Die besten U20 Talente im defensiven Mittelfeld in 2021

Zweikampfstärke, Präzision im Passspiel und dem Gegner gedanklich möglichst immer einen Schritt voraus sein. Dazu im Idealfall noch eine Prise Offensivdrang. Von Sechsern wird im modernen Fußball viel erwartet. Ob auch unsere zehn besten Talente im defensiven Mittelfeld dieser Aufgabenbeschreibung gerecht werden? Erfahrt hier mehr!

Die 10 besten Talente im defensiven Mittelfeld:

Lucien AgouméSpezia Calcio (Inter Milan)
Eduardo CamavingaStade Rennes
Joris ChotardHSC Montpellier
Marco Kana – RSC Anderlecht
Eugenio PizzutoOSC Lille
Nicolò Rovella – CFC Genoa (Juventus)
Simon SohmParma Calcio 1913
Angelo StillerFC Bayern München II
Khéphren Thuram – OGC Nizza
Manuel UgarteFC Famalicão

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Lucien Agoume Inter

Das nächste Inter-Talent: Lucien Agoumé

Lucien Agoumé im Kurzprofil
Verein: Spezia Calcio (Inter Milan)
Stärken: Abgeklärtheit, Antizipation
Schwächen: Beidfüßigkeit, Kreativität

Lucien Agoumés Aufstieg kam etwas aus dem Nichts. Der in Yaoundé geborene Sechser spielte nie in einer der großen französischen Akademien, sondern wurde beim FC Sochaux ausgebildet. Beim Zweitligisten sammelte der gebürtige Kameruner als 16-Jähriger die ersten Erfahrungen im Profi-Geschäft und beeindruckte direkt mit seiner Abgeklärtheit.

Belohnt wurde er mit dem Kapitänsamt bei den Halbfinaleinzügen der französischen U17-Nationalmannschaft bei EM und WM sowie im Sommer 2019 mit einem Transfer für 4,5 Millionen Euro zu Inter Mailand. Sich bei Inter festzusetzen, ist dann aber nochmal eine andere Hausnummer. In der vergangenen Saison trainierte Agoumé zwar regelmäßig mit den Profis, sammelte allerdings nur 65 Minuten Spielzeit nach Einwechslungen.

Die aktuelle Saison wurde daher für eine Leihe auserkoren. Der 19-Jährige weilt aktuell bei Aufsteiger Spezia, wo er während einer coronabedingten Pause Matteo Riccis gesetzt war, meist aber auf der Bank Platz nehmen muss.

Steht Agoumé auf dem Platz, fällt er nicht sonderlich auf. Das ist aber kein schlechtes Zeichen, denn der Afro-Franzose erledigt viel Arbeit, die oft untergeht. So ragt er defensiv heraus. Er antizipiert viele Bälle und stellt vorher potenzielle Passwege mit großer Übersicht zu. Im Zweikampf agiert Agoumé überlegt und begeht wenig Fouls. Meist kommt es jedoch gar nicht erst zum Zweikampf, da er den Ball schon vorher erobert.


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Auch im Ballbesitz der eigenen Mannschaft sind es weniger technischen Fähigkeiten, die hervorstechen. Stattdessen ist es auch hier Agoumés Lesen des Spiels. So nimmt er kluge Positionen ein, um stets anspielbar zu sein.

Durch seine Vorwärtsorientierung ist er sich seinem direkten Umfeld stets bewusst, was ihm hilft, sich aus Drucksituationen zu lösen. Neben der Übersicht sind es schnelle Richtungswechsel – zu denen er trotz seiner 1,85 Meter Körpergröße fähig ist – die ihn schwer zu greifen machen.

Immer wieder nutzt er diese jedoch auch, um Situationen zu lösen, die viel leichter mit einem Pass per linkem Fuß zu klären gewesen wären. Um es auf die Sechserposition absoluter Top-Teams zu schaffen, muss er dringend an seiner Beidfüßigkeit arbeiten.

Liegt der Ball auf seinem rechten Fuß, beeindruckt Agoumés Passspiel. Besonders auf kurze Distanzen bringt er den Ball äußerst sauber in den passenden Fuß des Mitspielers. Gerne spielt er auch progressive Bälle. Flache, linienbrechende Pässe machen ihn ungemein wertvoll für seine Mannschaft.

Noch ist sein Spiel aber darauf limitiert. Agoumé strahlt keine Torgefahr aus. Trotz guten athletischen Voraussetzungen agiert er kaum als Ball-Treiber. Stattdessen interpretiert er seine Rolle auf der Sechs durch das Sichern der Abwehrkette hinter ihm und dem ruhigen Einleiten eigener Angriffe.

Das macht ihn am stärksten in Dreierstrukturen, in denen vor sich noch zwei offensivere Achter hat, die für kreative Akzente im letzten Drittel zuständig sind.

In dieser Hinsicht wird Agoumés weitere Karriere, besonders bei Inter, interessant zu beobachten sein. Bei den Nerazzurri ist auf seiner Position Marcelo Brozović gesetzt, dessen Spielverlagerungen auf die hohen Außenverteidiger (vor allem auf Achraf Hakimi), essenziell für Antonio Contes Spielanlage sind.

