sich mit Fußball auskennt und sowohl Deutsch, als auch Japanisch, spricht. Er fand in Murakami einen Spieler, den er selbst einst in der Jugend trainiert hatte und der zufällig in Bergheim spielte.

Wenige Wochen später zog Murakami mit Lukas Podolski nach Kobe und wurde Fahrer, Übersetzer und Sprachrohr des Kölner, den er nie zuvor getroffen hatte. Murakami selbst sagte über den Sprung von Hilal Maroc zu Vissel Kobe: „Mein Leben hat sich um 180 Grad gedreht. Ich verbringe jetzt den ganzen Tag mit dem kölsche Jong“.

 

Hilal Maroc Bergheim!

Auch ohne eine ganze Generation von japanischen Spielern und nach mehreren Abstiegen bleibt der Verein die Nummer 1 seiner Stadt. Er bildet unzählige JugenspielerInnen aller Altersklassen und jeder Herkunft aus und ist so ein wesentlicher Bestandteil der Fußballszene der Stadt aus dem Prinz Fußball kommt.

Wer Hilal Maroc Bergheim beim Kampf um die Bezirksligameisterschaft begleiten will sollte dem Verein bei Facebook folgen.

(Titelbild: © Sascha Düerkop)

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Sascha Düerkop
Trikotsammler, Gründer und Generalsekretär des alternatives Weltverbandes CONIFA und beschäftigt sich hauptsächlich mit afrikanischem Fußball, ozeanischen Inseln und nicht-anerkannten Staaten.

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4 comments

  1. Kurze Korrektur. Meines Wissens nach war Murakami nie bei einem japanischen Erstligisten. Er stammt aus der Jugend der Yokohama F. Marinos, aber nach der Universität ging er direkt nach Singapur. Es handelt sich bei Albirex Niigata Singapur um ein Farm-Team des (inzwischen) japanischen Zweitligisten Albirex Niigata.

    Kleiner Fun-Fact: Zum vereinfachten Scouting in der Metropole Tokio hat vor einiger Zeit ein Büro des Farm Teams in Shinjuku geöffnet, der einprägsame Name: Albirex Niigata Singapur Shinjuku.

    • Ja, da hast du völlig Recht – ich hatte nur “Albirex Niigata” gesehen und übersehen, dass das der singapurische Ableger war. In Japan hat er wohl nur für YSCC Yokohama gespielt, die heute in der J3 League spielen (und damals noch tiefer). In der Jugend war er außerdem auch noch kurz bei den Yokohama Flugels, bevor die sich mit den Marinos zusammenschlossen.
      Danke jedenfalls für den Hinweis! 🙂

      “Albirex Niigata Singapur Shinjuku” gefällt mir gut – wobei mir “Albirex Niigata Singapur Japan” noch besser gefallen hätte 😉

  2. Die Information das Mohamed Zeroual Trainer ist ist auch komplett falsch der trainiert die Mannschaft seit 3 Jahren nicht mehr!
    Der aktuelle Kader ist bei Fupa einzusehen bei Transfermarkt stimmt so einiges nicht mehr!

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