In Zeiten des Corona Virus und somit völligem Stillstand der kompletten Sportwelt müssen die von Events eigentlich überhäuften Fußballfans zusammenhalten. Wer als Sportersatz nicht den Lkw mit dem neuen Toilettenpapier überfallen, sondern nur Fußball schauen möchte, dem lege ich in diesem Text drei meiner Lieblingsspiele im Re-Live ans Herz:
Es spielen nicht immer zwei Weltklubs gegeneinander, nicht in allen Spielen fallen mehr als drei Tore und keins der Spiele hat historisch eine große Bedeutung. Dafür wird in jedem Spiel attraktiver Fußball gespielt und es gibt einige Schmankerl zu bestaunen: Von “Lord” Nicklas Bendtner als jungem Hüpfer zu einem Spiel mit mehr als 7 Toren ist alles dabei – es lohnt sich, versprochen.
Ibrahimovic gegen Bendtner, Messi gegen Arshavin
Das hochklassigste Spiel der Serie. Messi, Busquets und Piqué in jung zusammen mit Ibrahimovic unter Guardiola. Außerdem Arsenal unter Wenger, als die Londoner noch nicht ganz so schlecht waren.
Wer dieses Spiel sieht, sieht Xavi in absoluter Höchstform sowie eine Sturm und Drang Phase Barcelonas, die statt 20 Jahren jedoch nur 20 Minuten anhält. Außerdem gibt es auf Londoner Seite einige nicht eingelöste Versprechen zu bestaunen: Cesc Fábregas, Thomas Vermaelen, Samir Nasri, Alexandre Song, Theo Walcott und zu guter Letzt Nicklas Bendtner.
Ich kannte den „Lord“ nur aus Wolfsburger Zeiten, mit seinem vermutlichen Karriere Highlight: Dem 1:1 in der 89. Minute des DFL-Supercups gegen Bayern München. Beim Schauen dieses Spiels fiel mir erst auf, wie talentiert der dänische Mittelstürmer war.
Gegen ein damals schier übermächtiges Barcelona zeigte Bendtner, was aus ihm hätte werden können: Ein dynamischer Mittelstürmer mit guten Wegen hinter die Abwehr, der darüber hinaus als Zielspieler für hohe Bälle und überaus kreativer Kombinationspartner für das flache Passspiel fungieren könnte.
Heute ist das „enfant terrible“ vereinslos – allerhöchste Eisenbahn also, sich nochmal Bendtner gegen Ibrahimovic, Fábregas gegen Xavi, Arshavin gegen Messi und Wenger gegen Guardiola anzuschauen.
Klicke hier, um zum Match Arsenal gegen Barcelona zu gelangen.
Thiago Silva und Ibrahimovic gegen den Rest der Welt
Die Anfangszeit der Startruppe aus Paris gegen die Endzeit von Sami Hypiä als Coach vom FC Bayer Leverkusen. PSG überzeugt mit unheimlicher individueller Qualität – Thiago Motta, ein junger Marco Verratti, Lucas Moura, Blaise Matuidi, Zlatan Ibrahimovic und ein unfassbarer Thiago Silva.
Bräuchte man ein 90-minütiges Lehrvideo eines Innenverteidigers, man müsste nur dieses Spiel Thiago Silvas zeigen. In keiner Sekunde des Spiels kann man etwas am Stellungsspiel des brasilianischen Innenverteidigers korrigieren.
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Dabei ist es nicht dieser typisch physisch dominante Auftritt eines Innenverteidigers, der seine Gegner abgrätscht und sie in körperlich geführten Auftritten abkocht: Es ist die Antizipation, die kleinen Verschiebebewegungen, durch die Silva verhindert, überhaupt in Zweikämpfe gehen zu müssen.
Mit dem Ball am Fuß lässt er jeden Pressingversuch der Leverkusener versanden. Lässig, vereinzelt im Stand, lockt er die Leverkusener Stürmer an und wartet auf eine kleine Lücke zwischen ihnen. Tut sich diese auf (oder auch nicht), spielt der Brasilianer durch sie hindurch -mit einer Erfolgsquote von 98%.
