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Vergleiche mit Liverpool: Wie gut sind Gerrards Rangers wirklich?

Merkt es euch, liebe Leser*innen, bei uns habt ihr es zuerst in großen Lettern gelesen! Nach dem 1:0 Erfolg im 422. Old Firm – dem dritten Sieg gegen Celtic in Folge – stehen die Glasgow Rangers am 22. Spieltag mit einem zweistelligen Punktevorsprung unangefochten an der Tabellenspitze.

19 Punkte beträgt der Vorsprung derzeit bei noch drei ausstehenden Partien für Celtic (ich lehne mich mit meiner Prognose also ganz weit aus dem Fenster).

Es wäre der größte Erfolg in der jungen Trainerlaufbahn des Steven Gerrard, der die Rangers in seinem dritten Jahr zurück an die nationale Spitze geführt hat. Die Vergleiche von Stevie G mit Jürgen Klopp liegen nicht nur aufgrund der weiterhin engen Liverpool-Connection, sondern auch wegen der ähnelnden Spielweise nahe.

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Schon jetzt wird Gerrard als der designierte Nachfolger auf der Trainerbank in Anfield gesehen. Eine romantische Vorstellung, aber auch realistisch oder vielmehr kitschiger Hype?

Die Frage verdient einer Analyse – anhand eines Rückblicks auf die Entwicklung der Rangers unter Gerrard, mit besonderem Augenmerk auf diese Saison und das erste Old Firm 2021.

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Amtsantritt 2018

Als Steven Gerrard im Juni 2018 in Glasgow anheuerte, waren die Rangers mitnichten ein schlechtes Team. Man war Vizemeister, hatte mit Stürmer Alfredo Morelos oder Rechtsverteidiger James Tavernier bereits Kaderbausteine, die elementar werden sollten und stellte in der regulären Saison die beste Offensive der Liga.

Knackpunkt war eher die defensive Seite des Balles: Allein in der Meisterrunde kassierte man gegen Celtic (0:5) und Hibernian (5:5) jeweils fünf Gegentore.

Hier setzte Gerrard zunächst an. Mit Connor Goldson, Nikola Katic und Borna Barisic wurden für etwa 8 Millionen drei Verteidiger verpflichtet, die der Defensive – bis heute – neue Stabilität verliehen.


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Auch in den weiteren Mannschaftsteilen gelang es, einen klugen Mix aus Talent (wie Ryan Kent) und Erfahrung (wie Jermaine Defoe) unter Vertrag zu nehmen.

Zwar konnte der Rückstand auf den Stadtrivalen Celtic punktemäßig wenig verkürzt werden (11 statt 13 Punkte Rückstand in der regulären Saison), jedoch verbesserte man die Tordifferenz von +29 auf +49 – maßgeblich durch eine deutlich verbesserte Defensive.

 

Parallelen zwischen den Rangers & Liverpool: Konsolidierung 2019

Bereits in der ersten Saison hat sich so die Handschrift Gerrards angedeutet. Er fügte einer funktionierenden Offensive ein Stilmittel hinzu, welches bald die Vergleiche zu Klopps Liverpool befeuern sollte: Das eigene Tor mannschaftlich geschlossen, intensiv und aggressiv zu verteidigen und in der Folge Fehler eines ermüdeten Gegners gnadenlos auszunutzen.

Nichtsdestotrotz dauerte es einige Zeit, bis alle Spieler das System verinnerlichten und sich ein harmonisches Gesamtgefüge gebildet hatte, welches über eine Saison jeden Gegner konstant stressen bis dominieren konnte.
 


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Eine weitere Parallele zu den Reds, die unter Klopp ebenso zwei Jahre Anlauf brauchten, um zu den gefürchteten „Pressing-Maschinen“ und „Mentalitätsmonstern“ zu werden.

In der aufgrund der Corona-Pandemie verkürzten Spielzeit der Scottish Premier League reichte es mit einigem Rückstand wieder nur zu Platz 2 hinter den überragenden Kelten.

Diesmal allerdings, weil die Offensive nicht wie zuvor lieferte, denn defensiv stellte man gleichauf mit Celtic die beste Bilanz (19 Gegentore). Kontinuierlich konnten Entwicklungsschritte unter Gerrard festgestellt werden. Und dann platzte in diesem Jahr der Knoten.

 

Steven Gerrard und die Rangers: Dominanz in 2020

Wer sich die aktuelle Bilanz der Rangers ansieht, erblickt pure Dominanz in Zahlen: 22 Spiele, 20 Siege, 0 Niederlagen, 57:5 (!) Tore. Die fehlende Treffsicherheit der Vorsaison wurde durch Transfers von Kemar Roofe, Cedric Itten und die feste Verpflichtung des im Winter ausgeliehenen Ianis Hagi kompensiert.

Gemeinsam bescherten sie den Rangers bislang 27 Scorerpunkte und damit die mit Abstand beste Offensive der Liga.

Noch beeindruckender ist aber, wie effizient die Mannschaft von Steven Gerrard den eigenen Strafraum verteidigt. Das Gerrard’sche Grundsystem funktioniert mittlerweile wie ein Uhrwerk.


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Regelmäßig kommen die gegnerischen Teams kaum zur Entfaltung: Im Schnitt geben sie laut whoscored.com gerade einmal 5.6 Schüsse pro Spiel ab und schaffen es in lediglich knapp 25 Prozent der Fälle, einen Rangers-Verteidiger auszuspielen.