Agoumé spielt diese noch nicht mit der Präzision von Brozović und hat in den Halbräumen nicht die Abnehmer für seine linienbrechenden Pässe. So muss er sich vorerst wohl auf weitere Leihen einstellen.

Lucien Agoumé wurde analysiert von Alexander Rudies

 


Jahrhundert-Juwel Eduardo Camavinga im Porträt

Eduardo Camavinga im Kurzprofil
Verein: Stade Rennes
Stärken: Übersicht, Zweikampfführung
Schwächen: Entschlossenheit vor dem Tor

Wer mit 18 Jahren bereits über 75 Profi-Spiele bestritten hat und für die französische Nationalmannschaft – bekanntermaßen nicht arm an sehr guten Fußballern – aufgelaufen ist, gilt vermutlich zurecht als eines der größten Talente des Weltfußballs. Als wäre das noch nicht genug, zeigte Eduardo Camavinga Leistungen, die diese Errungenschaften rechtfertigen, in zwei komplett unterschiedlichen Rollen.

Nachdem er zum Ende der Saison 2018/19 bereits als 16-Jähriger seine ersten Einsatzminuten für Stade Rennes sammelte, erlangte er beim anschließenden Super-Cup gegen PSG trotz einer knappen 1:2-Niederlage durch seine hervorragende Leistung als alleiniger Sechser erstmals größere Aufmerksamkeit.

Genau in dieser Rolle, als alleiniger Sechser hinter zwei Achtern, bestritt er dann auch die Saison 2019/20, in der er zu den entscheidenden Faktoren hinter dem Einzug des Vereins aus der Bretagne in die Champions League zählte.

Camavingas herausragende Fähigkeit ist sein Umblickverhalten und die Schlüsse, die er daraus zieht. Der junge Franzose scannt seine Umgebung nahezu konstant und reagiert entsprechend. Er positioniert sich so, dass er stets eine Anspielstation im Aufbau darstellt und nimmt dabei eine passende Körperorientierung ein, die ihm das Aufdrehen erleichtert. So entgeht er dem Druck, dem sich weniger aufmerksame Spieler aussetzen, schon frühzeitig.

Sein Passspiel ist auf Sicherheit ausgelegt. Das Mittelfeld-Talent, das in einem Flüchtlingslager in Angola zur Welt kam, kann mit beiden Füßen passen und beweist dabei eine gute Übersicht. Er spielt mit der richtigen Geschwindigkeit Mitspieler an, ermöglicht ihnen eine Anschlussaktion und wählt meist den passenden Fuß.

Defensiv deckt er den Raum vor der Abwehr ab. Der 18-Jährige besitzt die nötige Athletik, um viel Raum alleine zuzustellen. Camavingas größte Fähigkeit gegen den Ball ist jedoch seine saubere Zweikampfführung (96. Perzentil unter Mittelfeldspielern in Europas Top-5-Ligen). Passenderweise ist er auch einer der Spieler, der die meisten Zweikämpfe überhaupt führt (97. Perzentil).

Nach der Verpflichtung Steven Nzonzis von der AS Roma veränderte sich Camavingas Rolle im 4-3-3 von Rennes-Trainer Julien Stéphan. Der erfahrene Nzonzi besetzte nun die Sechs, während Camavinga nach vorne rückte und aktuell als linker Achter agiert. In dieser Einbindung kann er seine athletischen Fähigkeiten auch offensiv besser einsetzen. Immer häufiger sieht man ihn den Ball treiben.

In den Top-5-Ligen Europas gehört er im Vergleich zu den anderen Mittelfeldspielern zu den oberen sechs Prozent, was die Anzahl an erfolgreichen Dribblings pro 90 Minuten angeht. Camavinga kann als Balltreiber eine große Dynamik entfachen und gleichzeitig Richtung wie Tempo so ändern, dass er nur schwer zu fassen ist.

Zu seinen aktuellen Problemen zählt noch, dass er in seiner höher positionierten Rolle zwar ein grandioser Ball-Progressor ist, aber noch wenig Endprodukt beisteuert. Nach seinen progressiven Läufen liefert er den Ball meist noch bei anderen Spielern ab, die dann den linienbrechenden Pass spielen oder abschließen sollen.

Camavinga kann die Rolle eines ruhegebenden Kurzpassspielers und großflächigen Raumabdeckers auf der Sechs ebenso hervorragend wie die eines balltreibenden Achters ausfüllen. Diese Fähigkeiten in einer Rolle unterzubringen, ist jedoch nur schwer möglich, vor allem da fehlende Progressivität und Kreativität ihn im Passspiel noch limitieren.

Das stellt sowohl Trainer Stéphan als auch den Sohn kongolesischer Eltern in seiner Entwicklung vor eine interessante Aufgabe, die aber durchaus als Luxusproblem augefasst werden darf. Nicht viele andere Spieler in seinem Alter beherrschen auch nur eine Rolle so gut, wie Camavinga gleich zwei interpretiert.

Eduardo Camavinga wurde analysiert von Alexander Rudies

 

Joris Chotard Wallpaper

Montpelliers Next Big Thing: Joris Chotard

Joris Chotard im Kurzprofil
Verein: HSC Montpellier
Stärken: Spielverlagerungen, Pressingresistenz
Schwächen: Genauigkeit im letzten Drittel

RC de Provence, FA Chateaurenard und US Le Pontet Grand Avignon 84: Das waren die wohlklingenden Stationen, die Joris Chotard vor seinem Wechsel 2016 zum HSC Montpellier durchlief. Mittlerweile gehört der 19-Jährige beim französischen Meister von 2012 zum erweiterten Stammpersonal.