Und schon wieder dieser Ibra. Ich mag ihn eigentlich gar nicht, aber für so ein Spiel muss man ihn lieben. Diesmal nicht unter Guardiola, sondern in absoluter Hochform bei PSG unter Laurent Blanc. In einer positionellen Freirolle gockelt Zlatan über den Platz, zieht Kombinationen auf und schießt ein absolutes Traumtor.
Die Leverkusener Innenverteidiger – Emir Spahic und Ömer Toprak – kommen kaum in Zweikämpfe mit ihm. Und wenn doch, sieht das so aus, als würden die Kindergartenkinder ihrem Erzieher den Ball abnehmen wollen.
Leverkusen ist übrigens gar nicht so schlecht in der Partie. Ihr Pressing ist prinzipiell gut und einige Angriffe sehen ebenfalls vielversprechend aus. Betrachtet man einzig die mannschaftstaktische Qualität, ist Bayer vermutlich die bessere Mannschaft.
Aber am Ende macht die individuelle Qualität der Spieler viel aus: In diesem Spiel macht sie im Namen von Ibra, Thiago Silva und Thiago Motta (Hilfe, der war ja richtig gut) den Unterschied.
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Paco Jémez lässt Pozuelo von der Leine
Wenn der vermeintliche Favorit wie der Underdog spielt und der vermeintliche Underdog wie der Favorit auftritt – oder auch der FC Valencia gegen Rayo Vallecano, 16tel-Finale der Copa del Rey 2014.
Zugegeben, als neutraler Leser würde ich beim Klang dieses Spiels nicht vor Freude in den Supermarkt sprinten und 10 Packungen Klopapier kaufen. Aber ich verspreche, dass niemand es bereuen wird, sich dieses Spiel anzuschauen.
Warum? Weil Paco Jémez als Coach bei Rayo Vallecano immer hochattraktiven Fußball versprach. Weil Alejandro Pozuelo ein brutal guter Fußballer ist, der hier endlich mal von Beginn an spielt. Und weil viele Tore fallen.
Schon unsere neue Podast-Folge gehört? Hört rein!
Rayo Vallecano wurde zu diesen Zeiten (und inzwischen wieder) von Paco Jémez trainiert. Der Coach schwört auf einen Spielstil, den Rayo konsequent und gegen jeden Gegner auf den Platz brachte:
Im Pressing gehen wir mit allen Mann auf den Ballführenden. Mit Ball bauen wir es flach und kurz auf, egal wie hoch und gut der Gegner presst.
Das führte regelmäßig zu hohen Niederlagen gegen die Top-Teams Spaniens. Trotzdem waren die 4 Jahre unter Jémez die erfolgreichsten seit langem für den Verein: Nicht nur machten sie dem großen FC Barcelona den Ballbesitz streitig – ihnen gelang dreimal in Folge der Klassenerhalt in der ersten spanischen Liga.
Dabei war die Spielerqualität der Mannen aus Vallecas wenig berauschend: In diesem Spiel startet immerhin Mittelfeldspieler Alejandro Pozuelo, der sich enorm kombinationsfreudig zeigt und ein Traumtor erzielt.
Ansonsten zeigen Sechser Rául Baena und der nicht ganz unbekannte Jozabed einige coole Momente – das war´s.
Valencias Startaufstellung klingt da schon vielversprechender: Die jungen Joao Cancelo, Paco Alcácer, Rodrigo, André Gomes und ein 25-jähriger Dani Parejo machen mehr Lust auf Fußball. Außerdem spielt Shkodran Mustafi in Saison 1 nach der WM 2014, als er noch formstark war.
Noch mehr möchte ich nicht verraten, ihr sollt euch das Spiel ja anschauen. Nur ein kleiner Anhang noch:
Dieses Spiel war das erste, über das ich eine Taktikanalyse schreiben wollte – ich musste es jedoch aufgeben, weil zuviel passierte, was ich einfach nicht verstand.
Klicke hier, um das Match Valencia gegen Rayo Vallecano zu sehen.
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