Gerrard selbst brachte im November 2020 prägnant auf den Punkt, dass er von seiner Mannschaft erwarte, „ein furchtbarer Gegner“ zu sein und zu verhindern, dass der Gegner „eine gute Zeit“ bei respektive mit ihnen habe. Ein Credo, das Jürgen Klopp kaum besser hätte formulieren können.

Tatsächlich verläuft die Rangers-Saison beinahe deckungsgleich mit dem Liverpooler Meisterjahr, als die Reds bis zum 27. Spieltag sogar nur einen Punktverlust zuließen.

 

Siegesserie im Old Firm

Der größte Schritt Richtung Meisterschaft gelang im angesprochenen Old Firm am 2.1.2021. Dabei illustrierte der Spielverlauf, dass die Rangers alles haben, was es für den Titel braucht.

In der hart umkämpften ersten Hälfte hielten sie zunächst dem Druck der anrennenden Celtics Stand, unter anderem parierte Keeper-Oldie Allan McGregor zweimal stark gegen Edouard und Griffiths.


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Ansonsten agierte der schottische Rekordmeister mit der gewohnten Intensität und wartete auf seine Möglichkeiten. Zu guter Letzt kam in den entscheidenden Szenen das Spielglück hinzu, maßgeblich forciert durch den überragenden Rechtsverteidiger James Tavernier.

Erst provozierte er mit einem Steilpass eine rote Karte für Nir Bitton, der den enteilten Alfredo Morelos nur mit einem Foul stoppen konnte. Anschließend trat er die Ecke, welche ein Celtic-Akteur unglücklich ins eigene Tor köpfte. Den knappen Spielstand brachten die Rangers schließlich kaltschnäuzig über die Zeit.

 

Die Schlüsselspieler der Rangers

Ohnehin ist Kapitän Tavernier das Gesicht des Erfolgs. Seit Beginn der Ära Gerrard im Klub, entwickelte sich der 29-Jährige stetig weiter, absolvierte in dieser Saison jede Spielminute und ist sogar Topscorer der Schotten (11 Tore und 9 Vorlagen in 22 Spielen – take a look, Trent Alexander-Arnold!). Damit ist er Sinnbild für die Kontinuität, welche Gerrard beim Aufbau seines Teams verfolgte.

Auch hier setzt er die Philosophie um, welche er aus seiner Zeit als Jugendtrainer beim FC Liverpool kennengelernt hat. Ein über längere Zeit geschaffener Mannschaftskern lebt die Struktur vor, welche punktuell im Rahmen der Möglichkeiten extern verstärkt wird.

Dass talentierte, aber zuvor eher enttäuschende Akteure wie Kemar Roofe und Ianis Hagi in dem funktionierenden System schnell aufblühen, verwundert vor diesem Hintergrund nicht. Vielmehr ist es das logische Ergebnis einer homogenen Kultur, die seit der Ankunft Gerrards konsequent in den Klub implementiert wurde.

 

Vergleiche mit Klopp & Liverpool: Steven Gerrard und die Rangers

Nach alldem erreicht Steven Gerrard in seiner dritten Saison als Cheftrainer (aller Voraussicht nach) nicht nur seinen ersten Meistertitel, sondern beweist zugleich, dass er ein Team formen und führen kann.

Viele Ideen ähneln dem Stil, welchen Jürgen Klopp seit Jahren erfolgreich praktiziert. Auch seine bevorzugte Formation, ein offensives 4-3-3, entspricht dem Gewand der Reds.

Gerrards Rangers als Kopie oder „Mini-LFC“ zu bezeichnen, würde seiner Arbeit dennoch nicht gerecht werden. Allein in seinem Auftreten und seiner Ansprache verfolgt er eigene Ansätze, die ihn von Klopp unterscheiden.

Zudem bringt er als Spieler-Legende Erfahrung auf höchstem Niveau mit, welche mit der beschaulichen Mainz-Karriere des Jürgen K. nicht zu vergleichen ist.

Fest steht, dass Gerrard einer der wenigen Manager-„Novizen“ ist, die auf ihrer ersten Station sowohl Erfolg haben als auch eine Identität erkennen lassen. Ob ihm das in Zukunft auch in der weitaus umkämpfteren Premier League bei einem europäischen Topklub gelingen wird, bleibt abzuwarten.

Seine Anlagen als Trainer und seine persönliche Vita sprechen jedenfalls nicht dagegen. Und im Übrigen macht ihn auch seine Vertragslaufzeit bis 2024 zum logischen Nachfolger für den Posten bei seinem LFC.

(Titelbild: ©Getty Images)

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Max Dettmer
Prosaisch irgendwo zwischen Ronaldo und Zidane, bei taktischem Faible wohl eher in der Premier League Saison 1995/1996 oder wie Dettmar Cramer sagen würde: „Der springende Punkt ist der Ball.“ Weiß Romantik zu schätzen, in der Kommerzialisierungsdebatte aber unpolitisch. Definiere „Konzepte“ als Idee einer Identität unter homogener Realisierung durch Trainer und Management. Verliebt in Jürgen Klopp. Weltmeister-Abiturient. Fockendorfer Falter. #itscominghome2022

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