Geboren wurde das Sechser-Talent am 24. September 2001 in Orange im südfranzösischen Département Vaucluse, knapp 200 Kilometer südlich von Lyon. Schon im jungen Alter war sein Talent kaum übersehbar – so sagte etwa Chotards ehemaliger Jugendtrainer Kévin Corbière, „Joris hatte das gewisse Etwas. Er ist der beste Spieler seines Jahrgangs im Département.“

Mit 13 Jahren entschied sich Chotard gegen einen Wechsel zum FC Sochaux, auch eine Offerte von Olympique Marseille schlug er aus. Stattdessen entschied er sich, dem Namen seines Geburtsortes treu zu bleiben und wechselte nach Montpellier zum Hérault Sport Club. Im Alter von 17 gab er am ersten Spieltag der Saison 2019/2020 gegen Stade Rennes sein Profi-Debüt, seitdem ist Chotard bei Montpellier fester Bestandteil des Kaders.

Meistens bekleidet der Franzose in der aktuellen Spielzeit die Position als defensiver Mittelfeldspieler auf Montpelliers Doppelsechs, etwa neben Téji Savanier, Jordan Ferri oder Ex-Dortmunder Damien Le Tallec.

Für diese Position bringt Chotard viele wertvolle Fähigkeiten mit: Zu seinen Stärken gehört unter anderem die Spielverlagerung. Im Spielaufbau hat der französische U19-Nationalspieler einen großen Aktionsradius und ist häufig anspielbar. Mit seinen Verlagerungen schafft er es dabei auch immer wieder, einen Beitrag zu einer erfolgreichen Spieleröffnung zu leisten.

Im Spielaufbau tritt auch gleichzeitig eine andere Stärke Chotards zutage. Der Franzose ist pressingresistent, Ballverluste sind für gegnerische Spieler schwer zu provozieren. Aus Drucksituationen löst sich Chotard dabei gerne mit einem Dribbling – dribbeln ist eine Fähigkeit, die er sonst allerdings eher dosiert einsetzt.

Der Sechser ist auch ein hervorragender Standardschütze. Auch wenn diese Stärke bei Chotard im Herrenbereich noch nicht zu bestaunen war, in den Juniorenmannschaften wurde er für seine Standards gefürchtet. Sein ehemaliger Trainer Kévin Corbière sagte dazu: „100 Prozent unserer Elfmeter waren erfolgreich, bei den Freistössen waren es 80 Prozent. Ich war sehr beeindruckt!“

Während Chotard im Aufbau vor allem durch seine Ruhe und strategische Weitsicht besticht, liegt Verbesserungspotenzial für ihn besonders in offensiveren Räumen des Platzes. Dort agiert er – au contraire zur Spieleröffnung – teilweise hektisch und vor allem ungeduldig. Im Aufbau hat er oft genug bewiesen, dass er Spielverlagerungen technisch sauber und exakt spielen kann. Offensiv missraten ihm diese Bälle deutlich häufiger und landen beim Gegner oder im Seitenaus.

Das dürfte der Bereich sein, in dem Chotard in den nächsten Jahren am meisten Arbeit vor sich hat. Auch weil er im Defensivverhalten so agiert, wie man es von einem defensiven Mittelfeldspieler erwartet: meist eher unauffällig. Durch seine Spielintelligenz und Übersicht antizipiert er immer wieder Pässe und stellt Passwege zu.

Im Gegensatz zu früheren Montpellier-Leistungsträgern wie Olivier Giroud, Benjamin Lecomte oder Ibrahima Konaté wurde Chotard (zumindest teilweise) beim HSC ausgebildet. Auch deshalb könnte er dort noch für eine längere Zeit bleiben – wenn seine Entwicklung aber wie bisher weiterverläuft, wird auch er den Verein eines Tages in Richtung ambitionierterer Gefilde verlassen.

 Joris Chotard wurde analysiert von Simon Bosse

 

Mittelfeld-Talent Marco Kana: Vincent Kompanys Erbe?

Marco Kana im Kurzprofil
Verein: RSC Anderlecht
Stärken: Beidfüßigkeit, Passspiel
Schwächen: Luftduelle

Der nächste Vincent Kompany: So wird der Belgier Marco Kana gerne beschrieben. Tatsächlich gibt es einige Parallelen zwischen dem 18-Jährigen und dem Ex-ManCity-Kapitän. Beide wurden in der Jugendabteilung des RSC Anderlecht ausgebildet, beide können als Innenverteidiger sowie als Sechser spielen.

Umso besser passt es, dass Kana seine ersten Schritte im Profibereich als Innenverteidiger neben ebenjenem Vincent Kompany machte. Neben der Sechserposition ist das nämlich die zweite Position, auf der Kana guten Gewissens eingesetzt werden kann. Einige Spiele absolvierte er sogar als Achter.

Die größte Stärke Kanas ist wohl seine Beidfüßigkeit, gepaart mit einer guten Übersicht. Seine Spieleröffnung ist grandios, da er mit beiden Füßen präzise Verlagerungen und lange Bälle spielen kann.

Wenn er als Sechser eingesetzt wird, kippt Kana im Ballbesitz auch deshalb gerne ab und bildet so mit den anderen Anderlecht-Innenverteidigern eine Dreierkette im Spielaufbau. Seine Übersicht kann Kana aber auch eine Linie weiter vorne gut einsetzen. Als Sechser ist er in der Lage, das Spiel zu dirigieren und seine Mitspieler auch in engen Räumen anzuspielen.


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Seine defensiven Fähigkeiten stechen als Sechser mehr hervor als in der Innenverteidigung. In der Zweikampfführung merkt man Kana an, warum er eben auch Innenverteidiger spielen kann. Der im Kongo geborene Belgier mag gerade einmal 18 Jahre alt sein, trotzdem wirkt er bereits sehr abgeklärt. Er strahlt so neben Ruhe und Souveränität auch eine gewisse Unaufgeregtheit aus.

Auch im Positionsspiel und im Antizipieren gegnerischer Aktionen ist Kana im Mittelfeld wie in der Abwehr wertvoll, auch wenn diese Stärken nicht auf den ersten Blick auffallen. Eine klare Schwäche Kanas liegt derweil in Luftduellen.

Wenn die Karriere Kanas jedoch weiter nach dem Wunsch des 18-jährigen Sechsers verläuft, dürfte sich eine weitere Parallele zu Vincent Kompany einstellen. Ähnlich wie sein aktueller Trainer möchte Kana später einmal in der englischen Premier League auflaufen. Und das natürlich am liebsten für einen der Top-Vereine.

Seine Präferenz wäre dabei aber aktuell wohl nicht Manchester City, wie der aufstrebende Youngster im November 2020 der belgischen Zeitung “Walfoot” verriet. „Aktuell wäre es Liverpool, sie dominieren alles.“

Marco Kana wurde analysiert von Simon Bosse

 

Von Pachuca nach Lille: Mexiko-Talent Eugenio Pizzuto

Eugenio Pizzuto im Kurzprofil
Verein: OSC Lille
Stärken: Lange Pässe, Zweikämpfe
Schwächen: Fitness

Tränenüberströmt verließ Eugenio Pizzuto Puga am 28. Oktober 2019 das Feld im Stadion der brasilianischen Stadt Gama. Der junge Mittelfeldspieler hatte gerade im ersten Spiel seiner Mexikaner bei der U-17-Weltmeisterschaft die rote Karte gesehen.

Ein Drama für den defensiven Mittelfeldspieler, nicht nur weil er nun als Kapitän seine Mannschaft allein lassen musste, sondern auch weil er im zweiten Gruppenspiel gegen Italien gesperrt war.

Es wäre ein besonderes Spiel gewesen, weil die Pizzutos eigentlich von der italienischen Adriaküste stammen. “Mein Großvater hätte es natürlich gern gesehen, wenn ich gespielt hätte. Aber vielleicht kann ich ja in Zukunft in einer höheren Altersklasse gegen die Italiener antreten”, erklärte Pizzuto danach.

Diesem Traum ist er im weiteren Turnierverlauf immerhin einen Schritt nähergekommen. Als Antreiber seiner Mannschaft führte er die Mexikaner bis ins Finale. Ein halbes Jahr später wurden diese Leistungen mit einem Wechsel nach Europa belohnt. Der OSC Lille lockte Pizzuto nach Nordfrankreich.

Ein ungewöhnlicher Schritt für mexikanische Talente, die aufgrund der guten Gehälter oft lange in der heimischen Liga MX spielen. “Ich denke, dass es mir helfen wird, in jungen Jahren nach Europa zu gehen“, begründete der ambitionierte Teenager seinen Wechsel.

Er sage zwar nicht, dass das Niveau in seiner Heimat schlecht sei, aber: „Es gibt Dinge, an denen anders gearbeitet wird und die mir geholfen haben, Fußball anders zu sehen.“ Seit seinem ablösefreien Wechsel im Sommer 2020 konnte er das allerdings noch nicht in der Ligue 1 unter Beweis stellen.


 

Weil er sich kurz vor dem Transfer beim ersten Profieinsatz für seinen Jugendverein CF Pachuca einen Schien- und Wadenbeinbruch zuzog, musste Pizzuto lange kämpfen, um die nötige Matchfitness zu erreichen. Zu allem Überfluss wurde wegen der Corona-Pandemie zudem der Ligabetrieb von Lilles zweiter Mannschaft eingestellt.

Der Lauf der ersten Mannschaft, die aktuell um die französische Meisterschaft kämpft, schmälert zusätzlich die Experimentierfreude von Cheftrainer Christophe Galtier. Als er Pizzuto dann im Januar doch zu seinem ersten Einsatz verhelfen wollte, wurde der 18-Jährige positiv auf Corona gestestet.

Ob er tatsächlich schon das Niveau für die erste französische Liga besitzt, kann deshalb kein Außenstehender wirklich einschätzen. Zumindest körperlich könnte es für den 1,79 Meter großen Pizzuto nach seiner langen Pause anfangs schwierig werden, sich durchzusetzen.

Bei seinen Einsätzen für die mexikanischen U-Nationalmannschaften ist Pizzuto stets der aktivste Spieler. Wie ein Dynamo leitet er die meisten Angriffe ein und liefert häufig sogar die Vorlagen für Torabschlüsse.

Besonders überzeugend ist seine Übersicht, die er sowohl bei millimetergenauen langen Pässen in die Spitze, als auch bei linienbrechenden Dribblings durch freie Räume unter Beweis stellt. Ebenfalls positiv: Pizzuto scheut sich auch gegen den Ball nicht, in harte Zweikämpfe und Tacklings zu gehen. Seine hochgesteckten Ziele klingen deshalb nicht vermessen.

Er habe zwar schon immer gewusst, dass es im europäischen Fußball die weltweit besten Ligen gibt. Aber: „Man muss nicht in Mexiko bleiben, um sich in der ersten Liga zu festigen.“

Eugenio Pizzuto wurde analysiert von Till Oppermann

 

Nicolò Rovella Analyse

Mittelfeld-Talent Nicolò Rovella: Nur ein Spekulationsobjekt?

Nicolò Rovella im Kurzprofil
Verein: CFC Genoa
Stärken: Kompromisslose Defensivarbeit, Übersicht
Schwächen: Kopfballspiel, Ruhe im Defensivspiel

Dass Spieler unter 20 Jahren bereits in ihrer ersten Profisaison den Durchbruch in der Serie A schaffen, ist nicht alltäglich. Kein Wunder also, dass diese Spieler sich schnell in aller Munde wiederfinden – und entsprechendes Interesse auf sich ziehen, wenn sie nicht gerade schon bei einem der Top-Klubs unter Vertrag stehen.

Genau das ist der Fall bei Nicoló Rovella gewesen. Der 19-jährige defensive Mittelfeldspieler des Genoa CFC hat keine 20 Spiele im italienischen Oberhaus absolviert, einen Vertrag bei Juventus aber bereits in der Tasche.

In der Winter-Transferphase wechselte Rovella für 18 Millionen Euro von den Grifoni zur Alten Dame, wo er bis 2024 unterschrieb. Zunächst wurde er aber bis zum Ende der Spielzeit 2021/22 nach Ligurien zurückverliehen. Fest steht jedenfalls, dass der am 4. Dezember 2001 in Segrate bei Mailand geborene Rovella mindestens eines der größeren Talente im italienischen Fußball ist.

2017 wechselte er, im Alter von 15 Jahren vom Mailänder Amateurclub ASD Alcione zu Genoa, wo er in der U17 rasch zum Leistungsträger avancierte und ein Jahr später bereits in die Primavera-Mannschaft befördert wurde. Mit seinen starken Pässen und kompromisslosen defensiven Zweikämpfen zog Rovella schnell auch das Interesse des italienischen Verbandes F.I.G.C. auf sich.

Im Februar 2018, gerade 16 geworden, lief er erstmals für die U17 auf und holte mit den Azzurrini weitere drei Monate später die Vize-Europameisterschaft – zwar nicht als Stammkraft, aber dennoch als wichtiger Teil des Kaders. Heute ist er U21-Nationalspieler.

Bei Genoa holte ihn dann kein geringerer als Inter-Ikone Thiago Motta während seiner kurzen Trainerzeit erstmals zu den Profis. Unter Rolando Maran gehörte das Mittelfeld-Talent zu Saisonbeginn 2020/21 zeitweise zum Stammpersonal. In einer enorm schwachen Mannschaft schaffte es Rovella, positiv hervorzustechen – in Anbetracht der Verantwortung auf dieser Position und dem notorisch unruhigen Umfeld des Vereins eine beachtliche Leistung.

Unter Neutrainer Davide Ballardini hatte Rovella anfangs keinen leichten Stand, setzte der Übungsleiter im zentralen Mittelfeld doch auf den erfahrenen Milan Badelj und Winter-Starzugang Kevin Strootman.

Trotz dem Umstand, dass Genoa aufgrund der Strahlkraft eines altehrwürdigen Traditionsvereins immer wieder namhafte Spieler verpflichtet, dürfte Rovella in den kommenden Monaten auf seine Spielzeit kommen. Wie viele andere große italienische Talente – Tonali, Ricci & Co. – kann Rovella das Spiel von der Sechs aus aufbauen und mit seiner Dynamik sowie seinen Fähigkeiten im Passspiel lenken.

Der Rechtsfuß hat ein starkes Auge für Spielverlagerungen und lange Bälle in die Spitze, die technisch starke Angreifer wie Goran Pandev oder Gianluca Scamacca annehmen und zu verwerten in der Lage sind.

Defensiv tritt Rovella kompromisslos auf, teilweise liest er Situationen aber noch nicht optimal und verschafft dem Gegner damit ab und an unnötig Räume – mit zunehmender Erfahrung dürfte dies aber lösbar sein. Mit seinen 1,79 Meter ist Rovella zudem nicht der kopfballstärkste Spieler – ein Umstand, der aber mit gutem Stellungsspiel ausgeglichen werden kann, wie schon Fabio Cannavaro einst eindrucksvoll unter Beweis stellte.

Ob Nicolò Rovella jemals für Juventus aufläuft oder, wie so viele andere Talente vor ihm, zu einem Spekulationsobjekt wird, das den Bianconeri einen guten Profi einbringt, lässt sich jetzt noch nicht prognostizieren. Wohl aber, dass er in der Serie A, wenn er seine Entwicklung fortsetzt, definitiv eine goldene Zukunft hat. Denn: Wer mit 19 Jahren in Italien schon so gut mithält, wird dort seinen Weg gehen.

Nicolò Rovella wurde analysiert von Marius Soyke

 

Wie weiter nach Abstieg? Parma-Talent Simon Sohm im Porträt

Simon Sohm im Kurzprofil
Verein: Parma Calcio 1913
Stärken: Physis, Flexibilität
Schwächen: Spielaufbau, Souveränität

Das hatte sich Simon Sohm wohl auch ein wenig anders vorgestellt, als er am 4. Oktober 2020 einen Vertrag beim italienischen Erstligisten Parma Calcio unterzeichnete und damit seinen Jugendverein FC Zürich schon im Alter von 19 Jahren verließ, um sein Glück in einer der europäischen Top-Ligen zu suchen.

Beinahe sieben Monate später ist die Bilanz eher ernüchternd: Parma ging als ambitioniertes Team, eher mit dem Blick nach oben, in die Saison. Zwei Monate vor dem Ende selbiger ist der Abstieg kaum mehr zu verhindern. Und so konnte auch Sohm bisher nicht die Entwicklung nehmen, die man ihm unter Eidgenossen zurecht zugetraut hatte.

Denn weder unter Fabio Liverani noch unter Roberto D’Aversa konnte sich der gebürtige Zürcher und Schweizer U21-Nationalspieler bisher nachhaltig durchsetzen. Zwar stand er durchaus häufiger Mal in der Startelf, oft hatte das aber mit den vielen verletzungs- oder krankheitsbedingten Ausfällen zu tun, die Parma schon die gesamte Saison verfolgen. Zuletzt schaffte es das Mittelfeld-Talent dabei immer seltener, zu Spielzeit zu kommen.

Dabei sind die Qualitäten des Defensiv-Allrounders, der beim FCZ die Jugendabteilungen von 2008 bis 2018 durchlief und trotz seines jungen Alters auf immerhin 46 Profispiele für den Traditionsklub kommt, offensichtlich.

Sohm ist auf der Sechs beheimatet, kann aber ebenso gut eine Reihe weiter vorn oder hinten agieren. Seine größte Stärke ist wohl die enorme Physis, die der 1,88-Meter-Koloss auf den Platz bringt. Im Zweikampf prallen die Gegner schon mal an ihm ab und auch im Kopfballduell muss er sich nicht verstecken.

Virtuose Spieleröffnung gehört noch nicht zu Sohms größten Stärken und wenn es, wie bei Parma oft der Fall, im Team nicht rund läuft, merkt man dem Talent die Nervosität auf dem Feld auch Mal an. Das dürfte aber in dem Alter und bei der aktuellen Situation im Verein normal sein – zumal es seine arrivierten Teamkollegen oftmals nicht viel besser gemacht haben.

Sohms Vertrag bei Parma ist noch bis 2025 gültig, bei einer Ablöse von 6,5 Millionen Euro ist der 19-Jährige eigentlich eine der größten Hoffnungen der Crociati.

Ob er auch den Gang in die 2. Liga mit antreten würde, ist offen. Sein Ruf als Top-Talent des Schweizer Fußballs dürfte diese Saison nicht ruiniert haben, Angebote anderer Klubs wären im Fall der Fälle also keine Überraschung.

Simon Sohm wurde analysiert von Marius Soyke

 

Angelo Stiller Wallpaper

Bayern-Talent Angelo Stiller: Der neue Strippenzieher der TSG?

Angelo Stiller im Kurzprofil
Verein: FC Bayern München II
Stärken: Übersicht, Präzision im Passspiel
Schwächen: Tempo, Intensität im Gegenpressing

Möchte man den Begriff Deep Laying Playmaker einem Fußballlaien erklären, wäre Angelo Stiller ein hervorragendes Beispiel. Wie ein Magnet zieht er die Bälle im Spielaufbau bereits früh an sich und gibt die Richtung vor. Seine herausragende Vororientierung, Übersicht und die Präzision im Passspiel gelten als seine größten Stärken.

Der gebürtige Münchner spielt seit der U10 im Nachwuchs des Rekordmeisters. Viele Jahre führte er seinen Jahrgang als Kapitän aufs Feld, darunter auch im Finale um die deutsche U17-Meisterschaft im Jahr 2018. Zwar verlor sein Team mit 2:3, doch Stiller war an diesem Tag der überragende Mann auf dem Spielfeld. Und auf dem standen mit Joshua Zirkzee und Yousouffa Moukoko durchaus Spieler mit bekannten Namen.

Doch so richtig aus dem Schatten der etwas bekannteren Talente trat Stiller erst, als er im Januar 2020 in der 3. Liga sein Startelfdebüt feierte. Unübersehbar war die Struktur, die er dem zuvor etwas chaotisch wirkendem Spiel der FC Bayern Amateure gab.

Mit seinem starken linken Fuß und den gleichermaßen präzisen kurzen wie langen Bällen gelang es ihm, den Pressingdruck des Gegners ins Leere laufen zu lassen. Gerade sein Zusammenspiel mit Otschi Wriedt, einem hervorragenden Wandstürmer, war entscheidend für den weiteren Saisonverlauf. Mit Stiller als Denker und Lenker des Spiels spielten sich die kleinen Bayern in einen Lauf, der am Ende sogar zur Meisterschaft in der 3. Liga führte.

Und nicht wenige Experten und Scouts waren sich einig, dass Angelo Stiller der beste Spieler der Liga war. Trotz seiner herausragenden Leistungen holte Hansi Flick Stiller aber nie dauerhaft ins Profitraining. Sehr schnell wurde klar, dass Stillers Schwächen in der Geschwindigkeit und auch in der Intensität beim Gegenpressing ein K.O.-Kriterium für Flick waren.

Denn die aktuelle Spielidee des amtierenden Triplesiegers basiert auf dieser hohen Intensität beim Gegenpressing, gerade nach Ballverlusten. Aus sportlicher Sicht eine durchaus verständliche Argumentation.

Auch wenn es beim FC Bayern natürlich sehr gerne gesehen wäre, wenn endlich wieder ein heimisches Nachwuchstalent den Durchbruch schafft, nachdem sich mit Thomas Müller in den nächsten Jahren auch die letzte verbliebene bayrische Identifikationsfigur dem Karriereende nähern wird.

Zugeschlagen hat nun die TSG Hoffenheim, bei der Stillers früherer Trainer Sebastian Hoeneß selbstverständlich bestens um die Stärken des defensiven Mittelfeldspielers weiß. Dort wird er in der kommenden Saison seine Fähigkeiten auf Bundesliganiveau beweisen können. Und wer weiß, Angelo Stiller wäre ja nicht das erste Talent, das von einem Trainer des FC Bayern intern verkannt wird und bei einem anderen Club die große Karriere startet.

Angelo Stiller wurde analysiert vom Blog Miasanrot.de

 

Khéphren Thuram Wallpaper

Nizza-Talent Khéphren Thuram: Eine Karriere voller Weltmeister-Ikonen

Khéphren Thuram im Kurzprofil
Verein: OGC Nizza
Stärken: Schnelligkeit, Tiefenläufe
Schwächen: Konstanz

In Deutschland denkt man beim Namen Thuram ja nicht mehr zwangsläufig an Weltmeister Lilian (49), sondern mittlerweile eher an Marcus Thuram. Es gibt aber in der Familie tatsächlich noch einen dritten Profi-Fußballer: Khéphren Thuram, aktuell 20 Jahre alt, aber schon mit rund 40 Erstliga-Spielen im Gepäck.

Und einem Debüt, das sich sehen lassen kann: Vom damaligen Monaco-Trainer Thierry Henry wurde er im November 2018 gegen Atlético in der Champions League eingesetzt. Im Dezember folgte eine Einwechslung bei der Niederlage gegen Dortmund.

Im Sommer 2019 wechselte Thuram dann ablösefrei zum OGC Nizza, was damals einschlägig als kleiner Coup der „Adler“ gewertet wurde: Khéphren hatte zu dieser Zeit auch bereits alle französischen U-Mannschaften durchlaufen. Bei Nizza war zu jener Zeit als Trainer übrigens nach Henry ein weiterer Ex-Nationalmannschaftskollege von Lilian Thuram beschäftigt – Patrick Vieira.

Aber trotz dieser etwas auffälligen Häufung an WM-1998er-Ikonen in seiner Karriere – der junge Mittelfeldspieler hat es nicht nötig, auf Patronage zu setzen, er überzeugt auch durch seine Fähigkeiten. Khéphren Thuram ist ein sehr versatiler Mittelfeldspieler, der aktuell bei Nizza vor allem im defensiven Mittelfeld eingesetzt wird, aber auch weiter vorne spielen oder nach hinten in die Verteidigung abkippen kann.

Mit seinen 1,91 Meter wirkt er in seinen Bewegungen und raumgreifenden Schritten auf dem Platz bisweilen noch etwas schlaksig, aber das täuscht: Thuram kann einen schnellen Antritt auspacken, hat ein Gespür für die richtigen Wege nach vorne und weiß feine Pässe zu spielen.

In mancher Hinsicht ist er genau das Gegenteil seines Bruders Marcus: Khéphren spielt lieber den Steckpass und überwindet Räume mit Hilfe seines Auges. Was ihm naturgemäß noch fehlt, ist die Konstanz, all diese Stärken konsequent auszuspielen. An schlechten Tagen fällt er auch Mal durch fahrige Pässe und mangelnde Übersicht auf.

Im Januar 2021 verlor das Mittelfeld-Talent seinen Stammplatz auf der Sechs, weil Trainer Adrian Ursea von einer Dreier- auf eine Viererkette wechselte und seitdem Routinier Morgan Schneiderlin, Pierre Lees-Melou und mittlerweile sogar dem jungen Algerier Hicham Boudaoui den Vorzug im zentral-defensiven Mittelfeld gibt. Das Überangebot zentraler Mittelfeldspieler bei Nizza hat fast schon Tradition.

Aber auch als Joker kann Khéphren Thuram immer noch mit seinen Antritten und Pässen nach vorne Akzente setzen. In der Winterpause soll sogar Milan an ihm interessiert gewesen sein und schon vor zwei Jahren klopfte angeblich Jürgen Klopps Liverpool an. Was auf jeden Fall schon einmal mindestens zwei Trainer sind, die 1998 nicht mit Frankreich Weltmeister wurden.

Khéphren Thuram wurde analysiert von David vom Podcast-Projekt Drei90

 

Uruguay-Talent Manuel Ugarte: Der nächste Star der Mendes-Schmiede

Manuel Ugarte im Kurzprofil
Verein: FC Famalicão
Stärken: Zweikampfführung, Pressingresistenz
Schwächen: Disziplin, Kreieren von Chancen

Nachdem das Mittelfeld von Uruguays Nationalteam lange zu den schwächeren Mannschaftsteilen gehörte, wird es inzwischen von namhaften jungen Spielern wie Fede Valverde (22), Rodrigo Bentancur (23) oder Lucas Torreira (25) bevölkert.

Mit Manuel Ugarte Ribeiro schickt sich derweil das nächste vielversprechende Talent an, den erwähnten Mittelfeld-Stars in der legendären Nationalmannschaft Gesellschaft zu leisten. Ugarte entstammt der Nachwuchsabteilung des CA Fénix aus Montevideo, für den er schon im Alter von 16 debütierte.

Zur Apertura 2019 etablierte sich der Sechser als Stammspieler und führte die Albivioletas sogar wiederholt als Spielführer aufs Feld. Kein Wunder also, dass der Hauptstädter Begehrlichkeiten auf dem alten Kontinent weckte. Im Januar 2021 wagte Ugarte den Sprung über den großen Teich und schloss sich, im Gegenzug einer Ablöse von drei Millionen Euro, dem FC Famalicão an.

Der ambitionierte portugiesische Erstligist kooperiert mit dem umtriebigen Spielerberater Jorge Mendes und gilt als Zwischenstation bzw. Parkplatz für Talente, vornehmlich von größeren Clubs. Ugarte ist dabei selbst Klient von Mendes‘ Spieleragentur Gestifute.

In der Liga NOS machte der Uru gleich vom ersten Tag an mächtig Eindruck und lässt keinen Zweifel daran, dass Vila Nova de Famalicão auch für ihn nur eine Zwischenstation ist. So wird Ugarte inzwischen mit Portugals Rekordmeister SL Benfica in Verbindung gebracht.

Eine große Stärke des Südamerikaners liegt im Zweikampf. Hier kann Ugarte mit Garra Charrúa – dem uruguayischen Kampfgeist – überzeugen und gewinnt mit Hilfe seiner Unnachgiebigkeit etwas mehr als die Hälfte seiner Duelle. Besonders gerne, immerhin sechs Mal pro Spiel, geht er dabei ins Tackling. Diese Fähigkeiten qualifizieren Ugarte auch als starken Pressingspieler.


Seine Spielintelligenz erlaubt es ihm, regelmäßig gegnerische Pässe abzufangen. Ab und an positioniert er sich dabei jedoch zu hoch und läuft Gefahr, hinterlaufen zu werden. Beachtlich sind Ugartes Fähigkeiten mit dem Ball am Fuß. Knapp drei Mal pro Partie geht er ins Dribbling und kann mehr als drei Viertel dieser Aktionen erfolgreich abschließen. Ein überragender Wert!

Ein sauberer erster Ballkontakt, das Gespür fürs Aufdrehen in freie Räume und seine physische Stärke machen das Sechser-Talent enorm pressingresistent. Dass Ugarte auch seinen formal schwachen linken Fuß gewinnbringend einzusetzen weiß, tut sein Übriges.

Der Sechser ist zwar ein ordentlicher aber noch lange kein überdurchschnittlicher Passspieler. Insbesondere bei den sogenannten Schlüsselpässen hapert es noch. Von diesen kann der Montevideaner derzeit nur knapp ein Fünftel erfolgreich vollenden. Ein weiteres Manko ist Ugartes gering ausgeprägte Disziplin. Damit erfüllt er das Klischee des ruchlosen Defensivakteurs aus Uruguay.

Der Klient von Jorge Mendes wird oft gefoult (drei Mal pro Spiel), stoppt seine Gegenspieler allerdings auch selbst gerne regelwidrig (ebenfalls rund drei Mal pro Partie). Aus nur zwölf Spielen für die Famalicenses stehen bereits drei gelbe, sowie eine rote Karte zu Buche. Eine weitere Schwäche ist das Kopfballspiel. Trotz seiner Größe von 1,82 Meter kann er nur lausige 36% dieser Duelle für sich entscheiden.

Nichtsdestotrotz ist Ugartes Potenzial augenscheinlich. Seine Anlagen prädestinieren ihn für verschiedene Rollen im Mittelfeld. In der aktuellen Phase seiner Karriere eignet er sich wohl am besten als Ankersechser. Kann Ugarte sein Passspiel verbessern, dann könnte er in Zukunft auch als „tiefliegender“ Spielmacher oder Regista (aggressivere und höher pressende Variante des Erstgenannten) zum Einsatz kommen.

Manuel Ugarte wurde analysiert von Amadeus Marzai

 


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(Titelbild: © IMAGO Images)

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